Erfolgreiche Aktion zur Aktionärsversammlung (29.3.10)
Der Clariant-Konzern lud am 29.3.2010 zur Aktionärsversammlung, die etwas ungewohnt ausgefallen ist. Noch vor 9.30 Uhr versammelten sich Clariant-Arbeiter, GewerkschafterInnen und Mitglieder des Solidaritätskomitees vor dem Eingang des Hotels Messe, wo die Geschäftszahlen vorgestellt wurden.
Die Aktionärsversammlung fand schon in einem angespannten Klima statt. Das Schicksal der von Entlassung bedrohten Clariant-Beschäftigten beschäftigt in Basel die Bevölkerung. So hat auch Telebasel eine Reportage mit einigen Betroffenen durchgeführt. Weiter hat der Präsident der Betriebskomission einen Anwalt beauftragt eine Klage gegen Clariant wegen Verletzung des Mitwirkungsgesetzes zu prüfen.
Es verwundert also nicht, dass die Aktionärsversammlung innert kurzer Zeit durch den Kampf um die Arbeitsplätze bei Clariant geprägt war. Ein langer Teppich mit 400 Kreuzen und der Aufschrift „Stopp Arbeitsplatzabbau“ wurde entrollt und ein Schaubild mit „Kottmann's Abrissbirne“ aufgestellt. Diese symbolisierte das Werk des Konzernchefs und seiner Helfer: Die Demontage und Verlagerung von 400 Arbeitsplätzen nach China. (Fotos dazu)
Nach kurzer Zeit kamen die ersten Aktionäre an und bemühten sich eifrig, den Teppich mit den Kreuzen zu umgehen, schlichen gar hinter Blumenkübeln und Wegweisern zur Eingangstüre. Manchem Kleinaktionär fiel dieser Gang leichter, da die Solidarität mit den künftig Entlassenen zumindest kein Fremdwort ist. Anderen GV-BesucherInnen hingegen stand das Profitinteresse in den Blick, auf die Krawattennadel oder die Brosche geschrieben – wer die Gutbetuchten aus nächster Nähe sehen wollte, war am Ende des Kreuzteppichs an der richtigen Stelle. Umso genugtuender war es, in diesen Momenten zu beobachten, wie unangenehm berührt über den Teppich gestöckelt und geschritten werden musste. Zuletzt begaben sich die Mitglieder der Betriebskommission in das Gebäude, die sich durch den Kauf einer Aktie Einlass verschafft hatten.
Zusätzlicher Unmut hat sich bei den Aktionären aufgetan, weil die Sicherheitsvorkehrungen massiv verstärkt wurden. So mussten alle Leute, die in die noblen Hallen wollten, sich wie beim Flughafen kontrollieren lassen. Die Geschäftsleitung der Clariant hat ein weiteres Mal unnötig Angst geschürt.
Zwar bestehen keine Illusionen über die Bedeutung des Stimmverhaltens von KleinaktionärInnen, dennoch hat der Betriebsratspräsident die Aktionärsversammlung als Bühne für ein kämpferische Rede im Namen der Arbeiter zu nutzen gewusst. Die Rede stellte die Interessen von Konzernleitung und Arbeitern in diametralen Widerspruch und kündigte an, dass die Belegschaft die Kröte nicht schlucken wird. Weiter wurden die hohen Managmentbezüge kritisiert, während 400 Leute auf die Strasse gestellt werden sollen. Diese Kritik wurde schon im Vorfeld der Aktionärsversammlung vom Betriebskomissionspräsidenten in einem Informationsblatt an die Beschäftigten geäussert. Doch hat die Geschäftsleitung das Aushängen des Informationsblatt im Werkseigenen Schaukasten verboten. Soviel zur freien Meinungsäusserung: Informationen, welche der GL genehm sind, werden ausgehängt und solche, welche die Interessen der Arbeitnehmer vertreten, werden verboten!
Zeitungsberichte hier: UNiA I Basellandschaftliche Z. I Basler Z.