TSTG: Betriebsrat schweigt und unterbindet Diskussionen
Mehrarbeit und Politische Gebete
Die Quintessenz der Betriebsrats-Infoversammlung am vergangenen Donnerstag war mager: Man solle "die Hoffnung nicht aufgeben". In der nächsten Woche solle ein "politischer Gottesdienst" stattfinden. Gleichzeitig schickt die Geschäftsführung von TSTG in den vergangenen Tagen verstärkt Abgesandte in die Werkshallen, um Beschäftigte im persönlichen Gespräch davon zu überzeugen, weitere Mehrarbeiten zu verrichten. Während viele Beschäftigte das gemeinsam ablehnen, gibt der Betriebsrat die Losung aus, die ausstehenden Aufträge sollten unbedingt bis Juni abgearbeitet werden.
Fragen über Fragen
Angesichts dieser Linie wachsen in der TSTG-Belegschaft Unmut und Zweifel über ihre Vertreter. Viele fragen sich: Kämpfen die Betriebsräte wirklich noch für den Werkserhalt oder betreiben sie bereits mit der Geschäftsführung die Abwicklung? Diese Zweifel werden insbesondere durch die plötzliche Ansage am Donnerstag genährt, man könnte womöglich Beschäftigte bei ThyssenKrupp unterbringen - im Widerspruch zur offiziellen Linie des Betriebsrats, das Schienenwerk zu erhalten. Dass ausgerechnet der Duisburger Nachbarkonzern, der selbst gerade tausende Stellen in Deutschland zusammenstreicht, Beschäftigte von TSTG aufnimmt, wird außerdem bezweifelt.
Konkrete Informationen über den Verhandlungsstand mit dem Mutterkonzern Voestalpine, die in der Belegschaft diskutiert werden könnten, gibt der Betriebsrat keine heraus. Es ist auch nicht bekannt, was konkret am vergangenen Montag mit NRW-Arbeitsminister Schneider besprochen wurde - ein Besuch, von dem die Beschäftigten nur aus der Zeitung erfahren haben.
Schließlich stellen sich viele Beschäftigte die Frage, warum sie zur Zeit überhaupt noch Schienen produzieren und ob ein Produktionsstillstand nicht besser dazu geeignet wäre, Voestalpine unter Druck zu setzen.
Eine offene und ehrliche Diskussion über diese Fragen scheint vom Betriebsrat jedoch nicht gewollt zu sein: Ein Beitrag mit kritischen Fragen auf seiner Facebook-Seite wurde umgehend wieder gelöscht.
Protestfahrt nach Österreich?
Für den 11. Mai sind Verhandlungen zwischen der IG Metall und dem Vorstand von Voestalpine in Österreich angekündigt. Aus diesem Anlass soll eine Fahrt von TSTG-Beschäftigten zur Konzernzentrale nach Linz organisiert werden. Genauere Infos darüber wird es in der kommenden Woche geben.
Unabhängig davon, ob die Fahrt der Duisburger Beschäftigten stattfindet, mobilisieren Beschäftigte aus Österreich für den 11. Mai um 10.00 Uhr zu einer Solidaritätskundgebung vor der Voestalpine-Zentrale in Linz (Voestalpine-Straße 3).
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