Ohne Moos nix los
Gestern, um 13.00h, versammelten sich ungefähr 100 KollegInnen, um gegen die Vorgehensweise des Konzerns zu protestieren, eine Gehaltserhöhung nur denjenigen zu bezahlen, bei denen dazu eine rechtliche Verpflichtung besteht, sprich, ein Tarifvertrag. Ehemalige Lucent-Standorte, d.h. Nürnberg, Bonn und Neu Isenburg, gehen 2009 leer aus.
Im Aufruf einiger besorgten KollegInnen, der durch E-Mail verteilt wurde, wurde zu einem Treffen „am Mittwoch Mittag um 13:00 bis 13:15 Uhr vor dem Haupteingang“ aufgerufen. Unserer Einschätzung nach kamen ca. 100 KollegInnen. Getrieben wurden sie durch eine Kombination aus Wut und Angst: Wut, dass sie außen vor gelassen wurden und Angst, wie es in Nürnberg weiter geht, nachdem der Standort einen Personalabbau nach dem anderen erlebt, sei es durch Auflösungsverträge oder Ausgliederungen.
Vor der Tür bekamen die TeilnehmerInnen ein Flugblatt der IG Metall ausgehändigt, auf der Rückseite mit einer Beitrittserklärung der IG Metall versehen.
Die stellvertetende Betriebsratsvorsitzende hielt eine kleine Rede, in der versprochen wurde, dass dieses Treffen nur der Auftakt sei.
Das Flugblatt der IG Metall
Das Flugblatt war inhaltlich wenig aufschlussreich und man hat sich gefragt, warum man es erst bei der Demo bekam. Normalerweise bekommt man so etwas vorher, damit man weiß, worum es geht. Inhaltlich ist das Flugblatt ziemlich seltsam: man spiele eine Rolle und man werde keine Verfügungsmasse sein, wenn die Belegschaft gewerkschaftlich organisiert sei.
Leider stimmt diese Argumentation nicht. Es gibt genügend Beispiele dafür, dass auch gewerkschaftlich organisierte Standorte abgebaut oder gar geschlossen werden. Vielmehr kommt es darauf an, ob die einzelnen KollegInnen bereit sind, ihre Arbeitsplätze zu verteidigen.
Fazit
Es ist gut, wenn wir uns zusammentun können und eine Gehaltserhöhung durchsetzen. Allerdings setzt das aber voraus, dass Transparenz bei der IG Metall herrscht. Seit einigen Jahren gibt es keinen Spur von Aktivitäten dieser Gewerkschaft im Betrieb, außer bei den Betriebsrats- und Aufsichtsratswahlen. Es gibt nicht einmal Aushänge der IG Metall. Wer und was ist die IGM?
Wir wollen doch eine Rolle spielen und keine Verfügungsmasse sein. Das gilt nicht nur für den Konzern!
Liebe Lucent-KollegInnen! von Ex-Alcatel-Lucent
Seid Ihr damals auf die Barrikaden gegangen, als es um den Bei-/Austritt zum Arbeitgeberverband ging?
Habt Ihr Dr. Fechner und Co in den Arbeitgeberverband gedrängt?
Wie stellt Ihr es Euch vor, wenn "jeder einzelne" den Erhalt des Standortes Nürnberg - ohne schlagkräftige Gewerkschaft - verteidigt?
Die Betriebsräte der Alcatel-Standorte haben alles getan, um den Fortbestand der Tarifbindung zu gewährleisten.
Jetzt werden sie von Euch beschimpft.
Ja, das ist die Kultur, die über das große Wasser hierher getragen worden ist.
Warum beschimpft ihr nicht die Herren Fechner und Co?
Und damit schließt sich der Kreis wieder bei den motivierten Mitarbeitern.
Entschuldigt meine Gereiztheit, aber DENKT mal darüber nach!