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02.07.2011 11:12
- Geredet ist genug — erstellt von Kleingeld — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:04
- 5 Milliarden Gewinn bei Allianz, über 3 Milliarden Gewinn bei Siemens usw. und Stellenabbau immer zu. Ob wohl ich noch IGM-Mitglied bin habe ich keine Hoffnung mehr, dass die Gewerkschaften noch wissen wo ihre Klientel sitzt. Sonst hätten sie sich schon lange in der Öffentlichkeit melden müssen. Politik und Kapital machen unsere Volkswirtschaft bewusst kaputt. Es wird Zeit das wir von unseren Nachbarn den Franzosen lernen. Oder müssen wir erst wieder warten bis es eine neue RAF gibt? Es wird Zeit das wir uns wehren und diese Firmen an den Pranger stellen und bokottieren.
- BR Mch H MA P und Witten — erstellt von jackpeter — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:02
- Am 23.6.06 um 14:00 - 17:00 Uhr findet gleichzeitig an allen Standorten Mitarbeiterveranstaltungen vom 1200 Personalabbau statt. In der Mail an die Betroffenen wird auf einen Interessensausgleich und Sozialplan bezuggenommen, der am 21.6.06 durch den GBR verabschiedet worden ist. Kann der GBR über einen Sozialplan überhaupt verhandeln? Ist es Finte der Personalabteilung? In Mch P ist gleichzeitig eine Betriebsversammlung angekündigt??
- Verlogen — erstellt von dave — zuletzt verändert: 25.08.2008 15:48
- "Auch die IG Metall äußerte erneut scharfe Kritik. Die Beschäftigten müssten "mit der Kapitulation vor der Börse für jahrelange Management-Fehlleistungen bei Siemens die Zeche zahlen", sagte der Münchner IG-Metall-Bevollmächtigte Horst Lischka. " http://www.heise.de/newsticker/meldung/74528 Wieso "erneut"? Wo war die IG Metall die ganze Zeit? Jetzt wo das Kind im Brunnen oder besser bei Nokia ist, brauchen sie sich auch nicht mehr aufzuregen. Und ihre scharfe Kritik im nachhinein können sie sich an den Hut stecken. Zuerst hat die IGM ihre Mitglieder vergrault und dann hat man seit 2004 von ihr nichts mehr gehört und gesehen. Die einzigen die protestiert haben waren die Belegschaftsaktionäre und NCI (die haben uns konstant informiert und das sehr gut).
- Re: Konfuse Signale an Mitarbeiter — erstellt von dave — zuletzt verändert: 25.08.2008 15:46
- Hallo DC, ich bin Dir auf den Fersen
- Re: Konfuse Signale an Mitarbeiter — erstellt von dave — zuletzt verändert: 25.08.2008 15:46
- [quote:DC format="text/plain"] Wenn ich COM beraten duerfte, wuerde ich die Hoffmannstrassen mit dem verlustreichen Festnetz platt machen, und die Standorte Martinstrasse mit dem boomenden Mobilfunk und Perlach mit dem lukrativen Service behalten. OHNE Fixed waere COM schnell saniert. ... und um Sozialauswahl brauch ich mir bei Betriebssschliessung auch keine Gedanken machen. [/quote] Tja, jetzt sieht es ja ganz anders aus: Joint Venture mit Nokia, und noch mehr überflüssige Mitarbeiter! Vielleicht ist ja Nokia bereit, einen echten Profi für den Stellenabbau zu engagieren? Vielleicht hast du noch eine Chance? Aber bitte keine Wutausbrüche im Internet, das schadet dem Image. ;) Nokia hat jedenfalls auch den Festnetz-Anteil mitgenommen. Offensichtlich sehen die Finnen FN nicht ganz so negativ. Dieser Handel wäre nicht zustande gekommen, wenn FN sich nur noch "plattmachen" ließe.
- Re: BR Wahl Mch P — erstellt von jackpeter — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:02
- In München Perlach wird wie nachfolgend auf der Homepage berichtet informiert: Am 28. Juni 2006, 14.00 Uhr, findet in Mch P, Forum 1, eine Betriebsversammlung statt. Hier können Fragen an die Betriebsleitung zum Thema Nokia Siemens Networks gestellt werden. Am kommenden Freitag, 23. Juni 2006, 14.00 Uhr, wird voraussichtlich eine Mitarbeiterveranstaltung stattfinden zum Thema Information über Interessenausgleich zum aktuell geplanten Abbau bei Com. Die Einladungen werden noch verschickt werden. http://betriebsrat.mchp.siemens.de/de/aktuell/ aktuelle Information von heute
- Re: BR Wahl Mch P — erstellt von jackpeter — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:02
- Wann wird in Mch H informiert?
- Re: BR Wahl Mch P — erstellt von jackpeter — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:02
- Am Freitag kann in Mch M erste Information zum Intressensausgleich in einer Betriebsversammlung erfahren werden. In Mch P erfolgt diese Information nächste Woche. Warten wir diese Zeit noch ab, vielleicht sind die Angebote gut. Vielleicht ist es auch eine Möglichkeit vor Nokia Siemens Networks.
- Re: Konfuse Signale an Mitarbeiter — erstellt von dave — zuletzt verändert: 25.08.2008 15:46
- Das ist so: Immer, wenn man einen Laien beeindrucken will, dann benutzt man möglichst viele, diesem unbekannte Worte bzw. Abkürzungen. Wenn die Laien nun wissen, was Vertriebsgemeinkosten und der Gewinn vor Zinsen und Steuern ist, dann denkt man sich eben schnell ein paar neue Wörter aus (SG&A bzw. Ebit) vorzugsweise dem Englischen entliehen, klingt sowieso besser und innovativ. Der Laie hörts und staunt und zerfließt wieder in Ehrfurcht. Wenn er jetzt aber auch herausbekommt, was Ebit ist, dann hilft nur noch, zu erklären, der Ebit wäre unwichtig, aber im Vergleich zum Mitbewerber ist <neuen Begriff ausdenken> hervorragend bzw. extrem schlecht - je nachdem, ob man mit Kunden oder Mitarbeitern redet. Ziel erreicht - die Kunden sind beeindruckt von den hervorragenden Geschäftszahlen, die Mitarbeiter haben erkannt, dass sie mal wieder nicht die von ihnen erwartete Leistung erbracht haben. Wenn man das Spiel mal durchschaut hat, beeindruckt es allerdings nicht mehr.
- Re: Ist die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei? — erstellt von Theorie — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- Liebe Forumsrunde, zu Euren drei letzten Beiträgen möchte ich noch unbedingt vor meiner Zwangspause antworten. Zum Beitrag von Anonymous User: Die Einheitsgewerkschaften funktionieren schon – aber es könnte und müsste auch deutlich besser gehen. Unabdingbare Voraussetzung ist aber, dass wir selbst beginnen unsere Denk- und Handlungsweisen zu ändern und diese auch den etablierten Interessenvertretungen immer und immer wieder mitteilen. Für Individualisten mit einer herkömmlichen und kurzfristigen Denkweise sowie einer eng begrenzten Kompromissbereitschaft ist vermutlich eine Art privater und speziell angepasster Risikoversicherung ansprechender. Bezüglich der IGM beziehungsweise zur Einheitsgewerkschaft zwei Anmerkungen: a) Mit einer verbesserten Struktur, deren Suche von uns noch nicht abgeschlossen werden konnte, und einer zu den jeweiligen Ebenen beziehungsweise Bereichen ausgewogenen Zusammensetzung seitens der Mitglieder oder deren Vertreter sowie „unserer“ sogenannten basisdemokratischen Kontrolle auf allen Ebenen, ließe sich ein großer Teil der Unfähigkeit und der Mängel bestimmt vermeiden. b) „Sie schafft es nicht Angestellte anzusprechen.“ Ja, das sind auch meine Erfahrungen. Zwei der Hauptursachen für das Nicht-Können oder Nicht-Wollen werden wohl der noch ausreichende Wohlstand der Gewerkschaften selbst und ein erschreckend hohes Misstrauen gegenüber den „Neuen“ sein. Für den Aufbau von gegenseitigem Vertrauen und Respekt müssen unbedingt die Mitarbeiter aus den bisher nicht oder nur ungenügend vertretenen Bereichen den ersten Schritt machen. Die Basis muss das Umdenken bewirken. Die verspätete und unfreiwillige Reaktion auf externe beziehungsweise wirtschaftliche Einflüsse erzeugt höchstens inneren Widerstand in den Köpfen der Funktionäre bzw. Funktionsträger, der sie dazu antreibt, die vorhandenen Mauern weiter aufrecht zu erhalten. Noch kurz zu den Ärzten und ihrer vielfach als positives Beispiel angesehenen Interessenvertretung: Ich betrachte die momentane Euphorie eher als ein Strohfeuer. Diese Berufsgruppe ist innerlich keineswegs so homogen wie es von außen zunächst erscheinen mag. Größere Belastungsproben, wie die fortschreitende Schließung von Krankenhäusern beziehungsweise deren Umwandlung in wesentlich profitablere und risikoärmere Seniorenheime oder die Auslagerung bestimmter Tätigkeitsfelder, stehen ihnen erst noch bevor. Zur Antwort von Heidi: Vielleicht drehen wir uns im Kreis, aber ich habe das Gefühl, dass der Durchmesser immer mehr abnimmt, es sich dabei also eher um eine kleiner werdende Spirale handelt. Seit geraumer Zeit halte ich ebenfalls eine für bestimmte Berufsgruppen maßgeschneiderte Interessenvertretung für nicht zukunftsweisend. Zumindest nicht für die Berufsgruppen, die im normalen Arbeitsleben beziehungsweise in einem Betrieb auf die erfolgreiche Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen angewiesen sind. Deine Beispiele für die Inhomogenität bei den Ingenieuren sind sehr zutreffend, wo doch gerade die Ingenieure im Laufe ihres Berufslebens deutliche Änderungen in ihrem Tätigkeits- und Aufgabenbereich bewältigen müssen. Gestern Entwicklungsingenieur – heute Projektleiter – morgen Vertriebsbeauftragter – übermorgen teurer Kostenfaktor. Derartig hohe Anforderungen an die fachliche und aufgabenbezogene Flexibilität sind mir bei den Ärzten bislang nicht bekannt. Ich bin schon gespannt, was INTR wohl dazu meint. Zur Antwort von Friederike: Deinem Beitrag und dem guten Hinweis auf den dazu passenden neuen Artikel „Auf Jeden kommt es an!“ vom NCI kann ich nur zustimmen. „Nun kann man sagen: Eben - NCI ist ja auch keine Gewerkschaft. Nein das ist es nicht, es macht nur mit den gewerkschaftlichen Prinzipien auf betrieblicher Ebene, auf überbetrieblicher Ebene und auch auf politischer Ebene ernst.“ Und mit dem einfachen Hinweis darauf, dass der NCI keine Gewerkschaft beziehungsweise Tarifsvertragspartei ist, wird aber unter anderem von INTR dem NCI eine äußere Gestaltungsmacht abgesprochen. Der NCI befindet sich erst am Anfang seines rasanten Werdegangs. Warten wir es ab, wir werden bestimmt noch während unseres eigenen Berufslebens mit einigen positiven Überraschungen rechnen dürfen und sollten uns nicht dabei am erschreckend langsam fortschreitenden Generationenprozess der deutschen Wiedervereinigung orientieren. Grüße und einen schönen Start in die Woche TheoRie
- Re: Ist die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei? — erstellt von jackpeter — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- Ich denke, es sind zwei Paar Stiefel, ob man am Gedanken der Einheitsgewerkschaft festhält oder ob man die Einheitsgwerkschafte mit bestimmten Unfähigkeiten und Mängeln gleichsetzt. Ich fand es immer tödlich, wenn die DAG einen Tarifkampf hatte als bei der IGM gerade alles rum war und umgekehrt. Kollegen in einem Betrieb bzw. in einem Konzern tun gut daran sich zusammenzutun und ihre Kämpfe gemeinsam zu führen. Natürlich müssen die Forderungen den spezifischen Notwendigkeiten der einzelnen Berufsgruppen entsprechen. Daß das zu entwickeln, kein Hexenwerk ist, zeigt der neueste Artikel bei NCI (auf jeden kommt es an). Sie fassen im Grunde die wichtigsten Momente, auf die es bei einer wirksamen Interessensvertretung ankommt, zusammen. Und sie machen absolut keinen Unterschied zwischen Arbeitern, Angestellten und Ingenieuren. Nun kann man sagen: Eben - NCI ist ja auch keine Gewerkschaft. Nein das ist es nicht, es macht nur mit den gewerkschaftlichen Prinzipien auf betrieblcher Ebene, auf überbetrieblicher ebene und auch auf politischer Ebene ernst. Das beweist, daß man das kann! Selbst ohne Riesenapparat- und Bürokratie. Weil man die Menschen ernst nimmt und sich selber auch. Das ist es, was man hier lernen kann. Nicht die Struktur entscheidet letztendlich, sondern die Denkweise, die dann natürlich auch die entsprechenden Strukturen schafft (offene Kommunikation etc.) Gruß Friederike
- Re: Ist die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei? — erstellt von jackpeter — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- Ihr seid aber fleißig! Schon wieder so viel Neues im Forum. Irgendwie dreht sich die Diskussion im Kreis: Einerseits gibt es Pluspunkte für die großen Einheitsgewerkschaften, die viele verschiedenen Gruppen von Arbeitnehmern vertreten, andererseits wird immer wieder der Wunsch nach einer perfekt massgeschneiderten Interessenvertretung für Ingenieure laut. Ehrlich gesagt, ich halte es für unrealistisch, dass jede einzelne Berufsgruppe, möglichst speziell für jede einzelne Branche, sich ihre ganz spezielle Interessenvertretung zusammenbasteln kann. Eine für die Ingenieure in der Automobilindustrie, eine für die Ingenieure in der Telekommunikationsbranche etc... Und wohin dann z. B. mit den Teamassistentinnen? Dürfen die auch mitreden oder nicht? Und überhaupt, was ist mit dem ganzen Projektmanagement? Da arbeiten auch Ingenieure, aber sie sind nicht so sehr auf technische Details fixiert wie die in der Entwicklung. Ihre Arbeitsbedingungen sind ein wenig anders. Ich will damit sagen: Wenn es wirklich lauter einzelne Interessenvertretungen gibt, dann werden immer einige übrig bleiben, die nirgends so ganz reinpassen. Also bilden die wieder eine eigenen Organisation. Oder auch nicht. Da bietet die Einheitsgewerkschaft den Vorteil, dass jeder Mitglied werden kann und dort auch auf Gleichgesinnte trifft. Innerhalb der Gewerkschaft können natürlich Arbeitsgruppen gebildet werden, die sich z. B. für die Belange der IT-Beschäftigten einsetzen. Das gibt es ja bereits innerhalb der IGM. Auch bei ver.di gibt es solche Arbeitskreise für einzelne Branchen und Berufsgruppen. Es ist keineswegs so, dass einfach alle in einen Topf geworfen werden, egal ob sie zusammenpassen oder nicht! Gruß, Heidi
- Re: Ist die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei? — erstellt von jackpeter — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- Meiner Meinung nach funktionieren Einheitsgewerkschaften nicht mehr - falls sie jemals wirklich funktioniert haben. Der Mensch braucht zu allem was er tut, eine Motivation und eine Identifikation. Und wie bitte sollen BMW-Gewerkschafter, die ihren Bereich gut kennen und für den wahrscheinlich völlig richtig handeln (oder auch nicht), wissen wie man in der IT-Branche mit den Leuten und dem Arbeitgeber umgeht. Wir sehen es doch ganz klar an der IG Metall. Sie denkt und handelt in den alt bewährten Kategorien und ist einfach nicht in der Lage sich auf andere Branchen umzustellen. Sie schafft es nicht Angestellte anzusprechen. Sie schafft es nicht sie zu halten wie in Mch H, weil sie auf das sog. Altbewährte pocht, auf ihren überkommenen Hierarchien besteht und überhaupt nicht darauf vorbereitet ist, mit einer anderen Denkweise, mit einer anderen Art zu agieren, umzugehn. Deshalb sind Einheitsgewerkschaften ein Quark. Die Mediziner haben jetzt auch für ihre Branche etwas erstritten, etwas, dass sie brauchen. Dachverband ja, Einheitsgewerkschaften gehen an der Realität vorbei. Am Festhalten überkommener Strukturen schwächen wir uns selbst.
- Re: Konfuse Signale an Mitarbeiter — erstellt von dave — zuletzt verändert: 25.08.2008 15:46
- @Chris: Danke für die Erklärung. Bei uns sagen wir übrigens immer noch "Vertriebsgemeinkosten". Es bringt ja nichts, wenn man immer wieder neue Begriffe verwendet. Das löst keine Probleme. Womit ich wieder beim ursprünglichen Thema gelandet bin: Die ganze "Restrukturierung" ist jetzt keineswegs etwas völlig Neues. Im Gegenteil, ich fühle mich stark an "Dinner for One" erinnert: Same procedure as last year? Same procedure as every year!
- Re: Ist die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei? — erstellt von Theorie — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- Hallo INTR, zu Deinen bereits am 13.06. an mich adressierten Beiträgen möchte ich Dir endlich antworten. Mit der Thematik der Einheitsgewerkschaften scheinen wir uns von unterschiedlichen Richtungen aus zu beschäftigen: Du mehr von oben, Friederike & Heidi aus vielen Richtungen und ich eher von unten, wodurch sich unsere inhaltlichen Treffpunkte sehr voneinander unterscheiden können. Ich muss zugeben, dass ich mich mit Interessenverbänden und deren Organisationsstrukturen nicht sehr intensiv beschäftigt habe, und deshalb zu diesem Themenbereich eher ein oberflächliches Wissen besitze. Im politischen Bereich konnte ich bereits in jungen Jahren Erfahrungen sammeln und auch für mich persönlich schnell feststellen, dass ich für eine politische Karriere wohl kaum geeignet wäre. Mittels ständig wechselnder Strategie und Taktik letztlich möglichst viele Wählerstimmen zu erreichen, das liegt mir einfach nicht. Bei der Betrachtung mir fremder Bereiche bin ich deshalb auf die Erfahrungen aus meinem eigenen basisnahen Umfeld angewiesen, und versuche diese auf das mir zunächst weitgehend Unbekannte zu übertragen. Alle Gruppen bestehen aus einzelnen Menschen und ich kann jede Ebene von – wohlgemerkt gleichberechtigten - Funktionsträgern oder Funktionären zunächst als eine Art spezielle Basis betrachten. Bezüglich meiner sehr unterschiedlichen Beispiele hast Du, INTR, geschrieben: Ich bin mir sicher, dass jede dieser Ebenen ihre eigenen (erfolgreichen) Kooperations- und Durchsetzungsstrategien hat, aber ich glaube auch, dass sie nicht austauschbar sind. Welche Kooperations- und Durchsetzungsstrategien meinst Du genau: Die innerhalb einer Ebene, die zu anderen Ebenen oder alle beide? Ich behaupte jetzt zunächst ganz einfach, dass wenn man zum langfristigen Überleben gezwungen ist, viele unterschiedliche und vielleicht sogar widersprüchliche Ziele situationsbezogen zu berücksichtigen, dass die Beachtung der Funktionsprinzipien einer kontrollierten Basisdemokratie zu sehr erfolgversprechenden Ergebnissen führen kann. Ich habe eigentlich völlig unbewusst den Begriff „Überleben“ erwischt, aber er trifft wiederum die meiner Meinung nach (leider) notwendige Voraussetzung für ein auf breiter Front stattfindendes Nachdenken und Handeln. In guten Zeiten besitzt man eher einen Spielraum zum näherungsweisen Erreichen eines Optimums für Einzelgruppen, das dann aber mehr oder weniger indirekt zu Lasten der schwächer Vertretenen geht. Wir behandeln aber hier im Forum unsere Einschätzung des Werdegangs der Einheitsgewerkschaften in einer für die Arbeitswelt vorerst nicht besonders rosig aussehenden Zukunft. Wollte man die jeweilige Ebene vollständig vertreten und erhalten, dann könnten die Durchsetzungsstrategien vielleicht austauschbar sein, ich bin mir da jedoch nicht sicher. Für den anderen Fall gebe ich Dir Recht. Dann handelt es sich aber für mich auch nicht mehr um eine Interessenvertretung sondern um ein Unternehmen, das „weniger interessante Bereiche“ der Basis einfach (für dumm?) verkaufen kann. Vielleicht muss man sich künftig zur Risikoverringerung seine persönliche Einheitsgewerkschaft selbst zusammenbasteln, ähnlich wie beim Versicherungsschutz. Zuerst beginnt die Ausarbeitung von Kompromissen (internes Co-Management) bezüglich der eigenen Ziele (Stundenlohn, Wochenarbeitszeit, Berufssicherheit, Beschäftigungssicherheit, Standortsicherheit, …). Dann zahlt man entsprechende Beiträge an die jeweiligen Interessenvertretungen und braucht auch nicht mehr selbständig zu denken, denn die müssen jetzt versuchen, die jeweiligen Maximalforderungen durchzusetzen. Irgendwie haben mich die zahlreichen Listen der Betriebsratswahlen auf diesen Gedanken gebracht. Die Gewerkschaften versuchen nur scheinbar diese Separation zu verhindern, indem zum Beispiel die Kandidatur auf fremden Listen automatisch den Verlust der Mitgliedschaft bedeutet. Zur Trennung von Ärzten und Pflegepersonal: Welchen Kompromiss muss ich wählen, damit ich das jeweilige Optimum für Behandlung und Betreuung erreiche? Oder ist es vorteilhafter, wenn ich - wie in den USA - Mitglied eines ganz bestimmten Krankenhauses werde? Bin ich wirklich blöd, wenn ich Geiz nicht geil finde und meine Elektrogeräte nach Möglichkeit in einem Fachgeschäft des Einzelhandels kaufe? Nach meinem Eindruck, scheinst Du geradezu wissenschaftlich nach einem persönlichen Optimum zu suchen, also nach einer möglichst individuell für Dich maßgeschneiderten Interessenvertretung, die Deine beruflichen Probleme und Bedürfnisse versteht. Vermutlich besitzt Du zudem eine größere Flexibilität hinsichtlich des Standorts und des Arbeitgebers. Zugegeben, auf den ersten Blick könnte eine Berufsgruppenvertretung für die Ingenieure mit ihrem ausgesprochenen Organisationsgeschick und ihrer ausgeprägten Teamfähigkeit als die zweckmäßigste Lösung erscheinen. Ein Auseinanderfallen einer monokulturellen Interessenvertretung ist höchst unwahrscheinlich, da bei wenigen „homogenen“ Zielen keine größeren internen Kompromisse erforderlich sind, sondern gleich mit Maximalforderungen an den Arbeitgeber herangetreten werden kann. Die absolute Größe der Interessenvertretung spielt nur eine untergeordnete Rolle, nur der Organisationsgrad des Interessenverbands ist wichtig, da ansonsten die äußere Gestaltungsmacht durch ungebundene (tarifunabhängige) Ingenieure beeinträchtigt werden könnte. Der AIN ist nicht unabhängig genug vom Gemischtwarenladen ver.di und die AUB ist nur an einzelnen Standorten stark vertreten und besitzt selbst dort keine äußere Gestaltungsmacht, da sie keine Tarifvertragspartei ist. Also am liebsten ein mit dem Marburger Bund vergleichbarer nationaler (oder nicht besser gleich internationaler?) Interessenverband für Ingenieure, die nur sich selbst brauchen, für den Arbeitgeber nahezu unentbehrlich sind und im Ausland ebenfalls gute Berufschancen haben. Jetzt benötigt man also nur noch eine geeignete Organisationsstruktur, damit interne Fehler künftig vermieden werden und ein ausreichend hohes Mitbestimmungsrecht suggeriert werden kann, damit auch möglichst alle Ingenieure Mitglied werden. Wenn automatisch mit Vollendung des 40. Lebensjahres die Mitgliedschaft enden würde, aber dafür zu vergünstigten Konditionen in einer Art angeschlossenen beE vielleicht für drei Jahre weitergeführt werden könnte, dann könnte das für junge Mehrleister zumindest für einen gewissen Zeitraum eine interessante Organisation sein. Die privaten Krankenkassen sind für junge erwerbstätige Singles auch sehr attraktiv – ich war immer gesetzlich versichert. Bei den Betriebsratswahlen gibt es seit Jahren keine Trennung mehr zwischen Arbeitern und Angestellten und über den Tarifvertrag zum Entgeltrahmenabkommen (ERA-TV) sowie dem damit verbundenen Wegfall der Trennung zwischen Lohn und Gehalt sind auch nicht alle Ingenieure begeistert. Eine individuelle Interessenvertretung als ausgleichendes Moment gegen diese zunehmende Gleichbehandlung betrachte ich aber höchstens als Übergangserscheinung bei den „zentrifugalen Tendenzen“. Mit zunehmenden Abstand zur Rotationsachse steigt die Geschwindigkeit und man selbst gewinnt zunächst an Fahrvergnügen, wenn man sich jedoch überschätzt hat und für einen Moment nicht mehr genug Kraft zum Festhalten aufbringen kann, außerdem so weit außen niemand mehr in der Nähe ist, der einen halten könnte, dann endet der Fahrspaß ganz abrupt. Insgesamt kann ich es nicht abschätzen, wie die tendenzielle Entwicklung hinsichtlich eines Zusammenschlusses oder der Separation von Gewerkschaften sein wird. Zunächst dürfte ihre äußere Gestaltungsmacht noch deutlich weiter sinken. Viele der Arbeitnehmer entwickeln sich ohnehin scheinbar ganz freiwillig zum eigenen Unternehmer hinsichtlich der Vermarktung ihrer Arbeitskraft. Dann sind sie endlich selbständig und brauchen sich weder mit einem Tarifvertrag noch mit einem Betriebsrat beschäftigen. Wer aufgrund der unternehmerischen Freiheit in Schwierigkeiten gerät, sollte rechtzeitig Beratung bei einer passenden Selbsthilfegruppe suchen, bevor sein Marktwert soweit gesunken ist, dass er nicht mehr konkurrenzfähig anbieten kann. Schade, dass diese Erkenntnis oft zu spät kommt. Du hast wiederholt nach neuen/reformierten Organisationsstrukturen für überbetriebliche homogene Interessengruppen mit äußerer Gestaltungsmacht gefragt und geschrieben: „Aber vielleicht finden die Ingenieure doch noch eine Lösung, wenn sie das Problem erkannt haben.“ Mit Ihren herkömmlichen Denkweisen werden sie das Problem nicht erkennen können und damit auch keine sinnvolle Lösung finden, denn die Ursachen für das Problem liegen in den eigenen Köpfen tief verborgen. Jetzt werde ich mal eine Pause einlegen, damit Dir während Deiner Urlaubszeit der Briefkasten nicht überquillt. Grüße an Dich und die anderen treuen ForumsbesucherInnen TheoRie
- Re: BR Wahl Mch P — erstellt von jackpeter — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:02
- Nee tut er nicht. Ich bin ziemlich sicher, der GBR verhandelt auch einen Standardsozialplan, den dann die BR abnicken. Der BR verhält sich wie ein Anwalt, der von seinem Mandaten nichts wissen will, mit ihm nicht spricht, mit dem Gegner einen Vergleich aushandelt, ohne ihn zu fragen ob er das auch will. Am Ende aber soll der Mandat dankbar sein.
- Re: ERA — erstellt von dave — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:00
- Lieber DC, als neuer IGM-Fan solltest Du ERA eigentlich etwas besser kennen. Die Eingruppierung in die neuen Entgeltgruppen richtet sich NICHT nach der persönlichen Qualifikation oder Leistung, sondern ausschließlich nach dem Niveau der zuletzt ausgeübten Tätigkeit. Also nicht nach der Person, sondern nach ihrem Job. Sicher mag die Versuchung für die Firmen groß sein, die ERA-Einführung dazu zu missbrauchen, "Minderleister" (wie Du das so nett nennst) abzugruppieren, aber nach den beidseitig akzeptierten ERA-Spielregeln ist das unzulässig, und das bedeutet dass man dann (wenn's doch geschehen sollte) dagegen auch vorgehen kann. Dass Leute & Betriebsrat das nicht tun, darauf würde ich lieber mal nicht wetten.
- Re: Ist die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei? — erstellt von jackpeter — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- Hehe! Ich dachte xx steht für 20. Na, dann grüß sie mal besonders herzlich von mir. Gruß Friederike
- Re: Ist die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei? — erstellt von Theorie — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- Liebe Friederike, vielen Dank für Deinen korrigierenden Hinweis. Es wäre besser gewesen, wenn ich mich vor meiner Antwort zumindest zu dem Begriff Liquidatorentum informiert hätte, dann wäre mir auch der gravierende „Vorzeichenfehler“ nicht unterlaufen. Die drei Mädchen sind für mich, der „nur“ einen Bruder als Geschwister hat und der in einer vorwiegend von Männern dominierten Umgebung aufgewachsen ist und arbeitet, eine bedeutende Herausforderung und sie bewirken eine ständige Erweiterung des Erfahrungshorizonts. Für meine Mädchen kann ich wirklich dankbar sein. Es war nicht meine Absicht, aber vermutlich habe ich Dich mit der Altersangabe xx Jahre für das älteste Mädchen etwas irritiert. Es handelt sich dabei nicht um meine eigene Tochter, sondern um die meiner Schwiegereltern. Gruß TheoRie
- Re: Ist die Zeit der großen Einheitsgewerkschaften in Deutschland vorbei? — erstellt von jackpeter — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
- Lieber TheoRie, was du jetzt als Liquidatorentum bezeichnest, ist im Gegenteil das System der Selbstkontrolle. Ja hier kann die Basis die Funktionäre kontrollieren. Es gibt auch für alle verbindliche Richtlinien, die jedes Mitglied von Anfang an in die Hand bekommt. Anhand derer es überprüfen kann, ob so gehandelt wird. Liquidatorisch ist es, die Richtlinien zu mißachten bzw. zu ignorieren und statt dessen in der Praxis willkürlich zu machen, was gerade opportun ist.Bzw. das eben zu akzeptieren.(Das System der Selbstkontrolle wird damit liquidiert.) Daß Du drei so große Töchter hast, finde ich ziemlich stark. Gruß Friederike