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18.05.2011

Mal wieder abgekürzt

von Alcatel-Lucent — Letzte Änderung 18.05.2011 13:43
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Die diesjährigen 2. Nürnberger Betriebsversammlung war schwach besucht. Nur ca. 90 Personen, darunter einige Betriebsräte und der Vorstand, nahmen teil.

Der Bericht des Betriebsrats

Die Versammlung wurde von einem Betriebsratsmitglied eröffnet. Sein unverständlicher Bericht über seine Arbeit im Ausschuss „Compensation & Benefits“ war ein einziges Desaster. Er war zudem sprachlich inkompetent und seine inhaltslose Rede glich einer rechnergenerierten Übersetzung. Oft scheiterte er an der korrekten Aussprache der vielen neuen Abkürzungen. Horrible!

Den Folien nach zu urteilen, ging es um mehrere Vereinbarungen, die der Gesamtbetriebsrat (GBR) in Zukunft abschließen soll. Die Meinung von GBR bzw. Betriebsrat dazu erfuhren wir allerdings nicht. Wollte dieses Mitglied des BR wohl nur die Meinung bzw. die Pläne der Firma wiedergeben? Wir tappen diesbezüglich immer noch im Dunkeln. Nach einer Ewigkeit der Langeweile löste ihn der Betriebsratsvorsitzende endlich ab und uns wurde wieder ein bisschen mehr an Informationen zuteil.

Es wird ein neues „Facility Management“ bei Alcatel-Lucent eingeführt. Eine neue Firma, Faceo, [*] soll die „Allgemeinen Dienste“ ALU-weit übernehmen. Unklar ist es, wie es nach dem 30. September in dieser Hinsicht weitergehen wird. Schlimmer noch: allen KollegInnen des bisherigen Dienstleisters wurde gekündigt. Außer einem kleinlauten Aufschrei der Empörung war vom Betriebsrat weiter nichts zu hören. Sorge schien der BR mehr um die Fortführung der Dienste zu haben, als um das Schicksal einiger, zum Teil ehemaliger, KollegInnen!

Verwayeens Statement, die Firma sei „auf dem Weg zu einer normalen Firma“ hatte es dem BR angetan. Die Tatsache, dass es zwei Neueinstellungen ("frisch von der UNI") gegeben hat, wurde sehr gepriesen ("das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen"). Zustimmendes Kopfnicken von HR-Seite. Ernüchternd: Die neuen Kollegen seien nach Meinung des Betriebsrats zu niedrig eingestellt und eine Vereinbarung über „Richtlinien zur Eingruppierung und Entwicklungspläne bei Neueinstellungen“ fehle bisher und wurde eingefordert.

(Anmerkung von uns: Diese Thematik ist normalerweise Bestandteil eines Tarifvertrages. Der mitverhandelnde Betriebsratsvorsitzende hatte offensichtlich übersehen, solche Eingruppierungsbeispiele mit zu berücksichtigen.)

Den nun folgenden Appell, Arbeitsplätze für die ausgelernten Azubis zu finden, kennen wir schon aus vergangenen Jahren. Das macht sich halt immer wieder gut. Die Normalität lässt grüßen!

Leider konnte uns der Betriebsrat mal wieder nicht mitteilen, was er im letzten Vierteljahr so getan hat. Stattdessen erfahren wir, welche Verbesserungen er für die neue Homepage des BRs beabsichtigt. Die Kollegen sollen besser über die BR bzw. GBR-Arbeit informiert werden. So sei ein neuer Bereich für die Berichte der Arbeitsgruppen geschaffen worden. Der Check von uns ergab: Ein mittlerweile funktionierender Link führt dazu hin, leider derzeit ohne Inhalt.

Es folgte der IGM-WERBEBLOCK vom Betriebsratsvorsitzenden.

Bericht des Vorstandes

Im Vergleich zum Betriebsrat war der Bericht des Vorstandes informativ. Der Vorstandsvorsitzende berichtete über die „Konzerntransformation“. Wir erhielten ein Bild über den derzeitigen Zustand der Firma in Deutschland...

Wie so oft war der Bericht des Finanzvorstandes ein Füllhorn an Information und gleichzeitig unverständlich. Die Folien waren so unkenntlich, dass man sie ab der vierten Reihe nicht mehr lesen konnte - aber egal, denn die Materie war ohnehin für die meisten unverständlich dargestellt.

Das Highlight des Vorstandsberichts war zweifelsohne der Bericht des Personalvorstandes. Diesmal versuchte er uns in oberpfälzisch(?) von den Vorzügen des neuen „HR Shared Services Center“ in Rumänien(!) zu überzeugen. Zitat: „Wir haben bei der Auswahl der Leute auf die deutschen Sprachkenntnisse besonderen Wert gelegt.“

Diese neue Rationalisierung – und wir gehen davon aus, dass es Arbeitsplätze in HR kosten wird – stellte er mit wenig Überzeugung dar. Auffallend dabei, dass der Betriebsrat sich überhaupt nicht darüber erboste. Niemand sagte etwas dazu. Verwunderlich.

Wir berichteten bereits über das Thema und verweisen an dieser Stelle auf unseren Artikel vom 21. August 2010.

Allgemeines

Aber, das Beste zum Schluss. Rührselig monierte die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende die Tatsache, dass neue Aufgaben finanziell nicht entsprechend honoriert würden. Versuche, eine neue Arbeitsplatzbewertung und die dazu gehörige Gehaltseinstufung zu bekommen, würden in Stuttgart vehement abgelehnt.

Der Personalvorstand erkundigte sich, um wen es genau gehe. Er bedauerte die knappen Mittel und meinte, man hätte den Anspruch, dass HR vernünftig mit den Menschen umgehe. HR hat also den Anspruch nett abzuwimmeln. Wie lieb von ihnen! Der Gewerkschaftsvertreter meldete sich daraufhin spontan zu Wort. Es gäbe schließlich einen Haustarifvertrag, der unabhängig von der Geldlage der Firma regle, wieviel Geld jeder bekäme.

Fazit

Der Sinn und Zweck einer Betriebsversammlung ist gesetzlich geregelt: der Betriebsrat hat einen Tätigkeitsbericht zu erstatten. Daran gemessen sieht es so aus, als hätte er während der letzten 3 Monate kaum etwas getan.

Dagegen ist Stuttgart ein wahres Paradies. Aus dem Bereich VS liegen uns die Folien vor. Der Bericht umfasst 36 Seiten. Hierin scheinen mehr Informationen enthalten zu sein als für Nürnberg vorgesehen.

Der Bericht offenbart was in Nürnberg totgeschwiegen wird: der Interessenausgleich. Hieraus geht ein Abbau von 49 Arbeitsplätzen im Bereich VS hervor. Da der Nürnberger Betriebsrat sicherlich an den Verhandlungen teilnahm, fehlt uns nicht nur ein Bericht darüber, welche Position der Betriebsrat einnahm und was er verhandelt hat, sondern schlichtweg das Ergebnis.

Könnte dieser Interessenausgleich etwa die „positiven Signale“ des Betriebsrats verfälschen? Wir hoffen es mal nicht.

[*]Faceo wurde 2010 von der Konstruktionsfirma Vinci aufgekauft
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