Mehrarbeiten
29.05.2012
Mehrarbeit über Pfingsten
Über die Pfingstfeiertage wurden Mehrarbeiten gemacht. Die Kollegen haben zur Zeit kaum Hoffnung in eine Rettung der TSTG - die meisten wollen noch so viel wie möglich mitnehmen, bevor alles den Bach runter geht. Es gibt Hoffnungen auf Übernahme in andere Betriebe von Voest oder zu TKS aber keine Sicherheit. Die Kollegen fordern Garantien
Mitnehmen, was geht Dieses Pfingstwochenende wurde in allen Schichten Mehrarbeit gemacht. Grund dafür ist bei den Wenigsten, dass sie Voestalpine und möglichen Käufern beweisen wollen, dass sie zuverlässig und gut arbeiten. Die meisten wollen noch „so viel wie möglich mitnehmen“ bevor das Werk schließt. Hoffnung darauf, das Werk vor der Schließung zu bewahren, haben zur Zeit nur sehr wenige Kollegen. Die kämpferische Stimmung die in den letzten Wochen zu spüren war, ist etwas abgeebbt, seit dem der Widerstand gegen die Mehrarbeit zumindest für dieses Pfingstwochenende aufgehoben wurde.
Hoffnungen auf Übernahme Es gibt viele Hoffnungen unter den Kollegen, dass man nach einer Schließung doch nicht seinen Arbeitsplatz verlieren muss und ganz schnell in Hartz IV landet:
- das Angebot der Geschäftsführung sich nach Möglichkeiten der Unterbringung in Hahn, Witten und Düsseldorf umzusehen,
- die Beteuerungen der Betriebsratsführung, man könnte noch bei TKS unterkommen.
- Die DB als potenzieller Käufer,
Was jedoch bei all dem fehlt: Wirkliche Garantien, wirkliche Sicherheit, Schriftliches!
Die Stimmen, die nach Streik gerufen haben, sind dennoch zurückgegangen; man will nicht die Chance auf Übernahme in einen anderen Betrieb vertun. Diese Gefahr würde ein selbstständiger Streik der Kollegen mit sich bringen. Es gibt aber auch legale Möglichkeiten (z.B. eine ununterbrochene Versammlung über eine Woche, was einem Streik gleich käme). Dazu müsste man aber den Betriebsrat dazu bringen, mitzuspielen.
Über die Betriebsratsführung sind viele enttäuscht: "der macht doch eh nichts", "der kann das einfach nicht" oder auch "der ist doch von der Geschäftsleitung geschmiert" sind oft gehörte Kommentare über einige führende Betriebsräte.
Vertrauen in die eigene Kraft der Kollegen ist eher selten. Trotzdem sind sich einige ihrer Macht auf Voest bewusst: Man hört, dass einige Kollegen mehr Geld für die Pfingstüberstunden rausgeschlagen haben. Sie drohten am Montag nicht zu kommen und die Mehrarbeit damit zu verhindern, wenn sie nicht auch den besser bezahlten Sonntag für Arbeit im Schienenlager eingesetzt werden. Scheinbar wollten sie, wenn sie schon Mehrarbeiten machen, dann auch richtig was davon haben.
Voestalpine braucht unsere Arbeit Immer wieder fragen sich Kollegen, warum eigentlich derzeit Mehrarbeit gemacht werden soll und warum Voestalpine bereit ist so hohe Löhne wie an Pfingsten dafür zu bezahlen. Möglicherweise werden wichtige Just-In-Time-Aufträge nicht rechtzeitig fertig, wenn die Kollegen keine Mehrarbeiten machen. Interessant wäre zu wissen, was dann passiert, ob dann z.B. Strafen fällig werden. Vermutlich wären Kainersdorfer und Co. bereit den Kollegen der TSTG noch einiges mehr zu bieten, damit sie die Aufträge rechtzeitig erfüllen.
23.05.2012
2. Betriebsversammlung - "Arbeitskampf" oder Hinhaltetaktik?!
Laufzeit-Verlängerung der TSTG bis ende 2013 wird von Mesaros als feststehend vorgetäuscht. Bestätigung lässt möglicherweise sogar bis September auf sich warten; Garantien gibt es keine. Es stellt sich weiter die Frage, wem Mehrarbeit wirklich dient: Der Belegschaft von TSTG oder den Aktionären von Voestalpine? Durch Arbeitsniederlegung kann die Schließung verhindert werden.
Nach zwei Tagen voller Gerüchte stellte sich heute auf der Betriebsversammlung heraus, dass Mesaros' Kommentar auf der Facebookseite des Betriebsrats eine Täuschung war und eigentlich überhaupt nichts sicher ist.
Nein, Voestalpine hat nicht beschlossen, dass die TSTG ein Jahr länger auf bleibt. Geschäftsführung und Betriebsrat verkünden einstimmig, dass wenn die DB fürs Geschäftsjahr genügend Aufträge an TSTG vergibt, dann das Werk vielleicht erst ein Jahr später geschlossen wird. Das ist aber nicht sicher und es könne noch bis September dauern, bis es Klarheit gibt. Dabei wurde nicht einmal gesagt, was überhaupt „genügend“ Aufträge bedeutet.
Die garantielosen Hoffnungen auf die Deutsche Bahn dienen weiter als Argumentation, warum die Kollegen Mehrarbeiten leisten sollen. Es wird sogar weiter seitens von Betriebsräten behauptet, man könne den Vorstand von Voestalpine überzeugen, die TSTG nicht zu schließen, wenn die Kollegen nur gut weiterarbeiten. Das mögen sie ihren Kindern zum Einschlafen erzählen; Wir Kollegen bei TSTG haben Jahrzehnte lang gut gearbeitet. Die TSTG soll geschlossen werden, weil Voestalpine aus dem Geschäft mit Massenprodukten raus geht und sich verstärkt auf Spaten-Produkte wie z.B. kopfgehärtete Schienen für Hochgeschwindigkeitstraßen konzentriert. Mit dieser Strategie will Voestalpine seinen Umsatz um 12 Milliarden Euro steigern. (siehe Handelsblatt 15.3.; 4.4.)
Bei all der Unklarheit bleibt eines klar: Die Aktionäre und ihre Henker, die die Kollegen der TSTG auf die Straße setzen wollen, haben ein direktes Interesse daran, dass jetzt noch Mehrarbeiten geleistet werden. So können sie noch einmal saftige Extraprofite rausschlagen, bevor sie das Werk dicht machen. Andersherum aber können wir Voestalpine zu Zugeständnissen zwingen, wenn wir finanziellen Druck aufbauen, indem z. B. eben mal ein Just-In-Time Auftrag nicht rechtzeitig fertig wird. Durch Arbeitsniederlegungen kann erreicht werden, dass die Schließung der TSTG zu teuer wird und die Kollegen wirklich ihre Arbeitsplätze behalten und vor Hartz 4 bewahrt bleiben.
Übrigens ist es auch eine Lüge, die einige Betriebsräte verbreiten, dass NetzwerkIT "von der MLPD" sei. NetzwerkIT ist ein offenes Netz aus Kollegen von verschiedenen Betrieben in Deutschland, die sich ganauso wie die Kollegen bei TSTG in Arbeitskämpfen befinden oder befunden haben. Es ist unabhängig von Organisationen. Mehr dazu in der Rubrik „Über uns“. LINK: http://www.netzwerkit.de/ueber_uns/faq
21.05.2012
Betriebsversammlung und BR-Treffen mit Geschäftsführung
Am Mittwoch um 14:30 Uhr wird die 2. Betriebsversammlung dieses Jahres stattfinden. Morgen wollen sich Betriebsräte mit der Geschäftsführung treffen und dabei über die Mehrarbeiten diskutieren. Viele Kollegen lehnen weiterhin konsequent Mehrarbeiten am Pfingstwochenende ab, obwohl nach Geschäftsführer Weiss jetzt auch die Betriebsräte Mesaros und Ilhan Kollegen in Einzelgesprächen unter Druck setzen.
Kommentar: Mesaros und Kenan Ilhan wollen Beschäftigte für dumm verkaufen
Mittlerweile gehen der Betriebsratsvorsitzende und sein Stellvertreter selbst durch die Werkshallen und versuchen Kollegen zu Mehrarbeiten zu überreden. Damit erhöhen sie den Druck auf die Kollegen, von denen sich viele - teilweise ganze Schichten - der freiwilligen Mehrarbeit verweigert hatten. Ob sie es selbst begreifen oder nicht: Die Betriebsräte handeln damit direkt im Interesse von Voestalpine und helfen bei der Abwicklung der TSTG.
Das Argument...
Mesaros und Ilhan argumentieren: Wenn TSTG nicht liefert, kündigt die Deutsche Bahn die Aufträge und bestellt nächstes Jahr keine neuen Schienen mehr. Wenn wir aber liefern, bekommen wir vielleicht nächstes Jahr wieder Aufträge und das Werk bleibt länger.
... und was davon zu halten ist
- Das Argument ist völliger Blödsinn: Die Entscheidung darüber, ob das Werk erhalten bleibt, geschlossen wird oder verkauft wird, liegt bei Voestalpine. Voestalpine hat beschlossen, das Werk zu schließen und sich aus der Produktion von Standardschienen zurückzuziehen, weil die Renditen hier niedriger sind als bei kopfgehärteten Schienen für Hochgeschwindigkeitsstrecken, wie sie z.B. in Donawitz hergestellt werden. Die wissen, dass sie Aufträge für Standardschienen bekommen können, aber die bringen ihnen zu wenig Profit! Die haben das alles durchgerechnet: Warum sollten sie den Beschluss rückgängig machen? Oder warum sollten sie das Werk freiwillig einem konkurrierenden Stahlkonzern oder der Deutschen Bahn verkaufen?
- Die Mehrarbeit dient nur einem Zweck: Voestalpine kann das Werk schneller schließen! Je schneller die Aufträge der TSTG abgewalzt sind, weil wir jetzt mit Überschichten reinklotzen, desto weniger hat Voest ein Problem mit möglichen Ausfällen, Umorganisierung der Produktion, Strafzahlungen usw. Duisburg kann dann besenrein ohne Altlasten zugemacht werden, der Konzern zieht sich wie geplant aus dem Geschäftsfeld zurück und es gibt noch ein paar Extraprofite für die Aktionäre in diesem Jahr. Die Kollegen der TSTG aber werden dann zum Dank auf die Straße gesetzt.
Was jetzt nötig ist
Voestalpine will Rückstellungen von 205 Millionen Euro bilden, um die Kosten der Schließung der TSTG und aus dem Kartellverfahren abzudecken .Voestalpine wird den Schließungsplan nur zurücknehmen, wenn er zu teuer wird: Wenn er mit Stillstand, Lieferausfällen, Vertragsstrafen usw. usf. verbunden ist. Nur so können wir Voest zwingen, die TSTG an einen neuen Besitzer zu verkaufen. Nur so können wir Voest dazu zwingen, uns überhaupt irgendetwas zu geben. Aus Dankbarkeit wird uns Voest gar nichts geben.
Voestalpine wird den Schließungsplan nicht zurücknehmen, wenn die Beschäftigten der TSTG das machen, was sie seit Jahren machen, nämlich Schienen produzieren.
Mehrarbeiten sind für uns tödlich. Um noch was zu erreichen, müssen wir die Arbeit niederlegen und jede Möglichkeit nutzen, die Kosten für Voestalpine in die Höhe zu treiben. Dafür braucht die Belegschaft alle Informationen über die noch ausstehenden Aufträge, Liefertermine, Vertragsstrafen bei Lieferausfall usw., um z.B. zu beurteilen, was nötig ist, damit für Voest die Schließung der TSTG zu teuer wird. Dafür stehen die Betriebsräte in der Pflicht.
Wir brauchen auch endlich die Informationen von den Betriebsräten, welchen konkreten Schließungstermin Voestalpine angesetzt hat und wann mit dem Abbau der Anlagen begonnen werden soll.
Ob sie es bewusst machen oder ob sie es garnicht begreifen: Mesaros und Ilhan helfen Voestalpine gerade bei der Abwicklung des Werks. Das muss aufhören!