Sie sind hier: Startseite Projekte Alcatel - Lucent Chronik Ausgliederung und das Konzept dahinter am Beispiel Nokia Siemens Networks Berlin

Ausgliederung und das Konzept dahinter am Beispiel Nokia Siemens Networks Berlin

by Alcatel-Lucent posted on 10.01.2008 11:09 last modified 10.01.2008 11:09 —

Alcatel-Lucent plant, den Entwicklungsteil des AnyMedia Produktes an die deutsche Tochter der indischen Firma Wipro auszulagern. Für die Kollegen stellt sich jetzt die Frage, wird dies ein neuerlicher Fall aus der „benq“-Methode oder besteht hier wirklich die Möglichkeit, aus der kränkelnden Telekommunikationsbranche in eine weniger anfälligen Kontext wie z.B Automatisierungstechnik oder ähnliches zu wechseln.

Leider gibt es bei Siemens-Nokia einige Beispiele, wo solche Ausgliederungen lediglich zum „Entsorgen“ von nicht mehr benötigten Mitarbeitern verwendet wurde. Die folgende Information soll ein Diskussionsbeitrag darstellen. Alle Beiträge können kommentiert werden.


NSN fährt mit Ausgliederungen fort. Ziel ist es offensichtlich die gesamte Forschung und Entwicklung (R&D) auszulagern. NSN fährt - wie wohl die anderen Konzerne auch - das Konzept, Entwicklungsaktivitäten von Firmen, die sich auf R&D spezialisieren, bei Bedarf einzukaufen. NSN verspricht sich davon “höhere Flexibilität”. Es sieht so aus, als ob in absehbarer Zeit nur noch Marketing, Vertrieb, Produktplanung und vielleicht einige Kernentwicklungen bei NSN bleiben werden.

Weiter ist ein neuer “Warenaustausch” zu beobachten. Die Divise heißt: “Du bekommst von mir Aufträge, wenn du eine bestimmte Anzahl meiner (unliebsamen) Mitarbeiter und auslaufende oder schwache Produkte übernimmst”.

So übernimmt IBM beispielsweise zum 1.1.2008 von NSN Mitarbeiter und bekommt dafür Aufträge von NSN. Oder, umgekehrt erklärte die Deutsche Telekom NSN wieder zum bevorzugten Lieferanten, wenn NSN 2000 Mitarbeiter der VTS (Service Deutsche Telekom) übernimmt (obwohl sie diese Tätigkeiten in anderen Bereichen abstoßen). Im Falle von VTS sind 70% der Mitarbeiter ohne Aufgaben, d.h. es ist ein massiver Stellenabbau dort zu erwarten.

Für die übernommenen Mitarbeiter wird in allen uns bekannten Fällen ein eigenes Konzernunternehmen, meist mit einem Betrieb, gegründet. Erfolgt doch mal eine Integration in ein bestehendes Unternehmen, wie im Falle Ausgliederung von NSN zu TATA, dann ist es ein kleines mit nur 25 Mitarbeitern. TATA beispielsweise möchte auf den deutschen Markt.

Von den Aufträgen, die NSN als Gegenleistung für die Übernahme der Mitarbeiter mitgibt, dürften diese langfristig nichts haben. Es ist sogar zu erwarten, dass viele dieser neu entstehenden Unternehmen nach einem Jahr still und leise geschlossen werden. Die Struktur „eigenes Unternehmen, eigener Betrieb“ ermöglicht leicht eine Betriebs- bzw. Unternehmensschließung. Die Mitarbeiter haben keine Chance mehr vor dem Arbeitsgericht.

Weiterhin ist auffallend, dass die NSN-Ausgliederungen scheibchenweise, so um die 100 Mitarbeiter pro Ausgliederung, erfolgen. Damit erhält man sowohl bei NSN als auch beim Ausgliederungspartner kleine Gruppen, die man still und leise entsorgen kann.

Diesen Ausgliederungsmaßnahmen wird mit massiver Aufklärung entgegengesteuert. Dabei werden die rechtlichen Aspekte wie §613a BGB betrachtet, die Chancen im Falle eines Kündigungsschutzprozesses beim Käufer und NSN erörtert und über die Firmen und deren Geschäftsmodell soweit wie möglich informiert. Von Vorteil ist momentan, dass die MA bei NSN einen Kündigungsschutz bis 30.09.2009 haben. Die Mitarbeiter lassen sich jedoch immer wieder von den Hochglanzfolien und den glatten Worten der Manager beeindrucken, die den Konzern meist im guten Licht darstellen. Es stellt sich dann immer wieder die Frage: Und was bedeutet das dann für dich..., für das Unternehmen..., für den Betrieb in den du kommst. Meist sieht es dann nicht mehr so rosig aus.

Eine Ausgliederung (NSN Radio Access, Berlin zur Indischen Firma Wipro) ist am Widerstand der Betroffenen gescheitert. Bis auf einige wenige Mitarbeiter, haben alle angekündigt dem Betriebsübergang zu widersprechen. NSN konnte die Ausgliederung nicht vollziehen und der BR hat ausgehandelt, dass die auslaufenden Projekte bei NSN fertig abgewickelt werden und danach neue Aufgaben für die Betroffenen gefunden werden sollen!

Ferner ist noch zu bedenken, dass in der Regel weder ein Betrieb noch ein Teilbetrieb wie §613a BGB es fordert, übergeht, sondern Abteilungen und Produkte. Die Konzerne missbrauchen den §613a BGB für ihre Outsourcing-Maßnahmen. Es wäre ein interessanter Prozess, dies mal von einem Gericht untersuchen zu lassen. In nahezu allen Fällen ist ein solcher Verkauf der Mitarbeiter gar nicht möglich. Nur VTS (Dt.Telekom) nach NSN und Siemens Mobile nach BenQ waren richtige Betriebsübergänge.

Wir erleben wohl momentan einen eklatanten Umbau des Arbeitsmarkts, der auch die Zeitarbeit weiter fördern wird.

Weitere Infos zur Ausgliederung NSN zu Wipro bei dem Mitarbeiternetzwerk NCI: Ausgliederung NSN-SCA zu Wipro

(0) Kommentare