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November

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26.11.2009

Alcatel-Lucent: Haustarifvertrag – Was ist der wirklich wert?

von Alcatel-Lucent — Letzte Änderung 26.11.2009 01:00
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Die ALU Geschäftsleitung hat die Vorstellung, am Nürnberger Standort alle Arbeitsplätze jetzt neu zu bewerten. Dazu muss jeder Mitarbeiter zuerst einmal seinen eigenen Arbeitsplatz selber beschreiben, anschließend wird dafür ein Arbeitsplatzwert ermittelt. Gleichzeitig soll den Beschäftigten in Nürnberg, Bonn und Neu Isenburg ein neuer Haustarifvertrag (HTV) angeboten werden. Darin werden die Arbeitsplatzwerte auf die zugehörigen Entgeltgruppen abgebildet.

Sowohl die Arbeitsplatzbewertung als auch das „Angebot“, einen neuen Vertrag zu unterschreiben, sind kritisch zu betrachten:

  1. Jeder Beschäftigte besitzt einen gültigen Arbeitsvertrag und eine Stellenbeschreibung. Egal wie alt die Stellenbeschreibung ist, sie liefert die Begründung für den „Grade“, also die Eingruppierung im Arbeitsvertrag. Ein Arbeitsvertrag kann nicht einseitig geändert werden.
  2. Ein Haustarifvertrag existiert noch nicht. Außer einer Beschreibung der Eckpunkte, bei der man nicht weiß, ob und wie weit diese Eckpunkte überhaupt in die Tat umgesetzt werden, gibt es nichts Verbindliches. Daher ist nicht nur die Abbildung von Arbeitsplatzwerten auf Entgeltgruppen mit Vorsicht zu genießen, sondern auch die anderen Punkte im HTV.
  3. Eine Arbeitsplatzbewertung, die laut der „Tariftabelle“ zu einer „niedrigeren“ Bezahlung führt als bisher, ist eine Abgruppierung und entspricht somit einer Versetzung auf einen anderen Arbeitsplatz. D.h. folglich, dass der Arbeitgeber den Mitarbeiter nicht vertragsgemäß beschäftigt. Es würde sich hier schlichtweg um eine „minderwertige“ Aufgabe handeln. Das muss man nicht akzeptieren. Falls die Firma nicht einlenkt, könnte man als nächstes eine Klage auf vertragsgemäße Beschäftigung erheben.
  4. Die Entgelttabelle im HTV geht von einer 35 Stundenwoche aus. Die meisten von uns arbeiten aber deutlich länger. Bleibt die Vertrauensgleitzeit für die Nürnberger Beschäftigten dabei auf der Strecke?!
  5. Wir spekulieren an dieser Stelle mal, dass alle Beschäftigte, die den Grade MTS haben, als AT-Mitarbeiter behandelt werden!
  6. Bei AT-Mitarbeitern gilt lediglich, dass der Abstand von 25% zum neuen Tarifgehalt bewahrt bleibt. Mehr ist automatisch nicht drin. Wie bisher hängt alles vom Vorgesetzten ab! Wer hat die schönste Nase?

10.11.2009

Es ist uns nicht Wurscht - Nein zur Salami-Taktik bei Alcatel-Lucent

von Alcatel-Lucent — Letzte Änderung 10.11.2009 01:00
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Unter dem Motto "Es ist uns nicht Wurscht - Nein zur Salami-Taktik bei Alcatel-Lucent" rief der Nürnberger Betriebsrat im Rahmen eines europäischen Aktionstages zu einer Aktion auf. Eine Protestresolution gegen die Salami-Taktik der Firma, die am selben Tag im Aufsichtsrat verlesen werden soll, wurde verabschiedet.

Die KollegInnen versammeln sich vor dem Haupteingang

Nach und nach und Schritt für Schritt werden Teile der Firma entweder outgesourced oder ins billigere Ausland verlagert. Gegen diesen schleichenden Personalabbau riefen die europäischen Alcatel-Lucent-Gewerkschaften und der Europäische Metallarbeiterbund zu einem Europäischen Aktionstag auf. In Nürnberg fand eine Protestaktion vor dem Haupteingang statt.

Um die Salami-Taktik der Firma zu verdeutlichen, wurde von einem Kollegen, der den obersten ALU Chef Ben Verwaayern darstellte, Salami verteilt. Dazu gab es bleifreien Punsch für alle.

Die Wurst wird von Ben vorbereitet

Ca. 200 Kolleg/-innen kamen zur Aktion.

Die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende informierte darüber, dass noch weitere 2500 Stellen abgebaut werden sollen, davon 539 in Deutschland. Die Stellen werden nicht nur direkt abgebaut, sondern es gibt neuerdings "Co-Sourcing". Die Arbeitsplätze wandern zu anderen Firmen, z.B. zu Hewlett Packard für IT/IS. In Nürnberg sollen über 60 Arbeitsplätze abgebaut werden. Das wären über 10% der Belegschaft. Sie meinte, es sei keine Salami-Taktik, sondern galoppierende Schwindsucht.

Sie verlas eine vom Betriebsrat vorbereitete Resolution, die heute dem Aufsichtsrat in Stuttgart übergeben werden soll. Die Resolution fand allgemeine Zustimmung.

Zum Schluss rief die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende dazu auf, die vom Betriebsrat visualisierte Salami-Taktik der Firma, sprich die Salami-Scheiben, selbst abzuholen.

Ausgabe der Wurstsscheiben

Fazit

Die Teilnahme an der Aktion und der Applaus am Ende der Rede zeigen, dass die Kolleg/-innen beunruhigt sind und dass ein Ausweg aus diesem permanenten Personalabbau gewünscht wird.

Allerdings wird ist es keine Lösung sein, eine "wirkliche europäische Industriepolitik" zu fordern, wie in dem chauvinistischen Aufruf des EMBs zu lesen ist. Die Resolution des Nürnberger Betriebsrats, in der der Vorstand darauf hingewiesen wird, die Informations- und Kommunikationsindustrie sei eine wirtschaftliche und strategische Schlüsselindustrie in Europa, bringt uns auch nicht weiter.

Ob wir es wollen oder nicht: wir leben in einer globalisierten und informatisierten Welt. Jede/r von uns konkurriert somit auf dem Weltmarkt mit unseren Gleichen. Auf die "gelbe Gefahr" zu schimpfen, bringt nichts.

Besser früher als später sollten wir uns mit der Globalisierung auseinandersetzen, d.h. mit der Notwendigkeit und Möglichkeit eines neuen Modells der Politik (von lokal zu global). Die sozialen Bewegungen geben bereits Aufschluss. Wie die Spanier sagen: die Straße entsteht während des Gehens. Wir müssen uns auf den Weg machen und nicht in alten und gefährlichen Parolen versacken.

Autoren

Alcatel-Lucent

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Netzwerk IT ist eine offene Plattform für Beschäftigte und Erwerbslose. Dort tauschen sich Interessierte über ihre wirtschaftliche und soziale Lage aus, teilen ihre Erfahrungen mit anderen und informieren sich gegenseitig und organisieren sich. Netzwerk IT ist ein Zusammenschluss, der sich sowohl in der "virtuellen" Welt des Internet abspielt wie auch im echten Leben.