Tag der offenen Türen bei der S-Bahn
Die Fehlfunktion des Zuges meldete der Lokführer unverzüglich der Betriebszentrale. Diese entschied in weiter Ferne jedoch, dass der Zug erst einmal weiter fahren solle. Nach weiteren Beschwerden der Fahrgäste wurde der Zug der Linie S8 dann doch in Gesundbrunnen ausgesetzt. Der Druck durch Vorgesetzte der S-Bahn auf die Mitarbeiter, auf keinen Fall einen Zugausfall zu lassen, haben auch dazu geführt, dass der Zug nicht unverzüglich aus dem Verkehr genommen wurde. Die Ursache für den Vorfall lag in einem Kurzschluss der Zugsteuerung. Verursacht wurde der Kurzschluss durch die über Jahre hinweg bekannten Undichtigkeiten bei der Baureihe 480, die bei Regen immer wieder die Führerstände und damit den Bereich der elektronischen Zugrechner unter Wasser setzen.
Das bei der Berliner S-Bahn weiterhin Gefahr im Verzug besteht, zeigt nicht nur dieser weitere gefährliche Vorfall. Keinem sei es gewünscht, dass sein Kind von einem Ausflug mit der Kindergartengruppe oder der Schulklasse nicht mehr zurückkehrt, weil es aus einem Zug gefallen ist deren Türen sich während der Fahrt selbsttätig geöffnet haben.
Weiterhin stellen sich den Fahrgästen und Mitarbeitern der S-Bahn wichtige Fragen, die bisher keine Beantwortung fanden. Was tut die Geschäftsführung der S-Bahn und der Vorstand der Deutschen Bahn eigentlich, außer die Auswirkungen ihrer gewinnorientierte Unternehmenspolitik zu beseitigen? Wozu wurde durch den DB-Konzern eine 100-köpfige Task-Force bei der S-Bahn eingerichtet, die letztendlich zu keiner Neuausrichtung bei der S-Bahn im Interesse der Fahrgäste und Mitarbeiter führt? Wozu werden Anwälte der Geschäftsführung auf die Mitarbeiter angesetzt und der Personalabbau noch immer nicht unwiderruflich gestoppt?
Es reicht ganz offensichtlich nicht mehr aus die katastrophalen Umstände bei der S-Bahn nur zu benennen, sondern gerade wo die Sicherheit auch für die Fahrgäste erkennbar nicht mehr gewährleistet ist, sie zu verändern. Es bedarf dabei weder eines mitwissenden Betriebsratsvorsitzenden noch eines beschwichtigenden Bahn-Vorstand, um eine engagierte und qualifizierte "Task-Force", die Mitarbeiter der S-Bahn, zum Zuge kommen zu lassen.
Bei ihrer Betriebsversammlung am nächsten Mittwoch, den 09.12.2009 um 08.00 und 15.30 Uhr, im Werk Schöneweide werden die Mitarbeiter nicht mehr nur die üblichen trockenen Phrasen vom Betriebsrat und der Geschäftsführung erwarten, sondern ihren Stellenwert als Betroffene der lebensgefährlichen Unternehmenspolitik einfordern.
Braucht es erst weitere Unfallopfer oder erst Tote bei der S-Bahn, bis diese wieder sicher und zuverlässig fahren wird? Das Eisenbahn-Bundesamt sollte sich einen neuen Namen geben: „S-Bahn-Bundesamt“. Der Vorstand der Deutschen Bahn muss endlich die Verantwortung übernehmen und einsehen, dass es keine Wertschöpfung aus der öffentlichen Darseinsvorsorge, dem Bahnverkehr, geben kann und darf. Nicht nur bei der Berliner S-Bahn gibt es katastrophale Umstände. Erst in den letzten Tage brannte wieder ein Zug der Baureihe 646 der DB-Regio in Oranienburg und ein Zug der selben Baureihe bei der UBB auf Usedom.