Überhitzte Rechner und kalte Füße bei der Berliner S-Bahn
Die automatische Notabschaltung des Stellrechners Nordkreuz erfolgte durch den Ausfall der Klimaanlage und der damit verbundenen Überhitzung der Stromversorgung im Stellrechner. So erloschen alle Signale zwischen Pankow, Humboldthain, Prenzlauer Alle und Gesundbrunnen und es konnte keine einzige Weiche mehr umgestellt werden. Durch diesen Totalausfall bei der S-Bahn waren alle U-Bahn Züge, Trams und Busse der BVG in diesem Bereich hoffnungslos überfüllt, bzw. konnten teilweise gar nicht mehr bedient fahren, da alle S-Bahn-Nutzer zwangsläufig auf die anderen Verkehrsmittel umsteigen mussten.
So viel wie die Deutsche Bahn AG mit der Einsparung von Personal durch die elektronischen Stellwerke einspart, so dramatisch sind deren Auswirkungen, wenn ein elektronisches Stellwerke oder ein regionaler Stellrechner ausfallen. Vor der Einführung dieser Personal reduzierenden Technik befanden sich auf den regional vorhandenen Stellwerken immer Fahrdienstleiter die bei auftretenden Störungen der Technik unmittelbar eingreifen konnten. Zudem blieben mögliche Störungen auf einen sehr kleinen Bereich von durchschnittlich 500 – 1000 m begrenzt und die Klimaanlagen der Signaltechnik bestanden aus verglasten Löchern in den Wänden, auch Fenster genannt. Und wenn den Stellwerken mal der Saft ausging, sprangen Hilfsdieselgeneratoren in den Stellwerken automatisch an und ein.
So mussten nun in der Neujahrsnacht die Reparaturkräfte erst aus dem 40 km entfernten Oranienburg kommen, um den Stellrechner von den vorgefundenen 30-40'C wieder runter zu kühlen. Bei einer Außentemperatur von -5'C dürfte die Öffnung von Türen eine schnell Abhilfe geleistet haben. Doch erst als die Klimaanlage des Stellrechners wieder in Funktion ging, konnten auch die Signale wieder mit Strom versorgt werden. Erst dann konnte auch der bei der Berliner S-Bahn wegen Fahrzeugmangel eh schon bestehende Not-Betrieb wieder aufgenommen werden.
Wo eine fehlerhaft funktionierende Klimaanlage für Ausfälle bei der Berliner S-Bahn sorgt, sorgt zugleich die Eisbildung an den Stromabnehmern der Fahrzeuge für zusätzliche Verspätungen und Ausfälle. Kontakte an den Stromabnehmern der Baureihe 480 und 481, die für eine verminderte Stromaufnahme sorgen wenn nicht alle Stromabnehmer eines Viertelzugs an der Stromschiene anliegen, frieren derzeitig ein. Flugschnee und Minustemperaturen setzen dieses bei den S-Bahnern alt bekannte Problem wieder auf die Tagesordnung. Durch die verminderte Stromaufnahme reduziert sich auch die Anfahrbeschleunigung der Züge. So schleichen die Züge immer häufiger über die Strecke und produzieren dabei Verspätungen von bis zu 20 und mehr Minuten, allein bei einer einzigen Zugfahrt. Die Rückfahrt gestaltet sich dann aufgrund eingesparter Wendezeiten an den Endbahnhöfen mit der bereits entstandenen Verspätung nicht viel positiver als die vorherigen Fahrten.
Aber diese Situation soll sich ja nun ändern. Nicht wegen eines vertraglich abgesicherten Klimawandel bei der S-Bahn, sondern wohl möglich schon durch den Probebetrieb in der wieder zu eröffnenden Betriebswerkstatt Friedrichsfelde ab 11.01.10. Doch wie soll diese erreicht werden, wenn im dazu gehörigen Bahnhof Lichtenberg die Weichen wegen fehlender Weichenheizungen eingefroren sind? Und wenn sich denn freiwillige S-Bahner die bei fehlenden Bedingungen in der Werkhalle, der Heizung und den Sozialräumen überhaupt finden. Diese Bedingungen sollen erst während der Aufnahme des Probebetriebs “weiterentwickelt“ werden. Somit sollen nach Aussage der Geschäftsführung, incl des Betriebsratsvorsitzenden, die "Freiwilligen" während ihres Einsatzes in Friedrichsfelde vorübergehend mit teilweisen Einschränkungen zu rechnen haben. Aber es handelt sich ja nicht um den Reaktor von Tschernobyl und es soll ja den ganzen Januar lang nur zweistellige Minusgrade geben. Da kann ja nichts mehr schief laufen, außer dass sich der Arbeitsschutzbeauftrage bei der S-Bahn nicht in den Urlaub schicken lässt und seine Arbeit macht. Ansonsten macht dies aber vielleicht dann das Landesamt für Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und technische Sicherheit Berlin (LAGetSi).
Sicherheit kann scheinbar nirgendwo anders so tief gestapelt werden, wie es bei der Berliner S-Bahn der Fall ist. Erst werden auf Kosten der Sicherheit der Fahrgäste Gewinne gemacht, jetzt soll auf Kosten der Sicherheit der Mitarbeiter in der Werkstatt Friedrichsfelde damit weitergemacht werden. Das alles nur, um die Unfähigkeit der Geschäftsführung zu verstecken. Die "neuen" Herrn Geschäftsführer doktern in ihrem “Headquarter“ in der Invalidenstr. nun schon über ein halbes Jahr gemeinsam mit der Mehrheit des Betriebsrats, der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG und dem Rechtsanwaltsbüro Lutz&Gleiss an der Berliner S-Bahn herum, ohne dass es wirklich irgend eine Verbesserung im Betrieb der S-Bahn gibt.
Selbst der Auftraggeber des S-Bahn-Verkehrs, der Senat von Berlin, droht immer wieder allein den Beschäftigten und Fahrgästen der S-Bahn mit einer möglichen Neuausschreibung der Verkehrsleistungen bei der Berliner S-Bahn an private Anbieter mit Dumpingleistungen im Lohn- und Servicebereich. Auch die mögliche Übernahme der S-Bahn durch den Senat selber sehen Beschäftigte und Fahrgäste eher als Drohung als ein Hoffnungsschimmer an, wie ihnen das Beispiel der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) mit deren Ausfallerscheinungen ganz deutlich zeigt.
Wer soll eigentlich noch diesen eigennützigen Haufen aus DB-Vorständen, Geschäftsführern, Betriebsräten und einer Verkehrsenatorin für voll nehmen? Von der Geschäftsführung sind nur haltlose Versprechen, von der Betriebsratsmehrheit nur reine Situationsberichte, von den Gewerkschaften nur tiefgründiges Schweigen und von der Verkehrssenatorin nur irrwitzige Drohungen zu vernehmen. Von diesen elitären Kreisen kann kein einziges Anzeichen eines grundlegenden Neuanfang bei der S-Bahn im Sinne der Beschäftigten und Fahrgäste vernommen werden.
So verwundert es kaum, dass selbst der aktuelle Notfahrplan, der neuste ist seit 04.01.10 gültig, nicht eingehalten werden kann und es zu weiteren chaotischen Zuständen bei der Berliner S-Bahn kommt. Daher werden sich Beschäftigte und Fahrgäste am 08.01.10 wieder zusammensetzen, um sich über ihren Weg aus der Krise der S-Bahn zu verständigen. Keiner weiß am Besten wohin die Reise der S-Bahn zukünftig gehen sollte und was die nächsten Schritte bei der S-Bahn sein müssen als die Beschäftigten und Fahrgäste der Berliner S-Bahn. Letztendlich sind es die einzigen Betroffenen vom weiterhin anhaltenden S-Bahn-Chaos.
Das Aktionsbündnis “Berliner, rettet eure S-Bahn!“ trifft sich am Freitag, 8. Januar um 18 Uhr mit Fahrgästen und S-Bahnern in der “Stiftung Nord-Süd-Brücken“ in der Greifswalder Str. 33a.
die oben genannte Information ist doch sehr interessant und voll mit Fakten bestückt die so bisher nicht bekannt waren.
Jedoch frage ich mich wie Sie an diese Informationen gekommen sind da manch Presseagentur bestimmt neidisch sein werden und andererseits die S-Bahn Berlin GmbH auch in Interesse haben wird, wo Sie betriebsinterna herhaben.
Es grüßt
ein Leser ihres Forums