Sie sind hier: Startseite Projekte TSTG Blog 2012 April 04

04

04.04.2012

Demo gegen die Schließung

von tstg — Letzte Änderung 04.04.2012 12:30

Die Kollegen von TSTG - vor allem der Früh- und Mittagsschicht - haben sich am Dienstag um 9:45 Uhr getroffen, um zum Abteikeller in Hamborn zu demonstrieren. Die Arbeit wurde dazu wie angekündigt um 9:00 Uhr niedergelegt; zuvor arbeitete die Frühschicht nur mit halber Kraft. Erst die Mittagsschicht nahm die Arbeit wieder auf, nachdem die Produktion mehrere Stunden still stand. Begleitet wurden die Kollegen von Arbeitern und Angestellten anderer Werke und von jugendlichen Unterstützern.

/projekte/tstg/material/bilder-vom-03.04/120403-1/image_preview

Die Demonstration verlief insgesamt sehr ruhig und unauffällig. Die zuvor verteilten Trillerpfeifen wurden kaum benutzt und die Route verlief so, dass es auch kein Publikum gab, das Pfiffe und Parolen hätte hören können. Etwas ironisch dabei ist, dass das Ziel der Demonstration direkt am Friedhof von Hamborn lag. Viele Kollegen waren aber froh, dass "überhaupt etwas passiert".

Die Demonstranten trugen Transparente, die verdeutlichen, worum es für einen Großteil der Beschäftigten bei diesem Arbeitskampf geht: Erhaltung des Werkes oder Arbeitslosigkeit und Hatz 4.

Im Anschluss an die Demo fand eine Betriebsrats-Infoveranstaltung im Abteikeller Hamborn statt.

Hier gehts zur Nachricht.

Hier ist ein Bericht von "Der Westen".

3. Betriebratsinfo: Strategie der IG Metall

von tstg — Letzte Änderung 04.04.2012 12:40

Am Dienstag fand zum dritten Mal seit Verkündung der Werksschließung eine Infoveranstaltung des Betriebsrats statt - diesmal im Anschluss an eine Demonstration. Bei der Veranstaltung berichteten Betriebsräte von der Aufsichtsratsitzung vergangenen Freitag. BR und IG Metall legten noch einmal ihre Strategie im Kampf um den Erhalt des Werkes dar: Die Abstimmung über die Schließung des Werkes am Freitag soll rechtlich angefochten werden. Durch die Umstellung auf Strommastenherstellung kann TSTG Voestalpine entgegenkommen. Politik und Kunden wie die Deutsche Bahn wollen IGM und BR als Verbündete gewinnen. Den Vorstand von Voestalpine will man durch Fragen verunsichern. Weitere Protestaktionen sieht man als entscheidend an; konkrete nächste Protestaktionen wurden aber keine bekannt gegeben.

/projekte/tstg/material/bilder-vom-03.04/120403-2/image_preview

Hier gibt es die Reden auf der Versammlung als Audio. Der WDR berichtet in der Lokalzeit Duisburg.

Die Veranstaltung fand im Anschluss an die Demonstration im Abteikeller Hamborn statt. Es sprachen Vertreter der IG- Metall und des Betriebsrats von TSTG, darunter der IGM-Bevollmächtigte Jürgen Dzudzek und der Betriebsratsvorsitzende Heinz-Georg Mesaros sowie die Abgeordneten Johannes Pflug (SPD, Bundestag) und Anna Conrads (Die Linke, NRW-Landtag).

Aufsichtsratsitzung letzten Freitag

Zu Beginn der Veranstaltung berichteten die Betriebsräte von der Aufsitsratssitzung letzten Freitag. Dort fand die Abstimmung über die Schließung des Werkes statt: Die Arbeitgebervertretung stimmte ohne zu zögern für die Schließung, während die Arbeitnehmervertretung dagegen stimmte. Weil zuvor nicht das Präsidium angerufen wurde, um erstmal nach einer einvernehmlichen Lösung zu suchen, ist diese Abstimmung aber formal ungültig. Die Arbeitnehmervertreter wollen die Abstimmung daher rechtlich anfechten.

Erhaltung des Werks als Voestalpine-Tochter?

Die Arbeitnehmervertretung erläutertete außerdem noch einmal ihre Strategie im Kampf gegen die Schließung des Werks. Der IG-Metall-Bevollmächtigte Jürgen Dzudzek hat trotz des sehr entschiedenen Abstimmungsverhaltens im Vorstand immer noch Hoffnung auf die Erhaltung des Werks als Tochter von Voestalpine. Erst an zweiter Stelle zählte er die Möglichkeit auf, das Werk mit einem neuen Investor zu erhalten. Eine Möglichkeit, Voestalpine zum Verkauf des Werkes zu bewegen, sei es, auf Strommastenherstellung umzurüsten; so würde TSTG keine Konkurrenz mehr für Voestalpine darstellen.

Unterstützung durch Politik

Betriebsrat, IG Metall und Poltiker betonten immer wieder, wie wichtig die Unterstützung der Politik ist. Ohne Voestalpine könne "nur die Politik [...] helfen", so Dzudzek. Der andere Verbündete im Arbeitskampf der Belegschaft von TSTG sollen die Deutsche Bahn und andere Schienenkäufer sein. Um diese Verbündeten zu überzeugen, TSTG zu helfen, solle den Politikern erklärt werden, welche Bedeutung das Werk vom wirtschaftlichen Standpunkt für Duisburg, NRW und Deutschland hat. Am 2. Mai wird das Bundes- und Landeswirtschaftsministerium sich beraten, ob und wie TSTG von der Politik unterstützt werden wird. Außerdem sei es notwendig, sich das Wohlwollen der Kunden wie der Deutschen Bahn zu "erarbeiten", also: zuverlässig zu produzieren und zu liefern.

Voestalpine "mit Fragenkatalog verunsichern"

Als eine weitere "Strategische Aufgabe" nannte Dzudzek wieder, sich mit der Entscheidung vom Voestlalpine-Vorstand auseinanderzusetzen und diese zu hinterfragen. Nachdem in der Aufsichtsratssitzung der Vorstand die Fragen der Arbeitnehmervertreter einfach nicht beantwortet hat, soll nun der nächste Schritt sein, den Vorstand "mit einem Fragenkatalog [zu] verunsichern".

... und weiterer Protest

Auch die Notwendigkeit von weiterem Protest wurde betont: "Entscheidend ist, dass wir weiter Protest organisieren!" schloss Dzudzek seine Rede. "Die Proteste dürfen nicht aufhören" betonte Johannes Pflug von der SPD. Konkrete nächste Schritte haben IG Metall und Betriebsrat aber nicht formuliert. Ein nächster Termin zur Demonstration oder Arbeitsniederlegung wurde auch nicht bekannt gegeben.

Stimmungsbild - 3 Wochen nach Verkündung der Schließung

von tstg — Letzte Änderung 04.04.2012 15:17
Einsortiert unter:

Bei Gesprächen während und nach der Demo hat sich ergeben: Die Stimmung unter der Belegschaft von TSTG ist drei Wochen nach Verkündung der Schließung durch Voestalpine hin- und hergerissen zwischen "Arbeitsniederlegung" und "Weiterproduzieren".

Vereinfacht gesagt gibt es zwei Tendenzen: Die einen sagen, für den Erhalt des Werkes ist es notwendig, jetzt weiter zu produzieren. Viele haben Angst, dass sonst der Eindruck entsteht, das Werk und seine Belegschaft seien nicht wirtschaftlich. "Wenn wir nicht produzieren, schaufeln wir uns unser eigenes Grab."

Die andere Position steht dem genau entgegen: Für den Konzern Voestalpine ist das Geld wichtig, das er mit dem derzeitigen Auftrag verdient. Er bildet damit Rücklagen, um damit die Schließung des Werkes zu finanzieren. Je größer die Produktion ist, die Voestalpine noch von uns will, desto stärker das Druckmittel, das wir gegen den Konzern in der Hand haben. "Wenn wir produzieren, schaufeln wir uns also unser eigenes Grab."

Daneben gibt es auch die Angst davor, negativ aufzufallen, denn obwohl es sehr unwahrscheinlich ist, erhoffen sich viele, nach der Schließung des Werks vielleicht doch noch bei Thyssen Krupp Steel einen neuen Arbeitsplatz zu bekommen.

Insgesamt mischen sich Gefühle von Resignation und Wut mit weiterbestehender Hoffnung auf die Rettung des Werkes.