2009
Sub-Archive
23.07.2009
Kurzarbeit und 360 Entlassungen bei Alcatel Deutschland
Was der Belegschaft erst in der Betriebsversammlung am Dienstag verkündet werden sollte, steht bereits in der Zeitung.
Das unter Transformation der aktuellen Marktlage Angekündigte, das auf der kommenden Betriebsversammlung am Dienstag erst verkündet werden sollte, steht bereits in den Nürnberger Nachrichten vom 23.Juli:
- deutschlandweite Anpassungen mit 360 Entlassungen,
- Kurzarbeit in den Bereichen optische Übertragungstechnik und Mobilfunk
In Stuttgart sei die Belegschaft über das neue Sparprogramm bereits informiert, bei dem die Zahlen noch auf die einzelnen Standorte umgesetzt werden müssen, da ja die regionalen Chefs auch nichts anderes können, als Befehlsempfänger:
- Die Order aus Paris wird ohne wenn und aber weitergeleitet, um nicht selbst in Gefahr zu geraten, egal, ob Teile oder die gesamte Organisation dabei draufgehen.
Spannend wird noch die Frage der Vertrauenskurzarbeit in Nürnberg ohne Zeiterfassung.
20.07.2009
Zahlen der nächsten Entlassungswelle
.. sickern nur langsam durch, weil im Geheimrat noch hinter verschlossenen Türen verzweifelt alte (dr)eckige Punkte aufgewärmt werden, die man zur Abwicklung der Entlassungen braucht.
Während Ben bei Sarkozy über 300 Entlassungen in Frankreich von 1000 verhandelte, werden bei uns anteilig neue Entlassungen durch die Gremien gejagt. Der Vorstand hält sich vornehm mit seinen town meetings zurück und läßt lieber den Betriebsrat in Versammlungen die schlechten Botschaften verkünden.
Der Konzern braucht mal wieder Entlassungs-Nachrichten, um seine Aktien und damit die Vorstands-Boni aufzubessern. Es ist ja auch Urlaubszeit, in der nur wenige es mitbekommen, wie erneut mit den Beschäftigten verdient wird.
Also werden wir wieder gespannt zur Betriebsversammlung marschieren und die frohe Botschaft beklatschen?
17.07.2009
Transformation und aktuelle Marktlage
In Paris ist das Hauptquartier und in den einzelnen Ländern sind die Transformatoren, Vorstände der Landesgesellschaften, die durchreichen, was sich die Leitung ausgedacht hat.
Wenn der Vorstand Konsequenzen der Transformation ankündigt und von aktueller Marktlage redet, über die auf Betriebsversammlungen informiert werden soll, was kann das wohl heissen? Etwas Gutes kommt selten aus der Chefetage. Rechnen wir lieber damit, was Vorständen so einfällt, wenn sie Probleme haben oder welche aus Paris vorgesetzt bekommen: Personalabbau, Entlassungen, Auslagerungen.
Was immer wieder zu beobachten ist, für die Probleme der Firma haben Vorstände Gründe im Markt, in der Krise oder von der bösen Konkurrenz aus dem fernen Osten, sozusagen der moderne Tschingiskan oder die Hunnengefahr. Doch müssen wir das auch so akzeptieren, wenn Vorstände eine Firma immer weiter runterfahren? Was wir brauchen sind doch Visionäre, die eine Zukunft planen und dann auch umsetzten, also
- neue Produktfelder mit Lösungen für Kunden, gerade auch in der Krise.
- Aufbau an Wissen und Know how für die Produkte der nächsten Generation
- andere erweiterter Nutzen der vorhandenen Produkte
Wo sind denn die Ergebnisse, die wir uns selbst in boot camps für die Firma ausgedacht haben? Oder sind die Vorstände auch so ein kaputter Transformator wie er in Krümmel eingebaut wurde?
14.07.2009
Heimlich, still und leise
wird ein Tarifvertrag verhandelt, die Entgeltlinie von Baden Württemberg nach Bayern verschoben und eine Anpassungszulage gekürzt.
Mitglieder über Mitglieder gehen in die Nürnberger Gewerkschaft IG-Metall, seit dieser Firmenteil von jährlichen Gehaltsanpassungen ausgeschlossen wird. In der Basis der Restbelegschaft von ca. 600 rumort es. Hier sind nicht mehr nur unermüdlich Projekte erfüllende Entwickler, von denen einige schon ausgelagert wurden. Nein, sie haben den Einzelvertrag mit Versprechungen satt. Die Bonus-Extras fließen schon einige Jahre nicht mehr und Optionen sind nichts wert. Viele wollen den Tarifvertrag wieder, den sie noch zu Philips Zeiten hatten.
Und verhandelt wird auch schon, sind doch sogar die Stuttgarter Kollegen bereit, eine Tariferhöhung zu verschieben, wenn der Tarifvertrag nun auf alle Standorte ausgeweitet wird. Die noble Geste nehmen die Nürnberger gern, doch wie werden sie an den Tarifverhandlungen beteiligt, die dann in Schwaben stattfinden?
Wer einmal zuhört, dem wird richtig schwindelig, was alles verhandelt wird aber bisher nirgends nachzulesen ist. Das gefährde ja die Verhandlungen, in denen Punkt für Punkt nachgegeben wird:
- Die Stuttgarter Berechnungsbasis, die Entgeldlinie des Tarifvertrages von Baden Württemberg wird um 4% verschlechtert, um im Bayrischen Tarif zu landen.
- Vielleicht geht's noch ein bisschen weniger?
- Was vorher Leistungszulage war, wird zur festen Anpassungszulage.
- Wie hoch angepaßt werden soll, wird noch verhandelt, weil es am Edelstandort zuviel niedrige Gehälter gibt.
Als Schmankerl gibt es dann noch einen AIP, aber nur für den, der mehr als 35 Wochenstunden arbeitet. Doch vorher wird alles in die neuen Tarife kostenneutral verschoben. Von da aus kann ALU die Gehälter in die weltweiten ALU Gehaltsschablonen pressen.
Was war das, wieder 35 Wochenstunden und dann etwa wieder Stechuhren? Nein, so soll das nicht sein. Das Prinzip, dass jeder so lange schaffen soll, wie sein Projekt es fordert, das soll schon bleiben. Keine Kontrolle, nur eben eine neue Berechnung. Wie kompliziert die neue Gehaltsfindungsformel wird, hängt von den heimlichen Verhandlungen ab, in denen von Krise und neuen Entlassungswellen nicht die Rede ist. HP hat schließlich keinen Tarifvertrag.
Es kommen Zeiten, in denen wochenlang nachgerechnet wird, was da ausgehandelt wurde.
13.07.2009
Nash Technologies: Zucker ist bitter
Manchmal passiert das Unerwartete!
Letzten Donnerstag durften die Mitarbeiter von Nash Technologies hohen Besuch begrüßen. Bill Zucker, verantwortlich für das at&t Projekt bei unserem größten und wichtigsten Kunden Alcatel-Lucent, lud zum Town-Meeting.
Dies verursachte einige Verwirrung bei uns. Uns ist natürlich bewußt, dass wir - wieder einmal - in einer hochspannenden Phase des Projektes sind und eine Katastrophe die nächste jagt. Schließlich sind wir es ja, die Samstags und sogar Feiertags arbeiten müssen. Aber ein Town-Meeting? Sollte das nicht unsere Geschäftsleitung machen? Sollte Bill nicht mit unserem Management reden? Immerhin sind wir vor einem dreiviertel Jahr von Alcatel-Lucent an Harvey-Nash verkauft worden.
Gespannt pilgerten wir zum Town-Meeting und hörten uns an, was Bill uns zu erzählen hatte. Natürlich hat er einiges zu erzählen. Wie erwartet, gibt er sein Bestes, uns bis in die Fingerspitzen zu motivieren. Er erwartet Flexibilität von uns. Aber interessanterweise hört man auch von Fehlplanung, unkoordinierter Zusammenarbeit und überhaupt von Managementfehlern...
Und dann bittet Bill unseren Geschäftsführer noch ein paar Worte zu uns zu sagen. Dieser beschwert sich zunächst ein wenig weinerlich, dass das was Bill zum Management gesagt habe "not so nice" wäre, wie das, was gerade eben gesagt hatte. Anschließend wird zum gefühlten 548-ten Mal gepredigt, dass wir den Kunden gefälligst glücklich machen sollen. Sonst haut uns unsere Geschäftsleitung, oder so.
Dann ist Bill wieder dran und erklärt, dass die Botschaft, die unser Management erhalten hat, deshalb "tougher" war, weil dieses für die Fehler verantwortlich ist! Thanks, Bill!
Abgesehen von einer gewissen Genugtuung, dass jemand mal den Koch der Suppe benennt, die ja doch wir auslöffeln müssen, bleibt nach diesem denkwürdigen Town-Meeting eines im Gedächtnis:
Die derzeitige Probleme, die unsere Kapitäne mit der Steuerung unseres Schnellboots haben, sind sogar bei ALU zu sehen. Vielleicht sollte sich unsere Teilzeit-Geschäftsleitung ein wenig öfter bei uns aufhalten? Oder wenn das nicht möglich sein sollte - vielleicht sind wir ja nicht so wichtig, wie wir uns einbilden - dann wenigstens jemanden hier zurücklassen, dem auch etwas Verantwortung übertragen wird?