Erpressungsfall bei der Berliner S-Bahn
Es ist nicht wenigen S-Bahnern bewusst, dass die Geschäftsführung durch die Einführung neuer EDV-Systeme, die u.a. bei der DB-Regio bereits laufen, die Auslagerung der S-Bahn Werkstätten und anderen Bereichen der S-Bahn vorbereitet. Für die Begründung der Einführung neuer EDV-Systeme bedient sich die Geschäftsführung der S-Bahn nun auch dem EBA, indem dieses eine nachvollziehbare Software benötigt, um der S-Bahn die Betriebserlaubnis auch nach dem 31.12.2010 zu erteilen. Und dieses ist nach Angaben des EBA nur durch das der DB möglich. Dabei gibt es bereits eine noch vor Jahren durch die Manager hoch gelobte Software bei der S-Bahn. Diese ist jedoch nicht kompatibel mit den Systemen der DB. So kann eine anvisierte Ausgliederung von Teilen der S-Bahn nicht nach den Wünschen des DB-Management vollzogen werden.
Dass es diese bereits vorhandene Software bei der S-Bahn gibt, die auch für das EBA nachvollziehbar die Wartungsprozesse in den Werkstätten darlegt, wird dabei nicht Rechnung getragen. Dabei ist zu beachten, dass jedes IT-System nur so nachvollziehbar und so zuverlässig ist, wie der Mensch der es bedient. Wenn ein Meister oder Beschäftigter keine Arbeiten an den Fahrzeugen auf Weisung von ihnen Vorgesetzten ausführen soll, dann tauchen diese Arbeiten auch nicht in der für das EBA nachvollziehbare System auf. Selbst der Betrug, wie er schon einmal durch Manager der S-Bahn angeordnet wurde, ist auch durch das neue System möglich, indem Arbeiten auf Weisung von Vorgesetzten in das System eingegeben werden, obwohl sie aus Optimierungsgründen nicht ausgeführt wurden.
Der Druck auf den Betriebsrat der S-Bahn wird durch das EBA mit der Begründung erhöht, um den bei der Bahn vorhandenen IT-Systemen zuzustimmen, da ansonsten die S-Bahn ihre Betriebserlaubnis verlieren wird. Der BR-Vorsitzende geht dabei im Interesse der Geschäftsführung noch einen Schritt weiter. Er will auch ohne Anhörung und Empfehlung der EDV-Ausschussmitglieder die Abstimmungen für die verschiedenen EDV-Systeme im Betriebsrat durchpeitschen. Wenn nötig im 20 Minuten Takt. So macht sich der Betriebsratsvorsitzende und die ihm hinterher laufenden Kettenhunde der Geschäftsführung zu Erfüllungsgehilfen für die weitere Zerschlagung und Aufspaltung der S-Bahn und ihrer Mitarbeiter. Ohne Sachverstand für die EDV-Systeme und dem Willen die S-Bahn wieder zu einem stabilen Verkehrssystem der Hauptstadt zu machen, will die derzeitige BR-Mehrheit dem Ruf des Management und EBA ohne Widerspruch unterwürfig folgen.
Nicht erst jetzt reden schon viele S-Bahner davon, dass sich wohl nicht nur der BR-Vorsitzende nach der Betriebsratswahl am 04.-06.05.10 seine Haltung gegenüber dem Management versilbern lassen wird. Auch das Auftreten des BR-Vorsitzenden auf der letzten BR-Versammlung und in den Medien in enger Geschlossenheit mit dem Vorstandsvorsitzenden der DB AG zeugen bei vielen Kollegen von dem Willen, dass er sich scheinbar mehr zu den Managern als zu den Beschäftigten hingezogen fühlt. Seine Arbeit im Interesse des Unternehmen will er zukünftig schienbar auch gewürdig und entlohnt bekommen, in dem er, was Mitstreiter aus seiner Fraktion auf Anfrage nicht ausschliessen wollten, nach der Betriebsratswahl ins Management der Bahn wechselt. Wohl nicht umsonst bezeichnet sich der BR-Vorsitzende zusammen mit seinem Stellvertreter als die Geschäftsführung des Betriebsrats der S-Bahn.
Dass sich nun das EBA zum Gehilfen der Geschäftsführung macht, zeigt die Bedeutung der Sache. Keine Aufsichtsbehörde übt auf Betriebsräte solch einen Druck aus, ohne dass ein weiteres skrupelloses Interesse des DB-Managements und des Verkehrsministerium als übergeordnetes Organ des EBA vorhanden sein wird. Das Gesamtsystem S-Bahn soll es zukünftig nicht mehr geben und da werden alle Geschütze aufgefahren, um dieses Ziel zu ereichen. Zudem wird scheinbar von der Geschäftsführung davon ausgegangen, dass der neu zu wählende Betriebsrat in seiner Zusammensetzung keinen so Unternehmen freundlichen Kurs fahren wird wie der bisherige Betriebsrat. Nur so kann es verstanden werden, dass noch vor den BR-Wahlen die Grundlage für die IT-Systeme der Bahn auch bei der S-Bahn geschaffen werden sollen. Nur so können weitere Personale in den Werkstätten und in allen anderen Bereichen der S-Bahn entsorgt werden, denn in den Bereichen der DB in die die Berliner S-Bahn zerschlagen werden soll, der DB-Station&Service, DB-Netz, DB-Regio, DB-Fahrzeuginstandhaltung oder der S-Bahn Mitteldeutschland, läuft der Arbeitsplatzabbau bzw. das Lohndumping auf vollen Touren.
„Hände weg von der S-Bahn - Hände weg von unseren Arbeitsplätzen“ lautete bereits während des größten S-Bahn Chaos im Jahr 2009 ein Flugblatt von Beschäftigten der S-Bahn, womit sie wohl nicht nur die Politiker und das Management meinten, sondern auch die Betriebsratsmehrheit als deren Gehilfen. Ob sich die derzeitige Mehrheit im Betriebsrat der S-Bahn und die Unternehmensführung noch vor den Betriebsratswahlen einer neuen Unmutsbekundung der Beschäftigten ausgesetzt sehen werden, hängt nicht allein von dem Willen des Betriebsrats ab, sich gegen den Druck der Bahn-Manager und der Politik in Vertretung des EBA zu wehren. So wie es jetzt läuft, läuft alles dort hin, woher die S-Bahn gekommen ist. Das große Chaos für die Bahnnutzer ist gegangen, das Chaos und die Verzweiflung für die S-Bahner ist geblieben. Die Auswirkungen des Missmanagement bei der Berliner S-Bahn und der DB sind retuschiert worden, die Ursachen finden sich in ihrem Ergebnis noch immer sehr deutlich im Vorgehen auch der neuen Unternehmensführung wieder.