Wasser predigen und Cocktails trinken
Während die Alcatel-Lucent-Mitarbeiter 2009 bezüglich Gehaltserhöhung leer ausgehen, streicht der CEO, Ben Verwaayen, ordentlich Geld ein. Von seinem letzten „Arbeitgeber“, British Telecom, erhielt er vor wenigen Wochen 1 Mio Britische Pfund!
Wie bekannt ist, kam Verwaayen als CEO vor ein paar Monaten von der British Telecom (BT) zu Alcatel-Lucent (ALU). BT sollte von ihm "auf Vordermann" gebracht werden und das Gleiche erwartete man von ihm für ALU, schließlich gilt Verwaayen als „Sanierer“. Er änderte bei BT grundlegend die Ausrichtung des Unternehmens, was zu guten Ergebnissen geführt haben soll - so zumindest der Anschein.
Jetzt kam heraus, dass Verwaayen bei BT doch nicht so erfolgreich gewesen ist, wie damals berichtet wurde. Mehr noch: er wird z.Z in der Presse für die gegenwärtige Verluste bei BT von GBP 134 Millionen verantwortlich gemacht. Bei BT Global Services gab es sogar Verluste von GBP 2,04 Milliarden (!) in 2008.
Nun könnte man denken, dass Vorstände, die derartigen Mist bauen, dafür bestraft oder entlassen werden. Weit gefehlt! In solchen Managerkreisen wird sowas belohnt. Deshalb kann Verwaayen als Ex-Chef von BT auch nicht klagen: Er erhält nachträglich von BT ein „termination payment“, gemeint ist eine Abfindung von GBP 700.000 (€ 800.393) und einen Bonus von GBP 300.000 (€ 343.025) und - wahrscheinlich - noch GBP 4 Mio an Aktien zusätzlich! (Siehe auch Storm over BT chief executive's £3m)
Selbstverständlich geht der gegenwärtige BT-Chef auch nicht leer aus - sein Bonus beträgt aber nur lächerliche GBP 343.000.
Verwaayen erhält von ALU ein stattliches Grundgehalt pro Jahr, nämlich €1,2 Mio. Zusätzlich bekommt er auf jeden Fall eine „impatriation allowance“, also eine kleine Beihilfe von monatlich €10.000. Man gönnt dem armen Ausländer, der in Frankreich arbeiten muß, ja sonst nichts. Und falls Verwaayen nicht mit der Metro fahren möchte, steht für ihn ein Firmenauto mit Chauffeur bereit. Vom 15. September 2008 bis Ende 2008 „verdiente“ Verwaayen €385.491 bei ALU. Der Chauffer erscheint im Vergleich dazu noch günstig, das Firmenauto schlug lediglich mit € 491 zu Buche! Wir wollen unserm Öko-Ben hier mal unterstellen, dass das Auto ökologisch unbedenklich und sparsam von ihm genutzt wird.
Bei Verwaayens Einstellung bei ALU wäre ein zusätzlicher fixer Bonus von €525.000 für ihn dazu gekommen, aber er verzichtete darauf. Schließlich verzichten wir auch, so Verwaayen.
Die Vorgänge bei BT werfen einige Fragen auf. Es geht nämlich nicht nur um die enormen Summen, die sich solche Leute „gönnen“.
Wir sehen in den Vorgängen bei British Telecom zwei plausible, mögliche Erklärungen, warum Verwaayen BT verließ.: Er mußte gehen, weil das Ausmaß der Verluste frühzeitig bekannt wurde oder er ging selbst, weil er wusste, wie schlecht es um Global Services bestellt war.
Wie dem auch sei, bedeutend ist die Tatsache, dass Verwaayen offensichtlich nicht so erfolgreich war, wie viele gedacht haben. Wir fragen uns ernsthaft, was aus ALU werden wird, wenn solch ein erfolgloser Sanierer das Ruder in der Hand behält? ALU sollte die Tradition erfolgloser Abkassierer nicht fortführen.