tstg
14.03.2012
Bericht von der Betriebsversammlung am 14. März 2012
Bei der Betrievsversammlung am Mittwochnachmittag hat Franz Kainersdorfer aus dem Aufsichtsrat von voestalpine versucht, sich für die geplante Werksschließung zu rechtfertigen und wurde dafür mit Pfiffen und Zwischenrufen aus der Belegschaft belohnt.
Vor ca. 500 Kolleginnen und Kollegen hat Franz Kainersdorfer versucht die geplante Schließung des Schienenwerks TSTG bis Ende 2012 in Duisburg zu rechtfertigen. Dabei wurde er immer wieder von Kollegen durch Pfiffe und Zwischenrufe wie "Ihr habt uns doch nur beschissen!" oder "Was nutzt uns das denn alles? Nichts!" unterbrochen. Auf Kainersdorfer Behauptung "Das Problem sind wirklich die Preise, sind wirklich die Überkapazitäten." erwiderte ein Kollege "Das Problem ist, dass ihr Verbrecher seid." Im Jahr 2011 war ein jahrelang bestehendes Schienenkartell aufgeflogen. Mehrmals wurde gefordert, Kaindersdorfer das Mikrofon zu entziehen ("Jetzt hol doch mal den Lügner da runter!"). Den Kolleginnen und Kollegen hatte Kaindersdorfer kaum etwas zu bieten außer dem halbgaren Versprechen, mit der IG Metall Sozialpläne aushandeln zu wollen.
Als Nächstes sprach der Vertreter der IG Metall Jürgen Dzudzek. Er betonte mehrmals, dass die IG Metall nicht bereit sei, die Schließungspläne des Konzernvorstands zu akzeptieren und kündigte einen "Arbeitskampf" an: "Das strategische Ziel des Konzerns [...] ist es über die Reduzierung der Kapazitäten die Preise wieder nach oben zu bringen -was nicht über das Schienenkartell klappt, muss jetzt anders klappen. Wir akzeptieren ihren Beschluss vom 13. März nicht und wir [...] werden für den Erhalt dieses Standorts kämpfen". Dafür erntete er viel Applaus. Allerdings grenzte er sich von schnellen Streik- und Protestaktionen ab: "Arbeitskampf bedeutet jetzt nicht, dass wir von heute auf morgen Streikaufrufe machen [...] sondern das bedeutet: Wir werden uns mit ihren Argumenten auseinandersetzen, wir werden ihre Argumente [...] hinterfragen, wir werden sie auch ein Stück auseinandernehmen und wir werden dann wieder in eine Diskussion eintreten!"
In der Belegschaft äußerten mehrere Kolleginnen und Kollegen hinter vorgehaltener Hand, dass der Betriebsrat und die IG Metall sich seit Monaten viel zu passiv verhalte ("Wenn es nach mir ginge, dann würde heute keiner mehr arbeiten", "Wir hätten schon längst die Produktion ein bis zwei Tage dicht machen müssen"). Hier findet ihr die Resolution des IG Metall Branchenarbeitskreis Süd.
Nach einigen weiteren Rednern trat nochmal Kainersdorfer ans Mikrofon wurde aber von einem einzelnen Kollegen unterbrochen, der für seine spontanen Redebeiträge den größten Applaus der ganzen Versammlung erntete: "Wir haben Überschichten gemacht, wir haben den ganzen Scheiß mitgemacht. Und jetzt? Jetzt werden wir von euch verarscht!"
Voestalpine will das Schienenwerk dichtmachen! Demo vorm Werkstor!
Noch vor der Betriebsversammlung hat Voestalpine am Dienstagabend die Schließung des Schienenwerks "bis frühestens Ende 2012" angekündigt. Jetzt gilt es, um den Erhalt des Werks zu kämpfen! Nehmen wir uns ein Beispiel am AEG-Streik 2006 und legen die Arbeit nieder! Am Mittag gab es bereits die erste Demonstration von 200 Kollegen.
Schon die Früh- und Mittagsschicht haben deutlich weniger gearbeitet, als normalerweise.
Siehe auch die Pressemeldungen zur Schließung und zur Demo.
13.03.2012
Fabrikwände verschönert
"Das Schienenwerk muss bleiben", "Stellenabbau stoppen", "Lasst Euch nicht verarschen" - mit diesen und ähnlichen Slogans haben Unbekannte in der Nacht auf Dienstag die Mauern und den Tunneleingang rund um Tor 10 des Thyssen-Krupp-Geländes verziert - genau dort, wo die Kollegen von TSTG üblicherweise auf dem Weg zur Schicht entlanggehen.
Offenbar handelt es sich um eine Reaktion auf die verschiedenen Gerüchte, die im Zusammenhang mit der bevorstehenden Betriebsversammlung am Mittwoch in Umlauf sind.
Weitere Bilder gibt es hier.
Flugblattaktion anlässlich der bevorstehenden Betriebsversammlung
FreundInnen des TSTG-Projekts verteilten am Montagabend erneut vorm Werkstor. Angesichts der bevorstehenden Betriebsversammlung am Mittwoch, zu der extra ein Vorstandsmitglied aus Österreich angereist kommt, ist die Stimmung angespannt. Wie geht es weiter mit TSTG? Kommt nach dem Personalabbau jetzt die Verkündung der Werksschließung?
Einige KollegInnen jedenfalls gehen davon aus. Manche vermuten, dass Voestalpine die TSTG von vornherein nur zu dem Zweck übernommen hat, die Konkurrenz für die eigene Schienenproduktion in Österreich abzuwickeln.
Fest steht: Die jetzige Situation ist auf der Grundlage der mafiösen Machenschaften des Schienenkartells mit den kriminellen Preisabsprachen entstanden. Im voestalpine-Aufsichtsrat wurde bereits im Februar über die eventuelle Schließung des Duisburger Schienenwerks bis Ende 2012 diskutiert - das bedeutet, die Pläne liegen bereits auf dem Tisch.
Es geht jetzt darum, sich zusammenzuschließen und sich auf eine mögliche Werksschließung vorzubereiten. Wird die Schließung oder Verlagerung am Mittwoch verkündet, könnte man sich doch ein Beispiel an den AEG-KollegInnen in Nürnberg 2006 nehmen!
02.03.2012
Schichtversammlungen: Pfeiler verbreitet Angst
Bei den Schichtversammlungen am Montag und Dienstag drohte Geschäftsführer Pfeiler mit Verlusten für TSTG. Die angeblich hohen Preise für das Vormaterial machen die Firma vergleichbar mit einem Krankenhauspatienten, so Pfeiler. Der Tod sei nicht auszuschließen. Zusammengefasst: Pfeiler will Angst machen.
Überschichten und Entlassungen
Seit letzter Woche müssen die Kollegen in einigen Abteilungen Überschichten machen. Bereits seit Jahresanfang hat TSTG die Schichtregelungen abgeändert und Urlaubstage gestrichen.
Gleichzeitig sind bis jetzt 130 Kollegen bereits abgefunden und raus oder befinden sich in Altersteilzeit. Pfeiler will mit seiner Drohkulisse offenbar erreichen, dass noch mehr Kollegen sich auf Abfindungsregelungen einlassen. TSTG zielt damit besonders auf diejenigen ab, die viele Krankmeldungen abgegeben haben - faktisch diejenigen, die im Laufe der Jahre Gesundheitsschäden bei der Arbeit davongetragen haben. Das würde erklären, warum die Geschäftsführung einigen jungen und gesunden Kollegen die Abfindungen verweigert hat.
Parallel dazu sollen die Abteilungen mehr produzieren als bisher. Meister und Obermeister geben vielfach den Druck von oben weiter.
Also ein ganzes Maßnahmenpaket, dass TSTG dazu dient, aus jeder Arbeitsstunde mehr Gewinn herauszuholen.
Pfeilers Begründung: Teures Vormaterial
Pfeiler beschwerte sich in den Versammlungen über das teure Vormaterial, das auf die Bilanzen drücken würde. Die Lieferanten seien zu keinem Cent Rabatt bereit. Ob das wirklich stimmt, ist fraglich: Manipulationen bei den Preisen haben in der Schienenindustrie und speziell bei TSTG bereits ihre Vorgeschichte.
Wut und Zwischenrufe
Die Wut unter den Kollegen ist groß. Viele riefen Pfeiler bei seinem halbstündigen Referat dazwischen. Ein Kollege brachte die Stimmung in der Versammlung auf den Punkt: "Die Verluste sind nicht unsere Schuld, sondern Eure!"
Ob Pfeiler solche Vorwürfe betroffen machen, sei dahingestellt. Er hat seinen neuen Arbeitsplatz ab Ende März schon sicher.
Nächste Versammlung am 14. März
In der 2. Märzwoche trifft sich der Aufsichtsrat in Österreich, um über das weitere Vorgehen zu sprechen.
Für den 14. März ist die nächste Betriebsversammlung angekündigt. Wir sind gut beraten, uns schon jetzt auf neuen Ärger vorzubereiten.
27.02.2012
Flugblattaktion vorm Werkstor
Vor den "Not"-Betriebsversammlungen am Montag verteilten FreundInnen des TSTG-Projekts vor Tor 10 ein Flugblatt zur aktuellen Lage im Betrieb.
Das Flugblatt bot reichlich Anregungen für Fragen, die man in der Betriebsversammlung stellen konnte. Warum die Kurzarbeit und die Entlassungen, nachdem TSTG 10 Jahre gute Gewinne gemacht hat? Was können die KollegInnen für die Machenschaften des "Schienenkartells" ? Was kommt als nächstes, wenn wir die Entlassungen jetzt schlucken? Wäre es nicht die Aufgabe des Betriebsrats gewesen, die Entlassungen nicht zu unterschreiben?
Das Interesse bei den KollegInnen der Mittags- und Nachtschicht war angesichts der Unsicherheit vor der bevorstehenden Versammlung groß. Und ganz offensichtlich hat die Aktion in bestimmten Kreisen schnell Nervosität ausgelöst: Ein bisher nicht identifizierter Anzugträger fuhr bereits eine halbe Stunde nach Beginn der ersten Verteilaktion in hohem Tempo mit seinem dunklen Jeep über den Parkplatz auf eine verteilende Freundin zu und machte eine scharfe Bremsung. Er forderte die Freundin auf, ihm einige der Flugblätter auszuhändigen und fuhr schnell wieder davon.
Hinweise, die zur Identifizierung des Jeepfahrers dienen, können hier gern als Kommentar gepostet werden.
Das komplette Flugblatt gibt es hier.