DB-Vorstand verhängt Todesurteil
Ab 01.03.2010 hört die S-Bahn als eigenständiges und traditionsreiches Nahverkehrsunternehmen in Berlin auf zu existieren. Die Berliner und auch die Hamburger S-Bahn wird der DB-Regio AG untergeordnet und sollen nach dem Willen der DB-Manager ihre Sonderstellungen als Berlins bzw. Hamburgs Schlagader im öffentlichen Nahverkehr der Städte verlieren. So werden sie mit ihrer Daseinsvorsorge für die Mobilität der Berliner, Brandenburger und Hamburger Bevölkerung den gleichen Stellenwert, wie z.B. den "relativ" dünn bewohnten Regionalverkehr Alb-Bodensee erhalten. Ein Todesurteil für die Berliner und Hamburger S-Bahn und ihren Beschäftigten.
Durch das hemmungslose Vorgehen des DB-Vorstands wird insbesondere bei der Berliner S-Bahn mit einem Personalabbau zu rechnen sein, den selbst die wahnwitzigen Pläne der Berliner Verkehrssenatorin, mit ihrem Willen einen Teil des Berliner S-Bahn-Netzes auszuschreiben, nicht erreicht hätte. So sollen durch die Angliederung der S-Bahnen an die DB-Regio AG die "vorhandenen Strukturen der DB-Regio AG" auch bei der S-Bahn in Berlin und Hamburg umgesetzt werden. Das würde bedeuten, dass alle Fahrdienstleiter und Streckenblockwärter der Berliner S-Bahn der DB-Netz AG zugeschlagen werden, dass der gesamte Marketingbereich der Berliner S-Bahn der DB Vertrieb GmbH zugeschlagen wird, dass alle verbliebenen Bahnsteig- und Stammaufsichten der Berliner S-Bahn zur DB-Station & Service AG zugeschlagen werden würden, dass alle Werkstattpersonale der DB-Fahrzeuginstandhaltungs GmbH zugeschlagen werden und, dass die Triebfahrzeugführer der Berliner und Hamburger S-Bahn damit rechnen müssen in eine der zahlreichen Billiglohngesellschaften der DB AG für die Fahrpersonale zugeordnet zu werden, die im Wettbewerb mit privaten Betreibergesellschaften stehen. So werden alle Beschäftigten bei der S-Bahn mit einem Jobverlust rechnen müssen, da in fast allen Geschäftsbereichen, in die der DB-Vorstand die S-Bahnen zerschlagen will, bereits ein Interessenausgleich (Arbeitsplatzabbau) läuft.
So soll aus der historisch erfolgreich gewachsenen und durch eine skrupellose Gewinnmaximierungspolitik des DB-Konzerns fast zum erliegen gebrachten Berliner S-Bahn, nur noch ein Briefkasten an einer schäbigen Hausecke in Berlins Mitte übrig bleiben. Die Werte die allein wir Steuerzahler für die Berliner und Hamburger S-Bahn erbracht haben, um ein funktionierendes Nahverkehrsmittel zu haben, wird nun durch eine unternehmerische Willkürentscheidung zum direkten Melkesel des Globalplayer Deutsche Bahn AG gemacht. Über Jahrzehnte gewachsene Strukturen bei der Berliner und Hamburger S-Bahn werden mit dem Staatsstreich anmutenden Vorgehen des DB-Vorstandsvorsitzenden Dr. Rüdiger Grube zunichte gemacht. Kein Schotterstein, kein Radsatz und kein Arbeitsplatz, wird mit der Entscheidung die S-Bahnen in Berlin und Hamburg zu zerschlagen, einen sicheren Bestand mehr haben. Nie zuvor wurden die Beschäftigten der Berliner und Hamburger S-Bahn in dem Maße für das Handeln ihres Management zur Kasse gebeten, wie es jetzt nach den Vorstellungen des DB-Vorstands passieren soll. Missmanagement und Gewinnmaximierung hat immer wieder Opfer von uns abverlangen wollen, aber der jetzt getätigte Schritt des Bahn-Management kommt einer Kriegserklärung gleich.
Die Zeche für das durch Unternehmensmanager entstandene S-Bahn-Chaos und der damit noch nie dar gewesenen Krise in Berlin sollen nun die Beschäftigten bezahlen. Keine Gewerkschaft und kein Betriebsrat hat uns davor bewahren können, denn die selbst ernannten Interessenvertreter haben nur ihren eigenen Posten im Sinn. Schon bevor der DB-Vorstand die Entscheidung über die Zerschlagung der traditionsreichen Eisenbahnunternehmen in Berlin und Hamburg bekanntgaben, wussten Betriebsräte von diesem Vorhaben. Und auch jetzt, wo die Auswirkungen für uns Beschäftigte immer klarer werden, zeigen sich weder Gewerkschaftsfunktionäre noch Betriebsräte dazu bereit, eine massive Gegenwehr mit uns Beschäftigten gegen die Pläne des DB-Vorstands zu organisieren. Anders als diese hoffnungslosen Sozialpartner der Unternehmen, bereiten sich unabhängig agierende Beschäftigte und Gewerkschafter auf eine nie dar gewesene Gegenwehr vor. Dazu werden weder die Gewerkschaftsapparate noch die selbstherrlichen Betriebsräte von Nöten sein, denn diese haben die Bindung zur Basis, uns Beschäftigten, durch ihre Sozialpartnerschaft mit den Unternehmensmanagern, aber auch durch ihre persönlichen Eitelkeiten, längst verloren.
Der am 23.01.2010 veröffentlichte Untersuchungsbericht der Anwaltskanzlei Lutz und Gleiss zur Aufdeckung der Verantwortlichkeit für das S-Bahn-Chaos in Berlin, war gleichzeitig der unternehmerische Abschlussbericht für die S-Bahn Berlin und für die Hamburger S-Bahn. Diesen gut vorbereiteten Todesstoß haben die Anwälte und Handlanger des DB-Vorstands schon ab dem Zeitpunkt geplant als abzusehen war, dass die Gewinnerwartungen an die S-Bahnen nicht die Kosten decken werden, die durch das Missmanagement verursachte Krise der DB kosten wird. So wurde durch die neu eingesetzte Geschäftsführung bis zum heutigen Tag ganz bewusst kein Personalkonzept entwickelt und vorgestellt, dass einen sicheren Weiterbestand der Berliner S-Bahn darlegen würde. Es wurde von dem Tag an, wo die Geschäftsführung ausgewechselt wurde nur auf Zeit gespielt, um geeignete unternehmerische Maßnahmen zu vollziehen, die nicht aus zuvor falsch dargestellten Tatsachen bestehen und möglicherweise die Partnerschaft des Betriebsrats und der Gewerkschaften gefährdet hätte. So haben sich die Geschäftsführer der Berliner S-Bahn nicht nur die Betriebsräte durch Personen bezogene Zugeständnisse willig gemacht, sondern sie haben sich gleichzeitig die Gewerkschaftsfunktionäre mit ihrer kompromisslosen Sozialpartnerschaft gegenüber den Unternehmensmanagern zu deren Handlangern gemacht.
Wir können unsere Kollegen der Berliner und Hamburger S-Bahn nur noch dazu aufrufen, sich gemeinsam mit den nächsten Kollegen im mittelbaren und unmittelbaren Arbeitsumfeld dem Willen des DB-Vorstands entgegenzustellen. Durch unabdingbare Gespräche mit unseren nächsten Kollegen vor Ort über den gemeinsamen Willen die aktuelle Situation zu unseren Gunsten verbessern und durch Gespräche über die dazu notwendigen Wege die es zu gehen gilt, können wir unseren gemeinsamen Willen zur Gegenwehr auch zur Tat werden lassen. Wir haben nichts mehr zu verlieren, was uns die Manager mit ihrem Vorgehen nicht längst genommen haben. Gestalten wir nicht nur dem Vorstandsvorsitzenden der DB AG, bei seinem am 30.03.2010 um 08.00 Uhr auf der Betriebsversammlung der S-Bahn im Werk Schöneweide geplanten Auftritt, gemeinsam einen "heißen" Empfang (Konzernausweis nicht vergessen), sondern mobilisieren wir uns und unsere Kollegen zu weiteren Aktionen der Gegenwehr. Es sind letztlich nicht nur die S-Bahner die ihren Job und ihre Zukunft durch das skrupellose Handeln der Bahn-Manager längst verloren haben. Nur gemeinsam sind wir stark und mächtig genug, um unser Schicksal nicht länger in die Hände macht hungriger und skrupelloser Manager zu legen. Organisiert Treffen mit euren Kollegen und nutzt jedes Zusammentreffen mit Kollegen, um eure Ideen zur Gegenwehr letztendlich in Taten umzusetzen. Es sind keine verwirrten Geister die Barrikaden zum Brennen bringen wollen, sondern Eisenbahner die ihre Arbeitsplätze behalten und wieder erträgliche Arbeits- und Lebensbedingungen erreichen wollen.
Die Zeit ist nicht nur reif um uns zu wehren, die Zeit für die skrupellosen Manager ist abgelaufen!