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06.05.2012
Tarifverhandlungen: 6.5 % sind nicht 6.5 %
Gefordert waren 6.5 %. Nach den Reallohnverlusten der letzten Jahre und erst recht angesichts der jährlichen Rekordauszahlungen an die Aktionäre der Telekom, eine durchaus mäßige Forderung. Der jetztige Abschluss bei der Telekom AG der Bonner Zentrale wird als Vorwand genommen um die Beschäftigten bei der Telekom Deutschland GmbH und bei T-Systems weiter unter Druck zu setzen.
Die Schlichtung für Telekom AG hatte der frühere Erste Bürgermeister von Hamburg, Henning Voscherau, am Samstag abgeschlossen. Telekom und Verdi stimmten seinem Vorschlag zu. Das Ergebnis sieht eine Gehaltserhöhung um 2,3 Prozent zum 1. Mai 2012 vor, gefolgt von zwei weiteren Erhöhungen um je 2,1 Prozent zum 1. Januar und zum 1. August 2013. Die Laufzeit beträgt 24 Monate, nämlich bis zum 31. Januar 2014, also zwei Jahre nach Auslaufen des bisherigen Tarifvertrags.
Diese 6.5 % in drei Stufen sind jetzt das Ergebnis. Um zu veranschaulichen, dass diese „6.5%“ nicht das gleiche sind wie die 6.5% die eigentlich gefordert wurden, soll ein Beispiel durchgerechnet werden.
Angenommen wird ein Monats-Gehalt von 1500€.
Gefordert waren 6.5% Mehr Lohn, also 1.590€ Monatsgehalt. Für den Zeitraum ab dem 1. Februar 2012 bis zum 31. Januar wären das in den 24 Monaten Laufzeit insgesamt 38.160 € Gehalt gewesen statt 36.000 € in 24 Monaten. In zwei Jahren also 2.160 € zusätzlich.
Mit dem jetzt ausgehandelten Tarifvertrag wird das Gehalt jedoch stufenweise erhöht und die 3 Monate in denen die Verhandlungen stattfanden werden nicht berücksichtigt. Das Gehalt ändert sich in dem Beispiel wie folgt (gerundet):
Also in 2 Jahren insgesamt 37.349 €, statt 36.000 wie zuvor, aber 811 € weniger als bei einer sofortigen Erhöhung um 6.5%
In dem Beispiel betrug das Gehalt also bisher: 36.000 in zwei Jahren, gefordert waren 38 160 € in zwei Jahren und bekommen haben wir knapp 37.349 €. Die jetzige Lohnerhöhung entspricht ale einer sofortigen Lohnerhöhung ab dem 1. Februar 2012 von 3.7%.
Gleichzeitig haben wir eine ständige Inflation, die momentan jährlich bei ca. 3 % liegt (vorsichtige Schätzung!!). Besonders stark verteuern sich jedoch Mieten und Grundnahrungsmittel. Also gerade die kleinen und mittleren Einkommen spüren diese Belastung besonders stark und hätten eine deutliche Erhöhung bitter nötig gehabt. Gefordert waren wie gesagt 6.5%. Nach den Reallohnverlusten der letzten Jahre und erst recht angesichts der jährlichen Rekordauszahlungen an die Aktionäre der Telekom, eine durchaus mäßige Forderung. Zieht man die 3 Prozent Inflation von der Lohnerhöhung ab, so bleiben lediglich 0.7% Lohnsteigerung übrig. Das bedeutet also, dass in den Tarifverhandlungen ein Reallohn-Verlust nur knapp abgewendet wurde.Die 0.7% Erhöhung die übig bleiben sind ein schlechter Witz. Der jetzt „erzielte“ niedrige Abschluss wird gleichzeitig als Vorwand genommen um die Beschäftigten der Telekom Deutschland und T-Systems weiter unter Druck zu setzen. Telekom-Sprecher Husam Azrak sagte gegenüber dpa: Die wirtschaftlichen Voraussetzungen bei T-Systems und Telekom Deutschland seien anders als in der Zentrale. "Das lässt sich weder einfach noch automatisch auf die anderen Verhandlungsstränge übertragen". Die Arbeitgeber weredn also versuchen für die Beschäftigten bei T-Systems und der Deutschen Telekom GmbH Reallohn-Verluste in den nächsten zwei Jahren durchzusetzen.