2012
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03.10.2012
Verdrosselt
Der Vorstandsvorsitzende hielt eine Ansprache, die auch nach Nürnberg übertragen werden sollte. Es klappte zum zweiten Mal nicht!
Zum zweiten Mal hat sich der Vorstand lächerlich gemacht. Es war eigentlich beschämend. Wieder einmal ist es der Firma nicht gelungen, eine Videoübertragung von Stuttgart nach Nürnberg hinzubekommen. Der Ton hat auch nicht geklappt!
Um die 200 Kollegen waren in der Kantine versammelt. 20 Minuten durften sie sitzen bleiben, bis sie wieder an ihre Arbeitsplätze geschickt wurden. Im Netz konnte man die Rede doch noch verfolgen und nachher anschauen. Allerdings war die Anwesenheit in der Kantine so gut wie Pflicht. Nur „in begründeten Ausnahmen“, so der Vorstand, durfte man den Webcast am Arbeitsplatz verfolgen.
Wie nicht anders zu erwarten, war die Rede des Vorstandsvorsitzenden nicht besonders aufbauend und er wirkte überheblich. Neue Geschäftsfelder müssten her, war der Tenor seiner Rede.
Nach der gescheiterten Übertragung kam die Entschuldigung per Mail: das Bedauern über die "missglückte Videokonferenz" wurde ausgesprochen. Peinlich für das Management und hauptsächlich für den Vorstandsvorsitzenden ist die Tatsache, dass das Problem "zum zweiten Mal" ... "aufgetaucht" sei.
Anscheinend lässt ALU solche Übertragungen von Dritten machen. Peinlich oder vielleicht bezeichnend? Outsourcing lässt grüßen!
Wer meint, ALU sei eine Kommunikationsfirma, hat sich offensichtlich geirrt ...
26.03.2012
ALU-Transformer
Wiederholt mehr als kurzfristig lud am letzten Freitag (23.03.2012) der Betriebsrat zum Thema Interessenausgleich/Sozialplan zu einer „Infoveranstaltung“ ein. Außer den paar einleitenden Worten bzw. einer Frage vom Betriebratsvorsitzenden (BRV) bestand die Versammlung nur aus einem langen, umschweifigen Vortrag mit abschließender Drohung des neuen Vorstandsvorsitzenden (VV).
...und schon wieder Personalabbau
An der Basis soll mal wieder Personal eingespart werden. Damit dies auch einen postiven Touch bekommt, werden die nicht besetzten Stellen im Konzern dagegengerechnet. Der Haken dabei: die freien Stellen befinden sich in der Regel nicht am gleichen Standort wie die Betroffenen selbst und ihre Anforderungsprofile passen z.T nicht. Laut VV ist Flexibilität, Mobilität und Kettenbildung angesagt, unterstützt von Umschulungsmaßnahmen. Das Ganze wird unter dem Stichwort „Transformation“ angepriesen.
Dafür, dass das Thema Personalabbau zur Sprache kam und der neue VV extra dazu angereist war, war die Betriebsratsinfo schlecht besucht. Schätzungsweise 100 Personen waren anwesend, ein Großteil davon Vorgesetzte.
In seinen einleitenden Worten verwies der BRV bezüglich Personalabbau auf die noch folgenden Erklärungen des VVs zur wirtschaftlichen Lage (kurz: „Probleme mit dem SG&A“). Anschließend formulierte er die Forderungen des Betriebsrates:
- die „Lerner“, also alle, die irgendeine Ausbildung bei ALU machen, sollen übernommen werden
- Festschreibung der Ausbildungsquote für die nächsten 3 Jahre
- Vermeidung von betriebsbedingten Kündigungen. Sekunden später korrigierte er sich, mit den Worten, „der BR wolle keine betriebsbedingten Kündigungen“. Uups!
Der BRV erklärte weiterhin, dass der GBR der Firma erlaubt hätte, bereits Mitarbeiter anzusprechen, die entweder zu ALNS oder ALDB wechseln sollten. D.h., obwohl es noch keinen Interessensausgleich oder Sozialplan gibt, entscheidet die Firma jetzt bereits selber, wer gehen soll. Und für die Betriebsräte geht das alles in Ordnung!?
Danach kündigte der BRV den Redebeitrag des neuen VVs an, der für Wulf erst seit 5 Wochen „im Amt“ ist. In einer "Informationsveranstaltung des Betriebsrates" haben wir allerdings einen Statusbericht des BRs über den Verhandlungsstand erwartet. Fehlanzeige!
Sprechstunden im Kontaktbüro
Dr. von Hirschhausen, ein deutscher Arzt und Kabarettist, bot in der Vergangenheit wiederholt Seminare zum Thema Kommunikations- und Motivationstraining für Fach- und Führungskräfte an, wie zum Beispiel einen zweitägigen Kurs Führen und Präsentieren mit Humor. Wir mutmaßen, dass der VV in der Vergangenheit eines oder mehrere dieser Seminare besucht hat, so überzeugend kopierte er Hirschhausens Stil in seinem von Pointen durchsetzten Beitrag. Persönlich nimmt er ja das Thema Weiterbildung sehr ernst. Löblich!
Es lohnt sich nicht, die Einzelheiten der Rede des VVs wiederzugeben. Nach einer persönlichen Vorstellung präsentierte er einen Satz Folien mit Geschäftszahlen. Doch offensichtlich hat er noch ein Weiterbildungsdefizit in Sachen effektive Präsentation. Denn, fast alle Folien waren aufgrund des kleinen Textes nicht einmal in der ersten Reihe lesbar.
Nur drei Punkte seinen Beitrags sind erwähnenswert:
- ALU könne die Arbeit nicht immer zu den Mitarbeitern bringen
- die „ausgewählten“ Kollegen müssen sich selbst um eine Stelle innerhalb des Konzerns kümmern, Stichwort: Kontaktbüro (Z. VV.: „keiner kann sich verstecken“)
- seine Drohung: wenn die Betroffenen nicht „flexibel“ bzw. „mobil“ seien, d.h. keine Stelle innerhalb des Konzerns und/oder an einem anderen Standort finden, würde ihnen gekündigt werden. Auch auf die Gefahr hin, dass dies dem Firmenimage schade, würden sie dies tun. (Anmerkung: Quot erat demonstrandum!)
Fazit
Es ist einfach nicht zu glauben, dass die Firma ohne Rücksicht auf eine soziale Auswahl, jetzt schon bestimmen darf, wer geht. Auch fragen wir uns, wozu Betriebsräte noch da sind, wenn sie nicht einmal die Notwendigkeit dieser „Transformation“ hinterfragen. Alternativen können überlegt und mit den Kollegen diskutiert werden.
Wir haben wieder einmal das Gefühl, dass die Betriebsräte nur noch dem Management hinterherdackeln. Einfallsloser kann man als BR kaum noch handeln.
Wiederholt werden von der Geschäftsleitung Äpfel mit Birnen verglichen. Ein Vorstandsmitglied redet sich beim Thema „Flexibilität/Mobilität“ leicht. Bei einem Jahreseinkommen von 500.000€(+), Firmenautos und vielen anderen „nebensächlichen“ Leistungen bzw. Vergünstigungen können sie diese Meinung locker propagieren, aber nicht grundsätzlich auf die einzelnen Mitarbeiter übertragen!
Auffällig war, dass keine Seite auf das Thema „Leiharbeiter“ einging. Wir sind also gespannt, was uns die nächsten Wochen in dieser Hinsicht bringen werden.
„Schnorcheln,“ so der VV, „gehört zum (Vertiebs-)Geschäft.“ Aus gutem Grund sollte er aber sehr aufpassen, dass er dabei nicht untergeht!
24.02.2012
Respektlos!
Kann man Respekt vor Menschen allein nur auf in die Kamera gehaltenen Schildern zum Ausdruck bringen? Wir meinen: NEIN, das reicht nicht aus.
Es heißt auf der Webseite http://www.respekt.tv (Powered by IG Metall): „Gegenseitige Achtung und Anerkennung sind wichtige Faktoren für ein soziales und faires Miteinander am Arbeitsplatz.“ Anscheinend bezieht dies die IGM einzig und allein auf das Thema Rassismus.
Kein Wort darüber, dass es in vielen Firmen von der Geschäftsleitung gemobbte Mitarbeiter gibt. Kein Wort darüber, mit welchen brutalen, menschenverachtenden Methoden ( u. a. Psychoterror ) sich einige Firmen ihrer Mitarbeiter entledigen. Kein Wort darüber, dass sich Betriebsräte Vorteile verschaffen, indem sie mit der Geschäftsleitung klüngeln. Heutzutage verkauft man sich als Geschäftsführer, Personalleiter oder Betriebsrat in der Öffentlichkeit scheinbar gut, wenn man nach außen so tut, als sei man respektvoll. Pressewirksam wird auf der aktuellen Anti-Rassismuswelle geschwommen, um den Leuten eine schöne, nicht vorhandene Scheinwelt vorzugaukeln.
Ehrlichkeit und Fairness den eigenen Mitarbeitern gegenüber wäre hier dringend angeraten.
07.02.2012
1:5
Kontinuierlich schafft jeder Personalabbau proportional leider immer mehr Vorgesetzte. Diese Riege der Überlebenskünstler überdauert sogar auf wundersame Weise Entlassungswellen - sei es mit weniger Mitarbeitern oder schnell erfundenen neuen Posten.
Schlendern wir so durch die Nürnberger ALU-Gänge stellen wir fest: Es gibt tatsächlich Unmengen von ihnen! Ihr Privileg und zugleich Erkennungsmerkmal ist, dass sie in Büros, mit bis zur Decke geschlossenen Glaswänden, wohnen. (Woran sollten wir sie auch sonst erkennen?)
Was meinen wir mit „Unmengen“? Nun, wir haben recherchiert und nachgerechnet: Auf einen Vorgesetzten kommen ganze fünf KollegInnen! Betrachtet wurden dabei nicht die „kleinen“ Teamleiter, sondern die teuren „Technical Manager“ und derer aufwärts.
Überrascht? Zugegeben, auch wir konnten es uns anfangs nicht vorstellen, dass es überhaupt so viele Powerpoint-Folien und eMails zu lesen gibt, um diese Riege damit zu beschäftigen. Die Realität lehrt es uns besser wenn man durch die ALU-Gänge streift...
Und wie sieht es mit adäquaten Einsparungspotential an den anderen Standorten aus?
31.01.2012
Alcatel-Lucent: Bis 1800 Arbeitsplätze sollen 2012 in Europa abgebaut werden!
Wie fast jedes Jahr gibt es auch 2012 bei ALU einen Personalabbau. Diesmal sollen in Deutschland 150 bis 200 Arbeitsplätze verschwinden. Damit es harmlos klingt, heißt die Maßnahme Grows: „Grow and Redeploy Our Workforce“!
Es ist fast Industriestandard geworden, dass Firmen, wenn sie Personal abbauen wollen, zuerst die Presse informieren und danach erst die Belegschaft.
Allerdings hat Alcatel-Lucent den Standard getoppt: ihre Mitarbeiter hat sie bis heute (Dienstag, den 31. Januar 2012) nicht informiert. Es gibt lediglich ein paar Pressemeldungen und einige Infos auf der Website des Europäischen Betriebsrates.
Information durch Zufall
Der Lenkungsausschuss des EBRs wurde bereits am 18. Januar über die Abbaupläne informiert. Das Pikante: Die Sitzung wurde vom EBR einberufen, um über die Beschäftigungslage in Europa zu diskutieren.
Allerdings durften die Ausschussmitglieder erst am 24. Januar über die Sitzung informieren. Die Begründung der Firma für den Maulkorb: Zuerst sollen die nationalen Arbeitnehmervertretungen von der Firma informiert werden, was offensichtlich bis jetzt aber nur zum Teil geschehen ist.
In Deutschland gibt es bis heute keine Information – weder von der Firma noch von den Betriebsräten. Weder auf der Firmenwebsite noch auf einer der Websites der BRs ist etwas über diesen Personalabbau zu lesen.
Personalabbau heißt jetzt „Grows“
Wir müssen es ALU schon lassen: Auf die Idee zu kommen, einen Personalabbau mit dem Namen „Grows“ zu taufen, ist schon originell. Grows heißt „Grow and Redeploy Our Workforce“ und besteht aus drei Säulen:
- Insourcing
- Natürliche Fluktuation
- Umsetzungen
Es ist schwer zu glauben, dass Insourcing ernst gemeint ist. Über einige Jahre hinweg hat ALU einen Bereich nach dem anderen outgesourct und fehlende Arbeitskräfte durch Kontraktoren ersetzt. ALU ist mittlerweile von Firmen wie Nash oder Wipro abhängig. Das Know-how ist weg. ALU hat es an andere Firmen verkauft. Wie sollte es zurückgeholt bzw. neu aufgebaut werden?
Das Gleiche gilt für die vielen Arbeitsplätze, die durch Kontraktoren besetzt sind. Auch wenn es durchaus theoretisch möglich ist, sie neu intern zu besetzen, wird kein Projektleiter erfahrene Leute austauschen wollen. Außerdem können Projekte mit internen Mitarbeitern nur dann aufgebaut werden, wenn die Personalbudgets der Projekte aufgestockt werden.
Natürliche Fluktuation zeigt, dass das Konzept vom Wachstum („Grows“) nicht ernst gemeint ist. Frei gewordene Arbeitsplätze nicht zu besetzen, heißt Personal abzubauen. Ob es dazu kommt oder, wie üblich, Kontraktoren dafür eingesetzt werden, werden wir sehen ...
Mitarbeiter von einem Projekt zum anderen umzusetzen, klingt im ersten Moment vernünftig. Allerdings klappt so etwas nur dann, wenn die neuen Arbeitsplätze am gleichen Standort sind. Eine Umsetzung von z.B. Stuttgart nach Berlin kommt für die Allerwenigsten in Frage. Wir gehen davon aus, dass einige Stellen „ausnahmsweise“ von extern besetzt werden.
Kury geht, Gehe kommt
Es gibt ein Beispiel, dass eine Umsetzung möglich ist: die Neubesetzung des Personalvorstandes. Es ist schon bemerkenswert, dass ein Mensch aus dem Sales plötzlich zum Vorstand ernannt wird. Wenn man den Lebenslauf des neuen Personalvorstandes, Herrn Gehe, anschaut, hat er offensichtlich keine Ahnung vom Personalwesen, es sei denn, dass seine frühere Position als Offizier bei der Bundeswehr sehr positiv bewertet wurde. Es scheint, dass je höher die Position in der Hierarchie ist, desto weniger Können erforderlich ist. Oder ist das benötigte Können das des Ausputzers?
Wir erwarten inhaltlich von HR nicht viel Positives. Laut der Folien, die dem EBR vorgestellt wurden, soll die "Rationalisierung" von HR fortgesetzt werden. Wie stellt sich das höhere Management eine Umsetzung ohne HR vor? Sollten die Callcenter alles telefonisch erledigen?
Wir sind nicht daran schuld. Warum sollen wir dafür büßen?
Auffällig, wenn wir die Managementfolien durchblättern, sei der Markt und daraus folgend die finanzielle Lage schuld an der Misere. In früheren Zeiten bezeichnete man das als „Gottes Wille“. Heute hat man eine neue Erklärung erfunden. Ein Flugblatt der französischen Gewerkschaft cgt (PDF-Datei) spricht jedoch klar aus, wer tatsächlich daran schuld ist: Das Management hat das ganze verbockt, aber wir jedoch sollen dafür bezahlen.
Besonders auffällig ist, dass es einen enormen Überhang von Managern bei ALU gibt. Wird von Personalabbau gesprochen, meint man zunächst immer die „Mitarbeiter“ und nicht die Manager selber. Diese Manager stellen einen hohen Kostenfaktor dar, der aber nicht ernsthaft zur Diskussion steht. Diese eigentlichen Verursacher der ALU-Dauermisere schleppen sich so durch den Firmenalltag, in der Hoffnung, dass es irgendwie schon weitergehen wird, frei nach der Devise: „Hauptsache den eigenen Hintern retten.“
Es ist daher traurig, dass der Lenkungsausschuss des EBRs bereit ist, den Personalabbau zu schlucken, solang alle Regionen und Management vom Personalabbau betroffen sind. Leider sind das alles fromme Wünsche, um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen.
Bezeichnend hierbei ist außerdem, dass der EBR bereit ist, auf die nächste geplante EBR-Sitzung im April zu warten, um mehr Information zu bekommen. Wenn der EBR so wenig Information hat, wie kann er jetzt schon einen Personalabbau gut heißen? Und außerdem: Bis dahin ist alles gelaufen.
Fazit
Es gibt schon wieder einen Personalabbau. Eigentlich ist das nichts neues. Letztes Jahr gab es einen schleichenden Abbau, dieses Jahr fällt er etwas dramatischer aus. Die Managementerklärungen ändern sich kaum und wer die Zeche zahlt, kennen wir auch zur Genüge.
Same procedure as every year? Wir hoffen, nicht!
Bis jetzt ist von den örtlichen Betriebsräten und vom Gesamtbetriebsrat in Deutschland nichts zu hören. Das überrascht uns nicht und heißt letzten Endes, dass wir auf uns selbst gestellt sind. Da ALU behauptet, es handele sich nicht um einen Personalabbau, ist sie auf unsere Kooperation angewiesen. ALU will sicherlich nicht als Lügnerin in der Öffentlichkeit da stehen und Leute betriebsbedingt kündigen. Also, wir können schon einiges bewirken.
Also, Widerstand gegen diesen geplanten Abbau fängt mit dem Wort „Nein“ an.