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02.07.2011 11:12
- Re: Ist die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei? — erstellt von Theorie — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- Selbsthilfegruppe – Interessengemeinschaft – Gewerkschaft Ich bin der Ansicht, dass durch eine sinnvolle Verknüpfung der jeweils positiven Eigenschaften obiger Erscheinungsformen eine Interessenvertretung besser den Zielen der Basis gerecht werden kann und trotzdem dauerhaft funktionieren wird. Das Prinzip der Selbsthilfegruppe bildet die wesentliche Grundlage für die erfolgreiche Ausführung der unabdingbaren Kontrollfunktion UND die sinnvolle Nutzung der enormen Gestaltungskraft. Werden die Grundprinzipien vernachlässigt, dann beginnen langsam aber stetig die negativen Auswirkungen von Charaktereigenschaften wie Behäbigkeit, Desinteresse und Karrieredenken die Oberhand zu gewinnen und die Gruppierung zu beherrschen. Unbestreitbar benötigen auch Selbsthilfegruppen bei Erreichen einer gewissen Größe bereits Funktionsträger zur Gewährleistung ihres Zusammenhalts: Ansprechpartner für verschiedene Aufgaben- und Themenbereiche, Organisatoren (z.B. für Veranstaltungen und Veröffentlichungen), Schriftführer, Kassenverwalter seien hier als Beispiele genannt. Diese Funktionsträger unterstehen aber einer kontinuierlichen Kontrolle durch die Basis, weil nur diese Basis die gewissenhafte Ausführung der Aufgaben bis auf Widerruf delegiert hat. Die Mitglieder eine Selbsthilfegruppe benötigen lediglich ihren gesunden Menschverstand sowie eine ausreichende Bereitschaft zur Kommunikation und zur aktiven Mitarbeit. Die Kreativität, Schnelligkeit und die Eigenschaft der „Selbstreinigung“ dieser Selbsthilfegruppen finde ich immer wieder erstaunlich. Wer seine egoistischen Interessen nicht ausreichend berücksichtigt findet, der verlässt glücklicherweise umgehend derartige Gemeinschaften und nahezu ausnahmslos auf eigenen Wunsch. Die großen Schwierigkeiten beginnen spätestens dann, wenn die „offiziellen“ Vertreter mit zusätzlichen Entscheidungsbefugnissen (Betriebsratsmitglieder, Schwerbehindertenvertreter, Ausschussmitglieder, VKL, …) den von der Basis kontrollierten Bereich verlassen und plötzlich mehr oder weniger eigenverantwortlich handeln können bzw. müssen. Eine vollständige Kontrolle ist dann nicht mehr möglich und wird bei gewissenhaften Vertretern auch nicht erforderlich sein, da verantwortungsbewusste Vertreter bei größeren und zunächst unlösbaren Problemen automatisch die Basis um deren Unterstützung bitten werden. Die Basis lässt aber häufig freiwillig ihre Vertreter plötzlich allein und - wenn’s nicht so richtig klappt - auch oft genug im Regen stehen. Der damit verbundene Autoritätsverlust der Selbsthilfegruppe hat bisweilen fatale Konsequenzen, und führt oft zu einem völligen Rückzug oder gar aus Frustration über den ungenügenden Rückhalt zu einem Wechsel der Vertreter zu anderen Gruppierungen mit bisweilen völlig anderen Zielsetzungen. Was sind die Hauptursachen für die im Grunde freiwillige und bisweilen unverantwortliche Vernachlässigung der Aufsichtspflicht durch die einzelnen Mitglieder der Basis? Bequemlichkeit – obwohl wir sonst ja auch den Mund aufmachen und zupacken können? Unwissenheit – weil wir der Meinung sind, die Vertreter würden jetzt von anderen ausreichend und in unserem! Interesse kontrolliert werden? Angst - vor den gewachsenen Einflussmöglichkeiten unserer eigenen Vertreter? Bei ausreichendem Vorhandensein obiger Gründe ist von UNS ein guter Nährboden für ein erfolgreiches weiteres Wachstum von Lug und Trug (siehe auch Friederikes Beitrag vom 9. Juni) geschaffen worden. Bereits nach einem beschwerlichen aber erfolgreichen Start haben viele Selbsthilfegruppen mit der sträflichen Vernachlässigung ihrer Aufsichtspflicht die Kontrolle verloren und wundern sich dann noch schulterzuckend, wenn scheinbar völlig unerwartet alles aus dem Ruder läuft. Wir regen uns über Lug und Trug auf, welcher aber bereits in unserem Einflussbereich zu wachsen beginnt, wenn WIR an der Basis nichts aktiv dagegen unternehmen. „Selbsthilfegruppen (ohne Funktionäre) haben eine gewisse Kontrollmacht aber keine Gestaltungskraft.“ Das könnte wohl die Aussage von jemanden sein, dessen Ziel in der ungestörten Ausübung einer möglichst schwer kontrollierbaren Machtposition liegt und der sich (zu Recht) vor einer weiteren Zunahme des gesunden Menschenverstands fürchtet. Will er damit andere vom verantwortungsbewussten Handeln abhalten oder sich nur selbst belügen? Ohne das jetzt genauer auszuführen, die obige Behauptung kann bereits einer oberflächlichen Betrachtungsweise nicht Stand halten. Eine Selbsthilfegruppe, die ständig ihre Aufgaben, Zielsetzungen hinsichtlich ihrer Erreichung und deren Sinnhaftigkeit überprüft, wird auch einen dauerhaften Bestand haben und die Möglichkeiten zu einer - auch für Nichtmitglieder sichtbaren - Gestaltung verbessern können. Die immer größer werdende Basis des NCI und die wachsende Zahl externer interessierter Befürworter sind für mich ein eindeutiges Zeichen für einen zunehmenden und erfolgreichen Widerstand gegenüber für den Menschen schädliche gesellschaftliche Entwicklungen, welche sich durch die Passivität gegenüber einem ungesunden Egoismus überhaupt so ausweiten konnten. Die überwiegende Mehrheit der Forumsteilnehmer wird bestätigen können, dass der Einflussbereich des NCI bereits nach kurzer Entstehungsgeschichte auch weit außerhalb der Hofmannstraße spürbar geworden ist. Sonnige Grüße an alle Leserinnen und Leser TheoRie P.S.: Erneuter Versuch, denn die ursprüngliche Einstellung dieses Beitrags scheint zwischenzeitlich vom Server vergessen worden zu sein.
- Re: Ist die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei? — erstellt von Theorie — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- Vielen Dank Friederike! Mit Deiner Antwort zum Beitrag von INTR hast Du mich wieder auf andere (bessere) Gedanken gebracht. Ich werde mich später im Forum wieder melden. TheoRie
- Konfuse Signale an Mitarbeiter — erstellt von dave — zuletzt verändert: 25.08.2008 15:46
- Statt hammerharter aber immerhin fairer und klarer Transparenz wie bei der Kapazitaetsanpassung 2001 - hier war ja immerhin ein erfolgreicher Personaler am werkeln - fuehrt COM mit seinen Mitarbeitern nun einen Eiertanz auf. Auf verschiedenen Management-Ebenen werden widerspruechliche Signale ausgesendet. Die Fakten: - COM PA veranstaltet eine Personaldrehscheibe, und laedt Service-Leute, Vertriebler, Entwickler, Zentralabeilungen ein, mit professioneller PA Hilfe neue Perspektiven zu suchen. Die Zielgruppe fuer diesen Service wird jedoch nicht spezifiziert. SOLL ich ... oder SOLL ich nicht, diese Frage stellen sich viele. - gleichzeitig vermitteln Chefs einiger Geschaeftsbereiche die Botschaft, in ihrem Bereich wuerde nicht abgebaut. So zum Beispiel der Service in Perlach. Statt Personal- abbau wird eben nur "weniger aufgebaut". Eine ganz andere Botschaft, als die der PA! - die Ergebnisse der COM Mitarbeiterbefragung werden weiterhin unter Verschluss gehalten. Warum wohl? Alles in allem, es fehlen klare Strategien, zu neuen Produkten, Dienstleistungen, Personalpolitik. Gleichzeitig mahnt der Vorstandsvorsitzende von seinen Mitarbeitern Spitzenleistungen ein. Zielrenditen sind eine tolle Sache, aber ich muss meinen Leuten dann auch sagen, wie ich diese realistisch erreichen moechte. Und ich muss auch Perspektiven fuer die Mitarbeiter aufzeigen. Sonst koennen diese sich kaum mit COM und dem COM Management identifizieren. Auf keinen Gebiet ist COM Spitze, Weltmeister. Weltmeister ist COM nur bei den SG&A. Sell it, Fix it or Close it. Wann wird entschieden?
- Re: Ist die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei? — erstellt von Theorie — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- Dass sich in kurzer Zeit so viele interessante und höchst unterschiedliche Beiträge zu diesem Thema ergeben würden, damit hatte ich als Spätzugang überhaupt nicht gerechnet. Ursprünglich habe ich bezüglich des Themas eine ausschließlich aus langjährigen Funktionsträgern bestehende Diskussionsrunde vermutet, bei der ich höchstens als stiller Zuhörer geduldet würde, da ich nur bezüglich meiner eigenen begrenzten Arbeitsumgebung beitragsfähig wäre. Die eigentliche Fragestellung hatte mich außerdem zunächst wenig interessiert, aber nach dem Lesen Eurer ersten Beiträge bin ich dann schnell neugierig geworden. Dass ich mich in meinem Berufsleben bisher stets auf einem kleinen und deutlich abgegrenzten Gebiet bewegt habe, hat mir zuletzt der Beitrag von INTR in komprimierter Form vor Augen geführt. Indirekt hat er die Sinnhaftigkeit meines Tuns in Frage gestellt, und das ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, wo ich selber am Zweifeln bin und am liebsten alles Hinschmeißen würde. Mehrere von Euch denken vermutlich bereits über einen längeren Zeitraum voraus, was mir in meiner Situation und einer leider recht ungewissen nahen Zukunft als nicht unbedingt sinnvoll erscheint. Aus sehr unterschiedlichen Gründen habe ich auch keine Ambitionen hinsichtlich einer nach oben offenen Karriereplanung im Rahmen einer Interessenvertretung. Als mich damals das „Vergessen sein“ endlich zum eigenen Handeln getrieben hat, da blieb mir nur ein sehr kurzer Zeitraum, um einen ersten Kreis zu gründen, bestehend aus ebenfalls bisher schweigenden Leidensgenossen, welche sich dann überhaupt trauten, ebenfalls aufzustehen. Da wir in den darauf folgenden Jahren aber die uns selbst gesetzten Ziele auch nicht nur annähernd erreicht haben, wobei hierfür eine sehr umfangreiche Palette an Ursachen verantwortlich gewesen ist, bestand keine Notwendigkeit, den ursprünglichen Ansatz und die Zielgruppe neu zu überdenken. Anmerkung : Es handelte sich dabei ausschließlich um komkrete grundlegende und damit gemeinsame Ziele. Mit dem Auftreten individueller Ziele hätten wir uns sicherlich zunächst Möglichkeiten erarbeiten müssen, die ein Auseinandertreiben der Gruppe verhindern hätten sollen. Somit trifft mich die Fragestellung nach den fürs langfristige Überleben einer Gruppe notwendigen Voraussetzungen auch völlig unvorbereitet. Die mir bekannten Organisationsstrukturen mit Stellvertretern und Funktionären sind bestimmt eine wesentliche Voraussetzung für ein Mindestmaß an Beständigkeit und Zuverlässigkeit. Die Probleme beginnen meiner Meinung nach bereits an der Basis, und sind hauptsächlich darin begründet, dass wir weiterhin andere in unzulässig hohem Maße für uns denken lassen. Vorwiegend mit der Angst vor beruflichen Konsequenzen wird das tatenlose Zusehen begründet. Es ist macht wohl wenig Sinn, mit dem alleinigen Hinweis auf die vermutete Bequemlichkeit, zu versuchen, Kollegen zum Umdenken zu bewegen. Zum Handeln hat mich schließlich der Ärger über den Umstand bewogen, dass diese Angst von Vorgesetzten, von mir selbst gewählten Interessenvertretern und leider auch Kollegen zunehmend und teilweise in unverfroren offener Art und Weise zum rein persönlichen Vorteil ausgenutzt wurde. Muss oder sollte bereits die unterste Interessen- oder Vertretergruppe möglichst homogen sein? Ich kann meinen Betrieb, in dem ich arbeite, insgesamt als eine Art kleinere Gemeinde betrachten, deren Hauptproblem das Überleben als Ganzes ist. Deshalb halte ich an diesem Standort hinsichtlich der internen Aufgabenbereiche eine Fraktionsbildung für nicht sinnvoll. Wenn jetzt versuchen würde, allein die von INTR dargestellten Gesichtspunkte möglichst optimal bei meiner weiteren Vorgehensweise zu berücksichtigen, dann würde ich mich wohl so entwickeln müssen, dass ich von den Leuten, von denen ich mich bislang vergessen oder gar benutzt fühlte, kaum noch zu unterscheiden wäre. Dazu fällt mir jetzt aber nichts mehr ein. Vielen Dank jedenfalls für die Aufklärung bezüglich der für mich völlig unbefriedigenden Zukunftsperspektiven. Mir kommt da nur noch der Spruch in den Sinn, den man sich als Entwickler immer wieder anhören muss: „Einen Ingenieur kann man nur demotivieren, motivieren muss er sich schon selber.“ Viele Grüße von einem grübelnden TheoRie
- Re: Ist die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei? — erstellt von jackpeter — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- "Selbsthilfegruppen (wie z.B. NCI) ohne Funktionäre haben eine gewissen Kontrollmacht, aber keine Gestaltungskraft (vom Streikrecht schon ganz abgesehen). Da unterliegst Du, glaub ich, zwei Fehlern gleichzeitig: 1.NCI hat keine "Funktionäre", das ist richtig - aber bei NCI gibt es Leute, denen man vertrauen kann. Das ist entscheidend. Sie haben sich das Vertrauen erworben, nicht erschlichen oder mithilfe von Intrigen geschaffen. 2. Bei NCI findet man eine unglaubliche Gestaltungskraft. Sie gehen dauernd neue Wege, probieren neue Gedanken und neue Formen der Zusammenarbeit und des Austauschs. Dazu kommt, daß die Kontrollmacht, die Du NCI zugestehst, inzwischen zur zentralen Frage geworden ist, in allen Bereichen. Das Gegenstück: Lug und Trug und gewaltsames Aufdrücken irgendwelcher Maßnahmen ist inzwischen den meisten Menschen hier bekannt, verhaßt und als Perspektive absolut nicht tragbar. Gruß Friederike
- Re: Ist die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei? — erstellt von jackpeter — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- Hallo Teilnehmer, da es inzwischen mehrere „Anonymus User“ gibt, werde ich mich INTR nennen. Es freut mich, dass es hier auch sehr konkrete persönliche Erfahrungen diskutiert werden, um daraus folgende Verallgemeinerungen auf den Prüfstand zu stellen. TheoRie sagte: „...Da uns im Grunde aber die fehlende Interessenvertretung gestört hat, sind wir nie als abgegrenzte Gruppe aufgetreten, sondern standen den Vergessenen aller Bereiche offen, ungeachtet ihres Geschlechts, Gehalts, Ausbildung oder einer Gewerkschaftszugehörigkeit.“ Hier stellt sich natürlich die Frage, ob eine Gruppe von „Ausgegrenzten und Vergessenen“ genügend gemeinsame (und konkrete) Ziele hat, um längere Zeit zusammenzubleiben. Der Wunsch nie mehr vergessen zu sein, wird hier wahrscheinlich nicht ausreichen. Auch der hehre Wunsch ein Sprachrohr für andere (z.B. Vergessene) zu fungierten ist in meinen Augen problematisch. Der/die Stellvertreter oder Funktionär/e als reiner Sprecher, der in edler Anwandlung außer seiner auch andere Positionen vertritt (freiwillig oder als imperatives Mandat), ist glaube ich illusorisch und nicht praktikabel. In meinen Augen kann man nur die Interessen einer Gruppe vertreten, wenn sie mit den eigenen übereinstimmen. Das ergibt also homogene Interessensgruppen, z.B. einen (kleinen) Betrieb. Aber solche Betriebsgemeinschaften sind nicht schlagkräftig, weil die Betriebe gegeneinander ausgespielt werden (können). Homogene Interessensgruppen auf überbetriebliche Basis führen fast zwangsläufig zu Branchen- oder Berufsgruppen. Die Frage ist, brauchen sie (um schlagkräftig zu sein) eine klassische Organisationsstruktur wie eine Gewerkschaft oder Partei. Oder gibt es auch andere Strukturen? Selbsthilfegruppen (wie z.B. NCI) ohne Funktionäre haben eine gewisse Kontrollmacht, aber keine Gestaltungskraft (vom Streikrecht schon ganz abgesehen). Schöne Grüße INTR
- Re: BR Mch P — erstellt von jackpeter — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:02
- Was man so hört, hat Ernst K. nicht so ganz unfreiwillig von seinem GBR-Posten Abstand genommen. Dafür, dass C.D. von ihrer Lebensgefährtin G.A. in den GBR gehieft worden ist, musste er stillhalten. Dafür braucht er jetzt ab Juli schon nicht mehr ins Büro kommen und nicht erst im Dezember zum regulären Beginn seiner Altersteilzeitpassivphase. Offensichtlich hält sich nicht nur die AUB in der Nähe des Arbeitgebers auf. Als NCI haben wir häufig die Mittelmäßigkeit von C.D. angegriffen und jetzt müssen wir sie im GBR als Überläufer schlucken. Von der Sache her richig wäre gewesen, wenn Ernst K. uns bis November im GBR noch vertreten hätte. Aber da ist höhere Politik im Spiel. Schade!
- Re: Ist die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei? — erstellt von Theorie — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- Friederike hat eine ganz wichtige und wirklich anstrengende Form des Schweigens angesprochen: Es gibt auch noch ein Schweigen, weil man das zu Sagende noch in Arbeit hat. Ich möchte diese schwierige Phase etwas verallgemeinert beschreiben : Die für eine Aussage grundlegenden Gedanken sind zwar bereits vorhanden, aber die Feinarbeiten und auch die Vorbereitungen zum Wie und Wo des zu Sagenden sind noch nicht abgeschlossen. Schlimm ist es besonders dann, wenn andere von einem einen Beitrag erwarten, und diese Phase als passives Verhalten deuten oder einem gar einen Rückzug unterstellen. Was auch allzu häufig passiert, dass man mühsam Vorbereitetes durch inhaltliche Mängel oder durch Formfehler nicht richtig hinüberbringen kann. Durch gegenseitige Unterstützung von anderen kann die Umsetzung der Gedanken vielfach verbessert und beschleunigt werden. Ich werde aber das Gefühl nicht los, dass Friederikes Problem wesentlich komplexer ist, zumal es sich nicht auf das betriebliche Umfeld beschränkt. Mehrjährige Mitarbeit auf gleich mehreren Baustellen, und jetzt ein längerer Moment der Stagnation? Suchst Du eine Lösung allgemein innerhalb des NCI oder ist es ein Problem, welches mit diesem speziellen Forumsthema zusammenhängt? Ohne zusätzliche Hinweise zur engeren Eingrenzung Deiner Schwierigkeiten dürften zielgerichtete Lösungsansätze schwer zu finden sein. Bei mir ist die Beschreibung, nicht aber das Problem selbst, ganz einfach: Jetzt stehe ich plötzlich allein da und muss versuchen, dass sich eine neue Gruppe bildet. Eigentlich wollte ich ursprünglich eine längere Gedankenpause nach all den Enttäuschungen einlegen. Aber bereits nach kurzer Zeit fing schon wieder das selbständige Denken munter an. Gruß TheoRie
- Re: Ist die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei? — erstellt von Theorie — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- Schweigen bedeutet Zustimmung – das war auch sofort mein erster Gedanke bezüglich Deiner (Anonymous) Frage nach dem Einfluss des Schweigens. Diese Aussage gibt es regelmäßig (meistens vom Chef bzw. Vorsitzenden) dann zu hören, wenn nach einer mündlichen und positiv ausgegangenen Abstimmung jemand sich über das Ergebnis beschwert, der sich vorher seiner Stimme enthalten hat. Noch während des Schreibens dieses Beitrags haben aber Heidi und Friederike nicht geschwiegen und ebenfalls mehrere Ursachen und Wirkungen aufgezeigt, denen ich uneingeschränkt zustimmen möchte und die einen manchmal an den Rand der Verzweiflung treiben können. Spätestens dann, wenn man wieder einmal alleine vorne stand und damit von den Schweigern zum vorübergehenden Stellvertreter gemacht wurde, um anschließend dann doch noch ihrer unveränderten Unzufriedenheit ausgesetzt zu sein. Wir können uns immer wieder darüber aufregen, während die schweigenden Leser nur müde darüber lächeln können und sich vielleicht denken: Ja, das weiß doch alles jeder. Die Schreiberlinge erzählen uns damit doch überhaupt nichts Neues. Und wenn ich nun behaupten würde, die stillen Leser seien alles Egoisten, die einzig und allein an Ihrem persönlichen Wohlergehen interesseriert sind, auch wenn es zu Lasten anderer ginge? Gemäß der gängigen Auslegung könnte ich bestimmt mit einer überwältigenden Zustimmung rechnen : (Anzahl der Leser – Anzahl der Widersprüche)/Anzahl der Leser = xx % Zustimmung Auch dieses harmlose Beispiel wird sie nur langweilen, weil sie glauben, es verstanden zu haben. Die Mauer des Schweigens ist äußerst dick und solide und wird von unserem Wohlstand ständig noch breiter und höher gebaut. Damit es wieder besser wird, muss es uns allen wohl vorher noch viel, viel schlechter gehen. Natürlich sind sich die Schweiger ihrer unrühmlichen Schwäche bewusst, und reagieren mitunter heftig und bisweilen mit starker Verzögerung, wenn man ihnen den Spiegel vorhält. Es war von mir damals wohl taktisch unklug, so etwas auch ausgerechnet auf einer Betriebsversammlung vor der anwesenden Geschäftsführung zu tun. Schweigen bedeutet Zustimmung, aber zu was? Seit wann gibt man denn seine Zustimmung zu etwas, das man gar nicht kennt? Nun, jeder Nichtwähler tut das zum Beispiel. Jeder, der nicht weiß, was seine Vertreter oder Funktionäre überhaupt tun. Jeder der nicht weiß, was der Betriebsrat beziehungsweise alle! seine Mitglieder tun. Auch die von einem selbst nicht gewählten Mitglieder müssen die Interessen aller! Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zumindest entsprechend dem Betriebsverfassungsgesetz vertreten. Wenn die Mitarbeiter nicht mit ihren direkten Vertretern kommunizieren, wer soll den unmittelbaren Interessenvertretern dann sagen, wo’s langgehen soll, beziehungsweise was unsere Bedürfnisse und Ängste sind? Etwa die Unternehmensleitung oder gar externe Berater? Was ich möchte und was ich nicht möchte, das weiß doch wohl ich selbst am besten. Im fachlichen Bereich renne ich doch auch gleich zu den zuständigen Stellen, wenn ich etwas möchte und warte nicht erst auf andere oder einen glücklichen Zufall. Ich bin selbst Betriebsratsmitglied gewesen, vielleicht kann ich mich auch deshalb über das andauernde Schweigen so gewaltig aufregen. Und wenn sich der Betriebsrat die zu seiner Existenzberechtigung notwendigen Informationen nicht selbst direkt von uns Mitarbeitern holt, dann werden wir ihm die zunächst selbst liefern. Also wenn bereits innerhalb und zwischen den untersten beiden Ebenen nicht richtig kommuniziert werden kann, dann darf es nicht groß verwundern, wenn es zum Beispiel im Gesamtbetriebsrat auch nicht klappt. Wenn wir unseren Interessenvertretern keine konkreten Arbeitsaufgaben mitteilen, dann dürfen wir uns ebenfalls nicht wundern, wenn diese damit beginnen, sich aus Langeweile um andere oder gar ihre eigenen Interessen zu kümmern. So ist es leider immer wieder, deshalb auch die Wiederholung: Die Passivität der schweigenden Mehrheit zwingt die Handelnden, wenn sie überhaupt was erreichen wollen, Fakten zu schaffen, die die Nicht-Handelnden dann als Bevormundung empfinden. Statt aber nun selbst etwas zu tun, werden die Handelnden kritisiert, angegriffen, teilweise verleumdet mit dem Ziel, damit das Handeln endlich aufhört und man in Ruhe zur Unmündigkeit oder zu seiner Machtstellung, die man verteidigt hat, zurückkehren kann. Ich muss zugegeben, dass auch ich quasi meine passiven Bereiche habe, welche aber im Privaten liegen und wo ich zu meiner Stellvertreterin seit mehr als zwanzig Jahren vollstes Vertrauen habe. Wie soll man einen Dialog führen mit jemandem, der einfach nur schweigt? Da ist sogar das unflätigste Gebrüll noch angenehmer, finde ich. Stimmt, Heidi, wenn’s auch nicht unbedingt der eigene Vorgesetzte sein muss, der einen zusammenputzt. Liebe Kolleginnen und Kollegen, nutzt bitte zumindest die Anonymität dieses Forums, um Euch gegenseitig mit Tipps, konstruktiver Kritik, Anregungen etc. zu helfen. Hier habt ihr den Vorteil, auf dem Laufenden zu bleiben und direkt dabei zu sein. Ganz pur und ohne Filter bzw. Vertreter dazwischen. Ich fände es unverzeihlich und egoistisch, wenn man ein insgesamt derartig großes Potenzial an Berufs- und Lebenserfahrung aus den unterschiedlichsten Berufsgruppen und vielen Beschäftigungsverhältnissen sowie Standorten dem Wohl aller Beschäftigten vorenthalten würde. Damit wäre zumindest ein Anfang gemacht und es wäre ein großer Schritt in die richtige Richtung. Grüße an alle Leserinnen und Leser TheoRie
- Betriebliche Kontrollorgane — erstellt von jackpeter — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- Was mich brennend interessieren würde, sind die Erfahrungen mit den betrieblichen Kontrollorganen in der DDR. Eine Verdi-Kollegin hat mir mal darüber berichtet und sie war der Meinung, daß die "die Besten" waren. Sie ist leider in der Zwischenzeit verstorben, so daß ich sie nicht mehr fragen kann. Aber wenn Ihr was darüber wißt und es schreiben würdet, wäre ich außerordentlich dankbar. Denn es war eine Aufgabenstellung, die nach wie vor hochaktuell ist, wie man sieht. Gruß Friederike
- Re: BR Mch P — erstellt von jackpeter — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:02
- Soll eine Mail an einen ausgesuchten Kreis von Thomas Sch. geben. Inhalt: Wahlbetrug, Wahlanfechtung und Vorteilsannahme. Also vermutlich die übliche Schlammschlacht. Wann begreifen es diese Leute, dass es hier um die Vertretung unserer Mitarbeiterinteressen geht. Es sind gewählte Betriebsräte und sollen Konflikte mit dem Arbeitgeber austragen. Wird langsam Zeit, dass Probleme bearbeitet werden. Personal bei Com soll abgebaut werden, dafür sind Regelungen notwendig.
- Re: Ist die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei? — erstellt von jackpeter — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- Es gibt auch noch ein Schweigen, weil man das zu Sagende noch in Arbeit hat. Ich z.B. schweige gegenüber den Rostocker Verdi-Frauen, dem Rostocker Friedensbündnis und dem Rostocker Bündnis gegen Sozialkahlschlag, bei denen ich über mehrere Jahre hin aktiv mitgearbeitet habe, seit fast einem Jahr. Nicht, weil es mir gleichgültig wäre, oder aus Desinteresse oder Resignation, sondern weil ich noch immer nicht weiß, wie ich dort weitermachen soll. Bei Euch schweige ich nicht, denn ich erwarte mir hier die Lösung. Gruß Friederike
- Re: Ist die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei? — erstellt von jackpeter — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- [quote:Anonymous User format="text/plain"]Wichtig ist mir dabei zu erkennen, welchen Einfluss Schweigen hat.[/quote] Es heißt ja, Schweigen bedeutet Zustimmung. Aber Schweigen kann auch Gleichgültigkeit bedeuten, oder Resignation, je nachdem. Ich denke, auch Schweigen auf Seiten der Basis sollte die Funktionäre nachdenklich stimmen, nicht nur lautstarke Proteste. Im Grunde ist das Schweigen sogar bedrohlicher, wenn man es genau nimmt. Wie soll man einen Dialog führen mit jemandem, der einfach nur schweigt? Da ist sogar das unflätigste Gebrüll noch angenehmer, finde ich. Wenn von der Basis gar nichts mehr zu hören ist, dann läuft etwas ganz gewaltig schief in der Gewerkschaft! Noch ein Wort zur geringen Beteiligung an dieser Diskussion: Wenn nur wenige sich aktiv beteiligen, bedeutet das nicht unbedingt, dass sich sonst keiner für das Thema interessiert. Ich hoffe sehr, wir haben hier ein interessiertes Publikum, das den Fortgang der Diskussion verfolgt. In diesem Falle möchte ich Schweigen nicht mit Desinteresse gleichsetzen. Auch wer hier nichts schreibt, kann sich über dieses Thema Gedanken machen und dann vielleicht mit Kollegen oder Freunden drüber reden. Damit wäre schon viel gewonnen. Gruß, Heidi
- Re: Sinitec verkauft — erstellt von dave — zuletzt verändert: 25.08.2008 15:57
- Die Sinitec Vertriebsgesellschaft gehört meines Wissens jetzt wieder zur SBS.
- Re: Ist die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei? — erstellt von jackpeter — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- [quote:TheoRie format="text/plain"] Hauptsache es beginnen weitere Angehörige der schweigenden Mehrheit überhaupt erst einmal mit dem Nachdenken und fangen zumindest dann an aufzustehen, wenn sie merken, dass sie mit ihrer eigenen Passivität an den Missständen maßgeblich beteiligt sind. Das bloße Meckern über Gewerkschaften und geldgierige Arbeitgeber bringt uns einfach nicht weiter. Ich setze mir erreichbare Zwischenziele für überschaubare Zeitbereiche, und die befinden sich damit automatisch in dem von mir direkt beeinflussbaren privaten und beruflichen Umfeld. Das ist keineswegs graue Theorie, sondern hat sich in der Praxis bewährt. Zugegeben, die Erfolgsbilanz ist noch deutlich verbesserungsfähig. [/quote] Du hast meine volle Zustimmung. Meine Erfahrung ist, dass der größte Teil der schweigenden Mehrheit nicht nur schweigt, sondern auch nur im begrenzten Umfang bereit ist, selbst nachzudenken. Es ist bequem unmündig zu sein. Diese Haltung fördert zwangsläufig die Stellvertreterpolitik. Die Handelnden handeln zwangsläufig für andere mit. Die Passivität der schweigenden Mehrheit zwingt die Handelnden, wenn sie überhaupt was erreichen wollen, Fakten zu schaffen, die die Nicht-Handelnden dann als Bevormundung empfinden. Statt aber nun selbst etwas zu tun, werden die Handelnden kritisiert, angegriffen, teilweise verleumndet mit dem Ziel, damit das Handeln endlich aufhört und man in Ruhe zur Unmündigkeit oder zu seiner Machtstellung, die man verteidigt hat, zurückkehren kann. Wichtig ist mir dabei zu erkennen, welchen Einfluss Schweigen hat.
- Re: Ist die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei? — erstellt von Theorie — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- Aber auch ich habe den leichter überschaubareren Bereich einer möglichst klar abgegrenzten Gruppe erst nach einer gewissen Eingewöhnungsphase mehr und mehr verlassen beziehungsweise erweitert. Unser Anonymous User und Initiator dieses Forumsthemas hat mehrfach seine für mich nachvollziehbaren Bedenken gegenüber Einheitsgewerkschaften beziehungsweise „allgemein zugänglichen“ Interessenvertretungen angedeutet. Die dabei wesentlichen Begriffe wie Ziele, Strategie und Taktik sind ebenfalls in unseren Beiträgen wiederholt angesprochen worden. Für mich sind hierbei die Fragen „Was möchte ich überhaupt erreichen beziehungsweise was stört mich?“ und „Wie fange ich überhaupt erst einmal an, etwas auf die Beine zu stellen?“ von ganz entscheidender Bedeutung. Meine Ausgangssituation ist gewesen, dass bei uns im Betrieb in der Regel die nicht organisierten Entwicklungsmitarbeiter von Personalanpassungen besonders betroffen zu sein schienen. Diese Gruppe bestand hauptsächlich aus Ingenieuren, welche minutengenau eine mindestens 120-prozentige Arbeitsauslastung nachweisen mussten, und die als besser verdienende Krawattenträger bei den arbeitenden Mitgliedern der Gewerkschaften nicht sonderlich geschätzt waren. Die Mitglieder des Betriebsrats kannte man höchstens vom Sehen in der Kantine und von den für uns inhaltlosen Betriebsversammlungen. Diese Standardkonstellation dürfte wohl jeder von uns kennen. Wenn man jetzt noch die speziellen Eigenschaften der vorwiegend lösungsorientierten Ingenieure berücksichtigt, dann ist es nicht verwunderlich, das die Keimzelle des Widerstands eine Männerrunde von ausschließlich Ingenieuren war. Da uns im Grunde aber die fehlende Interessenvertretung gestört hat, sind wir nie als abgegrenzte Gruppe aufgetreten, sondern standen den Vergessenen aller Bereiche offen, ungeachtet ihres Geschlechts, Gehalts, Ausbildung oder einer Gewerkschaftszugehörigkeit. Unser Leitfaden war stets : Auf eine gesunde Mischung der Aktiven kommt es an. Es war aber auch das Streben nach Klasse und keineswegs nach Masse. Dass der Anteil der Vergessenen in den Betrieben munter weiter wächst, kann ich allerdings immer noch nicht begreifen. Um es etwas abzukürzen : Beispielsweise stellt sich zunehmend nicht allein die Frage nach Personalanpassungen in Teilbereichen, sondern die Standortfrage grundsätzlich. Anfänglich mitunter sinnvolle oder gar notwendige Beschränkungen sollten deshalb, so bald es möglich ist, aufgehoben werden; denn schließlich müssen wir aufeinander zugehen und wollen keine Mauern in den Köpfen aufbauen oder verstärken. Die Vorteile einer breiten Basis erkennt man aber auch an den Fehlern beziehungsweise Nachteilen der abgegrenzten Gruppierungen, zumindest bezogen auf die durchschnittlichen Industriebetriebe, in denen aber wiederum gewisse Berufsgruppen wie Landwirte oder Fluglotsen überhaupt nicht beschäftigt sind (siehe 1. Beitrag). Hauptsache es beginnen weitere Angehörige der schweigenden Mehrheit überhaupt erst einmal mit dem Nachdenken und fangen zumindest dann an aufzustehen, wenn sie merken, dass sie mit ihrer eigenen Passivität an den Missständen maßgeblich beteiligt sind. Das bloße Meckern über Gewerkschaften und geldgierige Arbeitgeber bringt uns einfach nicht weiter. Ich setze mir erreichbare Zwischenziele für überschaubare Zeitbereiche, und die befinden sich damit automatisch in dem von mir direkt beeinflussbaren privaten und beruflichen Umfeld. Das ist keineswegs graue Theorie, sondern hat sich in der Praxis bewährt. Zugegeben, die Erfolgsbilanz ist noch deutlich verbesserungsfähig. Gruß TheoRie
- Re: Ist die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei? — erstellt von jackpeter — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- "Außerdem denke ich, daß mittlerweile die Aufgabenstellungen, welche als spezifisch für bestimmte Berufsgruppen angesehen werden können, von den übergreifenden Herausforderungen zunehmend nach hinten gedrängt werden." Das, denke ich, ist ziemlich wichtig. Man muß sich diesen Herausforderungen stellen, wenn man denn auch im Konkreten eine Veränderung haben will. Oder auf Klartext: man muß das Gesamte im Auge haben, wenn man etwas bewirken will. Das setzt auch voraus, daß man seine Ziele weiter steckt. Wir bewegen uns also im Bereich der Verbindung von Politik und Ökonomie - oder umgekehrt. Von den Gewerkschaften eine politische Interessensvertretung zu erwarten oder zu fordern wäre falsch. Sie müssen stets überparteilich sein und handeln bzw. es endlich lernen. Das bedeutet nicht, daß sie nicht zu politischen Fragen Stellung beziehen sollen. Bei Aktionen gegen die Faschisten z.B. müssen sie ganz vorne dran sein und sind sie es auch. Genauso bei Angriffen auf unsere Lebenslage und Arbeitsbedingungen. Aber sie dürfen nicht parteipolitisch vorgehen, sondern müssen stets dem Charakter der Organisation Rechnung tragen: demokratisch und überparteilich. Das entbindet uns Mitglieder und Kollegen absolut nicht von der Aufgabe uns politisch Klarheit zu verschaffen - im Gegenteil, das ist unser jeweils eigenes Bier und muß sich dann wieder in unserer Arbeit niederschlagen. Soviel mal dazu Gruß Friederike
- Re: BR Mch P — erstellt von jackpeter — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:02
- Kann keine Veröffentlichung im Intranet zu der GBR-Wahl finden. Was ist das für eine Öffentlichkeitsarbeit?
- Re: Ist die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei? — erstellt von Theorie — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- An die wachsende Teilnehmerrunde, deren Mitglieder mehr als nur die Titelzeile gelesen haben. Ja, das scheinbare Desinteresse wird auch hier in einer oberflächlichen Betrachtungsweise des Forumthemas begründet sein. Die Bezeichnung Interessenverbände wäre vielleicht etwas weniger abschreckend gewesen. Außerdem - so kurz nach den Betriebsratswahlen und den damit vielfach verbundenen Enttäuschungen. Bereits der Begriff Gewerkschaft ist für viele leider ein rotes Tuch, dass man schnell in der Schublade wieder verschwinden lässt. Wer’s glaubt besser machen zu können und dieses auch wirklich versuchen möchte, der sollte sich aber vor seinem Start ausreichend informiert haben. Ich finde die Beiträge sehr interessant und habe für mich viel Neues an Erkenntnissen entdecken können. Eine derartige Gesprächsrunde wäre bei uns im Betrieb gegenwärtig nicht vorstellbar, dafür sind das gegenseitige Misstrauen und die Vorurteile einfach noch zu groß. Der geistige Zustand vieler Funktionsträger ist häufig sogar viel schlechter, was aber vor der Belegschaft in der Regel sehr gut verborgen werden kann. Die Gründe für die Störungen sind in der Natur des Menschen sowie seinem Arbeitsumfeld begründet und sind von einer Zugehörigkeit zu Interessengemeinschaften oft nur in ganz geringem Maße beinflusst, womit aber auch die Behandlungsmöglichkeiten drastisch erschwert werden. Funktionäre und Führungskräfte, mit diesem Vergleich kann man einen Großteil der Ursachen und Auswirkungen bereits abdecken, wobei wir bezüglich der zweiten Gruppe über ein deutlich größeres Erfahrungspotenzial verfügen dürften. Dass eine sogenannte Basisdemokratie nicht zum Erfolg führt, das ist für uns nichts Neues. Dass Information auch eine Holschuld ist, und der Vorgesetzte diese direkt und persönlich an der Basis abzurufen hat, damit er ein realistisches Bild vom gegenwärtigen Zustand seines Verantwortungsbereichs erhält, ist auch keine besondere Weisheit. Kluge Betriebsratsgremien ersparen sich gerne diesen Stress, indem sie sich für den mündlichen Informationsaustausch auf die Organisation von Betriebsversammlungen beschränken, an denen sich unter dem Tagesordnungspunkt Verschiedenes jeder zu Wort melden kann. Wenn der Dialog bereits zwischen den beiden untersten Ebenen nicht sinnvoll funktioniert, dann lohnt es nicht, sich mit den Problemen in und mit den höheren Regionen zu befassen. Die Basis muss die gewissenhafte Erfüllung der Pflichten der von ihr gewählten und letztlich auch bezahlten Interessenvertretern einfordern, wenn sie einen weitergehenden Anspruch geltend machen möchte, als alle vier Jahre nur ein Kreuzchen machen zu dürfen. Ja, ja die Ingenieure mit ihrer ständigen Bereitschaft anderer Leute Probleme lösen zu dürfen. Bei Aufgabenstellungen, die hauptsächlich technischer Natur sind, da sind wir in unserem gut kontrollierbaren Element und können fast ausschließlich Erfolge aufweisen. Da dürfen wir uns dann auch Experten nennen, aber außerhalb sind wir oftmals (noch) zu unerfahren und in der Regel zu ungeduldig. Ums abzukürzen: Viele der uns nachgesagten Klischees sind im Großen und Ganzen schlicht und ergreifend zutreffend. Wir sollten nicht immer versuchen, unsere Schwächen durch den erhöhten Einsatz unserer Stärken vor anderen verbergen zu wollen. Ein erfahrener Gegner findet auch bei uns schnell den schwächsten Punkt. Erfolgreiche Zusammenarbeit in einem interdisziplinären Team gehört doch sonst auch zu unserem Alltagsgeschäft. Etwas weniger Homogenität und Perfektion zugunsten von mehr Ausgewogenheit verleiht einem eine deutlich belastungsfähigere Basis. Über den AIN besitze ich leider keine persönlichen Erfahrungen, ich bitte dies zu berücksichtigen. Außerdem denke ich, dass mittlerweile die Aufgabenstellungen, welche als spezifisch für bestimmte Berufsgruppen angesehen werden können, von den übergreifenden Herausforderungen zunehmend nach hinten gedrängt werden. Zwischenzeitlich habe ich viele Probleme erkannt und kann sie auch schon ein bisschen nach dem Schwierigkeitsgrad einsortieren. Bevor mich aber wieder der Tatendrang packt, muss ich unbedingt mehr Informationen als bisher über die möglichen Ursachen der Schwierigkeiten herausfinden, denn sonst sind vermeidbare Misserfolge sehr wahrscheinlich. Aus diesem Grund bin ich auch nahezu seit Beginn des öffentlichen Auftritts ein interessierter Leser der Seiten vom NCI. Bevor ich mir über eine neue Interessenvertretung weitere Gedanken mache, würde ich lieber mit Friederike, Heidi und anderen Forumsteilnehmern über eine Reformierbarkeit der großen Gewerkschaften diskutieren. Bezüglich des Beitrags hinsichtlich der Konkurrenz von NCI und IGM. Als Externer kann ich bei diesem Thema natürlich nicht sonderlich beitragsfähig sein. In unserem Betrieb gab es vor vier Jahren erstmalig eine Listenwahl (zwei Gruppen) und vor zwei Monaten konnten wir wieder eine Persönlichkeitswahl durchführen, was durch die offene Gesprächsbereitschaft der IGM stark vereinfacht wurde (großes Lob!). Es bleibt zunächst abzuwarten, was für die Belegschaft wirklich besser ist. Vermutlich sind es die persönlichen Ziele der Funktionsträger und nicht irgendeine Zugehörigkeit die den wesentlichen Einfluss haben. Eigentlich sind Erfahrungen bezüglich Betriebsrat und Betriebsratsarbeit ein eigenes Thema wert. Zumindest solange der NCI von den anderen wie ein Konkurrent behandelt wird, solange muss er wohl etwas richtig machen. Gruß TheoRie
- Re: Ist die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei? — erstellt von Theorie — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- Liebe Heidi, warum ist denn aber bei den Großkonzernen nicht mehr viel von ihrer einstigen Behäbigkeit übrig geblieben? Weil sie zum Überleben den zunehmenden Ansprüchen ihrer Kunden aufgrund der wachsenden Konkurrenz in immer kürzerer Zeit gerecht werden mussten. Es genügen bereits zwei magere Jahre, nicht mehr zwanzig Jahre, mit einer Rendite unterhalb der Vorgaben, und ein Unternehmensbereich wird zu (Hai-)Fischfutter gemacht. Aufgrund einer geschickten Marktaufteilung genießen die großen Gewerkschaften nahezu den Monpolstatus und haben einen überraschenden Markteinbruch durch Kunden- beziehungsweise Mitgliederschwund nicht zu befürchten. Ein unzufriedener Kunde, der sich nicht mit Vertröstungen weitere Jahrzehnte zufrieden geben möchte, muss also auch hier aktiv werden, aber auf eine andere geeignete und sicherlich deutlich anspruchsvollere Art und Weise. Durch „Konsumverzicht“ bewirkt der Kunde kurzfristig nur eine Entlastung seiner Ausgabenseite, aber er muss sich den Vorwurf gefallen lassen, damit nichts zur Problemlösung beigetragen zu haben. Dass sich die Zeiten gravierend geändert haben, werden nicht nur die Leser dieses Forums bemerkt haben. Dass jetzt aber den Zeiten angepasste und respektierte Interessenvertretungen zusätzlich die aktive Mitarbeit aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erfordern, dieser Umstand wird aus vielerlei Gründen weiterhin von der überwiegenden Mehrheit verdrängt. Wer etwas Starthilfe benötigt, dem können die aktiven Forumsteilnehmer bestimmt weiterhelfen, wobei man ohnehin von Alleingängen unbedingt absehen sollte. Sogar das behindernde Konkurrenzdenken kann mit entsprechendem Fingerspitzengefühl in wirklich kurzer Zeit auf ein gesundes Minimum reduziert werden. Noch ein kurze Anmerkung zu den Lorbeeren, auf denen sich viele immer noch ausruhen. Eine große Schwierigkeit besteht darin, dass sich die Funktionsträger oftmals nur auf den von den vorhergehenden Generationen mühsam erkämpften Verdiensten ausruhen, welche sie deshalb mehr oder weniger leidenschaftslos verwalten. Der Vergleich mit dem Werdegang von Familienunternehmen ist bestimmt zulässig. Gruß TheoRie