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02.07.2011 11:12
- Re: Ist die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei? — erstellt von jackpeter — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- Hallo Diskussionsteilnehmer, kaum bin ich 2 Tage weg, schon habe ich Diskussionsrückstand. Leider bleiben wir immer noch unter uns. Dieses Thema scheint weitere Kreise nicht zu interessieren. Ich finde die Analyse des Ist-Zustands der IGM (insbesondere der Funktionäre) von TheoRie für zutreffend. Leider teile ich nicht den Optimismus von Heidi und Friederike über die Reformierbarkeit dieser Organisation. Die Funktionäre wollen es nicht (sie halten sich nicht mal an die eigenen Beschlüsse z.B. zum Thema Integration der Angestellten) und durch die Organisationsstruktur (Delegierten-Demokratie) werden alle Basisregungen abgeblockt. Hier liegt auch in meinen Augen der Kern des Konflikts zwischen IGM-Funktionären und NCI (und weiteren Basisbewegungen, wie ich früher zitiert habe). Wie schon TheoRie bemerkte: „Eine große Gewerkschaft wird natürlich immer interessant bleiben, denn bei Themen wie Macht, Öffentlichkeit und Karrieremöglichkeiten sowie Vergünstigungen für ihre Mitgklieder hat sie gegenüber kleineren Interessenvertretungen eindeutig die besseren Karten...“ Sie bieten dadurch auch einen Schutz für den Einzelnen (nicht nur rechtlichen). Aber dazu müssen sie gar nicht so heterogen (was die Branchen und Berufsgruppen angeht) sein wie IGM und ver.di. Der DGB als Dachorganisation wäre hier voll ausreichend. Zurück zu meine Berufsgruppe der Ingenieure. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass es die „Arbeitsgemeinschaft der Ingenieure und Naturwissenschaftler“ (AIN) gegeben hat (als ziemlich autonome Organisation innerhalb des DAG). Und ich kann mich auch daran erinnern, dass der AIN jahrelang die Betriebsratsarbeit und den Betriebsratvorsitzenden in Mch H bestimmt haben. Die Ingenieure können sich also durchaus organisieren und in Teams arbeiten. Und sie könne sogar von ihrer persönlichen Situation abstrahieren, weil sie eben mehr Lösungs- als Machtorientiert sind. Was spricht also dagegen die AIN-Tradition aufleben zu lassen? Warum wählen so viele Ingenieure den AUB? Weil es meiner Meinung nach den (unanhängigen) AIN nicht mehr gibt. Er ist zwischen IGM und ver.die aufgeteilt worden und dann untergebuttert, und die beiden haben kein Interesse ihn aufleben zu lassen. Anderseits ist es eine gewaltige Anstrengung eine eigene Gewerkschaft neu zu gründen. Aber vielleicht finden die Ingenieure doch noch eine Lösung, wenn sie das Problem erkannt haben. Schöne Grüße
- Re: Ist die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei? — erstellt von jackpeter — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- Neid und die Unfähigkeit Kompetenzen anzuerkennen sowie die Angst, daß irgendwann die Mitarbeiter mehr wissen als sie. Das bringt die Dinge ziemlich auf den Punkt. Wenn ich wirklich Fortschritt will, Weiterentwicklung, dann setze ich alles daran, daß Fähigkeit und Kompetenz entsteht, und daß Leute heranwachsen, die es besser als ich können. Dann habe ich gewonnen! Gruß Friederike (Du bist hundertprozentig eine Frau)
- Re: Siemens COM: Einigung über Stellenabbau steht kurz bevor ??? — erstellt von dave — zuletzt verändert: 25.08.2008 15:57
- [quote:Karl format="text/plain"] Vielleicht sollte der BR Mch H sich mal beim GBR Siemens informieren, ob da was im Verborgenen läuft ... [/quote] Das einzige was der BR Mch H tut, ist alles an den GBR abgeben. Manchmal frage ich mich, wozu gibt es eigentlich örtliche BR, wenn sie noch nicht einmal verfolgen, was im GBR so läuft. Schließlich haben sie doch einen Vertreter im GBR. Wenn der Effekt der des BRV-Wechsels ist, dass man nun gar nichts mehr weiß, war das kein Gewinn.
- Re: Siemens COM: Einigung über Stellenabbau steht kurz bevor ??? — erstellt von dave — zuletzt verändert: 25.08.2008 15:57
- Der alte GBR ist doch noch im Amt. Der BR ist doch auch nicht außer Kraft gesetzt, nur weil gerade BR Wahlen sind. Der Bundestag doch auch nicht, wenn Bundestagswahlen sind. Von dem GBR halte ich sowieso nicht viel. Er hat noch nie großartiges verhandelt. Er sitzt dem Arbeitgeber auf dem Schoß. Ihm ist es doch völlig egal, was in den Betrieben läuft, Hauptsachen KK ist zufrieden. BR- und Gewerkschaftsmäßig ist München sowieso tot.Was steht denn schon auf der BR-Seite Mch H, die einmal die beste weit und breit war. Nichts. Was zum Beispiel zum Übergang TietoEnator steht, ist lächerlich.
- Re: Ist die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei? — erstellt von jackpeter — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- [quote:Anonymous User format="text/plain"]wenn dieses alberne Konkurrenzdenken endlich überwunden wird![/quote] Mir persönlich ist es sowieso ein Rätsel, warum sich die IG Metall NCI überhaupt als Konkurrenz empfindet. Sie sollten doch froh sein, ergänzend zu ihrer tarifpolitischen Arbeit, Menschen zu haben, die sich mit entsprechender Kompetenz, durch Beratung und Aufzeigen von Situationen, helfen, dass Mitarbeiter ihre Rechte wahrnehmen. Meines Erachtens ist es schlicht und einfach Neid und die Unfähigkeit Kompetenzen anzuerkennen sowie die Angst, dass irgendwann die Mitarbeiter mehr wissen als sie. Wie viele Betriebsrate in wie vielen Betrieben kennen denn überhaupt ihre Rechte, wissen, was mitbestimmungfähig ist und was nicht. Wie viele machen sich denn überhaupt Gedanken darüber, welche enorme Verantwortung der Gesetzgeber ihnen übertragen hat. Es ist erschreckend wie viel Unwissen bei allem gut meinen vorhanden ist. Unwissenheit an sich ist zunächst mal nicht schlimm. Sie wird nur schlimm, wenn die Bereitschaft fehlt zu lernen. Und vielfach fehlt diese, weil es mühsam ist. Aber dann sollte man ein solches Amt nicht machen! Schlechte BR verschenken unsere Rechte an den Arbeitgeber. Dies beginnt mit dem Verschenken unserer Informationsrechtes, in dem man sich an die Schweigeforderung des AG hält!
- Re: Ist die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei? — erstellt von jackpeter — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- Liebe Heidi, gefällt mir gut, was Du schreibst. Gruß Friederike
- Re: Ist die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei? — erstellt von jackpeter — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- [quote:TheoRie format="text/plain"]Zumindest die in den besseren Zeiten aufgestiegenen Funktionäre sträuben sich vielfach mit einem „Das haben wir immer schon so gemacht.“ gegen einen Blick aus dem Fenster. [/quote] Da hast du eins der Hauptprobleme exakt auf den Punkt gebracht! Wer zu lange so einen Posten innehat, wird leicht etwas behäbig und neigt dazu, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen. Sicher hat die IGM in der Vergangenheit beachtliche Erfolge erzielt, das wird niemand ernsthaft bestreiten. Aber jetzt muss sich diese Gewerkschaft neuen Herausforderungen stellen, z.B. der EU-Osterweiterung. Da gibt es nun Nachbarländer mit deutlich niedrigerem Lohnniveau, die Investoren anlocken. Das gab es in den 70er Jahren noch nicht. Dazu kommt, dass neue Technologien die Auslagerung anspruchsvoller Tätigkeiten (z. B. SW-Entwicklung) stark vereinfachen. Dadurch haben die Arbeitgeber ein Druckmittel, das ihnen früher nicht zur Verfügung stand! Allerdings ist hier auch die Regierung gefordert. Der Erhalt von Arbeitsplätzen in Deutschland kann nicht allein in den Verantwortungsbereich der Gewerkschaften fallen. Subventionen sollte es nur geben, wenn dadurch auch Arbeitsplätze gesichert werden. Jetzt müssen Gewerkschaftsfunktionäre auch mit Politikern verhandeln, nicht nur mit Arbeitgebervertretern. Sie müssen deutlich machen, welche sozialen Folgen die massenhafte Auslagerung von Arbeitsplätzen hat. Das können auch Netzwerke wie NCI recht gut. Sie schaffen es, Politiker auf die Betroffenen aufmerksam zu machen und zeigen nicht nur Statistiken, sondern persönliche Schicksale. Hier sehe ich eine Chance, wie Selbsthilfegruppen und Gewerkschaften an einem Strang ziehen können. Das klappt erheblich besser, wenn dieses alberne Konkurrenzdenken endlich überwunden wird! Gruß, Heidi
- Re: Ist die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei? — erstellt von Theorie — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- Liebe Heidi, jetzt muss ich gehörig aufpassen, damit ich bei dieser komplexen Thematik den Faden nicht verliere und mich vielleicht missverständlich äußere. Die Trägheit der Masse hat natürlich auch unbestreitbare Vorteile, wie Du sehr treffend durch den Vergleich mit dem damaligen Vorzeigeunternehmen beschreibst, das über einen sehr langen Zeitraum sowohl für seine technologische Führungsrolle als auch die tatsächlich vorhandene Arbeitsplatzsicherheit bekannt gewesen ist. Auch ich habe des Öfteren neidisch über den Firmenzaun geblickt. Aber eine Reaktionszeit, die bald zwanzig (20) Jahre überschreitet, halte ich für absolut nicht angemessen und entschuldbar! Die organisationsbedingte Trägheit hat vermutlich nur einen geringen Anteil an der Gesamtverzögerung. Zumindest die in den besseren Zeiten aufgestiegenen Funktionäre sträuben sich vielfach mit einem „Das haben wir immer schon so gemacht.“ gegen einen Blick aus dem Fenster. So scheinen manche der freigestellten Betriebsräte noch nicht einmal bewusst registriert zu haben, dass es in ihrem Betrieb seit über zehn Jahren keine Fertigung mehr gibt, sondern versuchen sich möglichst stressfrei in den Ruhestand zu retten. Da spielt die Listenzugehörigkeit wirklich nur eine ganz untergeordnete Rolle, denn die Interessenvertretung funktioniert häufig auch bei bereits nur einer Liste nicht mehr vernünftig. Zum einen reduzieren die Selbsthilfegruppen für die Geschäftsführung etwas die Berechenbarkeit der Gremien und zum anderen versuchen sie nach wie vor den alten Hasen die Vorteile eines Computers zu erklären. Mit etwas Glück werden vereinzelt noch welche von ihren eigenen zwischenzeitlich erwerbstätigen Kindern wachgerüttelt, aber allzu viel Hoffnung würde ich mir da nicht machen. Jetzt nach den Wahlen werden sie erst einmal wieder eine ganze Weile fest schlafen, während andere wieder nur den Kopf schütteln und hoffen, dass dieser oben bleibt. Gruß TheoRie
- Re: Ist die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei? — erstellt von jackpeter — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- Hallo TheoRie, Vielleicht ist es die Trägheit der Masse. In den letzten Jahren hat sich so viel verändert, und eine Organisation wie die IGM kann sich nicht so rasch auf neue Anforderungen einstellen. Der Personalabbau bei Siemens, der vor etwa 5 Jahren begann, war eine völlig neue und ungewohnte Situation. Damit hatte niemand gerechnet, die Betroffenen am allerwenigsten. Ich erinnere mich noch daran, wie ich von Freunden und Verwandten zu hören bekam: "Sei froh, dass du bei Siemens bist, die werfen dich schon nicht raus, die tun sowas nicht." Offenbar hielt auch die IGM es bis dahin für unnötig, sich Gedanken über einen möglichen Stellenabbau bei Siemens in München zu machen. Das kam dann ziemlich plötzlich. Und da die Gewerkschaft nicht in der Lage war, die nötige Unterstützung zu leisten, entstand eine Art "Selbsthilfeverein". Das ist an sich nicht ungewöhnlich. Solche Selbsthilfegruppen gibt es überall (z. B. Alleinerziehende, chronisch Kranke, Unfallopfer, Kinder mit Schulproblemen etc.) und sie leisten wertvolle Arbeit in unserer Gesellschaft. Ich sehe so etwas positiv: Eigeninitiative ist besser als passives Abwarten und Jammern. Schade nur, dass dieses Selbsthilfenetzwerk als Konkurrenz zur IGM angesehen wird. So etwas kann im Endeffekt nur schaden. Ich finde es ganz in Ordnung, wenn auch NCI eigene Kandidaten für den BR aufstellt. Warum nicht? Das ist wie in der Kommunalpolitik: Parteizugehörigkeit zählt da nicht so sehr, es geht mehr um die Persönlichkeit. Wenn die Zusammenarbeit in der Praxis funktioniert, spielt es keine Rolle, wieviele verschiedene Listen im BR vertreten sind. Unterschiedliche Meinungen wird es immer geben, die Frage ist, wie die einzelnen Mitglieder mit solchen Konflikten umgehen! Und das wiederum hängt nicht unbedingt von der Listenzugehörigkeit ab. Gruß, Heidi
- Re: Ist die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei? — erstellt von Theorie — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- Hallo Forumsteilnehmer, weshalb entfernen sich die Gewerkschaften und deren Miglieder in den von ihnen kontrollierten Institutionen zunehmend auch von den Berufstätigen? Weil’s ihnen noch zu gut geht, aus Frustration, aus Ratlosigkeit – oder warum? Wenn man sich zumindest noch bemühen würde, für die Basis der Arbeitnehmer oder wenigstens für die eigenen Mitglieder etwas – wohlgemerkt Sinnvolles - zu erkämpfen. Dann dürften sie auch guten Gewissens sagen:„Wir haben alles mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln versucht, aber leider konnten wir in diesem Fall unsere Ziele nur teilweise erreichen.“ Beweise für diese Passivität gibt es genügend, wobei merkwürdigerweise die unteren Lohngruppen (Auszubildende, Teilzeitbeschäftigte, Frauen sowieso …) von den daraus resultierenden Konsequenzen besonders betroffen sind. Sogar eine eventuelle Gewerkschaftszugehörigkeit der Betroffenen scheint überhaupt keinen Einfluss mehr auf Entscheidungsfindungen zu besitzen. Dieses offensichtliche Desinteresse muss doch unweigerlich zur Gründung sogenannter unabhängiger Leidensgemeinschaften führen. Aber ehe man sich versieht, tauchen plötzlich die großen Urgesteine aus der Versenkung auf und fühlen sich wieder mächtig und stark, wenn sie aus allen Rohren auf die Abtrünnigen schießen können. Ein Besinnen oder Umdenken scheint gegenwärtig in noch weitere Ferne gerückt zu sein. Nach den Betriebsratswahlen ist es äußerst schnell wieder still geworden. Stört man die Interessenvertreter bei ihrem konzentrierten Nachdenken, dann murmeln sie in der Regel etwas wie, „ERA – ganz wichtige aber sehr komplizierte Angelegenheit, die nur etwas für Experten ist.“ und versinken wieder in ihrer Selbstbeschäftigung. Unterscheidet sich der Betrieb, bei dem ich beschäftigt bin, deutlich von anderen oder gehört die geschilderte Situation mittlerweile zum Normalfall? Wer kann von positiven Beispielen berichten, wo die Interessenvertretungen ihren Aufgaben und Zielen besser gerecht werden? Gruß TheoRie
- Re: Ist die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei? — erstellt von Theorie — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- Liebe Friederike, jetzt bin ich aber erleichtert, Dich falsch verstanden zu haben. Da ist mir in den Morgenstunden ein wirklich grober Lesefehler unterlaufen, für den ich mich entschuldigen möchte. Ergänzend möchte ich noch den Grund zur provokanten Frage bezüglich der Vorteile einer Gewerkschaftszugehörigkeit etwas ergänzen. Dem durchschnittlich interessierten Mitarbeiter, also mit nicht allzu großem Hintergrundwissen bezüglich Solidarisierung, sollten in einer möglichst kurzen Ausführung die für sein direktes Arbeitsumfeld erkennbaren Vorzüge aufgrund einer Mitgliedschaft dargestellt werden können. Erfahrungsgemäß steht die Sicherung des EIGENEN Arbeitsplatzes oder gar des Betriebsstandorts ganz weit oben auf seiner Wunschliste und besitzt wesentlich mehr Anziehungskraft als eine gerechte Entlohnung oder der Erhalt menschenwürdiger Arbeitsbedingungen. Der potenzielle Neuzugang sollte nur die allgemeinen Informationen aus den Medien etwas kennen, aber nicht unbedingt einen tieferen Blick hinter die Kulissen oder in die Foren des NCI beziehungsweise des Netzwerk IT geworfen haben. Gruß TheoRie
- Re: Ist die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei? — erstellt von jackpeter — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- Kurz zur Anmerkung: hier hast du mich falsch verstanden. Das selber Denken ist die Quelle, nicht die Prügel. Gruß Friederike
- Re: Ist die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei? — erstellt von Theorie — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- Liebe Friederike, mit Deinen letzten Beiträgen hast Du uns wieder auf das eigentliche Forumsthema zur Zukunft der großen Einheitsgewerkschaften zurückgeführt. Die neuen Arbeitsformen erfordern von den Arbeitnehmern zunehmend selbständiges unternehmerisches Denken und Handeln. Ob die Isolation und die Scheinselbständigkeit quasi als Ausgleich zu einem verstärkten Zulauf bei den Gewerkschaften führen, erscheint mir da sehr zweifelhaft. Die Option, als stummer Beitragszahler eventuell auch einmal streiken zu dürfen, hat doch deutlich an Attraktivität verloren. Diese Ausführung ist zugegeben sehr oberflächlich und provoziert damit vermutlich Protest. Ich will es deshalb anders formulieren: Welche Vorteile hat ein Arbeitnehmer, der schon über paar Jahre im Berufsleben steht und nicht nur passives Mitglied sein möchte, von der Mitgliedschaft in einer der großen Einheitsgewerkschaften? Es sollte dabei von einem möglichst durchschnittlichen Betrieb ausgegangen werden, also mit etwa 500 Beschäftigten, einem Betriebsrat mit mehrheitlich gewerkschaftlich organisierten Mitgliedern, und einer bevorstehenden negativen Personalanpassung. Wenn die Beantwortung zu einfach sein sollte, kann der Arbeitnehmer durch eine Arbeitnehmerin, vielleicht sogar in Teilzeitbeschäftigung, ersetzt werden. Ein Zerfall der Gewerkschaften ist nicht zu erwarten. Wer nicht zufrieden oder zu ungeduldig ist, kann ja austreten. Halten tut ihn bestimmt keiner, das verbietet schon allein der Stolz. Also werden die großen Interessenvertretungen vermutlich zunächst weiter schrumpfen und spätestens beim Erreichen einer als kritisch erachteten Größe nach Fusionsmöglichkeiten suchen (müssen). Dann haben wir die großen Einheitsgewerkschaften, denen Du und Heidi eine durchaus positive Zukunft einräumen. Und wenn sie dann noch weiter geschrumpft sind, werden sie über die Grenzen hinweg Verbindungen eingehen und vielleicht zu einem „Global Player“ aufsteigen. Anmerkung: Die Prügel fürs selbständige Denken kann ich zumindest in meiner jetzigen Entwicklungsphase noch nicht als Quelle des ständigen Vergnügens betrachten. Vielleicht liegt dieses daran, dass ich nicht ausschließlich eigenverantwortlich handel und somit nicht immer nur alleine Dresche bekomme. Zum Einzeller möchte ich aber nicht wieder degenerieren und werde deshalb auch das selbständige Denken nicht mehr lassen. Gruß TheoRie
- Re: Ist die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei? — erstellt von jackpeter — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- Nachtrag: Die Entwicklung der Einzeller zu höheren Formen hing übrigens maßgeblich von der semipermeablen Membran ab. Von der Fähigkeit einer eigenständigen Entwicklung des Zellkerns und der Fähigkeit zum Austausch mit der Umgebung also mit dem Wasser. Entscheidend bei allen Entwicklungen sind aber stets die inneren Bedingungen. Gruß Friederike
- Re: Ist die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei? — erstellt von jackpeter — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- Lieber TheoRie, das ist wirklich eine Kunst, zu entscheiden, wann man zusammengeht und wo man nicht mitmacht bzw. selbständig handelt. Beides gehört unbedingt zusammen. Weder kann man als Einzelkämpfer einen Stich machen, noch darf man, wie gesagt, sein Denken und Handeln irgendwelchen anderen Leuten überlassen. Dazu kommt, daß die Dinge sich ständig weiterentwickeln, so daß das, was heute richtig ist, morgen falsch sein kann (im taktischen Bereich - nicht im strategischen) und man bekommt ständig Prügel fürs selbständige Denken, da gebe ich Dir recht. Aber man kanns auch nicht lassen - und - ich gebe zu, es ist doch eine Quelle ständigen Vergnügens. Gruß Friederike
- Re: Ist die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei? — erstellt von Theorie — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- Liebe Friederike, „ …niemals darf man sein Denken und Handeln einer Geldquelle unterordnen.“ es wäre schön, wenn man sich diese Freiheit immer leisten könnte. Wie sieht es mit einzelnen Mitgliedern von Gewerkschaften oder von anderen Organisationen aus – dürften die etwas für den NCI-Server spenden und wie ließe sich der Grad der Abhängigkeit dann noch messen? Solange nur wenige und zudem schwer erziehbare Menschen ihre Meinung im Netzwerk kundtun, wird man den Server bestimmt nicht kontrollieren wollen, denn eine wichtige und sehr preiswerte Quelle für ungefilterte Informationen von der Basis ginge verloren. Warum soll der NCI bei den BR-Wahlen weiterhin eigenständig antreten? Damit er vielleicht als Kontrollinstanz für die großen Interessenvertretungen arbeitet? Das erfordert aber verdammt viel Energie von den aktiven Mitgliedern des NCI und ist ein sehr undankbarer Weg. Mühsam baut man etwas auf, was dann im Rahmen einer Abstimmung durch die anderen Vertreter wieder kaputt gemacht wird. Natürlich ist dieser Vorgang völlig demokratisch, denn schließlich vertritt die Summe der Gegenstimmen ja die Mehrheit. Außerdem ist zur Freude der Arbeitgeber ein aus mehreren Gruppen bestehender Betriebsrat zu einem großen Teil mit sich selbst beschäftigt. Bezogen auf die Ebene des Betriebsrats: Was unterscheidet hier dann den NCI noch vom Ingenieur als Einzelkämpfer? Nun räumst Du zwar das Schließen von Bündnissen ein; für deren Zustandekommen sind aber in der Regel Vertrauen und Kompromissbereitschaft notwendig, und bevor man sich versieht, ist man zumindest nicht mehr völlig unabhängig. Als nahezu Unabhängiger hat man zwar einen deutlich größeren Entscheidungsspielraum, aber ohne eine Mehrheit erreicht man für die Kolleginnen und Kollegen nun einmal nicht sehr viel. Mein Autorenname ist von mir willkürlich gewählt worden und sollte nicht allzu wörtlich genommen werden. Vor vier Jahren war ich Initiator einer Listenwahl und bei der diesjährigen Betriebsratswahl - aufgrund der zwischenzeitlich gewonnenen Erfahrungen - maßgeblich an dem erneuten Zustandekommen einer Personenwahl beteiligt. Sowohl die Separation als auch die Fusion haben jedenfalls für mächtig viel Schwung gesorgt. Meine Nase tut halt noch etwas weh, aber ich habe viel dabei gelernt. Gruß TheoRie
- Re: Ist die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei? — erstellt von jackpeter — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- Lieber Theorie, ja, das selbständige Herangehen bei der Lösung von Problemen ist ein wichtiges Merkmal von euch - und, wie ich denke, ein gewaltige Stärke, wenn sie im Interesse von allen eingesetzt wird. Da ich schon etwas älter bin, betrachte ich die Entwicklung nicht erst seit 2001. Ich verfolge sie seit den 70er Jahren und sehe durchaus eine Entwicklung. Die Statistik dazu wäre für mich auch ziemlich interessant. Ingenieure, die bei der IGM waren, waren früher eine Seltenheit und sie wurden ganz bestimmt nicht so behandelt wie NCI. Sie konnten allerdings auch nicht so handeln wie NCI: konsequent, öffentlich und die Auseinandersetzung suchend. Das ist einfach eine neue Erscheinung und damit eine neue Herausforderung. Ich hoffe daß der NCI-Server niemals akzeptieren wird, daß er per Scheck von irgendjemandem abhängig und damit zensierbar gemacht wird. Ebenso bin ich sehr dafür, daß NCI durchaus weiterhin eigenständig bei BR-Wahlen antritt. Man kann Bündnisse schließen, wenn sie zweckmäßig sind aber niemals darf man sein Denken und Handeln irgendeiner Geldquelle unterordnen. Es muß umgekehrt sein: weil die Ziele, das Denken und Handeln in Ordnung sind, deshalb muß es finanziell gefördert werden. Gruß Friederike
- Re: Ist die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei? — erstellt von Theorie — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- … es sind andere Formen der Interessenvertretung gefragt. Ist trotz der bestehenden Angebotsvielfalt etwa nichts Passendes dabei ? Oder stört es vielleicht jemanden, dass die vorhandenen Gruppierungen viel Energie und Zeit darauf verschwenden sich gegenseitig zu bekämpfen und Mitglieder abzuwerben ? Eine Einheitsgewerkschaft oder –partei hält zwar die externen Streitigkeiten in sehr engen Grenzen, aber macht deren Mitglieder nicht unbedingt zufrieden und glücklich. Also dann lieber etwas vollkommen Neues probieren, wobei spätestens bei der ersten, sogenannten konstituierenden, Betriebsratssitzung oder einer anderen Gelegenheit zur Pöstchenvergabe die anfängliche Euphorie schnell verschwindet – zumindest wenn man keine Mehrheit im Gremium besitzt oder durch Zusammenarbeit erreichen kann. Ja, die Ingenieure bilden nur einen Teil der Angestellten, welcher aber äußerst anspruchsvoll ist. Wenn einem immer wieder gesagt wird, als Ingenieur sei man schließlich für das (selbständige) Lösen von Problemen eingestellt worden, dann entwickelt man sich zwangsläufig nicht nur im fachlichen Bereich früher oder später zum Einzelkämpfer. Die Ingenieure sind auch ganz eifrig dabei, unternehmerisches Denken und Handeln zu verinnerlichen, sehr zur Freude des Arbeitgebers. Mit dem selbständigen Kündigen bei mangelnder Auslastung oder bei zu hohen Personalkosten klappt es zwar noch nicht immer reibungslos, aber das wird schon werden, denn schließlich gibt es weiterhin Mitarbeiter, die auf Privilegien wie einen außertariflichen Arbeitsvertrag und Vertrauensarbeitszeit mächtig stolz sind. Wo hat sich gezeigt, dass Ingenieure plötzlich zuhauf in die IGM gehen ? Es täte mich wirklich interessieren., denn so richtig vorstellen kann ich es mir nicht. Die Statistik von Anonymous User ist für mich hingegen nicht aussagekräftig bezüglich einer Zu- oder Abwanderung von speziell Ingenieuren, welche sich nämlich in meinem Umfeld zunehmend mit dem Thema „Gewerkschaft“ überhaupt das erste Mal beschäftigen. Einen Beitritt kann man da nicht gleich erwarten, dafür ist der Leidensdruck einfach noch nicht groß genug. Die Formulierung „…Mitglieder, welche sich nicht führen lassen wollen ...“ ist etwas vieldeutig formuliert. Wenn ich mich nicht unterordnen kann, dann sollte ich weder Mitglied bei einer Vereinigung noch abhängig Beschäftigter werden. Wahrscheinlich meinst Du damit das störrische Verhalten mit dem sie oftmals reagieren, wenn ihnen etwas gegen den Strich geht. Ja dann werden sie von den Funktionären der Interessenverbände genauso wie von den Führungskräften in den Unternehmen fein säuberlich getrennt voneinander ausgegrenzt. Das klappt besonders bei den Angestellten immer wieder hervorragend. Wenn diese dann vor lauter innerem Ärger noch einen schwerwiegenden Fehler begehen, dann ist es ein Leichtes, sie endgültig loszuwerden. Manchmal schießen sich die Ausgegrenzten vor lauter Wut und Verzweiflung über ihre Hilflosigkeit sogar gegenseitig ab. Zwischenzeitlich hat sich Heidi gemeldet und beim erstmaligen flüchtigen Lesen ihres Beitrags steht da: Mit der IGM hätte man bereits einen starken Verhandlungspartner, der etwas mehr auf die Basis eingehen müsste. Zweifellos besitzt die IGM eine Stärke, um die sie die kleinen Gruppierungen beneiden. Aber die Kraft nimmt deutlich ab und es wird scheinbar nichts dagegen unternommen. Auch hier ist der Leidensdruck in den oberen Rängen noch viel zu gering. Zeigt mir den Scheck oder den Dauerauftrag der IGM zur finanziellen Unterstützung des kleinen NCI-Servers – dann können wir über das Aufwachen einer großen, mächtigen Gewerkschaft und über ehrlich gemeinte Gesprächsbereitschaft gegenüber der Basis weiter reden. Solange ganze Berufs- und Interessengruppen auch weiterhin von der IGM nahezu keine Unterstützung finden, scheint sie noch nicht aufgewacht zu sein beziehungsweise bereit zu sein, aus Fehlern zu lernen. Ich rede hier von bisweilen sehr großen Gruppen, nicht von einzelnen Mitgliedern! Ja sogar ganze Betriebe scheinen für die IGM uninteressant geworden zu sein. Die Grundziele sind die gleichen, zwischenzeitlich kommen sie aber von unterschiedlichen Berufsgruppen mit ihren speziellen Eigenheiten. Darin scheinen viele der Verständigungsschwierigkeiten begründet sein. Die Funktionäre habe ihre eigene klare Linie; auf unsere Ratschläge und Meinungen sind die nicht angewiesen. Gruß Theorie
- Re: Ist die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei? — erstellt von jackpeter — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- [quote:TheoRie format="text/plain"]Zumindest offiziell darf keine Organisation wie IGM, AUB, etc. den NCI begrüßen oder gar unterstützen, denn man würde damit gleichzeitig eigene Versäumnisse und Fehler eingestehen. [/quote] Moment mal, genau das ist doch die allerwichtigste Voraussetzung für Verbesserungen: Das Eingestehen der eigenen Versäumnisse und Fehler! Das ist sicher nicht angenehm, aber es muss sein. Solange sich die Funktionäre nur gegenseitig auf die Schultern klopfen und zufrieden nicken, wird es keinen echten Fortschritt geben. Es ist tatsächlich ein Problem, dass in so einer Massenorganisation wie der IGM ein Einzelner sich leicht etwas verloren fühlen kann. An der Basis entsteht oft der Eindruck: "Ach, die da oben machen doch eh, was sie wollen! Meine Meinung und meine speziellen Probleme interessieren die doch gar nicht." Die Mitglieder fühlen sich nicht richtig ernst genommen. Dagegen muss die IGM natürlich etwas unternehmen! Die Basis darf nicht ignoriert werden, denn sie trägt die Gewerkschaft! Andererseits ist auch klar, dass eine so große Gewerkschaft nicht auf die speziellen Wünsche eines jeden einzelnen eingehen kann. Für Verhandlungen mit den Arbeitgebern brauchen die Funktionäre eine klare Linie, sonst werden sie als Verhandlungspartner nicht ernst genommen, was wiederum allen Mitgliedern nur schaden kann. Das ist ein Konflikt, dem man nicht aus dem Weg gehen kann. Ohne Kompromisse geht es nicht, und irgendjemand wird immer schimpfen. Aber als Verhandlungspartner der Arbeitnehmer ist auf jeden Fall eine starke Gewerkschaft mit vielen Mitgliedern in einer besseren Position als eine kleine mit nur sehr wenigen Mitgliedern. Eine Streikdrohung wirkt nur, wenn auch genügend organisierte Arbeitnehmer da sind, die sich am Streik beteiligen! Fazit: Der Gegensatz zwischen den Interessen Einzelner und den gemeinsamen Zielen wird immer ein Problem sein, insbesondere in einer Gesellschaft, die immer mehr von Egoismus und Rücksichtslosigkeit beherrscht wird. Jeder will natürlich zuerst sein Schäfchen ins Trockene bringen, klar. Jetzt kommt es auf die IGM-Führung an, wie sie mit dieser Herausforderung umgeht. Ein Netzwerk wie NCI kann man nicht einfach ignorieren oder als Spinnerei abtun. Es wäre besser, von den NCI'lern zu lernen und ihre Erkenntnisse in die Gewerkschaftsarbeit einzubringen. Gruß, Heidi
- Re: Ist die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei? — erstellt von Theorie — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- Hallo DiskussionsteilnehmerInnen, besonders Eure letzten Beiträge enthalten in konzentrierter Form viel Grundlegendes und Aktuelles bezüglich dem, was mich persönlich zur Zeit besonders beschäftigt. Den stark anwachsenden Einfluss von Individualzielen auf die Gruppendynamik hatte ich vor kurzem unterschätzt und bin auch prompt über die von manchen Gleichgesinnten vorgetäuschte Vertretung von Arbeitnehmerinteressen gestolpert. In der gegenwärtigen Zeit der negativen Personalanpassungen und der sehr schlechten Arbeitsmarktlage für ältere Arbeitnehmer, ungeachtet oder gerade wegen ihrer hohen Berufs- und Lebenserfahrung, ist es im Normalfall das oberste Ziel für den Einzelnen: I) Erhalt des EIGENEN Arbeitsplatzes – egal wie. Die Bandbreite der gewählten Mittel ist äußerst vielfältig und wenn es der persönlichen Zielsetzung dienlich sein könnte, dann steht auch dem Eintritt in eine Gewerkschaft oder der Kandidatur zum Betriebsrat nichts mehr im Wege. Gibt es einen ausreichend hohen Anteil an unzufriedenen und nicht organisierten Mitarbeitern im eigenen Betrieb, so kann auch die Gründung einer eigenen Kandidatenliste vorteilhaft sein, mit der man bei ausreichend hohem Listenplatz schnell und risikoarm zum ersten Zwischenziel gelangt. Damit das Erhaltene oder Erreichte nicht unnötig gefährdet wird, bedeutet dies: II) Keine Fehler machen, die einem selbst schaden könnten. Dazu gehört zum Beispiel, dass man bei kritischen Beiträgen in Diskussionsforen stets als Anonymous User unerkannt bleiben sollte, was leider für die direkte Kommunikation hinderlich ist. Die Ziele I) und II) werden mit deutlich zunehmender Konsequenz und Rücksichtslosigkeit von allen Individuen und selbstverständlich auch Gruppen verfolgt und sind somit primär unabhängig vom Beruf, dem Unternehmen und der Hierarchieebene. Ist damit die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei ? Aufgrund des noch weiterhin zunehmenden Egoismus sowie aktueller Beispiele für Separationen könnte man vielleicht die obige Frage voreilig bejahen, aber das wäre nun doch zu oberflächlich betrachtet. Zunächst habe ich noch eine wesentliche Frage : Was versteht ihr eigentlich unter einer großen Einheitsgewerkschaft ? Groß hinsichtlich absoluter Mitgliederzahlen oder bezogen auf den prozentualen Organisationsgrad (siehe Marburger Bund im ersten Beitrag). Einheit bezüglich der Vereinigung vieler Berufsgruppen in einem Verband ? Eine große Gewerkschaft wird natürlich immer interessant bleiben, denn bei Themen wie Macht, Öffentlichkeit und Karrieremöglichkeiten sowie Vergünstigungen für ihre Mitgklieder hat sie gegenüber kleineren Interessenvertretungen eindeutig die besseren Karten. Unsere großen politischen Parteien zeigen uns doch täglich, durch welch vielfältige Möglichkeiten man überleben kann. Sogar Gesetzesverstöße lassen sich noch zum Vorteil verwenden. Einheitsgewerkschaft – ich glaube, dafür geht es uns einfach noch viel zu prächtig. Der letzte Beitrag von Anonymous User trifft diesen Punkt insgesamt ganz gut. Professionelle und objektive Wahlanalyse – lieber Anonymous User Du hast vielleicht Vorstellungen ! Bei einer richtigen Analyse müsste unweigerlich zu Tage treten, dass sowohl die Wähler als auch die Mitglieder erneut nahezu ausnahmslos mehr oder weniger über den Tisch gezogen worden sind. Man ist doch heilfroh, wenn’s nicht alle gemerkt oder zumindest in vier Jahren vergessen haben. Die Gewählten sind jetzt besonders mit Ziel II) beschäftigt und die Verlierer kümmern sich vornehmlich um Ziel I) und das Lecken ihrer Wunden. Reinigungskräfte, Küchen- und Kantinenpersonal, Sicherheitskräfte, IT-Mitarbeiter, … Krankenschwestern, … sind alles schwache Bauernopfer aus den sogenannten indirekten Bereichen. Die Arbeiter in der Produktion werden ebenfalls als reine Kostenfaktoren betrachtet und deren Arbeitsplätze werden in Folge zunehmend ausgelagert oder gar gestrichen. Solange eine hohe Wahlbeteiligung und Mehrheiten weiterhin als „Wir haben doch alles richtig gemacht.“ von den Gewählten dargestellt wird, sollte man nicht mit einer Verbesserung hinsichtlich der Interessenvertretungen rechnen, welche nicht gerade unglücklich darüber sind, dass gekündigte Mitarbeiter nach dem Ausscheiden aus dem Betrieb kein Wahlrecht mehr besitzen. Natürlich gibt es starke gemeinsame Interessen zwischen den Arbeitern und Angestellten bzw. Ingenieuren (bin selber einer), und die Zusammenarbeit macht Spaß und klappt wunderbar. Aber die Aufrechteraltung von gegenseitigen Vorurteilen und Misstrauen wird nicht nur von den Arbeitgebern weiterhin kräftig gefördert. Denn, sollte man sich an der Basis endlich gegen den Widerstand anderer zusammenraufen, dann hätten viele den Blick frei für das Wesentliche und es könnten im Anschluss mehrere Organisationen unter Mitgliederschwund leiden. Der NCI ist für alle da und hat sich damit nicht an die ungeschriebenen Spielregeln gehalten. Zumindest offiziell darf keine Organisation wie IGM, AUB, etc. den NCI begrüßen oder gar unterstützen, denn man würde damit gleichzeitig eigene Versäumnisse und Fehler eingestehen. Eine für mich nahe liegende Frage zum Thema Einheitsgewerkschaften : Was müsste Eurer Meinung nach in Zukunft passieren, damit bei den nächsten Betriebsratswahlen der NCI nicht mehr mit einer eigenen Liste antritt ? Grüße und vorab schöne und erholsame Feiertage TheoRie P.S.: Den letzten Beitrag von Anonymous User konnte ich nicht mehr berücksichtigen; werde also später darauf antworten.