Erosion bei Alcatel-Lucent
Wie reagiert die Konzern-Zentrale auf die schlechten Börsenpositionierung nach der 3. Gewinnwarnung?
Der deutsche Standort scheint der einzige europäische Konzernteil zu sein, an dem noch keine Sozialplanverhandlungen stattgefunden haben.
Inzwischen wurde auch in Frankreich mit den Gewerkschaften verhandelt und ein Sozialplan vereinbart.
Man darf vermuten, dass die Verantwortlichen in Deutschland in einem großen Kundenauftrag den letzten Rettungsanker gesehen haben, um die Abbaumaßnahmen irgendwie auszusitzen. Nachdem dieser jetzt nicht kommt, sind wir in eine prekäre Bredouille geraten:
- Auf der einen Seite müssen so schnell wie möglich die schon bekannten Abbau-Zahlen erfüllt werden und
- auf der anderen Seite wird wahrscheinlich die Zentrale angesichts der schlechten Börsenpositionierung bald die Abbauzahlen drastisch erhöhen.
Einige Analysten reden bereits von 30 000 Entlassungen. Das scheint der einzige Weg zu sein, den Aktienkurs aus dem Keller zu holen und dazu müssen große Veränderungen verkündet werden. Es wird vermutet, dass das Management neue Zahlen zwischen 20 000 und 25 000 Headcounts nennt.
Solche Abbauzahlen bedeuten, dass jeder vierte Arbeitsplatz entfällt.
Zur Erinnerung: Ganz Lucent hatte vor der Fusion macabre etwa 33 000 Beschäftigte. Bei einer Abbauzahl in dieser Größenordnung steht die Existenz einiger Standorte zur Diskussion.
Aus dieser Warte betrachtet, erscheinen die kuriosen Sparmaßnahmen in Nürnberg, Treppenhäuser und Aufzüge sperren, Besprechungsräume schließen, nicht nur bloß als taktische Mittel zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit des Standortes, sondern als strategisches Etappenkonzept zur Marginalisierung und anschließenden Schliessung des Standortes.
Gegen die Schliessung spräche es, wenn zum Beispiel die Entwicklung neuer Produkte, sogar nur ansatzweise, am Horizont erscheinen würde; was zur Zeit jedoch nicht der Fall ist.
Die Sicherung der Standorte samt ihrer Mitarbeiterzahl hat jetzt die höchste Priorität. Die Erosion hat nun angefangen.