Alcatel-Lucent
27.09.2011
Wissen Sie nicht, was sie tun?
Am Freitag, den 23. Sept 2011, wurde sehr kurzfristig eine „Betriebsratsinfo“ einberufen. Das Thema: schon wieder Personalabbau!
In der Betriebsversammlung vom 20. Juli 2011 berichtete der Personalvorstand, dass die Firma aufgrund schlechter Umsätze in den „regionalen“ Bereichen Personal abbauen will. Jetzt, knapp zwei Monate später, bekommen wir in der anberufenen Betriebratsinfo das erste Mal detailiertere Infos darüber – diesmal vom Betriebsrat.
Der Betriebsratsvorsitzende (BRV) eröffnete die Veranstaltung. Wie seinen Worten zu entnehmen ist, sind die Beratungen im Wirtschaftsausschuß (WiA) nicht zu Ende und die Personalplanung wird derzeit noch verhandelt. Der BR versuche die Abbauzahlen zu Gunsten der Kollegen zu beeinflussen.
Die Firma behauptet, so der BRV, dass der Umsatz in Deutschland negativ sei und man deswegen Personal reduzieren müsse. Zielsetzung der Firma sei es, dass diejenigen, die in ALU abgebaut werden entweder bei ALNS oder einer anderen Gesellschaft (z.B. ALDB, d.h. Digitalfunk, in Hannover oder Berlin) wieder „untergebracht“ werden.
100 Kollegen sollen im Deutschland abgebaut werden. Diese Zahl beinhaltet 36 Leute, die nach der Einführung des Prinzipalmodells bereits im Interessenausgleich vom März 2011 mit eingeplant waren.
Von den 100 Betroffenen seien 29 von der Firma bereits „überzeugt worden“ zu ALNS oder ALDB zu wechseln. 27 Beschäftigte können nach Meinung der Firma auch mit besten Willen nicht wechseln, da sie die Qualifikation nicht haben. Alle anderen „könnten, wenn sie wollten“.
In Nürnberg betreffen die Restrukturierungsmaßnahmen die „Regional Functions“ (Region HR, Region Finance, Region Sales, Region CS & MSC, Region Presales, Region QA&CC, Region Maintenance Delivery). Der rechnerische Personalabbau in Nürnberg betrifft momentan 13 Personen, wovon 6 davon „schon weg“ sind. Konkretes Problem sei die Abteilung „Regional Presales“, die von 15 auf 10 Personen reduziert werden soll. Der gesamte Abbau betreffe derzeit in Nürnberg hauptsächlich „Presales“ und „Sales“. Der Vorstand ist der Meinung, dass mit der derzeitigen Anzahl von Personen zu wenig Umsatz gemacht wird. Trotzdem will er aber konkret an der Stelle abbauen, wo der Umsatz eigentlich erbracht wird. Der Vorstand ist sich sicher, dass in Zukunft keine Verlustgeschäfte mehr gemacht werden. Die verbleibenden Leute in „Presales“ und „Sales“ würden in Zukunft mehr Abschlüsse als in der Vergangenheit machen.
Und die Logik dahinter? Sie bleibt auf der Strecke. Man kann nur den Kopf schütteln und sich fragen, ob in diesem Unternehmen die Richtigen die Entscheidungen treffen.
Der BRV weiter: Für diejenigen, die jetzt zum Wechseln zu einer anderen ALU-Gesellschaft bereit wären oder von der Firma angesprochen würden, behalte der Interessenausgleich vom März 2011 mit seinen „Nachteilsausgleich“ Gültigkeit. In dem sei geregelt, wie die Mehraufwendungen ausgeglichen werden. Der BRV gehe davon aus, dass dieser Interessenausgleich für den jetzigen Personalabbau durchaus relevant ist. Bei einem Wechsel wird das gleiche Gehalt „auf jeden Fall“ weitergezahlt. Laut BRV wird die nächste Wirtschaftsausschuss-Sitzung Anfang Oktober stattfinden und eine Aufsichtsratssitzung am 4. Oktober.
Der BRV gehe davon aus, dass sich der Informationsgehalt nicht wesentlich ändert. In Stuttgart sehe es allerdings anders aus, weil viel mehr Leute betroffen sind. Dort gebe es viel Hektik und Unruhe.
Fragen (Kollegen) und Antworten (BRV)
Q: Keine/r kennt der Interessenausgleich (IA). Wo steht er? Wann wird er veröffentlicht? Bleibt das Gehalt beim Wechsel das Gleiche?
A: Die Firma hat den Interessenausgleich nicht veröffentlicht. Nach Aussage der Firma betreffe der IA nur so wenig Leute, dass sie ihn nicht zu veröffentlichen bräuchte. Betr. Geld: die Betroffenen wechseln in eine Abteilung namens MOD. Dort sind sie dann zu 100% für ALNS tätig. Am Anstellungsvertrag ändere sich nichts. Die Kostenstelle gelte für 2 Jahre und dann kehren die Leute zu ALU zurück. Allerdings werbe der BRV nicht für den Vertrag, das ist die Sache von HR.
Q: Es gibt viele Umorganisationen auf EMEA-Ebene. Der Kollege wisse nicht, wo er jetzt eingegliedert ist. Es gäbe gerüchteweise zwei Alternativen.
A: Einfach mal in X500 gucken, wo man eingegliedert ist. Es ist tatsächlich so, dass eine große Umorganisation stattfindet. Ein Manager, Herr B., hat eine Umorganisation vorgestellt, die 104 Seiten umfasse! Vom BR gefragt, was das mit dem Abbau zu tun hat, meinte er, „gar nichts“. Er hätte mit dem Abbau nichts zu tun und das obwohl es klar ist, dass in seinem Bereich ebenfalls abgebaut wird!
Q: Wie sieht der Zeitplan für den Personalabbau aus?
A: Der Personalabbau soll schon geschehen sein. Zielsetzung der Firma ist Ende November, was nicht mehr erreichbar sei. Es wird noch beraten. Die Firma spricht weiterhin Personal an, daher kann es sein, dass die Themen von sich aus gelöst werden. Eine Abteilung hat bereits jetzt drei Personen weniger in Nürnberg als die Planung. Anderseits gibt es noch die 27, die übrig bleiben sollen. Was mit diesen 27 Menschen passieren soll, weiß der BRV nicht. Der bisherige IA sehe keine Entlassungen vor. Es gibt daher keinen Sozialplan. Leute sollen lediglich versetzt werden. Auch hier seien keine Entlassungen geplant, wobei er nicht weiß, wie diese Verhandlungen zu Ende gehen.
Q: Wie lassen sich die Zahlen herunterbrechen?
A: Die Zahlen sind noch nicht zu Ende verhandelt und daher inoffiziell. Die beiden großen Abteilungen, in denen abgebaut werden sollen, beschäftigen aktuell:
- QACC: 45,
- Maintenance and Delivery: 39 (tatsächlich 36),
- Pre-Sales 15.
Rein rechnerisch sind in den Abteilungen, die in Nürnberg betroffen sind, 114 Personen beschäftigt. 101 sollen übrig bleiben.
Q: Wie kommt es, dass der Chef von QACC nichts mit dem Abbau zu tun hat? Wer oder was ist QACC und wer/wieviele davon sollen gehen?
A: Der BRV weiß nicht, was QACC jetzt genau ist, weil sie eine große Abteilung ist. Es gibt verschiedene QACCs, auch ein Region QACC. In HR sieht es anders aus, weil es nur eine kleine Abteilung ist und man alle dort arbeitenden Personen kenne. Dort gibt es eine Beschäftigte, die organisatorisch nicht in Region HR untergebracht sei, sondern in einer „etwas anderen“ HR-Abteilung. In dieser Abteilung werde nicht abgebaut. Andere Region-HR-Mitarbeiter könnten allerdings betroffen sein. Ähnliches gilt für QACC. Der BRV wisse lediglich, dass aktuell zwei Personen betroffen sein sollen.
Der BRV erwähnte anschließend, dass jeder, der in Nürnberg angesprochen wird, von seiner Qualifikation und seinen Fähigkeiten her in der Lage wäre, zu ALNS zu wechseln. In Stuttgart sieht es anders aus: Dort gibt es sehr viele Personen, die laut Firma weder zu ALNS noch zu ALDB gehen könnten. Von Entlassungen dort ist bis jetzt jedoch noch keine Rede.
Q: Um einen Vergleich zu haben, wäre es gut zu erfahren, was QACC umfasst.
A: Bis zur nächsten Infoveranstaltung will der BRV eruieren, worin der Unterschied zwischen QACC und Region QACC liegt.
Abschließend verspricht der BRV den Kollegen sie zu informieren, sobald er mehr in Erfahrung bringt.
Fazit
Nicht zum ersten Mal gibt das ALU Management einschließlich des Vorstandes ein enttäuschendes, um nicht zu sagen miserables Bild ab!
Der Bericht des BRVs zeigt auf, dass das Management noch nicht einmal weiß, in welchen Abteilungen wieviele Menschen beschäftigt sind. Ferner weiß offensichtlich zumindest ein Manager (Herr B.) nicht, wieviele Menschen in seine Abteilung abgebaut werden sollen, bzw. will damit nichts zu tun haben.
Der Finanzvorstand erscheint uns, gelinde gesagt, realitätsfremd. Ein nur in Zahlen denkendes Unwesen, das meint, mit wenigen Vetriebsleuten mehr Umsatz machen zu können.
Die Personalabteilung HR zeichnet sich offensichtlich durch Arroganz und abschätziges Verhalten gegenüber der Belegschaft aus. Da wird ein bereits seit Monaten abgeschlossener Interessenausgleich einfach nicht veröffentlicht bzw. zurückgehalten. Vereinbarungen sind auszulegen, das sieht das Gesetz so vor! Wieviele Menschen davon betroffen sind, ist in dem Fall unrelevant und nur als plumpes Ausweichen vor Verantwortung zu verstehen. Woher soll die Belegschaft wissen, was Sache ist, wenn so eine Vereinbarung nicht zugänglich ist?
Offensichtlich teilt der Gesamtbetriebsrat und der örtliche Betriebsrat diese abschätzige Meinung. Beide sind durchaus in der Lage den Interessenausgleich selbst zu veröffentlichen. Welchen Grund gibt es dafür, dies nicht zu tun?
Der Betriebsrat duldet anscheinend, dass die Firma bereits Fakten zur Personalreduktion geschaffen hat und spricht die Kollegen dazu schon jetzt an, obwohl noch verhandelt wird. Die Verhandlungen werden dadurch zur Farce.
Lassen wir diese Informationsveranstaltung Revue passieren, so können wir uns des Eindrucks nicht verwähren, dass die anwesenden Betriebsräte am diesem Freitag für den Wechsel von ALU zu ALNS bzw. ALDB geworben haben. Und das, obwohl nicht einmal klar ist, wer die Betroffenen nun sind. Für uns eindeutig eine BR-Werbeveranstaltung ganz im Sinne der Geschäftsleitung.
18.05.2011
Mal wieder abgekürzt
Die diesjährigen 2. Nürnberger Betriebsversammlung war schwach besucht. Nur ca. 90 Personen, darunter einige Betriebsräte und der Vorstand, nahmen teil.
Der Bericht des Betriebsrats
Die Versammlung wurde von einem Betriebsratsmitglied eröffnet. Sein unverständlicher Bericht über seine Arbeit im Ausschuss „Compensation & Benefits“ war ein einziges Desaster. Er war zudem sprachlich inkompetent und seine inhaltslose Rede glich einer rechnergenerierten Übersetzung. Oft scheiterte er an der korrekten Aussprache der vielen neuen Abkürzungen. Horrible!
Den Folien nach zu urteilen, ging es um mehrere Vereinbarungen, die der Gesamtbetriebsrat (GBR) in Zukunft abschließen soll. Die Meinung von GBR bzw. Betriebsrat dazu erfuhren wir allerdings nicht. Wollte dieses Mitglied des BR wohl nur die Meinung bzw. die Pläne der Firma wiedergeben? Wir tappen diesbezüglich immer noch im Dunkeln. Nach einer Ewigkeit der Langeweile löste ihn der Betriebsratsvorsitzende endlich ab und uns wurde wieder ein bisschen mehr an Informationen zuteil.
Es wird ein neues „Facility Management“ bei Alcatel-Lucent eingeführt. Eine neue Firma, Faceo, [*] soll die „Allgemeinen Dienste“ ALU-weit übernehmen. Unklar ist es, wie es nach dem 30. September in dieser Hinsicht weitergehen wird. Schlimmer noch: allen KollegInnen des bisherigen Dienstleisters wurde gekündigt. Außer einem kleinlauten Aufschrei der Empörung war vom Betriebsrat weiter nichts zu hören. Sorge schien der BR mehr um die Fortführung der Dienste zu haben, als um das Schicksal einiger, zum Teil ehemaliger, KollegInnen!
Verwayeens Statement, die Firma sei „auf dem Weg zu einer normalen Firma“ hatte es dem BR angetan. Die Tatsache, dass es zwei Neueinstellungen ("frisch von der UNI") gegeben hat, wurde sehr gepriesen ("das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen"). Zustimmendes Kopfnicken von HR-Seite. Ernüchternd: Die neuen Kollegen seien nach Meinung des Betriebsrats zu niedrig eingestellt und eine Vereinbarung über „Richtlinien zur Eingruppierung und Entwicklungspläne bei Neueinstellungen“ fehle bisher und wurde eingefordert.
(Anmerkung von uns: Diese Thematik ist normalerweise Bestandteil eines Tarifvertrages. Der mitverhandelnde Betriebsratsvorsitzende hatte offensichtlich übersehen, solche Eingruppierungsbeispiele mit zu berücksichtigen.)
Den nun folgenden Appell, Arbeitsplätze für die ausgelernten Azubis zu finden, kennen wir schon aus vergangenen Jahren. Das macht sich halt immer wieder gut. Die Normalität lässt grüßen!
Leider konnte uns der Betriebsrat mal wieder nicht mitteilen, was er im letzten Vierteljahr so getan hat. Stattdessen erfahren wir, welche Verbesserungen er für die neue Homepage des BRs beabsichtigt. Die Kollegen sollen besser über die BR bzw. GBR-Arbeit informiert werden. So sei ein neuer Bereich für die Berichte der Arbeitsgruppen geschaffen worden. Der Check von uns ergab: Ein mittlerweile funktionierender Link führt dazu hin, leider derzeit ohne Inhalt.
Es folgte der IGM-WERBEBLOCK vom Betriebsratsvorsitzenden.
Bericht des Vorstandes
Im Vergleich zum Betriebsrat war der Bericht des Vorstandes informativ. Der Vorstandsvorsitzende berichtete über die „Konzerntransformation“. Wir erhielten ein Bild über den derzeitigen Zustand der Firma in Deutschland...
Wie so oft war der Bericht des Finanzvorstandes ein Füllhorn an Information und gleichzeitig unverständlich. Die Folien waren so unkenntlich, dass man sie ab der vierten Reihe nicht mehr lesen konnte - aber egal, denn die Materie war ohnehin für die meisten unverständlich dargestellt.
Das Highlight des Vorstandsberichts war zweifelsohne der Bericht des Personalvorstandes. Diesmal versuchte er uns in oberpfälzisch(?) von den Vorzügen des neuen „HR Shared Services Center“ in Rumänien(!) zu überzeugen. Zitat: „Wir haben bei der Auswahl der Leute auf die deutschen Sprachkenntnisse besonderen Wert gelegt.“
Diese neue Rationalisierung – und wir gehen davon aus, dass es Arbeitsplätze in HR kosten wird – stellte er mit wenig Überzeugung dar. Auffallend dabei, dass der Betriebsrat sich überhaupt nicht darüber erboste. Niemand sagte etwas dazu. Verwunderlich.
Wir berichteten bereits über das Thema und verweisen an dieser Stelle auf unseren Artikel vom 21. August 2010.
Allgemeines
Aber, das Beste zum Schluss. Rührselig monierte die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende die Tatsache, dass neue Aufgaben finanziell nicht entsprechend honoriert würden. Versuche, eine neue Arbeitsplatzbewertung und die dazu gehörige Gehaltseinstufung zu bekommen, würden in Stuttgart vehement abgelehnt.
Der Personalvorstand erkundigte sich, um wen es genau gehe. Er bedauerte die knappen Mittel und meinte, man hätte den Anspruch, dass HR vernünftig mit den Menschen umgehe. HR hat also den Anspruch nett abzuwimmeln. Wie lieb von ihnen! Der Gewerkschaftsvertreter meldete sich daraufhin spontan zu Wort. Es gäbe schließlich einen Haustarifvertrag, der unabhängig von der Geldlage der Firma regle, wieviel Geld jeder bekäme.
Fazit
Der Sinn und Zweck einer Betriebsversammlung ist gesetzlich geregelt: der Betriebsrat hat einen Tätigkeitsbericht zu erstatten. Daran gemessen sieht es so aus, als hätte er während der letzten 3 Monate kaum etwas getan.
Dagegen ist Stuttgart ein wahres Paradies. Aus dem Bereich VS liegen uns die Folien vor. Der Bericht umfasst 36 Seiten. Hierin scheinen mehr Informationen enthalten zu sein als für Nürnberg vorgesehen.
Der Bericht offenbart was in Nürnberg totgeschwiegen wird: der Interessenausgleich. Hieraus geht ein Abbau von 49 Arbeitsplätzen im Bereich VS hervor. Da der Nürnberger Betriebsrat sicherlich an den Verhandlungen teilnahm, fehlt uns nicht nur ein Bericht darüber, welche Position der Betriebsrat einnahm und was er verhandelt hat, sondern schlichtweg das Ergebnis.
Könnte dieser Interessenausgleich etwa die „positiven Signale“ des Betriebsrats verfälschen? Wir hoffen es mal nicht.
[*] | Faceo wurde 2010 von der Konstruktionsfirma Vinci aufgekauft |
20.02.2011
Und wieder mal Entlassungen – nicht nur in Stuttgart
Am 18.02. erreichte uns ein Flugblatt des Betriebsrats VS aus Stuttgart, in dem berichtet wird, dass am ALU Standort Stuttgart wieder Stellen abgebaut werden sollen. Gleichzeitig verkündet die ALU „Geschäftsleitung“ Jubelmeldungen über gestiegene Umsätze, was den Aktienkurs steil nach oben steigen ließ. Wie lässt sich soetwas miteinander vereinbaren?
„Restrukturierungspläne“ in Italien
Nicht nur in Deutschland wird es zu Entlassungen kommen. Am 7. Februar trafen sich HR Manager für den Optikbereich und die italienischen Gewerkschaften. Geplant ist:
- 80 Entlassungen in der italienischen Region
- 20 bis 40 Entlassungen (Grund: Umsetzung von PROM)
- Schließung der F&E in Bari, Süd-Italien; 30 Entlassungen in der F&E Vimercate
- Outsourcing eines Teils der Produktion in Trieste nach Flextronics (Rumänien)
Wie es scheint, ist eine „Konsolidierung“ der F&E-Optik-Standorte im vollen Gange.
Für Bari erhält ALU immer noch Geld aus dem Europäischen Sozialfonds! Es ist nicht das erste Mal, dass ALU vom Staat Geld für einen Standort kassiert, und ihn dann anschließend dicht macht! Wer hier an Korruption denkt, liegt völlig falsch. So etwas passt einfach nicht zur Firmenethik.......
Arbeitsplatzabbau in Stuttgart
Auch in Stuttgart soll es Entlassungen geben. Wie das genau ablaufen soll, liegt im Trüben, da der Betriebsrat wieder sein übliches „Information Hiding“ betreibt. Aus einem Flugblatt des Betriebsrats kann man entnehmen, dass wohl „hauptsächlich“ in Stuttgart VS Arbeitsplätze abgebaut werden sollen. Allerdings liegen keine umfassenden Personalzahlen für 2011 vor.
Der Betriebsrats fordert:
- Abschluss eines Interessenausgleichs vor Beginn von Personalumsetzungen
- Keine betriebsbedingten Entlassungen
- Keine weitere Schwächung des Betriebs VS Stuttgart
- Zukunftsorientierte Strukturkonzepte
Also die üblichen Forderungen. Doch so richtig durschaubar ist das Ganze für uns nicht. Einerseits müssten die rechtlichen Voraussetzungen für den Personalabbau geschaffen werden, andererseits aber sollte es keine Entlassungen geben? Und die Forderung nach „zukunftsorientierten Strukturkonzepten“ ist mehr als schwammig.
Fazit
Vergangene Woche versandte der CEO, Ben Verwaayen, eine Jubelmail an alle Mitarbeiter, dass das letzte Quartal Q4 (nicht Q5!) das profitabelste seit der Firmenfusion sei. Wird dies jetzt von der „Geschäftsleitung“ mit Entlassungen belohnt? Wer bekommt hier eigentlich den Hals respektive die Taschen nicht voll? Schafft man so Motivation auf Dauer? Und wann ist Nürnberg wieder dran...?
- Offener Brief der italienischen Gewerkschaften an das Optik-Management: Open letter to R & D OPTICS……..
- Presseerklärung des Betriebsrats vom 18. Feb 2011
11.02.2011
Elementare Mathematik der TOP-Manager // Senior Management's Elementary Mathematics
Manche Manager, insbesondere die des höheren Managements, glänzen nicht durch ihre geistigen Fähigkeiten. Häufig lesen sie ihre Email nur sehr langsam, studieren stundenlang Powerpoint-Folien, halten elend lange Meetings ab, bei denen nichts herauskommt oder geben Parolen von vorgesetzten Managern wieder. // Some managers, and especially senior management, are not exactly known for their intellectual capabilities. They only manage to read their mails very slowly, take hours to study a powerpoint presentation, hold very long meetings in which nothing happens, and pass on slogans from their bosses.
English below: Senior Management's Elementary Mathematics
Eine Email des Europäischen Chefs Alcatel-Lucent hat uns jetzt gezeigt, dass das Verhalten von Managern noch peinlicher sein kann.
Die meisten Menschen wissen, dass das Jahr vier Quartale hat. Nun lesen wir in seiner Email an die Mitarbeiter des Konzerns, dass es nunmehr fünf Quartale geben solle und er baut darauf auch noch seine Geschäftsstrategie auf! Das ist für uns nicht nur mathematischer Unsinn!
In seiner Email stellt er eine simple Grafik vor, die die Überschrift „Q5 - Keeping the Momentum“ trägt. Es gehe in diesem fünften Quartal nicht um „business as usual“ (sic). Nein, eben nicht, daher nennt er das Quartal auch Q5. Eine Logik für die Einführung seines fünften Quartals lässt er nicht erkennen. Schließlich ist der Autor ein „TOP“-Manager und diese Menschen irren sich bekanntlich niemals. Die Quintessenz, es existiert in Zukunft ein fünftes Quartal, basta!
In Dublin hat er das Q5 selbst auf den Weg gebracht - „I launched Q5 in Dublin“. Ohne näher in seiner Email darauf einzugehen, schreibt er weiter, dass dort irgendwelche Ziele definiert wurden.
Vielleicht waren es von der Anzahl her Q5*2/3,14 oder auch mehr?
Seine Parolen:
„Be inspired“ – Worüber denn? Über die neuen Ziele (?) oder die Einführung von fünf Quartalen?
„Learn from our hero teams“. Er erwähnt dabei nicht, welche Taten wir von den nicht näher definierten Teams lernen sollen. Ebenso schreibt er nichts darüber, wofür die Mitarbeiter ihr Leben überhaupt aufs Spiel setzen sollen oder wofür/warum es diese „hero teams“ tun.
„Reach out to them“. Häh? Wir rätseln...und rätseln...und rätseln...und rätseln...
„...and replicate best practices“. Hoffentlich meint er nicht damit, dass wir solche geistig, hochgestochenen Emails wie er schreiben sollen?!
Und zum Schluss kommt noch die ermunternde Aufforderung:
„Let's win Q5 all together. I count on you“ - ...seine Tasche will ja schließlich gefüllt sein
Bemerkenswert ist, ganz unabhängig von der Inhaltslosigkeit dieser Email, welches Sprachverständnis dieser Manager an den Tag legt. Es ist hier nicht von irgendwelchen grammatikalischen Fehlern die Rede, sondern davon, wie primitiv, nichtsagend und hohl seine Ausführungen sind.
Sind wir vielleicht zu streng und greifen ein Beispiel auf, das nicht die Ausnahme, sondern die Regel ist? Wir sind der Meinung: dünnbrüstige Parolen von hochbezahlten Managern haben hier nichts zu suchen - und nicht nur solche Parolen...!
Senior Management's Elementary Mathematics
An email from the European head of Alcatel-Lucent indicates that management behaviour can be even more embarrassing than we thought possible.
Most people know that the year is made up of four quarters. Now we read in his email to the employees of the group that there are now going to be five quarters. Worse still, he is basing his business strategy on it. This is not just mathematical nonsense!
The email is entitled "Q5 - Keeping the Momentum". This fifth quarter is not just about "business as usual" (sic). That is why he is calling it Q5. What sort of logic is that? We do know, however, that the author is a “TOP”-manager and such people never make mistakes. The bottom line is that the decision has been taken: there are now five quarters in a year! We'll just have to put up with it.
The European boss launched Q5 himself in Dublin. He gives no details in the mail of his targets. Perhaps they number Q5 * 2 / 3.14, or even more?
His slogans:
"Be Inspired" - About what? About the new targets (?) or the introduction of five quarters?
"Learn from our hero teams". He does not mention how we should learn from these unspecified teams. He also also does not explain why we should put our lives at risk and how and why these “hero teams” have done so in the past.
"Reach out to them." Do what? Does anyone know what he is prattling on about?
"... And replicate best practices”. Hopefully he doesn't mean we should write such intellectually demanding mails?
And finally his words of encouragement:
"Let's win Q5 all together. I count on you ". .. to fill his pockets.
Leaving aside the emptiness of this e-mail, what sort of understanding of the language does this manager exhibit? We are not referring to grammatical mistakes. It is just that his writing style is primitive, meaningless and hollow.
Perhaps we are being too strict. Are such mails the rule and not the exception? We are of the opinion that not just superficial slogans have no business here ...!
21.12.2010
Der Weihnachtsmann informiert
Am 16. Dezember 2010 fand nach kurzfristiger Ankündigung eine „Informationsveranstaltung“ des Betriebsrats Nürnberg statt. Die etwa 100 Anwesenden wurden über die folgenden Themen informiert: Einführung der elektronischen Urlaubskarte, Weiterführung der Kurzarbeit in OND und die Erläuterung der Nachberechnung.
Elektronische Urlaubskarte
Ab 2011 soll ein neues Tool eingeführt werden, das die jetzige Urlaubskarte in Nürnberg ersetzen wird. Dieses Tool, so der Betriebsratsvorsitzende, solle dazu führen, dass das, was im ALU-Intranet vereinbart wurde, verbindlich sei.
Allerdings gibt es dabei ein kleines Problem: Falls der Vorgesetzte den Antrag nicht gleich genehmigt, wird das Tool ihn lediglich nur einmal daran erinnern. Danach muss sich der Mitarbeiter selbst darum kümmern, dass seine Urlaubskarte „abgezeichnet“ wird!
Interessant dabei ist die Tatsache, so der BR Vorsitzende, dass das Tool für die elektronische Urlaubskarte auch das Tool für die elektronische Zeiterfassung ist. Die elektronische Zeiterfassung gelte ALU-bundesweit, bloß am Standort Nürnberg nicht. Man könne aber dort das Excel-Tool weiterhin benutzen ...
Kurzarbeit OND
Es wurde berichtet, dass der Betriebsrat über die Verlängerung der Kurzarbeit verhandelt hätte.
Die Forderungen des BRs dazu:
- Aufzahlung auf das Kurzarbeitergeld
- maximal 10 Kurzarbeitertage
- Beschäftigungssicherung bis zum Jahr 2015
- neue Einstellungen von Mitarbeitern
Das Angebot der Firma dazu:
- Keine Aufzahlung, weil im Haustarifvertrag darüber nichts geregelt ist. („So ist es“, meinte der BR-Vorsitzende dazu)
- Von Januar bis August durchschnittlich 8 Tage und maximal 15 Tage Kurzarbeit. Wobei diejenigen, die bereits 2010 mehr als 30 Tage Kurzarbeit geleistet haben, maximal nur 10 Tage in 2011 leisten müssen. („Natürlich“, so der BR Vorsitzende, „kann jede/r auch freiwillig mehr leisten!“)
- Die Anzahl der Beschäftigten in OND/Deutschland (gesamt 311; Nürnberg: 205, Stuttgart: 106) soll in einem Interessenausgleich festgeschrieben werden
- Es gibt keine Neueinstellungen (Anmerkung von uns: Soviel zum Thema Aufschwung...)
Der BR-Vorsitzende rief auf, die Ergebnisse zu kommentieren. Keine Wortmeldungen! Daraufhin meinte der BR-Vorsitzende, der BR würde das dann so beschließen, weil keine Meinung dazu geäußert wurde. (Anmerkung von uns: Soviel zum Thema Demokratie...)
Er fuhr fort, dass die Vereinbarung einen Vorteil hätte. Das Management sage uns immer wieder, dass wir uns mit dieser Vereinbarung im Ausland als eine flexible Belegschaft darstellen können, die die flexiblen Möglichkeiten nutze, um Kosten einzusparen. (!) Der BR-Vorsitzende wolle, dass wir dieses Argument kennen. Es stehe zwar nichts in der Vereinbarung, es spiele aber eine Rolle.
Gehaltserhöhung
Daraufhin erfolgte ein persönlicher Appell des Betriebsratsvorsitzenden, der IG Metall beizutreten. 2012 könne der Haustarifvertrag (HTV) gekündigt und weiterverhandelt werden. Das unterschiedliche Gehaltsniveau von Nürnberg und Stuttgart, es betrage derzeit 10% (!), könne dann „beseitigt“ werden.
Gehaltsnachzahlung – das Abrechnungsthema
Ein Personalreferent versuchte die Gehaltsnachzahlung zu erklären. Da die Folien nicht einmal in der ersten Reihe lesbar waren, können wir über die Abrechnung nichts sagen. Wer sich dafür interessiert, kann eine Kopie auf der BR-Website finden.
Zum Schluss warb der Personalreferent für den HTV. Wer noch nicht unterschrieben hat, könne das noch im Dezember tun und würde alle Nachzahlungen bekommen.
Der BR-Vorsitzende schloss sich dieser Meinung an.
Kommentar
Zum dritten Mal hat der BR seine gesetzliche Pflichten verletzt. Zwei Betriebsversammlungen waren zu spät angesetzt und die vierte fiel aus. Bei einer derartigen „Informationspolitik“ ist die Belegschaft der Verlierer. In einem gewerkschaftlichen Kommentar des Betriebsverfassungsgesetzes ist zu lesen:
„Führt der BR die gesetzlich vorgeschriebenen Betriebsversammlungen nicht durch, stellt dies eine Beseitigung eines zentralen Bestandteils innerbetrieblicher Demokratie dar, erschwert eine konsequente Interessenvertretung durch den BR und kann – inbes. im Wiederholungsfall – eine Verletzung der gesetzlichen Pflichten des BR nach §23 Abs 1. darstellen.“
Eine Informationsveranstaltung ist kein Ersatz für eine vorgeschriebene Betriebsversammlung. Scheinbar hält der BR nichts von betrieblicher Demokratie.
Elektronische Urlaubskarte
Die neue Regelung ist schlechter als die bisherige. Und das, obwohl der Betriebsrat mitbestimmt hat. Warum jetzt die Zustimmung vom BR?
Kurzarbeit
Eine Voraussetzung für Kurzarbeit ist, dass der Arbeitgeber und der Betriebsrat vergeblich versucht haben, den Arbeitsausfall abzuwenden oder einzuschränken.
Was hat der Betriebsrat dafür getan? In der Infoveranstaltung hörte man nichts davon. Der BR hat in den Verhandlungen nichts wesentliches erreicht.
Es ist außerdem alles andere als demokratisch, die Verhandlungsergebnisse zum ersten Mal in einer „Infoveranstaltung“ zu präsentieren und zu erwarten, dass die Betroffenen darauf reagieren können. Eine demokratische Diskussion wäre nur möglich gewesen, wenn der BR einige Tage vorher den Entwurf der Betriebsvereinbarung verteilt hätte! Wollte der BR die Belegschaft etwa überrumpeln?
Haustarifvertrag
Natürlich darf die IG Metall für ihren Tarifvertrag Werbung machen. Warum hat die Gewerkschaft ihn damals im März eigentlich unterschrieben, wenn das Gehaltsniveau 10% unter Stuttgart liegt??
Nachdem die überwiegende Mehrzahl der Beschäftigen am Standort Nürnberg unterschrieben hat, kommt diese Info plötzlich ans Tageslicht!?
Wie dem auch sei, wünschen wir uns für 2011 einen Betriebsrat, der die Interessen der Kollegen vertritt. Aber eher scheint der Weihnachtsmann diesen Wunsch erfüllen zu können als der derzeitige BR!