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Kontraktoren

31.01.2012

Alcatel-Lucent: Bis 1800 Arbeitsplätze sollen 2012 in Europa abgebaut werden!

von Alcatel-Lucent — Letzte Änderung 31.01.2012 22:25

Wie fast jedes Jahr gibt es auch 2012 bei ALU einen Personalabbau. Diesmal sollen in Deutschland 150 bis 200 Arbeitsplätze verschwinden. Damit es harmlos klingt, heißt die Maßnahme Grows: „Grow and Redeploy Our Workforce“!

Es ist fast Industriestandard geworden, dass Firmen, wenn sie Personal abbauen wollen, zuerst die Presse informieren und danach erst die Belegschaft.

Allerdings hat Alcatel-Lucent den Standard getoppt: ihre Mitarbeiter hat sie bis heute (Dienstag, den 31. Januar 2012) nicht informiert. Es gibt lediglich ein paar Pressemeldungen und einige Infos auf der Website des Europäischen Betriebsrates.

Information durch Zufall

Der Lenkungsausschuss des EBRs wurde bereits am 18. Januar über die Abbaupläne informiert. Das Pikante: Die Sitzung wurde vom EBR einberufen, um über die Beschäftigungslage in Europa zu diskutieren.

Allerdings durften die Ausschussmitglieder erst am 24. Januar über die Sitzung informieren. Die Begründung der Firma für den Maulkorb: Zuerst sollen die nationalen Arbeitnehmervertretungen von der Firma informiert werden, was offensichtlich bis jetzt aber nur zum Teil geschehen ist.

In Deutschland gibt es bis heute keine Information – weder von der Firma noch von den Betriebsräten. Weder auf der Firmenwebsite noch auf einer der Websites der BRs ist etwas über diesen Personalabbau zu lesen.

Personalabbau heißt jetzt „Grows“

Wir müssen es ALU schon lassen: Auf die Idee zu kommen, einen Personalabbau mit dem Namen „Grows“ zu taufen, ist schon originell. Grows heißt „Grow and Redeploy Our Workforce“ und besteht aus drei Säulen:

  • Insourcing
  • Natürliche Fluktuation
  • Umsetzungen

Es ist schwer zu glauben, dass Insourcing ernst gemeint ist. Über einige Jahre hinweg hat ALU einen Bereich nach dem anderen outgesourct und fehlende Arbeitskräfte durch Kontraktoren ersetzt. ALU ist mittlerweile von Firmen wie Nash oder Wipro abhängig. Das Know-how ist weg. ALU hat es an andere Firmen verkauft. Wie sollte es zurückgeholt bzw. neu aufgebaut werden?

Das Gleiche gilt für die vielen Arbeitsplätze, die durch Kontraktoren besetzt sind. Auch wenn es durchaus theoretisch möglich ist, sie neu intern zu besetzen, wird kein Projektleiter erfahrene Leute austauschen wollen. Außerdem können Projekte mit internen Mitarbeitern nur dann aufgebaut werden, wenn die Personalbudgets der Projekte aufgestockt werden.

Natürliche Fluktuation zeigt, dass das Konzept vom Wachstum („Grows“) nicht ernst gemeint ist. Frei gewordene Arbeitsplätze nicht zu besetzen, heißt Personal abzubauen. Ob es dazu kommt oder, wie üblich, Kontraktoren dafür eingesetzt werden, werden wir sehen ...

Mitarbeiter von einem Projekt zum anderen umzusetzen, klingt im ersten Moment vernünftig. Allerdings klappt so etwas nur dann, wenn die neuen Arbeitsplätze am gleichen Standort sind. Eine Umsetzung von z.B. Stuttgart nach Berlin kommt für die Allerwenigsten in Frage. Wir gehen davon aus, dass einige Stellen „ausnahmsweise“ von extern besetzt werden.

Kury geht, Gehe kommt

Es gibt ein Beispiel, dass eine Umsetzung möglich ist: die Neubesetzung des Personalvorstandes. Es ist schon bemerkenswert, dass ein Mensch aus dem Sales plötzlich zum Vorstand ernannt wird. Wenn man den Lebenslauf des neuen Personalvorstandes, Herrn Gehe, anschaut, hat er offensichtlich keine Ahnung vom Personalwesen, es sei denn, dass seine frühere Position als Offizier bei der Bundeswehr sehr positiv bewertet wurde. Es scheint, dass je höher die Position in der Hierarchie ist, desto weniger Können erforderlich ist. Oder ist das benötigte Können das des Ausputzers?

Wir erwarten inhaltlich von HR nicht viel Positives. Laut der Folien, die dem EBR vorgestellt wurden, soll die "Rationalisierung" von HR fortgesetzt werden. Wie stellt sich das höhere Management eine Umsetzung ohne HR vor? Sollten die Callcenter alles telefonisch erledigen?

Wir sind nicht daran schuld. Warum sollen wir dafür büßen?

Auffällig, wenn wir die Managementfolien durchblättern, sei der Markt und daraus folgend die finanzielle Lage schuld an der Misere. In früheren Zeiten bezeichnete man das als „Gottes Wille“. Heute hat man eine neue Erklärung erfunden. Ein Flugblatt der französischen Gewerkschaft cgt (PDF-Datei) spricht jedoch klar aus, wer tatsächlich daran schuld ist: Das Management hat das ganze verbockt, aber wir jedoch sollen dafür bezahlen.

Besonders auffällig ist, dass es einen enormen Überhang von Managern bei ALU gibt. Wird von Personalabbau gesprochen, meint man zunächst immer die „Mitarbeiter“ und nicht die Manager selber. Diese Manager stellen einen hohen Kostenfaktor dar, der aber nicht ernsthaft zur Diskussion steht. Diese eigentlichen Verursacher der ALU-Dauermisere schleppen sich so durch den Firmenalltag, in der Hoffnung, dass es irgendwie schon weitergehen wird, frei nach der Devise: „Hauptsache den eigenen Hintern retten.“

Es ist daher traurig, dass der Lenkungsausschuss des EBRs bereit ist, den Personalabbau zu schlucken, solang alle Regionen und Management vom Personalabbau betroffen sind. Leider sind das alles fromme Wünsche, um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen.

Bezeichnend hierbei ist außerdem, dass der EBR bereit ist, auf die nächste geplante EBR-Sitzung im April zu warten, um mehr Information zu bekommen. Wenn der EBR so wenig Information hat, wie kann er jetzt schon einen Personalabbau gut heißen? Und außerdem: Bis dahin ist alles gelaufen.

Fazit

Es gibt schon wieder einen Personalabbau. Eigentlich ist das nichts neues. Letztes Jahr gab es einen schleichenden Abbau, dieses Jahr fällt er etwas dramatischer aus. Die Managementerklärungen ändern sich kaum und wer die Zeche zahlt, kennen wir auch zur Genüge.

Same procedure as every year? Wir hoffen, nicht!

Bis jetzt ist von den örtlichen Betriebsräten und vom Gesamtbetriebsrat in Deutschland nichts zu hören. Das überrascht uns nicht und heißt letzten Endes, dass wir auf uns selbst gestellt sind. Da ALU behauptet, es handele sich nicht um einen Personalabbau, ist sie auf unsere Kooperation angewiesen. ALU will sicherlich nicht als Lügnerin in der Öffentlichkeit da stehen und Leute betriebsbedingt kündigen. Also, wir können schon einiges bewirken.

Also, Widerstand gegen diesen geplanten Abbau fängt mit dem Wort „Nein“ an.

26.04.2009

ALU: Gut und billig?

von Alcatel-Lucent — Letzte Änderung 26.04.2009 02:00
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Der Konzernchef verkündete kürzlich, dass ALU 5000 Kontraktoren abbauen will. Die Realität sieht jedoch anders aus.

Kaese

Vor ca. 3 Wochen füllte sich eine leere Etage bei ALU – ungewöhnlich. Es war aber diesmal kein Umzug von Kollegen. Nein, aus drei verschiedenen Personaldienstleistern, ALU Portugal und ALU Türkei stammen die Leute, so der Flurfunk. Es handelt sich um ca. 30 Leute die an einem Projekt arbeiten, das von der Serviceabteilung gesteuert wird.

Besonders pikant auch der „Boss“ dieser Truppe. Er stammt selbst von einer Leasingfirma und war bis vor kurzem Chef bei ALU. Er ist beim letzten Personalabbau gegangen (worden?), mit einer – wir können nur mutmaßen - guten Abfindung. Nicht schlecht für ihn.

Neueinstellung von Kontraktoren deckt sich nicht gerade mit der Verkündung des Konzernchefs, 5000 Kontraktoren abzubauen. So gibt es immer noch ALU-Kollegen, die den letzten Outsoucings zu Wipro bzw. Harvey Nash widersprachen und daraufhin bewußt keine Arbeit mehr innerhalb ALUs erhalten haben. Solche Verarsche hat bei ALU durchaus schon Tradition.

Das Gute was wir aus alledem lernen:

Auch teure Top-Manager könnte man outsourcen und Billigere dafür einkaufen. Vietnamesische Manager wären eine gute Wahl, denn die Ausgliederung zu Harvey Nash hat gezeigt, dass die Gehälter in Vietnam 1/3 der chinesischen betragen!

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