Sie sind hier: Startseite Projekte Standpunkt - Gruppe (DB, GDL u. TG) News Bei der Bahn ist nicht nur eine Schraube locker

Bei der Bahn ist nicht nur eine Schraube locker

erstellt von Standpunkt-Redaktion — zuletzt verändert: 21.04.2010 00:44
Dass bei der Bahn bei weitem nicht nur eine Schraube locker ist, dass pfeifen nicht nur die Spatzen vom Dach des Bahn-Towers in Berlin, sondern auch die Bremszylinder der S-Bahn von den Schienen. Die Vorstandsetagen der DB reagieren auf das Problem der losen Spannschraube bei der "fliegenden" Tür des ICE 105 und beschließen umfassende Sicherheitsvorkehrungen, damit die ICE's der 3.Serie nun keine Türen mehr verlieren. Statt mit 300 km/h dürfen sie nur noch 220 bzw. 250 km/h fahren. Dadurch soll keine Tür, incl. Glassplitter, mehr auf der Speisekarte entgegenkommender Züge stehen. So begegnen sich zwei ICE Züge der Bahn nun statt mit 600 km/h (je 300 km/h) "nur" noch mit 440 bzw. 500 km/h.

Als am 17.04.10 der ICE 105 eine Tür des Fahrgastraums verloren hat und auf das Bistro eines entgegenkommenden Zugs prallte, war es für manch einen Zugbegleiter der Bahn keine Überraschung. Sie hatten bei dem betreffenden Zug schon mehrmals darauf hingewiesen und die Störung an der "fliegenden" Tür des ICE 105 immer wieder ins Bordbuch eingetragen. Aufgrund von Personalmangel in den Werkstätten und sehr kurzen Aufenthaltszeiten der Züge in den Werkstätten, ist jedoch nichts passiert, bis es zu spät war. Jedoch mit fatalen Folgen. So kommen weitere 6 Verletzte auf das Kerbholz des Bahnvorstandsvorsitzenden. Mit der Sicherheit bei der Bahn hat Grube wohl seine eigene und die seines Posten gemeint, aber weniger die Bahn als Verkehrsmittel und "Flugersatzverkehr". Wenn nun für Bahnreisende und ehemalige Fluggäste in den nicht erst jetzt überfüllten Zügen die Türen zu einer begehrten Rücklehne wird, kann möglicherweise der Traum vom Fliegen schneller seine Erfüllung bekommen als es tatsächlich gewollt ist.

Nun wurden durch Bahnmanager die Geschwindigkeiten der ICE 3 heruntergesetzt und zusätzliche Kontrollen angeordnet. Ein typisches Verhalten der Manager, die lieber nach einem Unfall zusätzliche Überprüfungen anordnen, als vorsorglich immer und zu jeder Zeit eine umfassende Wartung aller Züge zu gewährleisten. Aber das gibt ihre Kosten–Nutzen-Rechnung nicht her. So sollte es jedoch bei allen Überprüfungen an den Zügen nun nicht nur um die Spannschrauben an den Türen oder um die brüchigen Achsen gehen, denn ein Zug besteht nicht nur aus Achsen und Türen. Eine ständige intensive Überprüfung der Züge würde sich zwar auf die "Erfolgszahlen" der Börsenbahn auswirken, doch es müssen wieder Mitarbeiter in Zahlen eingestellt werden, wie es sie vor dem politischen Börsenwahnsinn der Bahn gab. Damals wurde für Spekulanten an den Börsen zwar keine Renditen erwirtschaftet, aber die Bahn war sicherer und zuverlässiger als sie es heute nach all den Entgleisungen, Achsbrüchen und Sicherheitsmängeln für die Bahnnutzer geworden ist.

So zeichnen sich weitere Sicherheitspannen, Unglücke und Katastrophen bei der Bahn ab. Fast jeder Eisenbahner fragt sich nicht ob es zu neuen Problemen bei der Bahn kommen wird, sondern nur wann diese kommen werden. Und wenn es keine Aschewolken auf Flughöhe Null ist die die Bahn ausbremsen würde, dann schaffen sich die Bahnmanager eigene Schildbürgerstreiche. So geschehen wieder einmal bei der Berliner S-Bahn.

Neuerliche Panne bei der Berliner S-Bahn

Dort wurden seit Oktober 2009 die Bremszylinder der BR 481 ausgetauscht, da an den bis dahin verbauten Bremszylinder nicht die von den Herstellern vorgegebenen Wartungsarbeiten durchgeführt wurden und somit ihrer Aufgabenstellung nicht mehr gerecht wurden, die Züge in ausreichender Weise zu bremsen. So wurden seit diesen Tagen, als das Eisenbahnbundesamt nach bekannt werden dieses Umstandes fast die gesamte Flotte der Baureihe 481 stilllegte, neue Bremszylinder eingebaut. Nur haben diese einen Fehler.

Nicht alles was aus der Schweiz kommt ist auch gleichzeitig gut und das nicht erst seit dem der jetzige Chef der Schweizer Bundesbahn (SBB), Andreas Meier, im Aufsichtsrat der Berliner S-Bahn verweilte. So kamen die neuen Bremszylinder für die Baureihe 481 auch aus der Schweiz und weisen einen bedeutenden Fehler auf. Die Firmenplakette auf den neuen Bremszylindern wurden nur aufgeklebt, statt sie wie bei den alten Bremszylindern anzuschrauben. Da sich die Firmenschilder nun unter Witterungs- und Betriebseinflüssen von den Bremszylindergehäuse gelöst haben, musste die alte verschraubte Variante her. Die Schlosser in den Werkstätten begannen nun die für eine mögliche Regressforderung wichtigen Herstellerschilder wieder anzuschrauben. Dabei fiel jedoch auf, dass die neuen Bremszylinder nicht mehr doppelwandig sind, wodurch nun die neuen Bremszylinder aufgrund der Verschraubungen der Herstellerschilder undicht sind. Nicht nur durch die Erschütterungen während der Fahrt pfeifen die Bremszylinder nun ab und lassen die in den Bremszylindern für die Bremsungen nötige Luft ins Freie. So wie die Versprechungen der Bahn-Manager von Sicherheit und Regelfahrplan weiterhin nur heiße Luft als ihren bedeutendsten Inhalt haben.

Der Gang der Deutschen Bahn AG an die Börsen der Welt ist nicht abgesagt, er wird durch den Vorstandsvorsitzenden der DB AG, von Eisenbahnern auch "Ohbahner" genannt, nur mit warmen Worten und heißer Luft verpackt. So wurde noch immer nicht und wird wohl auch nicht ohne weiteres das "Guantanamo der Eisenbahner", das Bahnunternehmen DB-Jobservice, nicht geschlossen und somit die Eisenbahner auf ihren wichtigen und notwendigen Posten auf den Bahnsteigen, den Stellwerken, den Werkstätten oder auf den Zügen belassen. Ebenso wird der skrupellose Prozess der Gewinnmaximierung bei der Bahn nicht gestoppt, auch wenn es das Beispiel der Berliner S-Bahn längst im gesamten Bereich der Bahn gibt. Nur sehen noch nicht alle Eisenbahner ihre Möglichkeiten darin, weitere Katastrophen bei der Bahn zu verhindern, indem sie ihre und die unhaltbaren Zustände bei der Bahn unter die Kollegen und somit an die Öffentlichkeit bringen. Mit dem Verweis auf die Anordnungen und die Zuständigkeiten der einem Vorgesetzten und seine vordergründige Verantwortung für die unhaltbaren Zustände, wird keinem Eisenbahner und keinem Reisenden geholfen sein, wenn es zu weiteren Unglücken und Verletzten bei der Bahn kommen wird.

Jeder Eisenbahner und jeder Reisende kann der Nächste sein ...

(5) Kommentare

Anonymer Benutzer 21.04.2010 19:34
Sehr deutlich tritt hier die absolute Unkenntnis zu Tage.
Kein einziges Fahrzeug der BR 481 wurde mit einen wie vom Verfasser, wahrscheinlich aus Unkenntnis heraus formuliert, mit solchen Bremszylindern ausgerüstet.
Übrigens, ich weiß von was ich schreibe.

Dem Verfasser wäre zu wünschen das ihm etwas vom Himmel fällt.

S-Bahner
Anonymer Benutzer 22.04.2010 00:50
So lesen sich die aktuellen Beiträge zur Berliner S-Bahn. Sicherlich ist viel Kritik angebracht an dem Unternehmen, aber es dient nicht sonderlich der eigenen Glaubwürdigkeit ein Fass von Verschwörungstheorien aufzumachen.
Anonymer Benutzer 22.04.2010 07:33
Die S-Bahn läßt dementieren, defekte Bremszylinder seien nicht unterwegs (siehe http://www.morgenpost.de/[…]/S-Bahn-Keine-neuen-Bremsmaengel.html). Gerne würden wir das glauben. Aber wir kennen zu viele Dementis der Bahn, die später durch Tatsachen wieder dementiert wurde. Wir werden sehen.
Anonymer Benutzer 22.04.2010 12:55
"Gerne würden wir das glauben. Aber wir kennen zu viele Dementis der Bahn, die später durch Tatsachen wieder dementiert wurde. Wir werden sehen."

Gerne würde ich auch glauben hier geben Fachleute die Informationen.
Wie gesagt, die Hoffnung stirbt zuletzt. Ob es da Hoffnung gibt? Wenn ich die Beiträge hier zum Thema Berliner S-Bahn lese, springt mir ins Auge das sich durch die meisten Beiträge, wie eben auch in diesen, eine gewisse Ahnungslosigkeit wie ein roter Faden durch die Beiträge zieht.
Wissen wird hier all zu oft mit Unwissen verwechselt.

S-Bahner
Anonymer Benutzer 22.04.2010 20:59
Schlimm genug, dass bei der Berliner S-Bahn noch immer die Informationen über Sauereien, Schildbürgerstreiche und weiterhin vorhandenen Sicherheitsmängeln nur über sieben Ecken zu erfahren sind. Dann wäre es auch kein Problem der Bahn, sondern eine Zeichen, dass bei der Bahn mit offenem Visier und nicht nur fliegenden Türen gefahren wird. Das Problem der fehlenden Doppelwandigkeit bei den neuen Bremszylindern, um die Herstellerschilder anzuschrauben, ist jedenfalls nicht vom Himmel gefallen und findet ihre Ursache nicht hier, sondern bei den Managern der S-Bahn.
Warum wird bei der S-Bahn ebenfalls nicht offen über die nicht vertretbare Zunahme von unzulässigen Signalvorbeifahrten gesprochen? Diese passierten in den letzten Wochen insbesondere an den Bahnhöfen, an denen den Lokführern die zusätzliche Aufgabe der Zugabfertigung aufgebrummt wurde, um das örtliche Aufsichtspersonal einzusparen. Sind nach den Fahrzeugen nun die Personale an der Reihe, um diese aufgrund der weiterhin vorhandenen Gewinnabführung an den DB-Konzern auf Verschleiß zu fahren? So wird beim laufenden Genehmigungsverfahren des Eisenbahnbundesamts für ZAT-FM (Zugabfertigung Triebfahrzeugführer - Fahrzeugmonitor) die Signalüberfahrten wohl keine Rolle spielen, wenn es der Aufsichtsbehörde erst gar nicht mitgeteilt wird.
Lokführer, hört die (roten) Signale!

SBahner