IG Metall
13.11.2013
TSTG und Ersatzarbeitsplätze bei TKS
TKS hat Milliarden in Brasilien in den Sand gesetzt und muss sparen. 2000 Jobs werden ab 2014 gestrichen, davon 1200 im Stammwerk in Duisburg. Wo sollen da Ersatzarbeitsplätze für die Kollegen von TSTG herkommen? Ein ganz einfaches Rechenbeispiel gibt die Antwort.
Die IG Metall ist in der Stahlindustrie dank der Montanmitbestimmung ein nicht ganz machtloser Sozialpartner.
Thyssen Krupp Steel (TKS) hat bekanntlich Milliarden Euro in Brasilien in den Sand gesetzt und holt sich das verlorene Geld von seinen Beschäftigten wieder rein. Die sollen mit Jobverlust für die Einen und Arbeitintensivierung für die Glücklichen, die bleiben dürfen, die Verluste wieder reinschuften. Soweit das übliche besch... Spiel im globalen Kampitalismus. Kann das sein? Ist das gerecht? Nein, ruft die Gewerkschaft! Da macht die IG Metall nicht mit.
Tatsächlich kann sie sich eines Erfolges rühmen - bei TKS wird es keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Statt vom Management vorgeschlagener hirnloser Stellenstreichungen wird nach dem vereinbarten Sanierungsplan ab Oktober 2014 die 31-Stundenwoche eingeführt. Der Lohnverzicht der Kollegen bei TKS sichert ihre Jobs, insoweit die Konzernleitung im Gegenzug auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet. Die natürliche Fluktuation (z.B. durch Kollegen, die in Rente oder Altersteilzeit wechseln) sorgt im Laufe der Jahre auch ohne Kündigung für eine Verkleinerung der Belegschaft. Je nachdem wie stark diese Verkleinerung ausfallen wird und wie die Konjunktur sich entwickelt, wird dann zwischen 2018 und 2020 stufenweise auf eine 35-Stundenwoche zurückgekehrt. Eigentlich gar nicht so doof, zumindest sind viele Kollegen bei TKS zufrieden, dass sie nicht bei Herrn Hartz antreten müssen.
Und was ist mit uns, den Ex-Thyssen Kollegen von TSTG? Sind wir keine Stahlarbeiter? Haben wir weniger malocht für die Konzernbilanzen?
Wieso werden wir nicht in die Regelung einbezogen? Das wäre doch für die IG Metall, die bei TKS den Arbeitsdirektor stellt und über die Montanmitbestimmung einen maßgeblichen Einfluss ausüben kann, ein Klacks - wenn es denn gewollt wäre.
Für alle Schreihälse die gegen diesen vernünftigen Vorschlag Stimmung machen werden, hier ein ganz einfache Rechnung:
4 Stunden Lohnverzicht für 4 Jahre (Herbst 2014 bis 2018) gleich 1200 Jobs, die gerettet werden. Was kosten - nach dieser Rechnung, die nicht von uns aufgemacht wurde - zusätzliche 150 bis 200 Stellen (und mehr sind es real nicht, für die von TSTG ein Lösung her muss)? Antwort: Eine halbe Wochenstunde für 4 Jahre oder noch einfacher, da die Kollegen von TKS schon auf genung Lohn verzichten: die Verschiebung der Rückkehr auf die 35-Stundenwoche bie TKS von 2018 auf 2020.
Liebe Sozialpartner, jetzt seid ihr am Zug.
13.10.2013
Ersatzarbeitsplätze bei TKS
Die Initiative von Kollegen, zur Betriebsversammlung von TKS am kommenden Mittwoch zu gehen, hat hinter den Kulissen hektische Aktivitäten hervorgerufen: Kenan Ilhan hat seine Sprache wieder gefunden und geht nachts um zwei durch die Hallen.
Nach der "Bossnapping"-Aktion am 27.9. planten Kollegen, zur TKS-Betriebsversammlung am 16.10. zu gehen und dort vor den versammelten Stahlkollegen Willi Segerath persönlich nach den versprochenen Ersatzarbeitsplätzen zu fragen. Die IG Metall versuchte auf den fahrenden Zug aufzuspringen und organisierte zwei Busse. Jetzt wollen sie plötzlich alles abblasen: In der vergangenen Woche schlich Kenan Ilhan durch die Nachtschicht und versuchte die Kollegen auf den 12.12. zu vertrösten. An diesem Tag würden Verhandlungen mit TKS über Ersatzarbeitsplätze stattfinden.
Jetzt doch Ersatzarbeitsplätze?
Wir erinnern uns: Noch vor zwei Wochen hatte Mesaros zu 70 Kollegen im Geschäftsführerbüro klipp und klar gesagt: "Es gibt keine Ersatzarbeitsplätze." Weiss hat das bestätigt. Jetzt soll doch wieder verhandelt werden?!
Die IG Metall hatte zwei Busse organisiert, um uns von einem gemeinsamen Spaziergang zum Landschaftspark Meiderich abzuhalten. Jetzt werden sie wieder abgesagt, weil angeblich zwei Tage später Bahnchef Grube zu Besuch kommt.
Wir fragen uns: Ist das alles nur eine weitere Verarschung?
Mal angenommen es würde stimmen: Was will Grube hier, wenn Voestalpine klipp und klar sagt, das Werk wird nur verkauft, wenn dort drei Jahre lang keine Schienen mehr produziert werden?
Um das Werk zu retten, hätten wir streiken müssen, als noch wirtschaftliche Druckmittel vorhanden waren. Das hat die IG Metall erfolgreich verhindert: Dank dem kreativen Arbeitskampf von Betriebsrat und IG Metall mit Überstunden, Sonderschichten und Produktionshöchstleistung sind die Aufträge früher als geplant abgearbeitet und die Produktion wird am 28.10. eingestellt.
Jetzt kann es nur noch um eines gehen: Hartz IV oder Ersatzarbeitsplätze bei TKS. Das gilt insbesondere für die angelernten Stahlarbeiter über 40, die es nicht bis zur Rente schaffen und keine Aussicht darauf haben, anderswo einen Job zu finden.
11.03.2013
Arbeitsniederlegung am 13.3.
Am kommenden Mittwoch wird zwischen 6.00 Uhr und 22.00 Uhr die Arbeit bei der TSTG niedergelegt. In diesem Zeitraum wird vor Tor 1 eine Streikkundgebung stattfinden.
Mehr Infos in Kürze.
28.02.2013
Wahlkampf in Düsseldorf
Etwa 200 KollegInnen nahmen heute an der Kundgebung zum Erhalt der TSTG in Düsseldorf teil. Es sprachen der Betriebsratsvorsitzende, zwei Minister, ein Oppositionsführer, Abgeordnete und IG-Metall-Funktionäre.
Zusammenfassung der Beiträge der Minister Schneider und Duin (beide SPD)
"Wir wollen das Schienenwerk erhalten. Wir versprechen nichts. Die Bundesregierung (CDU-FDP) muss sich kümmern."
Zusammenfassung des Beitrags von Laumann (CDU)
"Wir wollen das Schienenwerk erhalten. Wir versprechen nichts. Die Landesregierung (SPD-Grüne) muss sich mehr einsetzen."
Es fielen noch Worte über "Druck aufbauen" - danach ging es zurück nach Duisburg an die Arbeit.
Kommentar eines Kollegen: "Blabla."
Wir fragen uns: Wollen wir wirklich darauf vertrauen, dass diese Leute uns helfen?
PS: Zur geplanten und dann wieder abgesagten Geheimreise des BR-Vorsitzenden nach Österreich wurde kein Wort gesagt.
18.10.2012
Kommentare: Aufrufe zur kritischen Diskussion über die BR-Informationsveranstaltung
Wir geben ungekürzt zwei Kommentare auf dieser Seite wieder.
1. "Die dunkle Prophezeiung"
Heute genau in 441 Tagen geht formal die Ära der Legendären Schienenproduktion, in Duisburg, nach 119 Jahren zu Ende, das ist die absolute Realität! Am 18.12.13 wird wohl auf der Frühschicht die Schienenproduktion, an der F1 feierlich eingestellt werden. Mitarbeiter werden sich weinend in die Arme liegen und die Welt nicht mehr verstehen. Die Verzweiflung und Wut wird riesengroß sein. Die letzten dramatischen Bilder für Presse und das Fernsehen werden noch für die Archive gemacht werden, das letzte Schienenstück, mit dem Walzzeichen: „TSTG -UIC 60 E2-18.12.2013“ für die Nachwelt gesichert. Am 20.12.13 geht dann auf der Nachtschicht die ADJ raus. 50-70 Leute geben der TSTG dann noch den endgültigen Todesstoß, durch Abverkauf der Lagerbestände, Abbruch der Anlagen, Sanierung der Flächen, spätestens hier ist die TSTG Geschichte.
Der ausgerufene Arbeitskampf, war nur ein fiktiver, ohne ehrliche Unterstützung der IGM. Er hatte wenn überhaupt nur ein Ziel: die Belegschaft zu beruhigend, mehr nicht! Aber die Stunde NULL wird kommen. Wir haben nach satten 7 Monaten nichts in der Hand. Wir stehen alle vor einen großen Scherbenhaufen und die Belegschaft soll ihn auch noch wegfegen.
Und nun? Warten auf was? Oder auf wem?
Lasst uns die knapp bemessende Zeit „Sinnvoll und effektiv“ nutzen, um die bestmöglichen Lösungen schon heute schon für „alle“ Kollegen zu sichern! Wer noch an einem„ Happy - End“ der TSTG glaubt, glaubt auch noch an den Weihnachtsmann. Wartet nicht bis der Briefträger mit den Einschreibebriefen bei Euch vorbei kommt, wer erst hier wach werden sollte, der kann auch weiter Schlafen, so wie unser Betriebsrat!
2.Kommentar:
Kernaussage des BRV: Die Chance ist groß, dass die TSTG weitergeführt werden wird
Frage:
- Was sind die konkreten Fakten, für diese Annahme?
- Gibt es ein Wissen was andere noch nicht kennen?
- Oder war das nur ein Schuss ins Blaue, um die Belegschaft zu beruhigen?
Kernaussage des BRV: Nach einer eventuellen Kündigung, im Okt.12 des AM- Vormaterialliefervertrag brauchen wir uns keine Sorge zu machen, da er mit dem BRV, von AM gesprochen hat, und dieser unter der Voraussetzung der Sicherstellung der Roheisenmengen von TKS, kein Problem darin sehen würde!
Frage:
- Wie verbindlich können solche Aussagen sein? Sollte man nicht der formhalber Schriftlich die GF, von AM Anschreiben und dort die Frage stellen, um Fleisch an den Knochen zu bekommen?
- Laut des aktuellen Aushangs der TSTG-GF, ist unter andern ein Grund der Schließung, dass das Vormaterial bei einem Mitkonkurrenten, für die TSTG zu teuer ist! 3.) Was würde sich denn hier ändern? 4.) Bekommen wir einen Freundschaftspreis?
Kernaussage des IGM Betreuungsekretärs: Schade das die TSTG nicht in der Insolvenz gegangen ist! Dann hätten wir einen Insolvenzverwalter, der den Auftrag bekommen würde ein Weiterführungs Konzept zu erstellen!
Frage:
- Insolvenz oder früher der Konkurs, bedeutet doch nichts anders dass die TSTG Zahlungsunfähig ist, oder?
- Wer hätte denn dann unsere Löhne und Gehälter weiter gezahlt?
- Das Insolvenzgeld etwa, für 3 Monate?
- Was wäre denn gewesen wenn es kein Käufer oder kein Weiterführungs Konzept, umsetzbar gewesen wäre?
- Wer würde dann den Sozialplan bezahlen?
- Oder mal eine Positive Annahme, man findet ein Käufer, aber die Realität ist dann nahezu 100%, das ein Beschäftigungssicherungstarifvertrag mit der IGM ausgehandelt wird!
- Was für eine Auswirkung hätte so ein Beschäftigungssicherungstarifvertrag für die Belegschaft?
Anmerkung: Es sollte nicht der Zeitpunkt, der Popolisten sein, wo eben einmal unter Beifall etwas in der Runde geworfen wir ohne die Konsequenzen vorher abgeprüft zu haben!
28.04.2012
Diskussion unerwünscht?
Einen Beitrag mit kritischen Fragen haben die Betriebsräte innerhalb von wenigen Minuten von ihrer Facebook-Seite gelöscht und den Verfasser für die Seite gesperrt. Es ging um die Lage bei TSTG, um den Stand der Verhandlungen mit Voestalpine und um das Vorgehen des Betriebsrats. Ist eine offene und ehrliche Diskussion über die weiteren Schritte des Arbeitskampfes bei Betriebsrat und IG Metall unerwünscht?
Arbeiten Betriebsrat und IG Metall wirklich noch für die Zukunft von TSTG? Wenn ja, warum werden die Kollegen nicht umfassend über den Stand der Verhandlungen informiert?
Fragen bei Facebook
Was war an ein paar kritischen Fragen an den Betriebsrat so schlimm, dass dieser Beitrag sofort von den Administratoren gelöscht und der Verfasser für die Facebook-Seite des BR gesperrt wurde? Dient diese Seite dem Arbeitskampf für den Werkserhalt oder sollen dort nur Fussballkarten getauscht werden?
Nicht nur, dass der Beitrag sofort gelöscht und auf die Fragen mit keiner Silbe eingegangen wurde. Der BR-Vorsitzende Mesaros diffamiert derartige Nachfragen bei Facebook als "Hassreden" und legt den Verdacht nahe, wer solche Fragen stelle, handele im Auftrag von Voestalpine.
Angesichts dieser Reaktion kann man sich vorstellen, warum sich viele Kollegen nicht trauen, bei den BR-Infos kritische Nachfragen zu stellen. Bleibt abzuwarten, ob die Betriebsräte in der kommenden Woche mehr Infos rausrücken.
Hier der Beitrag des Kollegen: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Beitrag_bei_facebook.png
Und die Antworten des Betriebsrats: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Facebook2.png
24.04.2012
EBR-Sitzung morgen - BR-Info am Donnerstag
Die nächste BR-Info ist am Donnerstag um 13.30 Uhr im Treffpunkt. Prominenter Besuch ist bislang keiner angekündigt. Morgen fährt der BR-Vorsitzende Mesaros nach Linz zur Sitzung des Europabetriebsrats und zum Treffen der Voestalpine-Division. Dass Arbeitsminister Schneider heute im Werk war, hat vor allem die Presse mitbekommen.
Schneider war da?
Am heutigen Vormittag besuchte NRW-Arbeitsminister Schneider das TSTG-Werk und sprach mit dem Betriebsrat über Perspektiven für das Werk. Diese Info erhielten zumindest die Beschäftigten der Spät- und der Nachtschicht nur aus der Presse. Wie kann denn sowas sein?
Mesaros fährt nach Linz
Über die Reise des BR-Vorsitzenden Mesaros informierte dieser selbst zumindest über die Facebook-Seite des Betriebsrats. Fragt sich: Gibt es neue Entwicklungen? Wird ein Schließungstermin bekanntgegeben oder wird Voestalpine doch noch verkaufen?
Egal, was morgen dabei rauskommt - Hauptsache ist, die Belegschaft wird sofort umfassend informiert, damit sie gemeinsam Entscheidungen treffen kann, wie es weitergeht.
BR-Info am Donnerstag
Gelegenheit dazu besteht spätestens am Donnerstag um 13.30 Uhr bei der nächsten BR-Info. Bislang ist kein prominenter Redner aus der Politik angekündigt. Also gibt es genug Zeit, offen mit allen zu diskutieren, wie wir weitermachen. Fragen gibt es viele:
- Wann wird die Fahrt nach Österreich nachgeholt? Solidarität von österreichischen Kollegen war bereits für Montag angekündigt. Der 11. Mai wäre z.B. eine gute Gelegenheit, wenn sich Voestalpine-Vorstand und IG Metall zusammensetzen. Genug Mitfahrer gibt es mit Sicherheit, inklusive Familien - warum aber sollen wir Urlaubstage dafür nehmen, die bei vielen Kollegen schon anders verplant waren? Soll die Produktion doch während der Reise auf Kosten des Konzerns stillstehen!
- Warum wird die Belegschaft nicht umfassend darüber informiert, was mit dem Arbeitsminister besprochen wurde?
- Warum wird die Belegschaft nicht umfassend darüber informiert, was der konkrete Gesprächsstand mit Voestalpine ist?
- Wann hört der BR endlich auf, Mehrarbeiten zu genehmigen?
- Ist es nicht an der Zeit, die Arbeit ganz niederzulegen, damit wir mal unsere Macht zeigen?
Übrigens: In Griechenland streiken Stahlarbeiter eines Werks seit über 170 Tagen. Dort wird über alle wichtigen Fragen in der gesamten Belegschaft offen diskutiert. Mehr dazu in diesem Film.
17.04.2012
Nächsten Montag: Protestfahrt nach Österreich
Am kommenden Montag fährt ein Bus mit Kollegen nach Österreich zur Voestalpine-Zentrale. Die Motivation ist groß. Einige Kollegen äußerten jedoch Unverständnis, dass sie dafür Urlaub nehmen sollen.
"2 Tage Stillstand"
In Gesprächen am Rande der Podiumsdiskussion in der Marxloher Kreuzeskirche diskutierten Kollegen über die aktuelle Lage und die Fahrt nach Österreich. Eine vielfach angetroffene Meinung: Der Druck auf Voestalpine muss erhöht werden. Es sei ein "Unding", dass jetzt noch Überschichten gemacht würden: "Wir schmieren denen bei Voestalpine noch die Butterbrote." Das Vertrauen in die Politik ist nicht allzu groß. Manche Kollegen wollen streiken. Entsprechend gab es Kritik an der Organisation der Fahrt nächste Woche nach Österreich: Statt 2 Tage Urlaub dafür zu nehmen und nur einen Bus vollzumachen, sollte lieber die Produktion in Duisburg zwei Tage stillstehen, so die Meinung mancher Kollegen.
Diskussion im Netzwerk: Welche Möglichkeiten gibt es?
Im Blog und bei Facebook gibt es inzwischen Diskussionen darüber, welche Aktionen jetzt möglich sind. Mehrarbeiten nicht machen, langsam arbeiten, die Produktion auch mal liegenlassen, mehr über die Situation diskutieren und darüber, was man jetzt tun kann - das sind Möglichkeiten, die es immer gibt und die auch schon hier und da mal angelaufen sind.
Legale Möglichkeit 1: Dauer-Betriebsversammlung
Entgegen den vielen Gerüchten gibt es aber durchaus auch legale Möglichkeiten für Betriebsrat und Gewerkschaft, Arbeitsniederlegungen zu organisieren. Die schon stattfindenden Infoveranstaltungen sind dabei nur eine. Eine andere, größere wäre die Dauer-Betriebsversammlung wie 2008 bei Bosch-Siemens-Hausgeräte.
Legale Möglichkeit 2: Streik für Sozialtarifvertrag
Und dass gegen eine Werksschließung garnicht legal gestreikt werden darf, ist ebenfalls so nicht richtig: Es besteht die Möglichkeit, für einen Sozialtarifvertrag zu streiken, der für Voestalpine so teuer wird, dass sich die Schließung nicht mehr lohnt. Einen Versuch in diese Richtung gab es 2005 bei Infineon in München.
Um eines klarzustellen: Das sind alles nur Vorschläge. Aber es fragt sich: Wurden solche Möglichkeiten schon geprüft? Was spricht dafür, was dagegen?
Hier gibt es die Meldung über die Podiumsdiskussion.
06.04.2012
Kritik an der Demo
Viele Kollegen waren mit der Organisation der Demo am Dienstag unzufrieden. Der Verlauf der Route, die von Tor 1 durch ein Waldstück zum Friedhof in Hamborn führte, hat viele Kollegen verärgert. Auf diese Weise habe die Demo so gut wie kein Publikum gehabt. Es wurde auch kritisiert, dass der Zug nicht kämpferisch genug gewesen sei.
Besser wäre es gewesen, die Demo durch belebte Stadtteile zu führen, um die Duisburger Bevölkerung auf die Situation im Schienenwerk aufmerksam zu machen, so die Meinung vieler Kollegen. Auch die Idee, über das Werksgelände zu demonstrieren und die Thyssen-Krupp-Kollegen direkt anzusprechen, haben einige wieder ins Spiel gebracht.
Viele Kollegen fanden es auch nicht gut, wie die Demoleitung mit externen Unterstützern umgegangen ist. Ein IG-Metall-Funktionär hatte eine größere Gruppe jugendlicher Unterstützer, die mit eigenem Transparent gekommen waren, in barschem Ton darauf hingewiesen, sie hätten am Ende des Zugs zu laufen, ihr Megaphon wegzupacken und außerdem keinen Zutritt zur Betriebsrats-Infoveranstaltung. Ebenso verwunderlich war der Kommentar eines Funktionärs gegenüber einem Demonstranten, der eine Solidaritätsbotschaft der Duisburger Montagsdemonstration verlas. Der IG-Metaller hatte geantwortet: "Eure Solidarität brauchen wir nicht." Unter den Kollegen jedenfalls ist die Unterstützung und Solidarität von "Externen" gut aufgenommen worden: Das Ziel von Belegschaft, Betriebsrat, IG Metall und anderen Unterstützern ist doch schließlich dasselbe, oder? Erhalt des Schienenwerks! Ebenso besteht Einigkeit darüber, dass zum Erreichen dieses Ziels ein Arbeitskampf geführt werden muss, wie es Jürgen Dzudzek bereits am 14. März erklärte.
In den Schichten wurde in der vergangenen Woche wieder darüber diskutiert, zu streiken. Einige Kollegen sind der Meinung, dass man Voestalpine nur auf diese Weise wirklich weh tun könne.
04.04.2012
3. Betriebratsinfo: Strategie der IG Metall
Am Dienstag fand zum dritten Mal seit Verkündung der Werksschließung eine Infoveranstaltung des Betriebsrats statt - diesmal im Anschluss an eine Demonstration. Bei der Veranstaltung berichteten Betriebsräte von der Aufsichtsratsitzung vergangenen Freitag. BR und IG Metall legten noch einmal ihre Strategie im Kampf um den Erhalt des Werkes dar: Die Abstimmung über die Schließung des Werkes am Freitag soll rechtlich angefochten werden. Durch die Umstellung auf Strommastenherstellung kann TSTG Voestalpine entgegenkommen. Politik und Kunden wie die Deutsche Bahn wollen IGM und BR als Verbündete gewinnen. Den Vorstand von Voestalpine will man durch Fragen verunsichern. Weitere Protestaktionen sieht man als entscheidend an; konkrete nächste Protestaktionen wurden aber keine bekannt gegeben.
Hier gibt es die Reden auf der Versammlung als Audio. Der WDR berichtet in der Lokalzeit Duisburg.
Die Veranstaltung fand im Anschluss an die Demonstration im Abteikeller Hamborn statt. Es sprachen Vertreter der IG- Metall und des Betriebsrats von TSTG, darunter der IGM-Bevollmächtigte Jürgen Dzudzek und der Betriebsratsvorsitzende Heinz-Georg Mesaros sowie die Abgeordneten Johannes Pflug (SPD, Bundestag) und Anna Conrads (Die Linke, NRW-Landtag).
Aufsichtsratsitzung letzten Freitag
Zu Beginn der Veranstaltung berichteten die Betriebsräte von der Aufsitsratssitzung letzten Freitag. Dort fand die Abstimmung über die Schließung des Werkes statt: Die Arbeitgebervertretung stimmte ohne zu zögern für die Schließung, während die Arbeitnehmervertretung dagegen stimmte. Weil zuvor nicht das Präsidium angerufen wurde, um erstmal nach einer einvernehmlichen Lösung zu suchen, ist diese Abstimmung aber formal ungültig. Die Arbeitnehmervertreter wollen die Abstimmung daher rechtlich anfechten.
Erhaltung des Werks als Voestalpine-Tochter?
Die Arbeitnehmervertretung erläutertete außerdem noch einmal ihre Strategie im Kampf gegen die Schließung des Werks. Der IG-Metall-Bevollmächtigte Jürgen Dzudzek hat trotz des sehr entschiedenen Abstimmungsverhaltens im Vorstand immer noch Hoffnung auf die Erhaltung des Werks als Tochter von Voestalpine. Erst an zweiter Stelle zählte er die Möglichkeit auf, das Werk mit einem neuen Investor zu erhalten. Eine Möglichkeit, Voestalpine zum Verkauf des Werkes zu bewegen, sei es, auf Strommastenherstellung umzurüsten; so würde TSTG keine Konkurrenz mehr für Voestalpine darstellen.
Unterstützung durch Politik
Betriebsrat, IG Metall und Poltiker betonten immer wieder, wie wichtig die Unterstützung der Politik ist. Ohne Voestalpine könne "nur die Politik [...] helfen", so Dzudzek. Der andere Verbündete im Arbeitskampf der Belegschaft von TSTG sollen die Deutsche Bahn und andere Schienenkäufer sein. Um diese Verbündeten zu überzeugen, TSTG zu helfen, solle den Politikern erklärt werden, welche Bedeutung das Werk vom wirtschaftlichen Standpunkt für Duisburg, NRW und Deutschland hat. Am 2. Mai wird das Bundes- und Landeswirtschaftsministerium sich beraten, ob und wie TSTG von der Politik unterstützt werden wird. Außerdem sei es notwendig, sich das Wohlwollen der Kunden wie der Deutschen Bahn zu "erarbeiten", also: zuverlässig zu produzieren und zu liefern.
Voestalpine "mit Fragenkatalog verunsichern"
Als eine weitere "Strategische Aufgabe" nannte Dzudzek wieder, sich mit der Entscheidung vom Voestlalpine-Vorstand auseinanderzusetzen und diese zu hinterfragen. Nachdem in der Aufsichtsratssitzung der Vorstand die Fragen der Arbeitnehmervertreter einfach nicht beantwortet hat, soll nun der nächste Schritt sein, den Vorstand "mit einem Fragenkatalog [zu] verunsichern".
... und weiterer Protest
Auch die Notwendigkeit von weiterem Protest wurde betont: "Entscheidend ist, dass wir weiter Protest organisieren!" schloss Dzudzek seine Rede. "Die Proteste dürfen nicht aufhören" betonte Johannes Pflug von der SPD. Konkrete nächste Schritte haben IG Metall und Betriebsrat aber nicht formuliert. Ein nächster Termin zur Demonstration oder Arbeitsniederlegung wurde auch nicht bekannt gegeben.
Demo gegen die Schließung
Die Kollegen von TSTG - vor allem der Früh- und Mittagsschicht - haben sich am Dienstag um 9:45 Uhr getroffen, um zum Abteikeller in Hamborn zu demonstrieren. Die Arbeit wurde dazu wie angekündigt um 9:00 Uhr niedergelegt; zuvor arbeitete die Frühschicht nur mit halber Kraft. Erst die Mittagsschicht nahm die Arbeit wieder auf, nachdem die Produktion mehrere Stunden still stand. Begleitet wurden die Kollegen von Arbeitern und Angestellten anderer Werke und von jugendlichen Unterstützern.
Die Demonstration verlief insgesamt sehr ruhig und unauffällig. Die zuvor verteilten Trillerpfeifen wurden kaum benutzt und die Route verlief so, dass es auch kein Publikum gab, das Pfiffe und Parolen hätte hören können. Etwas ironisch dabei ist, dass das Ziel der Demonstration direkt am Friedhof von Hamborn lag. Viele Kollegen waren aber froh, dass "überhaupt etwas passiert".
Die Demonstranten trugen Transparente, die verdeutlichen, worum es für einen Großteil der Beschäftigten bei diesem Arbeitskampf geht: Erhaltung des Werkes oder Arbeitslosigkeit und Hatz 4.
Im Anschluss an die Demo fand eine Betriebsrats-Infoveranstaltung im Abteikeller Hamborn statt.
Hier gehts zur Nachricht.
Hier ist ein Bericht von "Der Westen".
23.03.2012
Betriebsratsinfo und Lage in den Schichten
Der Betriebsrat berichtete bei der Infoveranstaltung gestern mittag über die bislang geplanten Aktionen. Die Produktion dümpelt indes weiter vor sich hin.
Bei der Infoveranstaltung sammelte der BR Unterschriften gegen die Werksschließung.
Außerdem wurden folgende Aktivitäten angekündigt:
- Demonstration vom Werk zum Rathaus Hamborn
- Betriebsrat und Vertrauenskörper werden in der nächsten Woche eine Fahrt zur Aufsichtsratssitzung von Voestalpine nach Österreich organisieren.
- Aktion vorm Landtag in Düsseldorf
Konkrete Termine wurden noch nicht bekanntgegeben.
Auf die Frage aus der Belegschaft, warum wir nicht sofort in den Streik treten, kam die Antwort des BR, dass es jetzt "zu früh" für solche Maßnahmen sei, dass man erst am Anfang des Arbeitskampfes stehe und ein Streik zum jetzigen Zeitpunkt dazu führen würde, dass man später "keine Aktionen mehr" zur Verfügung hätte.
Es gab manche Stimmen unter den Kollegen, die diese Haltung kritisch sahen und noch mehr und weitergehende Aktionsideen hatten. U.a. gab es bei Gesprächen am Rand den Vorschlag, ab sofort in jeder Schicht eine Stunde früher aufzuhören zu arbeiten und die Zeit zum Diskutieren über Alternativen zur Werksschließung und weitere Aktionsmöglichkeiten zu nutzen. Es wurde außerdem die Frage aufgeworfen, warum wir keine Demo über das gesamte Werksgelände machen, um die Kollegen von Thyssen Krupp über unsere Lage zu informieren und zur Solidarität aufzurufen.
Die Motivation, normal zu produzieren, hält sich derweil weiter in engen Grenzen...
21.03.2012
Betriebsratsinfo-Veranstaltung am 22. März
Am 22. März lädt der Betriebsrat zu einer Betriebsratsinfo-Veranstaltung ein.
15.03.2012
Video: Dzudzeks Beitrag auf der Betriebsversammlung
Ein Video des Redebeitrags des IGM-Vertreters Jürgen Dzudzek auf der Betriebsversammlung am 14.03. ist kürzlich im Internet aufgetaucht. Dzudzek kündigt einen Arbeitskampf gegen die Werksschließung an. Diesen Arbeitskampf müssen wir jetzt führen! Dazu ist es nötig, dass wir schnell aktiv werden!
Hier gibts das Video.
14.03.2012
Bericht von der Betriebsversammlung am 14. März 2012
Bei der Betrievsversammlung am Mittwochnachmittag hat Franz Kainersdorfer aus dem Aufsichtsrat von voestalpine versucht, sich für die geplante Werksschließung zu rechtfertigen und wurde dafür mit Pfiffen und Zwischenrufen aus der Belegschaft belohnt.
Vor ca. 500 Kolleginnen und Kollegen hat Franz Kainersdorfer versucht die geplante Schließung des Schienenwerks TSTG bis Ende 2012 in Duisburg zu rechtfertigen. Dabei wurde er immer wieder von Kollegen durch Pfiffe und Zwischenrufe wie "Ihr habt uns doch nur beschissen!" oder "Was nutzt uns das denn alles? Nichts!" unterbrochen. Auf Kainersdorfer Behauptung "Das Problem sind wirklich die Preise, sind wirklich die Überkapazitäten." erwiderte ein Kollege "Das Problem ist, dass ihr Verbrecher seid." Im Jahr 2011 war ein jahrelang bestehendes Schienenkartell aufgeflogen. Mehrmals wurde gefordert, Kaindersdorfer das Mikrofon zu entziehen ("Jetzt hol doch mal den Lügner da runter!"). Den Kolleginnen und Kollegen hatte Kaindersdorfer kaum etwas zu bieten außer dem halbgaren Versprechen, mit der IG Metall Sozialpläne aushandeln zu wollen.
Als Nächstes sprach der Vertreter der IG Metall Jürgen Dzudzek. Er betonte mehrmals, dass die IG Metall nicht bereit sei, die Schließungspläne des Konzernvorstands zu akzeptieren und kündigte einen "Arbeitskampf" an: "Das strategische Ziel des Konzerns [...] ist es über die Reduzierung der Kapazitäten die Preise wieder nach oben zu bringen -was nicht über das Schienenkartell klappt, muss jetzt anders klappen. Wir akzeptieren ihren Beschluss vom 13. März nicht und wir [...] werden für den Erhalt dieses Standorts kämpfen". Dafür erntete er viel Applaus. Allerdings grenzte er sich von schnellen Streik- und Protestaktionen ab: "Arbeitskampf bedeutet jetzt nicht, dass wir von heute auf morgen Streikaufrufe machen [...] sondern das bedeutet: Wir werden uns mit ihren Argumenten auseinandersetzen, wir werden ihre Argumente [...] hinterfragen, wir werden sie auch ein Stück auseinandernehmen und wir werden dann wieder in eine Diskussion eintreten!"
In der Belegschaft äußerten mehrere Kolleginnen und Kollegen hinter vorgehaltener Hand, dass der Betriebsrat und die IG Metall sich seit Monaten viel zu passiv verhalte ("Wenn es nach mir ginge, dann würde heute keiner mehr arbeiten", "Wir hätten schon längst die Produktion ein bis zwei Tage dicht machen müssen"). Hier findet ihr die Resolution des IG Metall Branchenarbeitskreis Süd.
Nach einigen weiteren Rednern trat nochmal Kainersdorfer ans Mikrofon wurde aber von einem einzelnen Kollegen unterbrochen, der für seine spontanen Redebeiträge den größten Applaus der ganzen Versammlung erntete: "Wir haben Überschichten gemacht, wir haben den ganzen Scheiß mitgemacht. Und jetzt? Jetzt werden wir von euch verarscht!"