Wie es euch gefällt oder Widerspruchsketten in den Verfahren gekündigter Siemens Mitarbeiter, die dem Übergang zu SIS/ATOS widersprochen haben.
Bei einer als weniger einschneidende Maßnahme seitens des Mitarbeiters vorgetragenen Stelle wurde beispielsweise seitens Siemens angeführt, daß nicht namentlich genannte Führungskräfte aus dem Lebenslauf die Nichteignung ersehen und deshalb abgelehnt hätten. Später im Verfahren sollten eben diese nichtgenannten Führungskräfte wegen der Nichteignung befragt werden. Die Richterin Frau Neubert-Vardon mußte nun doch nachfragen, wieso Menschen, die abgelehnt hatten, „erst“ befragt werden sollten.
Es sollten noch weitere skurrile Konstellationen vorgetragen werden. In einem Fall vorbehaltlicher Annahme der Änderungskündigung wurde mokiert, daß das Elektrotechnikstudium mehr als 30 Jahre zurückläge. Zum Thema elektrotechnischer Kenntnisse, wurde behauptet, sei der betroffene Vorgesetzte angeblich befragt worden. Der zitierte Vorgesetzte konnte das aber gerade nicht bestätigen. In einem weiteren Verfahren soll auch das Studium der BWL kein Beweis dafür sein, daß betriebswirtschaftliche Kenntnisse vorhanden seien. Und es läge ja ebenfalls Jahre zurück. Nichtvorhandene Elektrotechnikkenntnisse störten bei einer Zuweisung seitens Siemens im gleichen Fall überhaupt nicht. Setzte Siemens Mitarbeiter auf Stellen mittels Änderungskündigung wurde nicht zwingend auf Forderungen aus der Ausschreibung bestanden. Wird vom Mitarbeiter statt eines Studiums langjährige Berufserfahrung geltend gemacht, besteht der Siemensvertreter in den Verfahren gerne auf der Notwendigkeit des Vorhandenseins eines Studiums. Da stört dann nicht, wenn dieses aufgrund des Alters des Mitarbeiters Jahrzehnte zurückliegen würde. In vielen Verfahren wird seitens Siemens zudem auffällig stereotyp behauptet, die Mitarbeiter hätten ja in den letzten Jahren im IT Umfeld gearbeitet, und könnten deshalb einer Stelle in anderen Siemensbereichen nicht gerecht werden. Hallo, Siemens hat eigene IT Abteilungen und zudem in den Sektoren auch IT Tätigkeiten. Bei übergreifendem vorhandenem Wissen die in allen Sektoren und Querfunktionen der Siemens AG gefragt sind, wirkt diese wie ein Mantra in allen Fällen eingeworfene Floskel, schon fast peinlich. Im übrigen haben Mitarbeiter aus dem ehemaligen Bereich SIS durchaus innerhalb Siemens gewechselt und umgekehrt. Mal wurde zu erfolgter Stellenbesetzung nichts weiter vorgetragen, außer Nichtwissen, während bei anderen Stellenbesetzungen, auffallend eifrig näher erläutert wurde. In diesen Fällen konnte beispielsweise für eine etwaige Sozialauswahl eine Schwertbehinderung des eingestellten Mitarbeiters angeführt werden. Das nennt man wohl selektives Erinnerungsvermögen.
Bei einer anderen Stelle wurde die bereits erfolgte Einladung kurzfristig abgesagt Und zwar bei einer Stelle, die für den Mitarbeiter ausgezeichnet gepaßt hätte. Eine Diskussion, wann eine Stelle ausgeschrieben würde, wurde recht fruchtlos erörtert. Der Einfluß auf Stellenbesetzung wird seitens derer, die die Kündigungsverfahren auf Siemens Seite vertreten wird nach Gutdünken dementiert oder bekräftigt. So sitzen Mitarbeiter völlig deplaziert auf zugewiesenen Stellen in Bad Neustadt, Erlangen und anderswo. Den Vorgesetzten wird untersagt diese sinnvoller einzusetzen, würde doch dadurch das Verfahren womöglich positiv im Sinne des Mitarbeiters beeinflußt. Hat bei einem solchen Verhalten die Aussage seitens Siemens, bei der Stellenzuweisung extrem sorgfältig gearbeitet zu haben Bestand? Wohl eher nein.
Das ist alles irritierend und läßt an der Qualität des Vorgehens beim Stellenmatching vor Ausspruch der Kündigungen stark zweifeln und damit auch an der angeblichen Notwendigkeit der ausgesprochenen (Änderungs-)Kündigungen.
Es bleibt weiter der schale Geschmack, daß das Vorgehen seitens Siemens eher den Eindruck einer exemplarisch vollzogenen Straf- bzw. Einschüchterungsaktion für Widersprecher hat, als den Eindruck eines seriösen Vorgehens zur Weiterbeschäftigung bei langjährig gedienten Mitarbeitern.