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02.07.2011 11:12
- Re: NCI: Vom Mut zur eigenen Verantwortung — erstellt von dave — zuletzt verändert: 25.08.2008 15:48
- Wenn man die beiden Artikel "NCI: Vom traurigen Ende eines Projekts" von Wolfgang Müller und "NCI: Vom Mut zur eigenen Verantwortung" von Inken Wanzek vergleicht, erkennt man deutlich, wer Souveränität hat und wer nicht. Ich finde die Stellungnahme von Inken ausgezeichnet und sie spricht mir aus dem Herzen. Es ist eine Kunst der Missachtung gegen NCI in dem einem Artikel mit Achtung für den Menschen, aber trotzdem deutlich in der Sache zu reagieren.
- Re: Demokratie und Diktatur - der Konflikt der IGM — erstellt von jackpeter — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- Hallo Jürgen, im Grundansatz gebe ich dir ja Recht. Ich habe die Erfahrung gemacht das die meisten Kolleginnen und Kollegen sich gar keine Meinung bilden konnten weil man sie nicht direkt beteiligt hat an der inneren Debatte. Ich glaube in der Vergangenheit war das auch gar nicht umbedingt gewollt, hier sollten wir neu ansetzen, nein, wir müssen es sogar. Wenn wir nicht Stellvertreter der Belegschaft sind was denn dann. Die Belegschaft wählt uns (egal ob BR oder Vertrauensmann/frau) damit wir ihre Interessen vertreten, genau das ist unsere Aufgabe. Sonst könnten sie sich ja jeder selber vertreten, das ist beim Betriebsrat so gar nicht möglich. Worum geht es mir eigentlich? Ich habe die Erfahrung gemacht das wenn man versucht die Belegschaft einzubinden (uns das ist verdammt nicht einfach) die Kolleginnen und Kollegen teils verwundert sind weil sie das so aus der Vergangenheit nicht kennen. Aber es wird sehr positiv angenommen, das heißt nicht das wir immer einer Meinung sind. Wenn ich sie aber nicht überzeugen kann, und die Mehrheit eine andere Meinung hat werde ich ihre Meinung in der Vertrauensleutsitzung vertreten und nicht meine persönliche, genau darauf kommt es mir an. Es ist kein bequemer Weg aber es lohnt sich ihn zu gehen. Mit kollegialen Gruß Einer der genau so denkt
- Re: Wen stört NCI? — erstellt von dave — zuletzt verändert: 25.08.2008 15:57
- Bei dem IGM-Beitrag von wm fällt mir spontan nur die Textstelle aus dem Lied: "Das Wort zum Sonntag" der DTH ein: "Kein Zeitungsknabe wird uns jemals erzählen, was grad alt oder brandneu ist. Damit wird er höchstens so viel erzielen wie ein Hund, der gegen Bäume pisst." Das Ende setzt sich NCI selbst und niemand anders auf der Welt. "Begreift besser jetzt als nie: Es kommt erst, wenn es uns gefällt!" Also NCI wird solange aktiv sein wie es gebraucht wird und von uns gelebt wird. Totgesagte leben länger, auch wenn es einigen nicht in den Kram paßt. [url href="http://http://www.dietotenhosen.de/veroeffentlichungen_songtexte.php?text=alben/reich_sexy/wort_zum_sonntag.php"]Ganzer Songtext[/url]
- Re: NCI: Vom Mut zur eigenen Verantwortung — erstellt von dave — zuletzt verändert: 25.08.2008 15:48
- Hallo Inken, du hast mal wieder alles in Worte fassen können, worüber ich seit Tagen nachdenke. Und diese Fähigkeit, das alles so geordnet zu Papier zubringen und aufzuarbeiten ist sehr viel Arbeit. Und dafür will ich dir nun mal stellvertretend für viele NCI'ler hier danken. Denn denken können wir alle, auch wenn einfach gestrickt! Nur das ganze dann auch noch richtig ausdrücken und rüberzubringen, das ist deine besondere Gabe. Also vielen vielen Dank für die Zeit, die speziell du, und natürlich auch viele andere für NCI investieren!
- Re: Demokratie und Diktatur - der Konflikt der IGM — erstellt von jackpeter — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- Ich will nur einen Aspekt herausgreifen: Die Meinung der Kollegen vertreten. Meist scheitert dies schon daran, dass die Kollegen ihre Meinung gar nicht sagen. Entweder, sie haben keine (weil es sie nicht interessiert) oder sie haben Angst, sie zu sagen. Wie aber kann man die Meinung von denen vertreten, die schweigen? Man kann nur die Meinung von denen vertreten, die reden und diese vertreten ihre Meinung meist selbst. Was wir im VK bestenfalls tun können, ist die Stimmung der Kollegen einzufangen und damit unsere Meinung zu reflektieren. Ich bin der Meinung niemand kann die Meinung eines anderen wirkungsvoll vertreten. Deshalb bin ich kein Freund von Stellvertreterpolitik. Auch ein BR vertritt nicht die Meinung der Belegschaft (das ist jetzt nicht negativ gemeint). Er vertritt seine Meinung, die er - wenn es ein guter BR ist - sich nach besten Wissen und Gewissen wenn möglich im Dialog mit einigen Kollegen, bildet. Die Belegschaft als solche hat auch keine Meinung, es gibt viele viele Einzelmeinungen, die ein Stimmungsbild ausmachen. Was wir aber tun können ist, zur Meinungsbildung beizutragen, d.h. die Kollegen zu animieren, Dinge zu hinterfragen, Argumente zu suchen und zu überprüfen, den Kopf aus dem Sand hervorzuheben, um zu sehen, dass die Welt nicht nur aus Sand besteht. Das sehe ich als Aufgabe des VK - und du sicherlich auch. Wenn die Kollegen zur Diskussion bereit sind, dann werden sie auch ihre Meinung vertreten, wir uns mit ihnen auseinandersetzen und wir Mehrheiten finden oder auch nicht. Das Problem in der Gewerkschaft ist, die Manie, dass sie meinen, es müsse "die Meinung der IG Metall geben" und der VK hat diese zu verteten. Aber es gibt nicht "die Meinung der IG Metall?" Wer ist die IG Metall, eine juristische Organisationsform, gelebt aber wird sie von Menschen, von denen jeder seine eigene Meinung hat. Deshalb benötigen wir auch die permanente Diskussion, das Reden miteinander und zwar mit Achtung vor der Meinung des anderen. Stellvertreterpolitik verhindert leicht diese Achtung, weil die Stellvertreter Gefahr laufen, irgendwann zu meinen, sie wissen was gut und was schlecht ist für die Kollegen. Und sie sind dann erstaunt und verärgert, wenn sowas wie ein NCI kommt und sagt: Ich bin nicht deiner Meinung. Ich will meine Meinung selbst vertreten und sie nicht von dir vertreten lassen. Sie fühlen sich ungerecht behandelt, weil sie doch alles tun für die Kollegen- bis auf eines, ihnen zuzutrauen, dass sie eine eigene Meinung haben und sie diese selbst vertreten können. Ist Gewerkschaft, VK, VKL, dann überflüssig? Nein, es dient zum Zusammenschluss derer, die aktiv sein wollen und da gibt es ganz ganz viel zu tun, so dass man getrost auf auf das Stellvertreten verzichten kann. Das ist zumindest meine Meinung. Gruß Jürgen
- NCI: Vom Mut zur eigenen Verantwortung — erstellt von dave — zuletzt verändert: 25.08.2008 15:48
- Ein paar Worte zu dem Artikel von Wolfgang Müller im Siemens Dialog: zum Kommentar
- Re: Wen stört NCI? — erstellt von dave — zuletzt verändert: 25.08.2008 15:57
- Danke für die Unterstützung. Ich finde, die Zusammenarbeit mit Euch zählt zu den schönsten Erfahrungen unser kurzen Geschichte, denn sie zeigt, dass es geht, sich über Betriebe und Branchen hinweg, zwischen Angestellten und Arbeitern zu solidarisieren. Und Ihr habt großartig gekämpft!
- Re: Demokratie und Diktatur - der Konflikt der IGM — erstellt von jackpeter — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- Hallo Jürgen, ich denke es ist sehr schwierig innerhalb der IG Metall wirklich die Meinung der Kollegen wieder zu spiegeln, aber es geht. Es ist unsere Aufgabe die Meinung der Kolleginnen und Kollegen und nicht unsere eigene wieder zu geben, solange sie nicht die selbe ist. Man muß halt an der Theses festhalten das wir eigentlich das Sprachrohr der Belegschaft sind das fällt manchesmal nicht leicht aber für nichts anderes hat man uns gewählt. Wenn wir nicht die Meinung der Kolleginnen und Kollegen wieder geben, sind wir nicht besser als die, die wir kritesieren. Aber nur so kann die Veränderung vollbracht werden. Dann und nur dann wird es in der Gewerkschaft auch eine Veränderung geben, aber es muß Transparent genug sein das die Kolleginnen und Kollegen es auch mitbekommen das wir sie vertreten und nicht uns selber. Mit kollegialen Gruß Einer der genau so denkt
- Re: Demokratie und Diktatur - der Konflikt der IGM — erstellt von jackpeter — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- Liebes Kampfschaf, du hast recht, es ist schwierig, zu unterscheiden, wer dich ernsthaft unterstützt und wer nur so spricht. Dashalb sind ja die Situationen, wo es darauf ankommt so wichtig, weil du da am Handeln sehen kannst wer steht wo. Natürlich muß man kritisieren, was zu kritisieren ist, das schafft weniger Reibungsverluste als Klarheit. Aber noch wichtiger finde ich die Frage, wie man stärker wird. Du kennst die Gauß'sche Verteilerkurve. Man kann sie auch bei dieser Frage anwenden: Überall, ob in deiner Abteilung, im Vertrauenskörper oder bei NCI findest du 3 Gruppen von Menschen:1. die Aktiven, Kämpferischen, zu denen du auch gehörst. Sie sind in der Regel nicht sehr viele. 2. Menschen die eher am Überlegen sind, im einen Fall dich unterstützen, im anderen eher nicht. Das ist die größte Gruppe. 3. Menschen die eher resigniert sind oder auch regelrecht zurückzerren. Diese Gruppe ist ebenfalls in der Minderheit. Die Aufgabe besteht darin, daß du gestützt auf die Aktiven, den Übergang von Menschen aus der 2. in die 1. Gruppe ermöglichst und den Übergang aus der 3. Gruppe in die 2. Wenn du die Entstehung und Entwicklung von NCI untersuchst, wirst du feststellen, daß es genau so war. Man braucht also nicht irgendwelche "Spielchen treiben" oder mit der Methode des "in die Pfanne hauens" arbeiten. Man muß nur die Entwicklung der Menschen aufmerksam betrachten und ihnen helfen, ihren Weg zu finden. Wie es das Motto von NCI ist. Und natürlich nicht auf "Schwätzer" reinfallen. Gruß Friederike
- Re: Wen stört NCI? — erstellt von dave — zuletzt verändert: 25.08.2008 15:57
- MAN muß sich nur die Rolle der IGM bei Neoman in Salzgitter anschauen. Dann kann MAN erkennen welche Rolle NCI dort gespielt hat. Wir sollten kalt gestellt werden in der AutoVision. IGM und BR haben gemeinsam mit der Geschäftsleitung gehandelt. NCI hat uns unterstützt und beraten. Mit persönlichen Betreuung vor Ort. Nachzulesen unter Projekt MAN hier unter www.netzwerkit.de
- Re: Demokratie und Diktatur - der Konflikt der IGM — erstellt von jackpeter — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- @jürgen du bringst es auf den Punkt. Anfangs fragt man sich als "Neuer" immer "mache ich etwas falsch oder spinne ich" Man/frau kann gar nicht glauben, was da so abläuft und ehe man sich verwundert die Augen reibt, wird man überfahren oder benützt. Ich frage mich allerdings, wie finde ich die Leute, die uns unterstützen können oder wollen. Es ist sehr schwierig in einer Organisation wie der IG Metall zu unterscheiden, wer den Weg mit dir geht und wer dich hinter den wohlfeilen Worten nur in die Pfanne hauen möchte. Umso schlimmer dass diese Leute alle vorgeben die Interessen der Arbeitnehmer zu vertreten. Hier führt man wirklich einen Kampf hinter den Linien und da ich ein friedliebender Mensch bin, fällt mir das schwer. Ich bin zwiegespalten darüber, ob sich die Gewerkschaften erneuern lassen, oder ob man sie durch etwas Neues ersetzen muss. Problem sind doch die Verkrustungen und die Seilschaften, die automatisch in jedem System Platz greifen indem über einen längeren Zeitraum immer dieselben Menschen ohne Bezug zu ihrer Klientel mit den Gegnern der eigenen Interessen verhandeln. Es erfolgt eine "Verbrüderung" (auch bekannt bei Geiselnehmern und ihren Opfern) die dann eine konsequente Haltung erschweren. Und je mehr diese Leute den Meinungsbildungprozess durch ihre blosse Vorturnerschaft beeinflussen, desto härter sind die Auseinandersetzungen mit der inneren Opposition. Bei jeder solcher Aktionen frage ich mich auch, ob sich das lohnt, da ich ja mit dieser Kritik jedesmal zu Reibungsverlusten innerhalb der Interessensvertretung beitrage. Aber ich fürchte wir müssen wesentlich massiver in der Kritik werden, damit sich etwas ändert. Erst ein absoluter Clash oder sehr viele konzertierte Nadelstiche werden verhindern dass alles unter den Teppich gekehrt wird. Und hier fängt es an mich anzuwidern. Wenn ich solche Gedanken denken muss, bin ich nicht anders als die anderen "Strategen", die mit mir ihre Spielchen treiben. Viele Grüße nach NRW ein ratloses Kampfschaf
- Re: Demokratie und Diktatur - der Konflikt der IGM — erstellt von jackpeter — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- Guten Morgen liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bin zwar nicht bei euch beschäftigt finde aber eure Diskussion trotzdem spannend. Spannend deshalb weil sie typisch ist für die Auseindersetzung innerhalb der IG Metall in den Betrieben. Auch ich bin in unserem Betrieb als Vertrauensmann gewählt worden, stelle aber die selben Symtome fest wie ihr, würde dies aber nicht als Diktatur bezeichnen. Ich möchte das gerne mal aus einen anderen Blickwinckel beleuchten. Gehen wir von der heutigen Situation aus (nicht nur in München). Viele Kolleginnen und Kollegen sind der Meinung das die führenden in der IG Metall (sowohl Vorstand bis in den Verwaltungsstellen) nicht mehr die Interessen der Mitglieder vertreten,zumindest wird dies sehr häufig an der Basis so diskutiert. Wobei man hier die Realität nicht aus den Augen verlieren darf das die Meinungsbildung innerhalb der IG Metall durch demokratische Wahlen zustande kommen. Wenn die Abstimmung nun nicht unseren Erwartungen entspricht liegt es doch eher daran das wir keine Mehrheiten in den Gremien haben, warum auch immer. Wie denn auch, wir werden neu gewählt und gehen mit vollen Elan an die Sache heran und erleiden meistens bei den ersten Abstimmungen eine volle Bruchlandung. Genau so läuft es bei den meisten von uns neuen. Um Veränderungen innerhalb der IG Metall hinzubekommen braucht man Mehrheiten, ob man es war haben will oder nicht und genau da wird es schwierig. Viele Kolleginnen und Kollegen teilen zwar unsere Meinung und ermuntern uns auch dies so vorzutragen, aber wenn sie selbst gefragt sind stehen wir meistens ziemlich alleine dar. Hier glaube ich liegt unser eigentliches Problem, die aktive Beteiligung der Kolleginnen und Kollegen an den politischen Veränderungsprozessen innerhalb der IG Metall mitzutragen. Den solange sich nur vereinzelte einmischen werden wir keine Mehrheiten erlangen und daraus resultierend auch keine Mehrheiten für die notwendigen Veränderungen bekommen. Das heißt nicht um dies hier noch als Abschluss zu sagen das ich den Kampf aufgeben werde, mit diesem Medium haben wir vielleicht neue Möglichkeiten auch Kommunikation neu stattfinden zu lassen ob es letzendlich für Mehrheiten reicht lasse ich mal dahin gestellt. Eins muß euch auf jeden Fall klar sein, um diese Veränderungen (Mehrheiten, Neuaufbau usw.) hinzubekommen werden wir viel Kraft brauchen und jede Menge Zeit, aber es wird sich lohnen davon bin ich überzeugt. Mit kollegialen Gruß Einer der genau so denkt
- Re: Wen stört NCI? — erstellt von dave — zuletzt verändert: 25.08.2008 15:57
- Am absurdesten finde ich den Vorwurf an NCI von Wolfgang Müller, dass NCI versucht "überall mitzumischen und sich selbst als bessere Gewerkschaft zu stilisieren". Ein paar Sätze vorher schreibt er: "Die IG Metall hat das Siemens Mitarbeiter-Netzwerk NCI bislang unterstützt, weil das NCI etwas geleistet hat, was eine Gewerkschaft (aus verschiedenen Gründen) derzeit allein nicht schaffen kann." Eine Gewerkschaft sollte doch froh sein einen Partner zu haben, der überall mitmischen will und der sich gewerkschaftlich benimmt. Nach der Theorie von W. Müller muss NCI also bekämpft werden, weil es wie eine Gewerkschaft agiert und darüber hinaus noch etwas bewirkt, was eine Gewerkschaft derzeit nicht leisten kann. Eigentlich ist das ja ein echtes Lob, auch wenn es nicht so gemeint ist.
- Die Manipulationstechniken einer BRV — erstellt von dave — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:00
- Die letzte Betriebsversammlung war ein phantastisches Lehrstück zum Thema „Wie manipuliere ich meine Zuhörer unter Weglassen jeglicher Argumente so, dass sie das Gefühl haben, ich bin sachlich wesentlich kompetenter als mein Gegner. Und wie gebe ich diesen gleichzeitig der Lächerlichkeit preis.“ [strong]Was war der Ausgangspunkt?[/strong] NCI hat im BR einen Antrag gegen Auswahlrichtlinien gestellt (ein ganz gewöhnlicher Vorgang). Dieser Antrag wurde vom BR nicht auf die Tagesordnung gesetzt. Daraufhin informierte NCI die Belegschaft durch ein Flugblatt über die Weigerung des BR den NCI-Antrag zu behandeln. Die Argumente der BRV in der Betriebsversammlung waren: Der Antrag ist juristisch unsinnig. Dies hat unser Top-Anwalt Apitzsch uns bestätigt. Was wäre eine normale Reaktion gewesen, wenn der Antrag tatsächlich juristisch nicht haltbar ist: Die juristische Gegenargumentation von RA Apitzsch wird dem NCI-Listenführer vorgelegt, damit er erkennen kann, warum sein Antrag unsinnig ist. dadurch hätten die NCI-ler überzeugt werden können, hätten den Antrag zurückgezogen und keine Flugblätter verteilt. Dies Argumentation hätte auch auf der Betriebsversammlung vorgetragen werden können oder die IGM-Fraktion hätte mit einem Flugblatt antworten können, in dem die Argumentation aufgeführt wird. Das ist nicht geschehen. Warum? Weil es keine fundierte Gegenargumentation gibt. Stattdessen: [strong]Ermüdung des Gegners (NCI) durch Eröffnung von Nebenkriegsschauplätzen:[/strong] Der erste Schritt ist, den Gegner mit Angriffen zu überhäufen, die mit der Sache nichts zu tun haben. Der Gegner muss sich für das rechtfertigen was die Gruppe ([strong]Angriff auf das Umfeld des Gegners[/strong]), die hinter ihm steht angeblich oder tatsächlich gemacht hat. Die Kernbotschaft soll sein: „Sie gehören zu einem Haufen zweifelhafter Schurken“. Dabei werden gezielt Äußerungen aus dem Zusammenhang gegriffen und geschickt aneinander gereiht und dadurch so verzerrt, dass das Bild entsteht, es handle sich um einen aggressiven Haufen, der nichts anderes im Sinn hat als herumzustänkern. Bsp.: die BRV sagt: „Wenn aber heute dieses Netzwerk, das im BR einen von 31 Sitzen inne hat, den jetzt Betroffenen suggeriert (Zitat aus einer NCI Mail vom 3.3.) „betriebsbedingte Kündigungen müssen nicht das Schlimmste sein, wie die gewonnenen Kündigungsschutzprozesse zeigen“, oder, der Betriebsrat würde möglicherweise mit dem Arbeitgeber Kündigungskriterien oder Namenslisten vereinbaren, dann ist das verantwortungslos den Mitarbeitern gegenüber.“ Dadurch gerät der Angesprochene (hier auf der Betriebsversammlung) in eine Zwickmühle: Die Tatsachen sind wahr, aber aus dem Zusammenhang gegriffen und erzeugen somit ein völlig falsches Bild. Diese private E-Mail hatte natürlich nichts mit dem NCI-Antrag zu tun. Dass sie von der BRV unter Verletzung des Briefgeheimnisses an den Arbeitgeber weitergeleitet wurde wird natürlich nicht erwähnt, ebenso wenig dass NCI niemanden in die Kündigungsschutzklage treibt, sondern objektiv informiert, wie man auf der NCI Homepage unschwer erkennen kann. Der NCI-BR Vertreter müsste nun, um die Behauptungen zu widerlegen, weiter ausholen, z.B. erzählen, wie objektiv NCI auf seiner Homepage aufklärt. Das erfordert eine ausführliche Antwort, die aufgrund der Situation (Zeitmangel) nicht möglich ist. Hinzu kommt, dass die Antwort erst zeitversetzt erfolgen kann. Der Effekt: Beim Zuhörer hat sich eingeprägt: Sie hetzen die Belegschaft in die Kündigungen und sie greifen den BR an. Das eigentliche – der Antrag, die Absicht für die Kollegen Rechtssicherheit herzustellen – gerät völlig in Vergessenheit. Halten wir fest: Der Zuhörer hat gelernt: das sind verantwortungslose Schurken, bestenfalls blicken sie nicht durch. Dann meldet man [strong]Zweifel an der Kompetenz des Gegners[/strong] an. Man zweifelt sein Wissen, seine Erfahrungen, seine Reife und seinen Durchblick an. Bsp.: Die BRV wirft B.T. vor, er solle erst einmal die Betriebsrätekurse 1 und 2 machen. Er wäre erst seit einem Jahr im BR und hätte bis heute noch nichts verstanden, wie die demokratischen Prinzipen funktionieren und wirft ihm Uneinsichtigkeit vor: „Dies ist geschehen, obwohl dem Listenführer Bernhard Tröger bereits in der vorbereitenden Besprechung zur Betriebsratssitzung der juristische Sachverhalt und die Haltung des Betriebsrats in mehreren ausführlichen Gesprächen erläutert und mit ihm diskutiert wurden.“ Der Einwand, er hätte den BR 1-Kurs ja gemacht wird niedergebügelt mit den Worten „umso schlimmer“. Der Effekt: Man selbst wirkt – ohne nur ansatzweise sein eigenes Wissen unter Beweis gestellt zu haben – kompetent, denn der andere ist es ja nicht. Man hat ihn ja belehrt, mit welchen Argumenten bleibt offen. Man unterstellt, dass man ohne den Betriebsrätekurs 1 und 2 gar nichts wissen kann, und bekräftigt indirekt die vorausgegangenen Ausführungen, dass der Antrag unsinnig sein muss. Dann beginnt man, die Argumente des Gegners niederzumachen und den [strong]eigenen Standpunkt ins rechte Licht zu rücken[/strong]: Geeignetes rhetorisches Stilmittel dafür ist z.B. das sog. „[strong]Amerikanische-Wissenschaftler-Argument[/strong]“: Die meisten Menschen sind autoritätsgläubiger, als sie wahrhaben wollen. Das gilt ganz besonders bei „geistigen“ Autoritäten. Gerade Ärzte und Rechtsanwälte haben bei uns bzgl. Intelligenz und Bildung einen solchen Nimbus, dass man sich sogar in Dingen, die nichts mit Medizin und Rechtsfragen zu tun haben, von ihnen beraten lässt. Um zu erreichen, dass die Zuhörer an der fachlichen Kompetenz des Gegners zweifeln, führt man am besten eine fachliche Kapazität oder Autorität an. Geeignet sind dazu amerikanische Wissenschaftler (denen glaubt man in der Regel alles), Ärzte oder (wie in unserem Fall) Rechtsanwälte. Ob diese Leute existieren und das wirklich gesagt haben, wird nie einer überprüfen. Diesen Leuten muss man noch nicht einmal konkrete Argumente in den Mund legen. Es reicht, sich auf die Kapazität zu beziehen, zu sagen, RA Apitzsch (der existiert) hat das bestätigt. Worauf sich das „das“ bezieht bleibt dem Zuhörer überlassen. Die BRV sagt jedoch nicht detailliert, was RA Apitzsch gesagt hat. Bsp.: Die BRV behauptet: „Die NCI Fraktion hat auf der letzten BR Sitzung einen Antrag gestellt, für den der BR aus juristischen Gründen, die auch durch unseren Fachanwalt RA Apitzsch bestätigt wurden, keinen Anlass zur Behandlung sah.“ Ob Apitzsch das nun wirklich gesagt hat oder nicht, kann keiner nachprüfen. Ich glaube es nicht. Außerdem gibt es keinen juristischen Grund, einen Antrag im BR nicht zu behandeln. Es gibt nur juristische Gründe, ob der Inhalt eines Antrags rechtskonform ist oder nicht. Gerade, wenn er angeblich juristisch unsinnig ist, muss man ihn behandeln, um den Antragsteller zu überzeugen und eine Eskalation zu verhindern. Insbesondere wäre das Pflicht bei neuen BR-Mitgliedern, damit sie dazu lernen können. Geschehen ist das jedoch nicht, die Gegenargumente liegen bis heute nicht auf dem Tisch. Auch ein gerne verwendetes Mittel ist die [strong]vorauseilende Diffamierung[/strong]: Bevor du dich überhaupt geäußert hast, versucht dein Verhandlungspartner, dich daran zu hindern, einen für ihn missliebigen Standpunkt einzunehmen. Das tut er, indem er diesen Standpunkt diffamiert. Er hat dich dann nicht beleidigt, weil du ja noch nichts in der Richtung gesagt hast, aber du scheust nach der Diffamierung davor zurück, genau diesen Standpunkt zu vertreten, sonst wärst du ja der Dummkopf, Schurke, das Manipulationsopfer … Bsp.: Die einfach gestrickten Gemüter, die wm so gerne zitiert oder im Falle unserer BRV der NCI-Antrag – wenn der solch juristischer Schwachsinn ist, wer traut sich dann noch zu sagen, ich hätte gerne, dass darüber abgestimmt wird? Damit würde man ja zugeben, dass man selber schwachsinnig ist. [strong]Zum Schluss[/strong] hat sich dem Zuhörer ein Bild eines unfähigen und chaotischen Vereins eingeprägt. Er weiß gar nicht mehr so recht, welche Argumente der Gegner eigentlich hatte. Er hat vergessen, dass alles auf diesem Antrag und auch auf den Flugblättern mehrfach durch Angabe der Paragraphen, einschlägigen Kommentare und BAG-Urteile für jeden nachvollziehbar belegt ist. Dass die Argumente unserer BRV jedoch durch nichts bewiesen sind, fällt natürlich niemandem auf. Sachliche Argumente gegen den NCI-Antrag, die durch irgendetwas begründet waren habe ich keine gehört. Eigentlich bemerke ich nur, wie die IGM und natürlich allen voran die BRV unfaire rhetorische Taktiken anwenden um NCI niederzumachen, den Antrag zu blockieren und NCI der Lächerlichkeit preiszugeben. [strong]Um was ging es eigentlich?[/strong] NCI hat im BR einen Antrag gegen Auswahlrichtlinien gestellt (ein ganz gewöhnlicher Vorgang). Dieser Antrag wurde vom BR nicht auf die Tagesordnung gesetzt. Daraufhin informierte NCI die Belegschaft durch ein Flugblatt über die Weigerung des BR den NCI-Antrag zu behandeln.
- Re: Verfassungsfeind ? — erstellt von dave — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:04
- Lieber Dave, danke für deine Antwort. (Bitte entschuldige daß ich zuerst deinen Namen falsch geschrieben habe). Ich finde sie sehr interessant. Ich sehe es auch so, daß Gewerkschafter vor allem dazu sich zusammenschließen, um ihre Belange in die eigene Hand zu nehmen. Vieles von dem, was du einforderst, wird von den Kollegen auch schon getan. Sie stellen Verbindungen von Werk zu Werk her, auch international, unterstützen sich in ihren Kämpfen. Sehr wichtig finde ich auch die Allseitigkeit, die du ansprichst, also soziale, kulturelle Aufgaben, Arbeitslosenvertretung. Das finde ich vor allem als Frau wichtig, weil viele Dinge sich garnicht im Betrieb abspielen aber zu Leben und Arbeiten dazugehören. Na, ich wills jetzt nicht zu lang machen. In der Einschätzung der Besonderheit von NCI sind wir uns einig. Einen Unterschied haben wir bei dem Begriff "Gewerkschaft". Für mich sind sowohl die Führung, als auch die Mitglieder "Gewerkschaft". Und hier gibts einfach diesen Widerspruch, den du mit "Kaste" beschreibst. Aber die Gewerkschaften sind eben keine Partei. Das ist der gewaltige Unterschied, weshalb ich stets zur Mitgliedschaft in den Gewerkschaften aufrufe, was ich bei einer Partei, in der die Führung die Mitglieder bescheißt, niemals tun würde. Gruß Friederike
- Re: Betriebsversammlung Mch H — erstellt von dave — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:02
- @Kampfschaf Schau mal unter Gewerkschaft, da hat Jürgen noch mehr geschrieben, was für uns interessant ist.
- Re: Verfassungsfeind ? — erstellt von dave — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:04
- @Friederike Es ist schwierig eine einfache Antwort darauf zu geben. Die jetztigen Gewerkschaften degradieren zunehemend zu "Autoclubs für Arbeiter". Sie verteidigen nur bestimmte Arbeiterkategorien und verlieren die Interessen der arbeitenden Bevölkerung und der Gesellschaft insgesamt aus den Augen. Sie verlieren ihre Basis und sogar das Engagement der Mitglieder, die sie noch haben. Hinzu kommt, daß ihre Strukturen die eines kapitalistischen Unternehmens des 19J sind. Allerdings haben sich die Firmen weiterentwickelt ... Was wir brauchen, sind Gewerkschaften, die gleichzeitig wirtschaftlich, politisch, sozial und kulturell sind. Alle Interessen der Beschäftigten müssen anerkannt werden und dabei müssen die Gewerkschaften offen für die Nicht- und Unterbeschäftigten und für alle demokratischen sozialen Bewegungen sein. Derartige Gewerkschaften müssen daher global und solidarsch sein. Heutzutage bedeutet internationale Solidarität `internationale Beziehungen´ der Gewerkschaften, ausgeübt von Gewerkschaftsfunktionäre. Der "Internationaler Bund Freier Gewerkschaften":http://www.icftu.org hat eine Präsenz in 152 Ländern und eine Mitgliedschaft von 148 Millionen. Wer von seinen Mitgliedern kennt ihn? Wer weiß, was er tut? Leider können wir nicht warten und außerdem ist es nicht ratsam, auf eine "Vertretung" zu warten, wenn wir selbst was tun können. Wir können unsere eigene Interessen selbst wahrnehmen - durch die Verwendung von Computern und die Vernetzung können wir solche bürokratische Prozesse, politische Ausrichtungen und Pyramidenstrukturen umgehen. Kommunikation und Aktivitäten zwischen (nicht) Beschäftigten, ob sie in München oder Bangalore oder sonstwo beheimatet sind, sind jetzt möglich geworden. Zuletzt nöchte ich eine kurze Anmerkung zum Thema "Interessenvertretung" loswerden. Wenn wir uns vertreten lassen, sei es z.B. von einer Gewerkschaft oder einer Partei, trennen wir uns von denjenigen, die uns vertreten. Die Vertretung, auch wenn sie demokratisch und durch eine Wahl stattfindet, spricht für uns und ersetzt uns. Schnell entseht eine Welt der Politik. Sie ist getrennt vom täglichen Leben. Es entsteht eine Politikkaste / Gewerkschaftskaste) die ihre eigene Logik hat - die der Macht. Daher kommt diese ewige Diskussion über Gewerkschaften oder Politiker, die uns andauerend "verraten". (Nicht nur) Bei NCI sehen wir etwas neues: Ihr nehmt Eure eigenen Interessen wahr. Das macht Euch für die Gewerkschaft gefährlich. Wer will seinen (alleinigen) Vertretungsanspruch verlieren? Dave
- Re: Verfassungsfeind ? — erstellt von dave — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:04
- Vielleicht noch ein Beispiel zur Veranschaulichung meines Gedankens: Die Regierung tut was, um den deutschen Standort für Investoren attraktiver zu machen, weil sie sich dadurch mehr Arbeitsplätze auf deutschem Boden verspricht: Löhne senken, Steuern senken, Arbeitszeiten verlängern... Einer national denkenden Arbeiterbewegung würde das einleuchen, weil sie deutsche Arbeitsplätze gut findet. Sie würde vielleicht auch sagen: "Und es ist doch nicht prinzipiell was schlechtes, Verantwortung für Deutschland zu empfinden.." Also würde sie genau das tun, was Dave auch aufgezeigt hat: die Konkurrenz zu ihresgleichen eben n i c h t unterbinden sondern durch das Einverständnis mit ihrer Verbilligung a n h e i z e n. Und ich glaube, es ist kein Geheimnis: die deutschen Gewerkschaften sind auf diesem Weg.
- Re: Verfassungsfeind ? — erstellt von dave — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:04
- @David Lieber David, vieles von dem, was du schreibst, sehe ich auch so. Was ich allerdings nicht nachvollziehen kann, ist, wieso sich die Gewerkschaften der Aufgabe, die internationale Vernetzung und Solidarität herzustellen, nicht stellen können sollen. (Furchtbares Deutsch) Die gegenwärtigen Niederlagen entstehen doch nicht, weil sie das nicht könnten. Sie entstehen doch vor allem, weil sie die Kampfkraft der Kollegen, wie jetzt bei Stahl wieder, nicht einsetzen wollen. Das hat m.E. eher was damit zu tun, daß heute ein Streik eben sofort internationale Bedeutung bekommt und auch internationale Solidarität, wie du bei Opel sehen konntest. Sie fürchten die Dynamik, die da drinstecken könnte und daß es ihnen entgleitet. Die Forderung: "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit - weltweit" kann m.E. von jedem Gewerkschafter überall unterschrieben werden. Gruß Friederike
- Re: Betriebsversammlung Mch H — erstellt von dave — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:02
- @jürgen danke für den Zuspruch - der baut richtig auf. Ich will nicht aufgeben und ich werde auch versuchen, dass andere nicht aufgeben.