(Un-)heimliche Trittbrettfahrer beim Bürokratieabbau
Beim Bürokratieabbau können sich die Trittbrettfahrer noch hinter einem negativ besetzten Schlagwort verbergen. Es soll angeblich gut sein, die Macht der Verwaltung zu reduzieren.
Entstaatlichung war die Devise. Post und Bahn wurden verkauft, privatisiert. Bei Verstaatlichung der Flugsicherung gab es Probleme. Der Staat gibt seine Hoheitsaufgaben ab, lagert sie in die Hände von kapitalkräftigen Managern aus. Folgerichtig sollten Banken auch nicht mehr geregelt oder kontrolliert werden. Die Bescherung kam vor den Feiertagen.
Steuerzahler müssen weltweit die fehlende Bankenkontrolle mit Milliarden reparieren, weil diese ihre Spielschulden nicht mehr bezahlen können. So teuer wäre die staatliche Kontrolle nie gewesen. Auch nicht die Kontrolle der Kontrolleure, die sonst gar zu leicht eigene Interessen verfolgen. Ein Märchen ist wer meint, Bestechung sei auszurotten und Diktaturen sind gut.
Die Trittbrettfahrer des Bürokratieabbau's sitzen inzwischen in der Regierung. Es sind zumeist Unternehmer, so wie die Regierung zusammengesetzt ist, die das Arbeitsrecht und den Sozialstaat abschaffen wollen, damit sie ungehindert mit Menschen wie mit Sklaven umgehen können.
Warum sind es nur Unternehmer, die Bürokratieabbau fordern? Warum fordern die abhängig Beschäftigten keinen Bürokratieabbau der Unternehmen? Wozu sollen die Hierarchien in Unternehmen gut sein. Das ist doch auch private Bürokratie, die weg muß, damit jeder über seine Position und seinen Verdienst selbst bestimmt.
Wozu brauchen wir Vorschriften über Chef-Schreibtische, wozu Zeitkontrollen und wozu ein Verfahren zur Genehmigung von Urlaub? Ist das nicht alles Bürokratie, ohne die es vielen besser ginge. Wenn jetzt der Einwand kommt, dass das im Chaos endet, dann kann man nur zustimmen, so ist das mit Bürokratieabbau.
Lassen wir lieber das Trittbrettfahren und streichen Bürokratieabbau auf das zusammen, was die Vernunft gebietet. Da es nicht vernünftig sein kann, ein staatstragendes Sozialsystem zu zerstören, reicht es, sich einzelne Vorschriften wie die über die Gurkenkrümmung vorzunehmen, die weder mit Arbeitsrecht oder mit dem Sozialstaat zu tun haben, damit die Zivilisation erhalten bleibt?