IKEA Piacenza und die Macht der Logistikarbeiter
In einer umfangreichen Einschätzung des Konflikts bei IKEA Piacenza arbeitet das linke Unterstützerkollektiv clash city workers die potentielle Macht der Logistikarbeiter in globalen Produktions- und Logistikketten heraus.
Die englische Fassung der Einschätzung des Verlaufs und der Bedeutung der Auseinandersetzung bei IKEA Piacenza findet sich auf der website von clash city workers unter dem Titel The national campaign against IKEA in Italy - An injury to one is an injury to all!
Nachfolgend eine zusammenfassende, freie Übersetzung ihrer Überlegungen zur - potentiellen - Bedeutung des Konflikts, der weit über Italien und IKEA hinausreicht.
IKEA ist ein multinationales Unternehmen, dass weltweit operiert. Das Lager in Piacenza ist nur eines von vielen Distributions-Hubs in den langen Produktions- und Verteilungsketten auf der ganzen Welt. Einerseits erlauben solche globalen Wertschöpfungsketten dem Kapital seine Produktion zu verlagern, wenn die ArbeiterInnen ihre Rechte einfordern. Andererseits ermöglicht die Stellung inmitten globaler Versorgungketten uns unseren Blick und unsere Aktion stark auszudehnen.
Die Mobilität des Kapitals ist nicht unbegrenzt: gerade die Fähigkeit der großen Konzerne ihre Produktion in jeden Winkel der Welt zu verlagern, hängt sehr stark vom globalen Logistiksektor mit seinem Netzwerk von Transportmöglichkeiten und Umschlagszentren ab. Das globale Logistiknetzwerk erfordert bestimmte Einrichtungen, die geografisch fix sind. Ein Beispiel dafür sind die Distributionszentren, wo Waren gelagert, sortiert und verteilt werden.
Das macht es für IKEA und andere Konzerne sehr schwierig und kostspielig, ihre Geschäfte zu verlagern. Piacenza gibt hier ein gutes Beispiel: Trotz IKEA's ursprünglicher Drohung das Logistikzentrum wegen der Arbeiterforderungen und -streiks zu verlagern, hat der Konzern nicht nur schnell diese Pläne frustiert aufgeben müssen, sondern im Gegenteil erfolgten weitere Investitionen in das Industriegebiet in Piacenza (auch durch andere globale Konzerne wie Whirlpool und Amazon).
Aus diesen und weiteren Gründen spricht der Kampf der ArbeiterInnen bei IKEA in Piacenza, der überraschend eine nationale Dimension angenommen hat, potenziell alle ArbeiterInnen in der Welt an. Es ist kein Zufall, dass die meisten Protagonisten des Kampfes migrantische ArbeiterInnen sind. Darunter sind viele die Italien erreicht haben, nachdem sie in den Aufständen des arabischen Frühlings beteiligt gewesen sind und deswegen ihre Heimat verlassen mussten. Die Unterstützung des Kampfs bei IKEA bedeutet nicht nur Solidarität mit den KollegInnen in Piacenza zu zeigen, sondern kann auch helfen, die Grundlage für einen neuen Internationalismus zu schaffen.