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26.03.2012

ALU-Transformer

von Alcatel-Lucent — Letzte Änderung 26.03.2012 17:24

Wiederholt mehr als kurzfristig lud am letzten Freitag (23.03.2012) der Betriebsrat zum Thema Interessenausgleich/Sozialplan zu einer „Infoveranstaltung“ ein. Außer den paar einleitenden Worten bzw. einer Frage vom Betriebratsvorsitzenden (BRV) bestand die Versammlung nur aus einem langen, umschweifigen Vortrag mit abschließender Drohung des neuen Vorstandsvorsitzenden (VV).

ALU Transformer

...und schon wieder Personalabbau

An der Basis soll mal wieder Personal eingespart werden. Damit dies auch einen postiven Touch bekommt, werden die nicht besetzten Stellen im Konzern dagegengerechnet. Der Haken dabei: die freien Stellen befinden sich in der Regel nicht am gleichen Standort wie die Betroffenen selbst und ihre Anforderungsprofile passen z.T nicht. Laut VV ist Flexibilität, Mobilität und Kettenbildung angesagt, unterstützt von Umschulungsmaßnahmen. Das Ganze wird unter dem Stichwort „Transformation“ angepriesen.

Dafür, dass das Thema Personalabbau zur Sprache kam und der neue VV extra dazu angereist war, war die Betriebsratsinfo schlecht besucht. Schätzungsweise 100 Personen waren anwesend, ein Großteil davon Vorgesetzte.

In seinen einleitenden Worten verwies der BRV bezüglich Personalabbau auf die noch folgenden Erklärungen des VVs zur wirtschaftlichen Lage (kurz: „Probleme mit dem SG&A“). Anschließend formulierte er die Forderungen des Betriebsrates:

  • die „Lerner“, also alle, die irgendeine Ausbildung bei ALU machen, sollen übernommen werden
  • Festschreibung der Ausbildungsquote für die nächsten 3 Jahre
  • Vermeidung von betriebsbedingten Kündigungen. Sekunden später korrigierte er sich, mit den Worten, „der BR wolle keine betriebsbedingten Kündigungen“. Uups!

Der BRV erklärte weiterhin, dass der GBR der Firma erlaubt hätte, bereits Mitarbeiter anzusprechen, die entweder zu ALNS oder ALDB wechseln sollten. D.h., obwohl es noch keinen Interessensausgleich oder Sozialplan gibt, entscheidet die Firma jetzt bereits selber, wer gehen soll. Und für die Betriebsräte geht das alles in Ordnung!?

Danach kündigte der BRV den Redebeitrag des neuen VVs an, der für Wulf erst seit 5 Wochen „im Amt“ ist. In einer "Informationsveranstaltung des Betriebsrates" haben wir allerdings einen Statusbericht des BRs über den Verhandlungsstand erwartet. Fehlanzeige!

Sprechstunden im Kontaktbüro

Dr. von Hirschhausen, ein deutscher Arzt und Kabarettist, bot in der Vergangenheit wiederholt Seminare zum Thema Kommunikations- und Motivationstraining für Fach- und Führungskräfte an, wie zum Beispiel einen zweitägigen Kurs Führen und Präsentieren mit Humor. Wir mutmaßen, dass der VV in der Vergangenheit eines oder mehrere dieser Seminare besucht hat, so überzeugend kopierte er Hirschhausens Stil in seinem von Pointen durchsetzten Beitrag. Persönlich nimmt er ja das Thema Weiterbildung sehr ernst. Löblich!

Es lohnt sich nicht, die Einzelheiten der Rede des VVs wiederzugeben. Nach einer persönlichen Vorstellung präsentierte er einen Satz Folien mit Geschäftszahlen. Doch offensichtlich hat er noch ein Weiterbildungsdefizit in Sachen effektive Präsentation. Denn, fast alle Folien waren aufgrund des kleinen Textes nicht einmal in der ersten Reihe lesbar.

Nur drei Punkte seinen Beitrags sind erwähnenswert:

  • ALU könne die Arbeit nicht immer zu den Mitarbeitern bringen
  • die „ausgewählten“ Kollegen müssen sich selbst um eine Stelle innerhalb des Konzerns kümmern, Stichwort: Kontaktbüro (Z. VV.: „keiner kann sich verstecken“)
  • seine Drohung: wenn die Betroffenen nicht „flexibel“ bzw. „mobil“ seien, d.h. keine Stelle innerhalb des Konzerns und/oder an einem anderen Standort finden, würde ihnen gekündigt werden. Auch auf die Gefahr hin, dass dies dem Firmenimage schade, würden sie dies tun. (Anmerkung: Quot erat demonstrandum!)

Fazit

Es ist einfach nicht zu glauben, dass die Firma ohne Rücksicht auf eine soziale Auswahl, jetzt schon bestimmen darf, wer geht. Auch fragen wir uns, wozu Betriebsräte noch da sind, wenn sie nicht einmal die Notwendigkeit dieser „Transformation“ hinterfragen. Alternativen können überlegt und mit den Kollegen diskutiert werden.

Wir haben wieder einmal das Gefühl, dass die Betriebsräte nur noch dem Management hinterherdackeln. Einfallsloser kann man als BR kaum noch handeln.

Wiederholt werden von der Geschäftsleitung Äpfel mit Birnen verglichen. Ein Vorstandsmitglied redet sich beim Thema „Flexibilität/Mobilität“ leicht. Bei einem Jahreseinkommen von 500.000€(+), Firmenautos und vielen anderen „nebensächlichen“ Leistungen bzw. Vergünstigungen können sie diese Meinung locker propagieren, aber nicht grundsätzlich auf die einzelnen Mitarbeiter übertragen!

Auffällig war, dass keine Seite auf das Thema „Leiharbeiter“ einging. Wir sind also gespannt, was uns die nächsten Wochen in dieser Hinsicht bringen werden.

„Schnorcheln,“ so der VV, „gehört zum (Vertiebs-)Geschäft.“ Aus gutem Grund sollte er aber sehr aufpassen, dass er dabei nicht untergeht!

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