NCI: Vom Mut zur eigenen Verantwortung
erstellt von dave
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zuletzt verändert:
25.08.2008 15:48
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Hallo Inken,
du hast mal wieder alles in Worte fassen können, worüber ich seit Tagen nachdenke. Und diese Fähigkeit, das alles so geordnet zu Papier zubringen und aufzuarbeiten ist sehr viel Arbeit.
Und dafür will ich dir nun mal stellvertretend für viele NCI'ler hier danken.
Denn denken können wir alle, auch wenn einfach gestrickt! Nur das ganze dann auch noch richtig ausdrücken und rüberzubringen, das ist deine besondere Gabe.
Also vielen vielen Dank für die Zeit, die speziell du, und natürlich auch viele andere für NCI investieren!
Wenn man die beiden Artikel "NCI: Vom traurigen Ende eines Projekts" von Wolfgang Müller und "NCI: Vom Mut zur eigenen Verantwortung" von Inken Wanzek vergleicht, erkennt man deutlich, wer Souveränität hat und wer nicht. Ich finde die Stellungnahme von Inken ausgezeichnet und sie spricht mir aus dem Herzen. Es ist eine Kunst der Missachtung gegen NCI in dem einem Artikel mit Achtung für den Menschen, aber trotzdem deutlich in der Sache zu reagieren.
liebe exPRA'lerin und liebe Cornelia,
ich stimme euch beiden voll und ganz zu und möchte mich dem anschließen.
Gleichzeitig wird , wie ich denke, nochmals deutlich, daß die Triebkraft des Neuen das Verantwortungsbewußtsein ist. Je mehr es bekämpft wird, desto stärker und souveräner wird es.
Eine wunderbare Kraft, die sich da entfaltet.
Gruß Friederike
Mut zur eigenen Verantwortung zu haben, ist etwas ganz Entscheidendes.
Vielen Menschen fällt es schon schwer im normalen Alltag Verantwortung zu übernehmen. Wenn es dann noch eine Verantwortung ist, die Mut erfordert, werden es immer nur sehr wenige sein, die diesen Mut finden. Die meisten werden aus sicherem Abstand zusehen, wie die Sache mit dem Mut ausgeht. Wenn sie gut ausgeht, werden sie den Helden feiern, wenn sie schlecht ausgeht, werden sie ihn als Narr beschreien und sagen: Habe ich es doch gleich gewusst, dass das nicht gut geht.
Es bedarf also eines doppelten Mutes, den Mut, die Sache zu tun, und den Mut, die Folgen des Tuns zu tragen. Was können wir, die weniger mutig sind, tun? Wir können den, der Mut hatte, nicht alleine lassen und ihn nicht als Narr beschreien, wenn eine Sache schief gehen sollte. Dann nämlich gäbe es mehr Menschen, die Mut zur eigenen Verantwortung hätten. Man nennt das auch Solidarität.
Die Achtung des Menschen, der einem gegenüber steht, ist das Wichtigste. Das Schlimme an den Aussagen von wm ist, dass ihn irgend etwas treibt, das was er eigentlich achten möchte, zu missachten. Dieses Gefühl hatte ich als ich sein Schreiben las. Ist die Zerrissenheit der IG Metall eine Zerrissenheit in den Menschen, insbesondere in denen, die schon lange in der Gewerkschaft sind? Hat das ständige Anrennen gegen die verkrusten Strukturen sie zerrissen? Es sind viele IGM-ler im NCI. Es wird sie nur dann nicht zerreißen, wenn sie ihr Ziel, für die Arbeitnehmerrechte einzustehen, nicht aus den Augen verlieren. Dieses Ziel muss immer höher stehen, als das Ziel die IGM zu reformieren. Dazu gehört viel Verantwortung und Mut.
Wenn zwei sich streiten, freut sich der dritte ... heisst so nicht ein Deutsches Sprichwort? WM ist immerhin Aufsichtsratsmitglied der Siemens AG, hat also was zu sagen! Der pragmatische Kurs der IGM ist zu begruessen. Immerhin hat sie mit Kamp Limpfort und Bocholt die Wende am Arbeitsmarkt Richtung Globalisierung (Arbeitszeiten, Loehne, Bedingungen auf Weltmarktniveau anpassen) eingeleitet. Die IGM macht genau dass, wozu Gewerkschaften da sind: Arbeitgeberinteressen der Belegschaft zu verkaufen! Weiter so! Hoffentlich ueberholt die IGM bald die AUB!
[quoteC format="text/plain"]WM ist immerhin Aufsichtsratsmitglied der Siemens AG, hat also was zu sagen![/quote]
Das täuscht!
Der Siemens-Aufsichtsrat hat 20 Mitglieder, von denen je 10 Aktionärs- und Arbeitnehmervertreter sind.
1. Will wm etwas, was die Aktionärsseite nicht will, dann muss er zunächst die Arbeitnehmerseite davon überzeugen. Schafft er das, dann wird der Aufsichtsrat in der 1. Abstimmung darüber Stimmengleichheit erzielen. In der erneuten Abstimmung hat dann der Aufsichtsratsvorsitzende (also von Pierer) 2 Stimmen (§29 Abs. 2 MitbestG). Was wiederum bedeutet, die 2. Abstimmung geht dann 11:10 für die Aktionärsseite aus. WM kann also eine abweichende Meinung nicht durchsetzen.
2. Wenn man sich dann weiterhin die Aufgaben und Rechte des Aufsichtsrates (§111 AktG) ansieht, dann stellt man u.a. fest, dass der Aufsichtsrat z.B. die Bücher prüfen (lassen) kann, die Hauptversammlung einberufen darf (ich bin beeindruckt - btw. könnt ihr die mal auf Sommer verlegen, damit wir beim Demonstrieren nicht immer so kalte Füße bekommen?). Er hat die Geschäftsführung zu überwachen (davon merkt man allerdings nicht viel).
Auf alle Fälle können dem Aufsichtsrat Maßnahmen der Geschäftsführung nicht übertragen werden.
Also, wo hat wm etwas zu sagen?
[quoteC format="text/plain"]Der pragmatische Kurs der IGM ist zu begruessen. Immerhin hat sie mit Kamp Limpfort und Bocholt die Wende am Arbeitsmarkt Richtung Globalisierung (Arbeitszeiten, Loehne, Bedingungen auf Weltmarktniveau anpassen) eingeleitet. Die IGM macht genau dass, wozu Gewerkschaften da sind: Arbeitgeberinteressen der Belegschaft zu verkaufen! Weiter so! Hoffentlich ueberholt die IGM bald die AUB!
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IGM es ist immer verdächtig, wenn der Feind lobt! Meist macht man da was falsch.
[quote:ChrisR format="text/plain"] Also, wo hat wm etwas zu sagen?[/quote]
Oh, zu sagen hat er bestimmt eine ganze Menge. Die Frage ist vielmehr, ob irgendjemand auf ihn hört! Und ob er etwas bewirken kann.
So wie es aussieht, nicht allzu viel. Mag sein, dass seine Kollegen im Aufsichtsrat es gerne sähen, wenn die Grabrede auf NCI wirklich echt wäre, wenn dieses ungewöhnliche, eigenwillige Netzwerk tatsächlich am Ende wäre. Vielleicht könnte das sein Ansehen im Aufsichtsrat etwas erhöhen.
Aber so funktioniert das nicht. Ein Netzwerk wie NCI kann man nicht einfach offiziell für tot erklären. Es wird sich weiterentwickeln und vielleicht eines Tages ganz andere Ziele verfolgen. Aber totreden oder totschreiben kann man es nicht.
NCI ist in der Tat ein ungewöhnliches und eigenwilliges Netzwerk. Das eigenwillige daran ist seine Struktur, in der niemand berechtigt ist, einem anderen etwas anzuweisen.
In der Regel werden in Vereinen, Gewerkschaften und sonstigen Organisationen Posten durch Wahl vergeben, durch die einzelne Mitglieder für die Dauer einer gewissen Zeitperiode, eine Sonderstellung in der Gemeinschaft einnehmen, z.B. Vorstand des Vereins, Funktionär in der Gewerkschaft usw. Diese Sonderstellung ist an gewisse Machtbefugnisse gekoppelt, die die Verantwortlichen relativ frei - durch wenig Kontrolle eingeschränkt - handeln lassen und derer sie gerecht werden müssen. Die Gemeinschaft gibt einen Teil der Verantwortung an diese Ämter ab. Die Folge ist, dass bei der nächsten Wahl das Bedürfnis entsteht, diese Machtbefugnissse zu behalten. Dazu muss man sich Verbündete suchen und so entstehen Seilschaften, und die Führungsriege wird langsam zu einem geschlossenen Zirkel.
Im NCI gibt es keine Posten und keine daraus resultierenden Machtbefugnisse. Einfluss nehmen kann jeder durch Tun. Er muss damit einfach nur beginnen - von selbst. Im NCI werden keine Arbeiten verteilt. Sie liegen auch nicht auf Halde. Ideen, die umgesetzt werden, prägen NCI. Hier kann niemand Verantwortung abgeben. Es gibt - außer der gegenseitigen Achtung und den gesetzlichen Grenzen - keine Regeln. Im NCI kann man keine Karriere machen, keinen Posten erringen, in keinen Aufsichtsrat kommen, kein Vermögen machen. Im NCI finden persönliche auf Macht ausgerichtete Interessen keinen Nährboden. Es ist schlicht und einfach nicht interessant für Leute, die eine persönliche Karriere anstreben.
Auch die, die durch ihr Engagement das Netzwerk prägen, müssen durch Wort und Tat immer wieder überzeugen. Würden Wort und Tat nicht mehr übereinstimmen, der Einzelne keinen unmittelbaren Nutzen für sich mehr erkennen, sich niemand mehr engagieren, würde sich NCI einfach auflösen, denn im NCI kann man kommen und gehen wann man will - von heute auf morgen.
Gerade durch diesen losen Zusammenhalt, muss jeder Einzelne sehr bewusst mit der Gemeinschaft, die sich NCI nennt, umgehen, sich immer wieder fragen, welchen Wert hat NCI für ihn persönlich, warum engagiert er oder sie sich hier, wo er doch keinen Lohn der Macht bekommt. Auch der Engagierte wird sich das fragen, muss darüber nachdenken, ob sein Engagement von anderen gebraucht wird und andere werden ihm Feedback geben. Den Lohn, den man aufgrund seines Engagement im NCI bekommt, ist Menschlichkeit, Freundschaft, Solidarität, Wissen.
Solange dieser Lohn Bedeutung für die Kolleginnen und Kollegen hat, solange wird es NCI geben.
Deshalb kann man NCI nicht einfach für tot erklären, auch nicht mit Propaganda, falschen Aussagen oder taktischen Spielen besiegen.
NCI wird leben oder sterben durch den inneren Willen derer, die sich darin engagieren.
Das funktioniert nun schon seit 2002 und es besteht kein Grund anzunehmen, dass es anders werden wird.
Warum hat die IG Metall so Angst vor NCI? NCI hat doch auch keine Angst vor der IG Metall.
Warum diese Machtdemonstrationen? Kurz vor dem Mauerfall- zum 40. Jahrestag der DDR - hat Honecker auch noch mal demonstrativ seine Macht demonstriert. Trotzdem hat die Stimme der Straße, den Systemwechsel herbeigeführt, weil die Zeit reif war und die Menschen mutig. "wer zu spät kommt, den bestraft das Leben." Liebe IG Metall Funktionäre, darüber solltet Ihr mal nachdenken. Es ist auch Euer Leben und Ihr könnt es nicht verantworten, dass wir - als Arbeitnehmer - zu spät kommen. Wir sind eh spät genug dran.
Findet also zur Verantwortung zurück - es braucht allerdings ein bisschen Mut dazu!
Das ist eine BELEIDIGUNG der IGM und was sie für Siemens Beschäftigte so geleistet hat. Angefangen mit Rechtsschutz ohne Wartezeit bis hin zur konstruktiven Arbeitsplatzsicherung bei den Handy-Werken. IGM und vor allem Aufsichtsratsmitglied Herr Müller handeln verantwortlich, NCI eben leider nicht. Das ist ein Problem des MindSets.
Bist du zur IGM übergelaufen, DC? Dein Freund, Dr. B. wird entsetzt sein.
Was ist ein Rechtsschutz wert, bei dem ich keine freie Anwaltswahl habe? btw. AUB-Mitglieder zahlen einen niedrigeren Beitrag und haben freie Anwaltswahl - nicht dass ich jetzt mit der AUB sympathisieren würde.
Dass wm Aufsichtsrat ist, beendruckt mich nicht. Wer etwas durchsetzen will, braucht erstmal eine Vision, dann Überzeugungskraft mit der er anderen diese Vision nahebringen kann und schließlich eine Position, in der er diese Vision auch durchsetzen kann.
Wenn wm über diese drei Dinge verfügt, dann kann er sie gut verstecken. Ich merke jedenfalls nichts davon. Aber natürlich kann ich mich täuschen.
Du täuscht dich. wm hat die Vision NCI zu vernichten (für ihn ist NCI ja am Tag des Serverumzugs per Definition gestorben). Überzeugen versucht er die Menscheit mit propagandistischen Artikeln, die unwahre Behauptungen aufstellen. Da ist er recht fantasiereich. Und er hat in der IGM ein Pöstchen, wo er glaubt diese Vision auch durchsetzen zu können, in dem er mittels IGM-Direktionsrecht, seine Mitglieder anweist, NCI zu hassen (manche führen diese Dienstanweisung auch getreulich aus).
Unklar bleibt warum wm keine andere Vision findet, eine die näher an gewerkschaftlicher Arbeit liegt. Wenn er NCI als Konkurrenz für die IGM empfindet (das tut er nach eigenen Worten), dann soll er mit Leistung, mit Service, mit Kompetenz überzeugen und den Mut haben, in einen ehrlichen Wettbewerb mit der Leistung, dem Service und der Kompetenz des NCI treten. Dann hätten die Arbeitnehmer etwas davon.
Ich würde es nicht als Vision bezeichnen, wenn jemand nur zerstören will.
Wieso will er NCI noch vernichten, wenn es seiner Meinung nach schon gestorben ist?
Mit Leistung, Service und Kompetenz überzeugen kann man nur, wenn man über soetwas verfügt. Und das würde natürlich auch Arbeit machen. Er müsste also etwas dafür tun, dass er seinen gut bezahlten Funktionärsposten behalten kann. Das musste er bisher natürlich nicht. Insofern kann ich schon verstehen, dass er auf NCI sauer ist. Also vernichtet man NCI. Destruktiv zu sein ist immer einfacher als konstruktiv Änderungen anzustreben.
Die Art und Weise wie ich die "gewerkschaftliche Arbeit" von wm und anderen IGM-Funktionären und IGM-BR wahrnehme ist mit den Werten von NCI nicht vereinbar. Ein "ehrlicher Wettbewerb" mit Leistung, Service und Kompetenz ist seit Jahren ein Thema in der IGM, wenn es darum geht, die IGM für neue Mitgliedergruppen attraktiver zu machen. Was wir in der Realität miterleben, ist ein Lavieren zwischen den Interessen der IGM und Siemens und m.M. nach (seit Anfang 04) zu Lasten der Belegschaft. Es scheint mir schon ein "besonderer Mut" vonnöten, in eine offene, ehrliche und faire Diskussion einzutreten. Diesen "Mut" vermisse ich völlig, stattdessen wird diese Diskussions- und Streitkultur unterdrückt (Belege dafür gibt es zuhauf). Für mich liegt der Grund dieser Verweigerung darin, dass NCI die als Kungeleien mit dem AG wahrgenommenen Verhaltensweisen stört und öffentlich macht. Dass das den IGM-Verantwortlichen nicht gefällt, ist für mich der tiefere Grund, alle anderen Vorträge und Argumente sind vorgeschobene Nebelkerzen.
Die IGM wird in diesen Wettbewerb nicht eintreten. Würde sie das tun, müsste sie sich klar positionieren. Sie nimmt damit in Kauf (und das ist für mich zunächst unverständlich), dass sie in Mch-H an Bedeutung verliert. Damit stellt sich für mich die Frage nach der übergeordneten Zielsetzung. Nur dann wird das Verhalten für mich erklärbar (ich unterstelle, dass wir es hier nicht nur mit den Handlungen einiger weniger IGM-Funktionäre in München zu tun haben).
Den Mitgliedern und Arbeitnehmern müsste doch klar sein, dass die Zeit davon läuft, sie durch die Erosion der Bedeutung und Wirkung einer echten gewerkschaftlichen Vertretung ihre eigene Handlungsbasis demontieren und sie damit dem AG und der AUB in die Hände arbeiten.
Auf Basis von Ploneboard