Aktuelles
Blog für den Einzelhandelsstreik 2013
27.03.2014
Einschätzung des Berliner Einzelhandelsstreik 2013
Labournet.tv hat sich zum Jahresende 2013 mit dem Streik im Einzelhandel beschäftigt. Wir dokumentieren nachfolgend ihre Einschätzung des Berliner Einzelhandelsstreik 2013 als Diskussionsbeitrag.
Der Einzelhandel, die Beschäftigten, die Situation am Arbeitsplatz
In der BRD arbeiten 3,2 Millionen Menschen im Einzelhandel. In Berlin ist der Einzelhandel sogar der größte Arbeitgeber. In der letzten Tarifrunde 2007/2008 haben die Beschäftigten einen Teil der Zuschläge für Spät- und Nachtarbeit verloren und die nach einer 18 Monate andauernden Tarifauseinandersetzung erkämpften Lohnsteigerungen lagen unterhalb der Inflationsrate. Zudem wird ihre Arbeit seit Jahren kontinuierlich verdichtet und flexibilisiert.
Vor diesem Hintergrund hatte die Kündigung der Manteltarifverträge am im Januar 2013 eine mobilisierende Wirkung unter den Beschäftigten. Ein solcher Angriff ist bisher einmalig (Artikel von Karin Zennig in der ak). Neben den Kürzungen der Urlaubsansprüche, Sonderzahlungen sowie der Zuschläge für Spät-, Nacht- und Feiertagsarbeit forderten die Arbeitgeber von Anfang an auch explizit Verhandlungen über eine weitere Flexibilisierung der Arbeitszeiten: Die Beschäftigten sollen dann kommen, wenn Arbeit da ist und nach Hause geschickt werden können, wenn keine da ist.
Die Gewerkschaft kündigte Kampfmaßnahmen an und 25.000 Beschäftigte traten bundesweit in ver.di ein, um für die Wiederherstellung der Manteltarifvertrages und mehr Lohn zu kämpfen. Es gab bundesweit Streikaktionen. Deren Zentrum lag in Baden-Württemberg. Dort gab es je nach Unternehmen durchschnittlich ca. 50-80 Streiktage.
Nichts gelernt aus dem letzten Streik 2007/2008?
In Berlin-Brandenburg rief ver.di nur punktuell zum Streik auf. Die Kaiser's Kassiererin Barbara E., bekannt als Emmely, war bis Anfang Dezember 2013 insgesamt 6 mal zum Streik aufgerufen worden. Auf die Frage eines Journalisten wurde als Rechtfertigung für die wenigen Streiktage zu Protokoll gegeben, dass es zu wenig Sekretärinnen gebe, um mehr Streiks zu organisieren. - Es ist jedoch davon auszugehen, dass es auch daran liegt, dass die Selbsttätigkeit der Frauen an der Basis unterbunden wird, aus einer Haltung heraus, die in dem Film Ende der Vertretung von der Streikrunde 2007/2008 dokumentiert ist.
Wie in der letzten Tarifrunde vermied es die Gewerkschaft zudem, durch strategisches Vorgehen Druck aufzubauen. Es gab keine bundesweite Koordinierung der Streiks. Aber auch lokal begrenzte startegische Aktionen mit dem Ziel, Filialen wirklich in Schwierigkeiten zu bringen, gab es nicht. Etwa die Warenlager zu bestreiken, sodass Montags die Regale in den Supermärkten leer wären, wie es eine Kolleginnen in der letzten Streikrunde vorgeschlagen hatten. Strategische Überlegungen einer real Mitarbeiterin (Video von kanalB)
Niederlagen anhäufen
Die Entschlossenheit der Gewerkschaft, die Handlungsmacht der Beschäftigten nicht konsequent gegen die Arbeitgeberschaft in Stellung zu bringen, führt dazu, dass es den Arbeitgebern seit Jahren gelingt, in der Branche Verschlechterungen durchzusetzen. Jede Tarifrunde beginnt mit einem Angriff der Arbeitgeber und endet mit Verlusten auf Seiten der Arbeitnehmer_innen. Die erkämpften Lohnsteigerungen bleiben z.T. unterhalb der Inlationsrate, auf jeden Fall aber immer unterhalb der für Geringverdiener_innen wichtigen Teuerungsrate von 5% im Jahr, sodass die Menschen, die im Einzelhandel arbeiten, de facto immer ärmer werden, immer schneller arbeiten müssen und ihre Arbeitszeit immer weniger planen können.
Die zahme Haltung von ver.di ist aber auch deshalb skandalös, weil die Einzelhandelsbranche nicht mit Produktionsverlagerungen drohen kann, ihr also ein in anderen Branchen gerne zumindest als Drohung ins Spiel gebrachtes Machtmittel fehlt.
Keine kritische Öffentlichkeit: Weder in bürgerlichen* *noch in linken Medien
Die Presse hat sporadisch über bestimmte Streikaktionen berichtet, ohne aber das Vorgehen der Gewerkschaft und den Streikverlauf kritisch unter die Lupe zu nehmen und vor allem ohne die Beschäftigten selbst zu befragen. Hier haben wir versucht mit unsere Videoberichterstattung eine Lücke zu schließen. Wir waren bei vier Streikaktionen dabei.
Im Oktober in Steglitz haben wir uns erklären lassen, dass für Warenverräumer auf den Spiel steht, bis zu 5 Euro die Stunde weniger zu verdienen und ihre Zuschläge zu verlieren.
Am 6. Dezember wurde ein Tarifabschluß für Baden Württemberg geschlossen. Obwohl eine Billiglohngruppe für Warenverräumer_innen eingeführt wurde, die ab April 2014 nur noch 9,74 Euro pro Stunde verdienen werden, bejubelte nicht nur die FAZ, sondern auch die junge Welt den Abschluß als Erfolg für die Beschäftigten. Die junge Welt empfiehlt ihn sogar zum Abschreiben für andere Bundesländer: "Plagiate erwünscht". - Die Kolleg_innen, die wir am selbe Tag interviewt haben, sind weniger begeistert: Ein Kollege der bei Ikea als Gabelstaplerfahrer und Verräumer arbeitet, bedauert die Einführung einer Niedriglohngruppe für Verräumer_innen.
In unserem Clip von einer Streikkundgebung am 12.12. in Oranienburg erklärt ein Betriebsrat von Kaufland, welche Konsequenzen dieser Abschluß im Betriebsalltag haben wird:
Zu den erfreulichen Seiten der Streikrunde in Berlin-Brandenburg gehörte die Unterstützung durch linke Gruppen aus dem Blockupy Bündnis
Die Beschäftigten hätten auch etwas zu sagen...
In der Analyse der Beschäftigten, die wir interviewt haben, werden zwei Punkte stark gemacht, die von der Presse weitgehend ausgeblendet werden. Erstens, dass die Einführung einer Billiglohngruppe ein negatives und kein positives Faktum darstellt, weil sie es Unternehmen in Zukunft erlauben wird, fest angestellte Verräumer_innen für weniger Geld arbeiten zu lassen als bisher. Dass sie als ausgelagerte Werksverträgler noch weniger verdient hatten, macht die Sache nicht besser, sondern die Auslagerung selbst ist ein weiterer Beleg dafür, wie sehr die Standards in der Branche in den letzten Jahren gesunken sind. Zweitens wird der neue Tarifvertrag als trojanisches Pferd missbraucht werden, um nicht nur Verräumer_innen, sondern auch Beschäftigte, die andere Tätigkeiten ausführen, nach dem Billigtarif bezahlen zu lassen. Dass das illegal wäre, wird im Betriebsalltag möglicherweise keine große Rolle spielen, da die Betriebsräte, die in theoretisch der Lage wären Legalität herzustellen, oft entweder nicht vorhanden sind oder beide Augen zudrücken. Ein Beleg für letzteres ist, dass bei allen Lebensmitteldiscountern regelmäßig unbezahlte Überstunden geleistet werden, - auch bei denen die einen Betriebsrat haben.
Aus unserer Sicht gibt es zwei politische Probleme mit der Streikberichterstattung. Erstens, dass es die Stimme der streikenden Kolleg_innen nicht in die Berichterstattung schafft. Sie sind bestenfalls Statist_innen für die Berichte, in denen Gewerkschaftssekretär_innen ihre Sicht auf den Streik verlautbaren dürfen. Zweitens, dass die Presse selbst keine Vorstellung davon hat, was in einem Tarifkonflikt erreicht werden müsste, sondern sich regelmäßig die Einschätzung der Gewerkschaft zu eigen macht und den Abschluss daran misst, ob die Gewerkschaft darin ihre selbst gesteckten Ziele durchgesetzt hat oder nicht, kurz: dass sie den jeweiligen Streik durch die Brille der jeweiliges zuständigen DGB Gewerkschaft anschaut.
Damit wurde die Chance vertan, während eines großen bundesweiten Streiks Öffentlichkeit für die Lage der Beschäftigten und ihre strategische Einschätzung des Streikgeschehens herzustellen. Auch die sehr in die Tiefe gehenden Berichte von Anton Kobel im Express blieben letztlich der gewerkschaftlichen Sichtweise verpflichtet, wenn sie auch die sozialpartnerschaftliche und undemokratische Tendenz innerhalb der Gewerkschaft kritisieren. Grundsätzlich ist die unhinterfragt affirmative Haltung, die linke Medien der Gewerkschaft gegenüber oft einnehmen, ein großes Problem in Hinblick auf die Aufgabe, die Verhältnisse zugunsten der Ausgebeuteten zu verändern.
Vor diesem Hintergrund hoffen wir, mit unserer Videoberichterstattung der linken Presse Ressourcen zur Verfügung zu stellen, um die Position der Beschäftigten selber mehr in ihre Berichterstattung einzubeziehen.
23.12.2013
Streikbericht 23.12 2013 - Demo in Neuköln
Während die Streikenden in Schwung kommen, scheint ver.di eher zu bremsen. Die heutige Demo/Kundgebung vor einem Real wurde so knapp bemessen, dass die Aktion abgebrochen werden musste, als sie gerade Wirkung zeigte. Für morgen gibt es nur einen freien "Streik"tag unterm Weihnachtsbaum statt einer Aktion die Öffentlichkeit schafft und Druck erzeugt.
Der Streik am 21.12.2013 lief leider schlecht. Durch einen Fehler bei ver.di wurden einige Streikaktivist*innen nicht aufgerufen. Statt wie angekündigt Potsdam Kaufland zu bestreiken, gab es eine kleine Aktion bei Real, die so la la und sehr schnell vorbei war.
Am späten Samstagnachmittag kam der Streikaufruf für den 23.12.2013. Alle aufgerufenen Streikenden sollten sich am Rathaus Neuköln am 23.12.2013 um 11 h einfinden. Der kleine Rathausplatz füllte sich schnell. Vor Ort wieder der Rbb und KanalB zum berichten über des Streikgeschen des Einzelhandelsstreiks.
Ca. 350-400 Streikende waren wieder vor Ort. Neuankömmlinge wurden mit lauten Pfiffen willkommen geheißen. Nun langsam kennt man die Gesichter und der Austausch von Informationen nimmt seinen Lauf. Wer nicht aufgerufen war zum Samstag (21.12.2013) wurde schon schmerzlich vermisst. Auf Nachfrage bei der Streikleitung war es angeblich ein Aufruffehler.
Nun zur Sache selbst. Früstück wie immer. Kaffee oder Tee, eintragen in die Listen und abgeben. Warten auf die Nachzügler. Heute am Anfang die Kundgebung. Wie beschlossen, nächste große Demo am 03.101.2014, um nochmals Masse zu kriegen auf der Arbeit die Kollegen überzeugen mitzumachen. Die Infos dazu per Streikaufruf sprich SMS.
Tarifkommissionssitzung TKS) am 06.01.2014 und Verhandlungen zum Tarifabschluss als nächster Tremin erfolgt am 07.01.2014. Am 24.12. ist auch Streik unter dem Motto "Wir streiken und schmücken den Weihnachtsbaum". Alle jetzt Anwesenden bleiben zu Hause und schreiben es nur auf ihre Streikzettel.
Zur heutigen Demo. Wir gehen S-Bahn Neuköln und werden begleitet von der Polizei, bei der II. Real ein Stopp und dann wieder zurück. Abschlusskundgebung und dann für alle Frohe Weihnachten.
Gesagt getan. Pfeiffend, jubelnd und sich angeregt unterhaltend, ab und an eine Parole schmetternd, liefen langsam die Streikenden in Richtung II. Real. Die Streikleitung informierte die Passanten über den Stand der Dinge. Mehrere Stops auf der Strecke. An der II. Real angekommen hiess es wir bestreiken die II.Real. Infos wieder an die Kundschaft. Gekündigter Manteltarifvertrag, mehr Lohn- sprich jede Stunde einen Euro mehr fürs Portmonee und nach 24 Jahren Einheit die Angleichung der Tarife von Ost an West.
Schnell kam es zu Staus, denn eigendlich sollten wir nur eine Fahrbahn dichtmachen, tatsächlich war es dann doch die doppelte Fahrbahn. Schnell waren mehrere Autos mit Polizei vor Ort und schirmten die II. Real ab. Währenddessen auch aus dem inneren des Hauses Securitas Leute eingesetzt wurden mit Roben auf denen stand "Unser Real ist geöffnet". Es sah schon beinahe lächerlich aus, die drei "Erwählten" dort stehen zu sehen und aus sicherer Entfernung die Bosse des Hauses.
Plötzlich und unerwartet kam der Abbruch der Demo. Wir waren über das Zeitlimit der angekündigten Demo und mussten alles räumen. Wie verabredet nochmal die Gegenfahrbahn zu nutzen fiel also aus. Die Streikleitung sagte dann nur wir sollen die Kundschaft ansprechen und informieren, aber das Spektakel sei jetzt zu Ende.
Die Reaktion der Streikenden muss ich wohl nicht erläutern. Heftige Diskussionen entstanden, Unverständnis bei den Streikenden. Ein Missverständnis kann ja nicht sein, wenn das Zeitlimit zu kurz angesetzt wurde. Um Ärger zu vermeiden zogen wir alle unsere Streikwesten aus und alle gingen ihrer Wege. Einige Wenige sind dann nochmal zu ver.di Zentrale gefahren um weiteres Vorgehen ab dem 27.12.2013 zu vereinbaren. Wir dürfen gespannt sein was demnächst passieren wird.
Wie es weitergeht nach Weihnachten sprich 27.12.2013 - 03.01.2014 wird am Nachmittag besprochen und die Infos dazu als evt. Streikaufruf kommt wieder als SMS.
Streikbericht vom 20.12.2013 - Logistikzentrum Lübbenau
Bericht vom Streiktag am 2012.2013, bei dem das Logistikzentrum in Lübbenau nach einigen Anlaufschwierigkeiten durch die Streikaktivist*innen erfolgreich lahmgelegt wurde. Die lassen sich inzwischen nicht mehr von der Streikleitung als Statisten missbrauchen, sondern stellen zunehmend selbstbewusst ihre Forderungen, z.B. nach der überfälligen Ost-West-Angleichung.
Wieder bekamen wir wie Tags zuvor den Streikaufruf von ver.di um uns 8:15h in der Köpenicker Strasse 30 einzufinden und bitte pünktlich, denn es geht diesmal nach Lübbenau. Mit vier vollen Bussen und guter Laune fuhren wir gegen 8:45 h nach Lübbenau zum Logistik Zentrum. Dort ankommen wurden wir schon erwartet. Es hiess bis 13 h dieses Logistikzentrum zu bestreiken.
Am Anfang wusste keiner so richtig was jetzt jedem seine Aufgabe sein könnte. Alle standen rum und schwangen die Hüften nach guter Musik von Peter Fox. Es hiess wir warten noch auf die Streikenden von Dalgo und Oranienburg. Es dauerte aber länger als erwartet und lange passierte nichts außer ein kleines verdientes Frühstück ,Bockwurst mit Brötchen , Kaffee oder Tee dazu. Das große Gedrängel begann, löste sich aber schnell auf. Händler eben. die können was. Auf mehrfacher Nachfrage bei der Streikleitung ging es denn endlich zur Sache.
Das leibliche Wohl war abgeschlossen und um erst mal Schwung in die Sache zu kriegen, stellten wir uns entlang des zu bestreikenden Objektes auf und fassten uns für eine Laolawelle bei den Händen. Ca. 300 Streikende vielleicht auch etwas mehr waren vor Ort und wiederholten die Laolawelle mehrmals, bis wir die Ein-und Ausgänge besetzten. Schnell kam es bei den Lkws zu Staus und die Geschäftsleitung mit ihrer Securitas fuhr von einem Ort zum Anderen, weil die LKW-Fahrer durch unsere Massen nicht vorwärts kamen. Das Objekt hatte mehrere Ein-und Ausfahrten, die Lkws wurden mehrfach umgeleitet. Ständig änderten wir die Standorte um Verwirrung zu stiften und das gelang uns recht gut. Dann kamen auch die Kolleginnen aus Oranienburg und Dalgo dazu, da waren es dann ca. 400 oder 450 Streikende. Irgendwann erschien auch ein Polizeiwagen, aber die Beamten taten nichts. In sicherer Entfernung sahen sie zu . Erst ganz am Schluss fuhren sie langsam mit den Streikenden, hörten sich die Kundgebung an und verschwanden, so wie sie gekommen waren, fast unbemerkt.
Die Aktion war cool, das Ziel war erreicht. Es wurden viele Fotos und Videos gemacht, die man sicher irgendwo im Internet sehen kann. Sehr gelungen, trotz des nicht so guten Beginns, meinten die Streikenden. Es fehlten diesmal die KanalB Filmemacher und der Rbb, was alle nicht so gut fanden, denn die Berichterstattung im Fernsehen wäre es allemale wert gewesen.
Die Kundgebung war für uns alle auch sehr informativ. Unsere Zusatzforderung nach 24 Jahren Einheit Osttarif an Westtarif anzugleichen ist noch nicht vom Tisch . Die Arbeitgeber weigern sich also streiken wir weiter. Bis zum 24.12.2013 soll es nun weitergehen, aber mit einer Einschränkung, das nicht mehr alle aufgerufen werden sollen, die nur mal oder mit ein paar Streikenden am Streik teilgenommen haben um sich nicht lächerlich u machen. Die Reaktion darauf war bei vielen sehr missmutig und wurde dann intern erörtert. Wir Streikenden finden es nicht in Ordnung, die Streikleitung wurde aufgefordert dies nochmals zu überdenken.
Der nächste Streiktag wird der 21.12.2013 sein und da geht es nach Potsdam einen Kaufland dicht zu machen.
18.12.2013
Von arbeitsrechtlichen Dusseln und anderen Streikenden
Erika Ritter, Landesfachbereichsleiterin Handel bei ver.di fühlt sich misssverstanden und mag scheinbar keine selbstbestimmten Diskussionen der streikenden Kolleg*innen.
Die Gewerkschaftsfunktionärin muss richtig wütend gewesen sein, als sie ihre Aufforderung zu einer Gegendarstellung formulierte. Wie sonst soll man sich erklären, dass sie allen Ernstes glaubt den Tenor von Berichten über öffentliche Streikkundgebungen von ihrer persönlichen Genehmigung abhängig machen zu können?
Auch Formulierungen unterhalb der Gürtellinie im Stile von "was denkt ihr euch eigentlich, wenn ihr einen solchen großen Haufen dummes Zeug veröffentlicht?" und "(...) arbeitsrechtlichen Dusslichkeiten (...)" sprechen nicht gerade für starke Argumente in der Sache.
Grund der Empörung war eine kritische Stellungnahme von Streikenden zu dem Pilotabschluss in BaWü und insbesondere die begründete Kritik an der neuen tariflichen Niedriglohngruppe für Warenverräumer*innen. Die kontrovesen Positionen können im Streikbericht von Kaufland Oranienburg nachgelesen und kommentiert werden.
Wer hier ein arbeitrechtlicher Dussel ist, mag jede/r selbst anhand der Schilderung eines streikenden Betriebsrates von Kaufland bewerten, der in einen Beitrag auf labournet TV aufzeigt wie die neue Niedriglohngruppe für Warenverräumer*innen in der Praxis angewandt werden wird:
Die Kolleg_innen sind nicht so überzeugt von dem Pilotabschluß in Baden-Württemberg wie die linke Presse oder die Ver.di Sekretär_innen. Ein Mitglied des Betriebsrates vom Kaufland Oranienburg sieht den Abschluß eher als troijanische Pferd: "Es wurde ein zweiter Tarifvertrag für die Warenverräumung eingeführt. Das ist nicht gut, weil man dann die Gefahr hat, dass Mitarbeiter die neu ins Unternehmen kommen über diesen Tarifvertrag eingegliedert werden. Wir befürchten dass gerade in Häusern, die keinen Betriebsrat haben, die Mitarbeiter umgruppiert werden. Das geht ganz schnell, man holt die Leute ins Büro, sagt, 'Mach mal die Tür zu, wir müssen dir was sagen, die Zahlen stehen schlecht, du machst ja mehr oder weniger Warenverräumung (...), bitte unterschreib hier, wir müssen dich umgruppieren.' - Das wird so passieren."
13.12.2013
Berlin streikt weiter - Kaufland in Oranienburg blockiert
Bericht vom Streiktag am 12.12.2013, beim dem ein Kaufland-Markt in Oranienburg mit Hilfe vieler Streikaktivist*innen blockiert wurde. Die Basis fordert, den miesen und spalternden Pilotaschluss von BaWü nicht zu übernehmen.
Wieder hatten wir am Vorabend einen Streikaufruf, uns bei ver.di in der Köpeniker Strasse 30 am frühen Morgen des 12.12. 2013 einzufinden. Bitte recht pünktlich, weil wir nicht in Berlin streiken werden, sondern als Unterstützung mit Bussen nach Oranienburg fahren, um einen Kauflandmarkt dicht zumachen.
Uns erwartete ein spannendes Abenteuer, denn unterstützend in andere Städte zu fahren war in der Streikbewegung ver.di Berlin- Brandenburg noch nie vorgekommen, höchstens mal erwähnt oder darüber gesprochen, eine derartige Aktion zu starten. Bislang wurde Verdi bb nur von außen unterstützt, um mehr Sichtfeld für die Medien zu werden, um Masse an Streikenden zu zeigen.
Dazu wurden die 150 zuverlässigsten und streikerfahrensten Einzelhändler aufgerufen. Pünktlich, mit der obligatorischen viertel Stunden, warteten die Streikenden auf die Busse und dann ging es um 8:05 h los. Um 9:05 h waren wir in Oranienburg an unserm Einsatzort angekommen und wurden dort schon von anderen Streikenden Einzelhändlern aus Neuruppin und Dalgo- Lübbenau sowie Oranienburg mit einem Trllerpfeiffenkonzert sehnsüchtig erwartet. Das KanalB Team war mit seinen Kameras auch vor Ort. Sie machten Aufnahmen und Interviews, die auf labournet.tv veröffentlich werden Der rbb kam etwas später. Seine Berichterstattung sieht man am Abend in den Nachrichten.
Es begann dann sofort die Kundgebung und alle beteiligten Streikenden (Kaufland Berlin, Oranienburg, Lübbenau, Neuruppin usw.) wurden aufgerufen, begleitet von einem Pfeifkonzert als obligatorisches „Guten Morgen liebe Kollegen“. Wir wurden informiert wie der gegenwärtige Stand der Verhandlungen zum Tarifvertrag ist. Begleitet von vielen Buhrufen und pfiffen mussten wir zur Kenntnis nehmen wie NRW, Niedersachsen, Sachsenanhalt und andere Gewerkschaftsbereiche sich auf den faulen Kompromiss von Baden- Würtemberg eingelassen haben. Für uns alle unverständlich.
Erika Ritter, Fachbereichsleiterin des FB 12 Einzelhandel, erläuterte uns wie künftig die Verträge aussehen werden für die Mitarbeiter, die ab 2014 sich als Aufpackkraft im Einzelhandel bewerben werden. Es ist erschreckend wie man den Menschen zur Ware Mensch umfunktioniert und die moderne Sklaverei vorantreibt. Um das besser zu verstehen muss wohl jeder erst hinter die Kulissen sehen. Mit Service hat das nichts mehr zu tun. Die zukünftigen Verträge sind so gelagert, das der künftige Mitarbeiter als Aufpackkraft nur die Ware verräumt und sonst nichts anderes tun darf. Das heißt im Klartext, er darf dem Kunden keine Antwort geben, sofern er eine Frage hat. Er darf dem Kunden nicht sagen wo er die Ware findet die er sucht. Er darf keinem anderen Mitarbeiter helfen oder helfend zu Seite stehen. Er hat gefälligst nur die Aufgabe auszuführen, die ihm angewiesen wurde. Tut er es nicht, dann darf ihm jederzeit gekündigt werden, denn schließlich hat er es ja auch so unterschrieben. Rechtsbehelf ist auch ausgeschlossen, heißt, er darf dagegen auch nicht gerichtlich vorgehen.
Widerlich, einfach widerlich. Ich finde dafür keine Worte. E. Ritter versprach aber allen Anwesenden, das sie und ihr Team sich darauf nicht einlassen werden und wie auch in den vorangegangenen Berichten erläutert, hat Berlin noch einige Zusatzkriterien, die es heißt gut umzusetzen und einen guten Tarifvertrag für Berlin- Brandenburg zu erstreiten. Wie werden sehen ob sie Wort hält oder genauso einknickt wie die anderen Gewerkschaftsbereiche Deutschlands. Sie wird sich künftig daran messen lassen müssen was sie für uns erwirkt. Es wird nicht einfach werden, das wissen wir alle.
Die Bongogruppe untermalte das Ganze wieder mit lautem trommeln. Am Rande des Geschehens sahen wir, wie die Polizei Stellung bezog und der Parkplatz durch den ADAC mit Sattelschleppern gesperrt wurde. Der Betreiber des Kauflands geriet in Panik weil er dachte in seinen Heiligen Hallen würde gefilmt und er negativ dargestellt werden. Securitie turnte auf der Fassade über unseren Köpfen und fotographierte das Geschehen. Wir ließen uns aber nicht bei unserem Anspruch Kaufland dicht zu machen abbringen und informierten die Kundschaft und es wurden gute Gespräche mit ihnen geführt.
Gegen 11:30 h wurde noch ein Abschlusswort gesprochen und es wurde verabredet solange mit dem Streiken nicht aufzuhören, bis wir einen guten Tarifvertrag abgeschlossen haben. Sprich, am 17.12.2013 wird in Berlin –Brandenburg verhandelt. Gibt es keine Einigung, streiken wir ab dem 18.12.bis Weihnachten durch.
Nachdem alle Streikenden wieder in ihren Bussen Platz genommen hatten, ging es wieder Heimwärts. Gegen 13 h waren wir wieder in Berlin am ver.di Haus angekommen. Trotz der Negativen Infos auf der Kundgebung, war es eine gelungene Aktion. Weiter so.
05.12.2013
Streik in Berlin - Fauler Kompromiss in BaWü
Bericht vom heutigen Streiktag und eine Einschätzung von der Basis zum Pilotabschluss in Baden-Würtemberg.
Gestern kam am späten Abend ein erneuter Streikaufruf für den Einzelhandel und hier der Bericht dazu.
Heute, am 05.12.2013,standen ca 600 -800 Streikende Einzelhändler und Einzelhändlerinnen auf der Spandauer Strasse und warteten auf ihren Demoeinsatz. Bis in die frühen Morgenstunden hatte es Arbeitgebergespräche mit der Ver.di gegeben in Baden Würtemberg. Alle warteten gespannt auf das Abschlussergebnis.Wir mussten aber noch ca eineinhalb Stunden warten. Erst hiess es mal auf die Strasse und den Verkehr etwas stören und mit lauten Rufen und Trillerpfeiffenkonzert Aufmerksamkeit erhaschen. Vorher wurde uns noch gesagt, das wir auf der halben Strecke mit einer Demo der Lehrer und Lehrerinnen treffen und dann gemeinsam zum Kundgebungsort gehen in die Littenstrasse, wo wir die sehnsüchtig erwarteten Informationen zum Tarifabschluss verkündet bekommen sollten. Auch heute war wieder ein Filmteam von KanalB anwesend, die viele Interviews führten und die Demonstranten zu diesen Abschlüssen in Baden Würtemberg befragten.
Durch die Lehrer und Lehrerinnen wurde es ein großer, langer, bunter und lauter Demozug. In der Littenstrasse angekommen begann die Kundgebung. Erst informierten die Lehrer über ihre Missstände an den Schulen und ihren Kampf endlich auch einen akzeptable Tarifabschluss zu bekommen.
Danach sprach ein Betriebsrat von H&M und jemand vom DGB. Endlich wurden wir informiert was in Baden Württmberg als Tarifabschluss künftig für alle Einzelhändler gelten könnte.
Nachträglich sollen alle Einzelhändler (20 000) von Juli 2013 bis März 2014 eine Nachzahlung von 3,0 % erhalten und dann künftig ab April 2,1 % mehr an Lohn. Die Kassiererzuschläge abzuschaffen ist vom Tisch, aber die Spät- und Nachtzuschläge sollen eingekürzt werden. Die Forderung Neueinzustellende um die Hälfte billiger zu entlohnen ist allerdings geblieben. Ein Skandal sich auf so etwas einzulassen.
Aus Sicht der Streikenden ist es ein schlechter Abschluss, weil in Berlin und Brandenburg andere bzw. noch einige zuzsätzliche Kriterien berücksichtigt werden sollten und deshalb wollen wir weiter streiten und streiken, damit alle damit leben können..
In Berlin gib es 150 Filialen die betroffen sind und heißt im Klartext, Ost- an Westentlohnung angleichen, denn wer im Ostteil arbeitet bekommt immer noch weniger Geld als wenn er im Westteil arbeitet. Nach 24 Jahren Deutscher Einheit sollte es doch nun endlich zu schaffen sein, Ost und West zusammengeführt zubekommen. Gleiches gilt auch für den Geschlechterkampf, denn Männer und Frauen sollten für gleiche Arbeit entlohnt werden, sprich generell gleicher Lohn für gleiche Arbeit auch dann wenn es ein Minijobber oder eine Aushilfe oder wie auch immer ist.
Es ist unverständlich wie Ver.di BaWü sich auf solch faule Kompromisse einlassen konnte. Wir hoffen sehr das NRW und Berlin-Brandenburg sich nicht darauf einlassen. Es wäre ein schlechter Abschluss für alle Einzelhändler und Einzelhändlerinnen. Wir haben besseres verdient. Qualität hat ihren Preis, wir Einzelhändler auch. Ein Fairer Tarifabschluss wäre wünschenswert.
30.11.2013
Advent, Advent, ein Streiklicht brennt
Bericht zum Streiktag des Einzelhandels am 29. und 30.11.2013 in Berlin.
Pünktlich begann die Kundgebung am heutigen Tag am Hermann-Ehlers-Platz in Steglitz. Alles war sorgam vorbereitet. Streiklisten, Anwesenheitslisten, Früstück und Kaffee und diesmal auch man glaubt es kaum, Flyer für die Kundschaft. Auch die Medien waren anwesend und KanalB mit einem kleinem Team und UnterstützerInnen von Aussen. Nach einer kleinen Ansprache und Begrüßung sprachen Gäste aus Griechenland und Gewerkschafter und ein Raper rapte ein Lied aus dem Spanischen übersetzt ins Deutsche. Etwa gegen 11:30 h setzte sich die Menge der Demonstranten von ca. 800- 1000 Streikenden auf der Schloßstrasse in Bewegung. Immer wieder innehaltend und die Passanten auf uns Streikende aufmerksam machend, hielt der Demozug und oft hörte man den Chor sprechen: "Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns den Mantel klaut." Alles, wie es sich gehört für eine laute Demo, vom Trillerpfeiffenkonzert und eintretendem Nieselregen begleitet. Alle Streikenden reihten sich im Sprechchor ein, es hatte den Charakter einer Laolawelle.
Bis zu einem gewissen Punkt auf der Schloßstrasse liefen wir auf der einen Seite und stoppten den Verkehr und dann wendete der Zug und wir liefen wieder zum Hermann-Ehlers-Platz zurück und blockierten dort den Verkehr. Begleitet wurde das alles wieder von der Ver.di bestellten Bongogruppe, um auch nach außenhin einen friedlichen Eindruck zu hinterlassen. Es wurden viele Bilder gemacht, Videos gedreht, Interviews gemacht und als wir wieder am Ausgangspunkt ankamen, gab es noch eine kleine Kundgebung. Es sprachen wieder Gewerkschafter vom DGB und Bundesvorstands und auch die ausländischen Gewerkschafter. Der Raper gab aus seinem Repatuar noch einiges zum Besten, was sehr gut ankam, weil es auf den jetzigen Streikzustand zugeschnitten war. Das gesamte Spektakel dauerte bis 13:30 h.
Morgen wird der Streik weitergeführt und findet zwischen 9-11 h im Ver.vdi Haus bei einem gemeinsamen Frühstück statt, wo die neuen Streikmethoden besprochen werden sollen.
Am kommenden Montag sollen die Gespräche mit den Arbeitgebern stattfinden und alle hoffen das der Streik mit einem guten Abschluss beendet werden könnte.
Wir werden abwarten müssen und hoffen das Beste. Bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt. Nach meiner Meinung und Meinung vieler Kolleginnen werden wir am Montag noch keinen Abschluss haben, aber wir werden sehen. Vielleicht irren wir uns ja auch.
Hier noch einige Eindrücke von der Streikdemo: Foto 1 Foto 2 Foto 3
28.11.2013
Aufruf zum Streik und zur Demonstration am 29. November
Am *Freitag, den 29.11.* ruft ver.di um *11 Uhr am Herman-Ehlers-Platz (S+U Bhf. Rathaus Steglitz)* zur einer großen *Streikkundgebung mit anschließender Demonstration *auf.
seit Juli kämpfen wir in Berlin und Brandenburg um unsere Tarifverträge im Einzelhandel, nachdem die Arbeitgeber bundesweit die Mantel- und Entgelttarifverträge unter dem Deckmantel der Modernisierung gekündigt haben. Eigentlich wollen sie, dass die Beschäftigten im Einzelhandel noch billiger und flexibler arbeiten.
Die Kernforderungen der Arbeitgeber:
- Einführung einer Niedriglohngruppe für Warenverräumung (ohne Zuschläge und mit einem Verdienst von 8,50 Euro (West) und 8,24 Euro (Ost)
- Flexibilisierung der Arbeitszeit ohne planbare Freizeit und Rücksicht auf Familie
- Schlechtere Bezahlung von Kassiertätigkeiten.
Dagegen wehren wir uns seit Monaten. Immer wieder streiken wir im Einzelhandel und versuchen damit die Arbeitgeber zum Einlenken zu bewegen. Nun steht am 2.12. die nächste Verhandlungsrunde für Berlin und Brandenburg an. Vorher müssen wir noch mal zeigen, dass wir viele sind und dass wir uns die angestrebten Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen nicht gefallen lassen.
Wir streiken am 29.11. groß mit dem kompletten tarifgebundenen Einzelhandel und bitten um Unterstützung seitens von anderen Beschäftigten, Kundinnen und Kunden, Freundinnen und Freunden. Um 11 Uhr treffen wir uns am Hermann-Ehlers-Platz und veranstalten einen Demonstrationszug durch die Schlossstraße in Steglitz.
Die Beschäftigten, die um ihre Tarifverträge kämpfen, können jede Unterstützung gebrauchen. Wir bitten dementsprechend um Weiterleitung über Verteiler und um Teilnahme an der Streikkundgebung.
Bei Fragen könnt ihr euch gern an uns wenden.
Herzliche Grüße
Carla Dietrich Gewerkschaftssekretärin ver.di Berlin, Fachbereich Handel Köpenicker Straße 30 10179 Berlin
19.10.2013
Veranstaltung zur Unterstützung der Streikenden
Vorbereitungsveranstaltung am 21.10.2013 in der Humboldt Uni für den geplanten Aktionstag im November.
Am Montag, den 21.10.13 gibt es eine Veranstaltung in der Humboldt Universität, Hegelbau, Dorotheenstraße 24, R. 1.405 (5. Stock) 18:00 Uhr zusammen mit der Blockupy-Platform Berlin und verdi, wo wir einen "einen Aktionsvorschlag diskutieren wollen, der in Kooperation von Belegschaft, Gewerkschaft und Unterstützer*innen entwickelt worden ist: Im November soll es in einigen Filialen des Berliner Einzelhandels eine konzertierte Ansprech-Aktion, einen sogenannten „Blitz“ geben, bei dem nicht gewerkschaftlich organisierte Beschäftigte an ihrem Arbeitsplatz angesprochen werden, um sie für die Tarifauseinandersetzung zu sensibilisiert und für die nächsten Streik-Aktionen zu mobilisieren."
Weitere Infos stehen im Einladungsflyer
Bericht zum Streiktag in Berlin
Am 18.10.2013 hat der Einzelhandel im Rahmen der laufenden Tarifrunde auch in Berlin gestreikt. Eine Arbeiter berichtet über den Verlauf des Streiktags und ihre Eindrücke.
Mit einer Kollegin im Gepäck gingen wir heute zum grossen Streiken zur Urania am Wittenbergplatz. Gegen 10 Uhr waren dort etwa 300 KollegInnen versammelt. Einige von ihnen hatten selbst angefertigte Schilder dabei. Einige Andere streiften über ihre Kleidung die typischen Ver.di Plastikroben und wieder Andere zogen Tshirts an, wo ein völlig neues Logo in Form eines Herzens mit Scherpe und "Ver.di für bessere Tarife" draufstand. Wir wurden nett begrüsst von Sabine Zimmermann, stellv. Landesfachbereichsleiterin Einzelhandel. Erschreckend fand ich sofort, das etwa nur 6 Betriebsräte von XY vor Ort waren und es auch nicht mehr wurden. Mit meiner Kolleginn im Gepäck stiess noch eine weitere Kollegin dazu und dabei ist es dann auch geblieben. Mehrere Kollegen vom Lager XY waren anwesend, aber ich weis nicht genau wie viele es waren. Insgesamt kamen wir auf etwa 20 KollegInnen.
Als gegen 10:30 h die kleine Gruppe Streikender auf fast die das Dreifache wuchs gab es eine kleine Ansprache einer verbündeten Gewerkschaft (leider nicht verstanden welche). Dann setzte sich der Zug der streikenden Menge in Bewegung. Eine Bonggruppe gab den Takt vor und lockerte das Geschehen etwas auf. Mehrmals hielt der Zug der Demonstranten auf dem Tauenzien und es wurden die Passanten darüber aufgeklärt warum wir Einzelhandelsfrauen und Männer jetzt vor Ort streikten. Immer wieder begleitet vom Trillerpfeiffenkonzert und Buhrufen begleitet. Schwerfällig zog der Demozug seine Runde bis zum Zoo und ging dann wieder bis zum Breitscheidplatz zurück. Dort trommelte die Bongogruppe ihr Repatuar herrunter und es gab wieder eine kleine Ansprache. Es sprach Frau Zinke vom DGB über die misslichen Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen einer Verkäuferin und sprach ganz gezielt die vielen Touristen an, die Bilder machten und dem Spektakel versuchten zu entlocken, warum es Menschen in Berlin gibt, die am hellerlichten Tage streikten, wo sie ja eigendlich an ihrem Arbeitsplat sein sollten.
Dann sprach auch Erika Ritter, Landesfachsbereichsleiterin Einzelhandel und zählte noch mal alle Fakten der derzeitigen Tarifauseinandersetzung auf. Die rote Karte wurde dem Arbeitgeber zugedacht begleitet vom Trillerpfeiffenkonzert und Buhrufen. Warum der Einzelhandel streikt steht hier
Ver.di fordert alles so belassen wie bisher und fordert stattdessen 1 Euro mehr die Stunde für Jeden!
Auch das wude mit Trillerpfeiffenkonzert und Buhrufen begleitet. Dann kam nochmals die Bongogruppe zum Einsatz. Jeder/e Streikender/e konnte sich noch Kaffee oder etwas zu Essen holen und dann wurden die Streiklisten verteilt und die Anträge für das Streikgeld. Kurz wurde informiert, das für die nächsten Demos bzw. Streiktage alle Anwesenden nur noch per SMS informiert werden. Das Motto wurde wieder ins Leben gerufen. "Wir stehen Weihnachten vor der Tür". Wir werden sehen und sind sehr skeptisch, denn in der Tarifauseinandersetzung 2007-2008 hat das schon mal so geklungen und wurde nicht umgesetzt. Danach löste sich relativ schnell das Geschehen auf. Mir fehlte auch diesmal wieder eine energische Ordnungsgruppe, die den laufenden Zug zusammenhielt und Flyer für die Passanten zum Verteilen, um ihnen was schriftliches in die Hand zu geben, warum streikt der Einzelhandel.