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27.02.2014

Soliaktion mit Genker Ford-Kollegen vor NRW-Landesvertretung in Berlin

von autobauer — Letzte Änderung 27.02.2014 21:20

Bei einer Kundgebung vor der NRW-Landesvertretung in Berlin am 19.02. übergaben die Teilnehmer eine Protestresolution, die sich an Justizminister Thomas Kutschaty wendet und ein Eingreifen der politischen Entscheidungsträger verlangt.

Paula Klein, Pressesprecherin der veranstaltenden Gruppen (Klassenkämpferischer Block Berlin, Netzwerk IT, Wobblies), erklärt den ungewöhnlichen Ort des Protestes:

“Wir fordern die sofortige Einstellung aller juristischen Verfahren im Zusammenhang mit dem berechtigten Protest der Genker Fordarbeiter am 7.11.2012. Es ist höchste Zeit für die politischen Verantwortlichen in der Landesregierungt , auf die weisungsgebundene Kölner Staatsanwaltschaft in dieser Hinsicht einzuwirken. Erst recht nachdem sich der Kölner Polizeipräsident Wolfgang Albers am 2. Januar 2014 in einem Interview von dem damaligen überzogenen Einsatz distanziert hat.”

In einer Grußbotschaft an die Teilnehmer*innen erklärt Gaby Colebunders, Arbeiter, Gewerkschaftsvertrauensman Ford Genk und selbst von den Ermittlungen betroffen:

“Sogar auf ARD wird unsere Aktion von 7 November 2012 erklärt als eine Aktion, die ganz normal ist in Belgiën. Bestraft werden sollen ich und meine Kollegen – gemeint sind wir alle. Das wahre Verbrechen ist die Werksschließung und die Vernichtung von Arbeitsplätzen. Wir lassen uns nicht vorschreiben, wie wir um unsere Arbeitsplätze zu kämpfen haben. Die Aktion am 7.11.2012 in Köln war ein wichtiges Signal, wie wir uns international gegen die Zerstörung unserer Lebensgrundlage wehren können.” (Hier die gesamte Erklärung)

(siehe ARD-Europamagazin http://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/europamagazin/sendung/wdr/sendung-vom-16112013-106.html)

Die Verteidigung der Lebensgrundlagen durch den Kampf gegen Massenentlassungen und Sozialdumping ist notwendiger denn je. Besondere Brisanz erhält die Solidaritätskampagne durch die am Wochenende nochmals verschärfte Drohung des Ford-Managements, die Fiesta Produktion in Köln ab 2017 einzustellen.

Paula Klein ist sich sicher, dass die Ford-Arbeiter in Köln, die bekanntlich bereits 1973 Arbeitskampfgeschichte in Deutschland geschrieben haben, dies nicht tatenlos hinnehmen werden.

Umso mehr wird die Frage nach Legitimität und Legalität von Widerstandsaktionen der ArbeiterInnen an Gewicht gewinnen. Benedikt Hopmann hat als engagierte Rechtsanwalt bereits zwei Grundsatzurteile zur Erweiterung des Handlungsspielraums von abhängig Beschäftigten erkämpft (Fall Emmely zu Verdachtskündigungen und Brigitte Hänisch zu Whistleblower). Er stellt dazu klar:

“Wenn legitimes Handel verstanden wird als Handel, das zwar gegen Gesetze verstößt, aber in unserem Sinne berechtigt ist, dann kommt es eben darauf an, dass legal wird, was legitim ist. Und das ist eine Machtfrage.” (Hier seine gesamte Rede).

Hier geht es zur Nachricht, zum Bericht auf Indymedia und zur Homepage des Solikreises "7.November".

09.02.2014

Kommentar: Was wird aus dem Fiesta?

von autobauer — Letzte Änderung 09.02.2014 20:52
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Seit der letzten Betriebsversammlung überschlagen sich die Gerüchte in Köln. Was wird ab 2017 aus der Fiesta-Produktion? Anders gefragt: Haben wir ab 2017 noch einen Job? Oder dient die ganze Fiesta-Ankündigung vor allem dazu, Stellen abzubauen und Löhne zu kürzen? Kommenden Freitag finden die ersten Proteste im Werk statt.

Zukunft der Fiesta-Produktion

Die Info-Lage ist zur Zeit sehr widersprüchlich:

Einerseits war die Ansage der Geschäftsleitung auf der letzten BV relativ eindeutig: Demnach werde die Fiesta-Produktion in Köln 2017 ziemlich sicher eingestellt. Entsprechend wird seitdem im ganzen Kölner Werk die Stimmung verbreitet, dass 2017 "alles vorbei" ist.

Andererseits hat Ford-Chef Mattes im Dezember im Stadt-Anzeiger gesagt: "Die Aussage, dass die Fiesta-Fertigung ins Ausland verlegt werden soll, ist spekulativ. Wir haben auf der jüngsten Betriebsversammlung die Belegschaft darüber informiert, dass Gespräche mit dem Betriebsrat über die Fertigung der kommenden Fiesta-Generation in Köln notwendig sind. Dabei geht es darum, eine Perspektive zu erarbeiten, den Fiesta auch künftig wettbewerbsfähig und profitabel am Standort Köln fertigen zu können. Mehr gibt es dazu im Moment nicht zu sagen." (Den kompletten Link gibt es hier.)

Was steckt dahinter?

Fakt ist wohl, dass in Valencia gerade ein neues Werk gebaut wird, in dem - ähnlich wie bei VW Wolfsburg - alle Modelle auf einem Band montiert werden können.

Trotzdem stellt sich die Frage, ob die ganze Fiesta-Ankündigung vor allem dazu dient, die Kölner Belegschaft zu faulen Kompromissen zu zwingen.

Diesbezüglich gehen zur Zeit zwei Gerüchte herum:

  1. Das Entgeltrahmenabkommen soll deutschlandweit vereinheitlicht werden. Das würde Einbußen für die Kölner KollegInnen bedeuten.
  2. Die Nachtschicht in Köln soll "irgendwann bald" abgeschafft werden.

Also Lohnkürzungen und Stellenabbau im Gegenzug für den Erhalt der Arbeitsplätze? Was ist davon zu halten?

Bevor faule Kompromisse geschlossen werden, sollten wir uns daran erinnern, wie die Werksschließung in Genk eingeleitet wurde: Dort hatte Ford im Gegenzug für eine Standortgarantie bis 2016 einen Lohnverzicht der Beschäftigten von 12 % durchgedrückt, um dann vor gut einem Jahr die Schließung bis Ende 2014 zu verkünden.

Lohnverzicht ist also definitiv keine Versicherung gegen Arbeitsplatzverlust.

Daran sollten wir denken, wenn wir am Freitag protestieren. Und wir sollten uns genau anschauen und diskutieren, was im Detail verhandelt wird!