Ford greift an - erst Genk, jetzt Köln?
Betriebliche Aktivist*innen hatten von Anfang an davor gewarnt: Die Standort- und Verzichtslogik der IG Metall im Falle der Genker Kolleg*innen rettet keinen einzigen Job und lässt die Manager nur immer unverschämter werden. Kaum ist die Schliessung des Genker Werks aus ihrer Sicht durch, folgt der nächste Angriff. Auf der Betriebsversammlung am 9.12. kündigt die Unternehmensleitung an, der Fiesta werde ab 2017 womöglich nicht mehr im "teuren" Köln gebaut.
4.000 Jobs in Köln hängen direkt an der Fiesta-Produktion und stehen jetzt auf der Kippe. Willige Helfer finden die kriminellen Existenzvernichter in den Chefetagen bei der Kölner Justiz. Die bereitet für Januar 2014 Prozesse gegen einige Genker Kolleg*innen vor, deren berechtigten Protest am 7. November 2012 jetzt als Straftat angeklagt wird.
Der Solidaritätskreis 7. November, der sich zur Unterstützung der willkürlich herausgegriffenen Kolleg*innen gebildet hat, stellt dazu fest: "Das wahre Verbrechen besteht darin, Fabriken und Firmen zu schließen und Menschen auf die Straße zu setzen. Der Widerstand gegen Arbeitsplatzvernichtung ist uneingeschränkt gerechtfertigt: Das schließt die Selbstverteidigung gegen amoklaufende Polizisten ein." Weiter heißt es unter Bezugnahme auf die beim spontanen Widerstand gegen die angreifenden B... angeblich verletzten Beamten: "Soll die Polizei sich nicht in Streiks und Arbeiterproteste einmischen – dann gibt es auch kein Knalltrauma."
Auch wenn aufmüpfige Arbeiter*innen für die herrschenden Elite im Staatsapparat und Wirtschaft eine Unverschämtheit sind, so gibt es zugleich deutlich spürbare Widersprüche im taktischen Umgang mit den Prozessen gegen die Genker Kolleg*innen. Einige Haudrauf-Juristen bei der Kölner Justiz haben Blut geleckt und wollen scheinbar eine Verurteilung um jeden Preis. Die etwas intelligentere Fraktion würde am liebsten den Ball flachhalten und die Angelegenheit vergessen. Dies zeigt der TV-Bericht im ARD Europa-Magazin der die einst als "Chaoten und Randalierer" beschimpften Genker Kolleg*innen voller Verständnis als um ihre Existenz kämpfende Arbeiter zu Wort kommen lässt und das "durch ein kulturelles Missverständnis ausgelöste überzogene Vorgehen der deutschen Polizei tadelt."
Die Solidaritätskampagne mit den Betroffenen zieht unterdessen immer breitere Kreise. Davon zeugen nicht nur zahllose Solidaritätserklärungen sondern auch das praktische Aufgreifen des Konflikts bei Ford durch die Kolleg*innen der Alternative bei Daimler Sindelfingen. Längst hat die Solidarität Ländergrenzen überschritten, nicht nur ins nahegelegene Belgien. Auch in der Schweiz wird Ford inzwischen die Rechnung für seine kriminellen Machenschaften der tausendfachen Existenzvernichtung präsentiert, wie aufmerksame Spaziergänger berichten.
Der Solidaritätskreis kündigt für Januar parallel zu den Prozessen weitere Aktionen an:
"In Köln werden wir in der Woche, in der die Prozesse beginnen, diese in großer Zahl besuchen und eine breite Solidaritätsdemonstration organisieren. Wir rufen ebenfalls dazu auf, deutschlandweit durch viele bunte und kreative Begleitaktionen vor Ford-Autohäusern auf die Prozesse aufmerksam zu machen."