März
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12.03.2009
Ohne Moos nix los
Gestern, um 13.00h, versammelten sich ungefähr 100 KollegInnen, um gegen die Vorgehensweise des Konzerns zu protestieren, eine Gehaltserhöhung nur denjenigen zu bezahlen, bei denen dazu eine rechtliche Verpflichtung besteht, sprich, ein Tarifvertrag. Ehemalige Lucent-Standorte, d.h. Nürnberg, Bonn und Neu Isenburg, gehen 2009 leer aus.
Im Aufruf einiger besorgten KollegInnen, der durch E-Mail verteilt wurde, wurde zu einem Treffen „am Mittwoch Mittag um 13:00 bis 13:15 Uhr vor dem Haupteingang“ aufgerufen. Unserer Einschätzung nach kamen ca. 100 KollegInnen. Getrieben wurden sie durch eine Kombination aus Wut und Angst: Wut, dass sie außen vor gelassen wurden und Angst, wie es in Nürnberg weiter geht, nachdem der Standort einen Personalabbau nach dem anderen erlebt, sei es durch Auflösungsverträge oder Ausgliederungen.
Vor der Tür bekamen die TeilnehmerInnen ein Flugblatt der IG Metall ausgehändigt, auf der Rückseite mit einer Beitrittserklärung der IG Metall versehen.
Die stellvertetende Betriebsratsvorsitzende hielt eine kleine Rede, in der versprochen wurde, dass dieses Treffen nur der Auftakt sei.
Das Flugblatt der IG Metall
Das Flugblatt war inhaltlich wenig aufschlussreich und man hat sich gefragt, warum man es erst bei der Demo bekam. Normalerweise bekommt man so etwas vorher, damit man weiß, worum es geht. Inhaltlich ist das Flugblatt ziemlich seltsam: man spiele eine Rolle und man werde keine Verfügungsmasse sein, wenn die Belegschaft gewerkschaftlich organisiert sei.
Leider stimmt diese Argumentation nicht. Es gibt genügend Beispiele dafür, dass auch gewerkschaftlich organisierte Standorte abgebaut oder gar geschlossen werden. Vielmehr kommt es darauf an, ob die einzelnen KollegInnen bereit sind, ihre Arbeitsplätze zu verteidigen.
Fazit
Es ist gut, wenn wir uns zusammentun können und eine Gehaltserhöhung durchsetzen. Allerdings setzt das aber voraus, dass Transparenz bei der IG Metall herrscht. Seit einigen Jahren gibt es keinen Spur von Aktivitäten dieser Gewerkschaft im Betrieb, außer bei den Betriebsrats- und Aufsichtsratswahlen. Es gibt nicht einmal Aushänge der IG Metall. Wer und was ist die IGM?
Wir wollen doch eine Rolle spielen und keine Verfügungsmasse sein. Das gilt nicht nur für den Konzern!
04.03.2009
Wie man ganz sicher nicht motiviert
Jetzt ist es auch bei ALU Deutschland amtlich: „Allgemeine Gehaltserhöhungen werden nur in dem Umfang durchgeführt, wie hierzu rechtliche Verpflichtungen bestehen“, so der Vorstand. Besser kann man Mitarbeiter nicht motivieren.
Diese Mitteilung des Vorstandes vom 18. Februar 2009 macht es für ALU-Deutschland offiziell. Wir ahnten es schon: Im Jahr 2009 wird für alle nicht-tarifgebundene, ehemalige Lucent-Standorte keine Gehaltserhöhung ausgezahlt.
Das ganze Theater wird von einer Portion Humor begleitet.
Am 12. Februar trat der neue Vorstandvorsitzender, A. H. Wulf, in einem "Town Hall Meeting" in Stuttgart auf. Der Bericht darüber im Intranet war betitelt mit: „"Yes, we care" - auf jeden Einzelnen kommt es jetzt an“.
In dieser Veranstaltung berichtete Herr Wulf, dass, sowohl beim Umsatz, als auch beim Auftragseingang die Ziele übertroffen worden wären und, außerdem die Marge „sehr ordentlich“ wäre. Alles in allem hätten wir eine „wirklich sehr ordentliche Leistung erbracht“, wofür er sich bei allen Mitarbeitern bedankte.
Ja, Herr Wulf, der Dank wird uns wohl ewig nachschleichen, aber niemals erreichen.
Viele gehen leer aus, aber anscheinend reicht ihr virtueller Händedruck wohl vielen Kollegen aus. Die lassen es einfach so mit sich machen...???
Um die Stimmung noch weiter in den Keller zu drücken, legte der Vorstand gestern noch eins drauf. Die Nachricht: „Wir schließen einen Stellenabbau größeren Ausmaßes aus“ hat man in einen positiven Satz gekleidet. Gemeint ist damit, dass es einen Stellenabbau geben wird, der wird bloß nicht so groß ausfallen.
Vielleicht ist der angekündigte Abbau weltweit von 1000 Vorgesetzten und 5000 Kontraktoren gemeint. Um hier ein Beispiel zu nennen, in Frankreich ist bereits bekannt, dass 198 Manager und 400 Kontraktoren gehen müssen. In Deutschland kursieren bis jetzt keine Zahlen. Vielleicht weiß aber unsere „Arbeitnehmervertretung“, der Gesamtbetriebsrat, mehr darüber?
Fazit
Das ALU-Top-Management hat es anscheinend nicht begriffen, dass man motivierte Mitarbeiter braucht, wenn man hoch hinaus will. Außerdem arbeitet man sehr viel fleißiger, wenn das Geld stimmt, oder etwa nicht „verehrter“ Vorstand?