8 Jahre Siemens-Angst
erstellt von dave
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zuletzt verändert:
25.08.2008 16:02
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Bin 32 und jetzt 8 Jahre bei Siemens. Hatte eigentlich während meiner ganzen Siemenszeit Angst. Hab jetzt schon eine Menge grauer Haare, was in meiner Familie sonst nicht der Fall ist. Unzählige Magengeschwüre. Wenn ich so zurückdenke, hatte ich in den letzten 8 Jahren keinen Funken Spass mehr. Nur Stress, überforderte Vorgesetzte und ständige Angst vor Entlassung. Studienkollegen, die bei anderen Firmen sind, sind richtig geil drauf. Verdienen mehr, haben ein tolles Betriebsklima, sind richtig innovativ und zufrieden mit ihrer Arbeit. Wenn ich zur Arbeit gehe, dann denke ich, wie lange das noch so weitergehen soll. Was soll ich machen, wenn mich der Harz in den Fingern hat?
Ich wünsche mir dass Siemens-Manager diesen offenen und ehrlichen Beitrag lesen. Damit sie mal sehen was dieser Kurs einbringt, was sie angerichtet haben und immer noch anrichten: Mit welcher Motivation und Innovationskraft geht wohl so eine Mannschaft ans Werk? Vielen Dank für diese offenen Worte, die sehr vielen von uns aus dem Herzen sprechen dürften. Diese paar Zeilen sagen mehr aus als die ganze große "Mitarbeiterbefragung" vor ein paar Tagen.
[quote:Anonymous User format="text/plain"] Studienkollegen, die bei anderen Firmen sind, sind richtig geil drauf. Verdienen mehr, haben ein tolles Betriebsklima, sind richtig innovativ und zufrieden mit ihrer Arbeit.[/quote]
Wenn du erst 32 bist, hast du ja noch Chancen, einen anderen Job zu finden! Es sei denn, du bist weiblich und hast Kinder. Dann sieht es allerdings schlecht aus und du musst wohl oder übel die Zähne zusammenbeißen und durchhalten.
Dann hilft am besten: Für Erfolgserlebnisse außerhalb der Firma sorgen, such dir eine ehrenamtliche Tätigkeit, die dich wirklich ausfüllt und wo du Anerkennung bekommst. Das geht auch mit wenig Aufwand. Sogar wer nur ein paar Stunden pro Monat Zeit hat, kann etwas erreichen. Nimm dir bloß nicht zu viel auf einmal vor!
Das baut auf und dann geht es dir wieder besser.
Wir hatten mal bei der SEL ein junges Mädchen in der Abteilung, sie hieß Concetta, die PA wollte sie loswerden, sie wurde also zu Gespräch bestellt, ging dummerweise ohne Vertrauensman oder BR. Als sie zurückkam, erzählte sie, daß sie ihre Kündigung unterschrieben habe, weil die PA ja nur wirklich ihr Bestes wollte und ihr mit Rat und Tat zu Seite stehen wollte.
Als wir mit ihr darüber sprachen, daß sie genau das gemacht hat, was die Firma will und daß sie jetzt nichts mehr in der Hand hat, verstand sie ihre Situation und brach in Tränen aus.
Ich habe mir damals geschworen, nie wieder zuzulassen, daß ein unerfahrenes junges Menschenkind von dieser Art von Haien betrogen wird.
Die Haie habens auch verstanden.
Gruß Friederike
[quote:Friederike format="text/plain"] (...) Als sie zurückkam, erzählte sie, daß sie ihre Kündigung unterschrieben habe, weil die PA ja nur wirklich ihr Bestes wollte [/quote]
HI, Friedericke, eine KUENDIGUNG ist eine EINSEITIGE WILLENSERKLAERUNG. Diese muss auf keinen Fall vom Mitarbeiter unterschrieben werden.
Die Unterschrift ist also voelliger Unsinn.
Nach Zugang der Kuendigung hat die Mitarbeiterin 3 Wochen zeit, dagegen rechtlich vorzugehen.
Ist doch nett von der PA, dass die Kuendigung persoenlich ueberreicht wurde.
[quote:Friederike format="text/plain"]Als sie zurückkam, erzählte sie, daß sie ihre Kündigung unterschrieben habe, [/quote]
Das war wohl keine Kündigung, sondern ein Aufhebungsvertrag. Da der Name Concetta nicht typisch deutsch ist, nehme ich an, es handelte sich um eine ausländische Kollegin, die diese Begriffe nicht unterscheiden konnte.
Gerade in solchen Fällen ist es besonders wichtig, dass ein kompetentes BR-Mitglied zur Stelle ist und für Klarheit sorgt!
Deutsch ist eben eine schwere Sprache. Schau mal, sogar ein erfolgreicher Consultant, der für einen nobelpreiswürdigen Chef arbeitet, hat Probleme mit dem einfachen deutschen Namen "Friederike". Er kriegt das "k" ohne "c" partout nicht hin!
Es war die Tochter italienischer Kollegen, die in Deutschland aufgewachsen ist und sehr gut deutsch sprach. Aber sehr jung und voller Vertrauen war.
Sie hatte unterschrieben, daß sie geht. Das, was die Firma wollte. Das genügt. Entscheidend war, daß sie mit ihren psychologischen Personalertricks ihr den Eindruck vermittelt haben, daß das für sie das Beste sei.
Sicher war es ein Aufhebungsvertrag, bei dem sie ganz und gar verloren hatte.-
Bei euch gehts ja jetzt aber wirklich rund. Vor allem das Tempo gewinnt ziemlich an Fahrt.
Bin täglich gespannt auf die neuen Entwicklungen. Und eure Überlegungen dazu.
Gruß Friederike
Nachtrag an Heidi:
Ich denke, Verantwortungsbewußtsein lernt man am Besten an den Kindern. Natürlich gibts viele Menschen ohne Kinder, die sehr verantwortungsbewußt handeln. Aber lernen tut mans in Bezug auf die Kinder.
Sie fordern diese Fähigkeit ab. Wer sie nie entwickelt hat, weiß natürlich nicht, wovon ich rede und kriecht eben irgendwelchen Chefs in den A.., weil sie sich nur ihnen und sonst niemandem gegenüber verantwortlich fühlen.
Was für eine anachronistische menschliche Beziehung ohne jede Zukunft!
Gruß Friederike
[quote:Friederike format="text/plain"](...) daß sie mit ihren psychologischen Personalertricks ihr den Eindruck vermittelt haben, daß das für sie das Beste sei.(...)
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Es gibt keine PERSONALERTRICKS, gerade PAler sind der Corporate Governance verpflichtet. Sie haben Vorbildcharakter ... und Schweigepflicht (wie ein Arzt).
Und ausserdem: Eine Kuendigung ist eine einseitige Willenserklaerung, die muss vom Empfaenger nicht unterschrieben werden!
Es sitmmt jedoch, dass PAler wissen, was DAS BESTE ist. Sicherlich haben vorher ausgiebige Beratungen durch PA und Vorgesetzten stattgefunden.
Deswegen raet DC: Sich bei Probemen vertrauensvoll an die PA wenden. Nur so kann ggf. auch eine Trennung verhindert werden.
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Es gibt keine PERSONALERTRICKS, gerade PAler sind der Corporate Governance verpflichtet. Sie haben Vorbildcharakter ... und Schweigepflicht (wie ein Arzt).
Es sitmmt jedoch, dass PAler wissen, was DAS BESTE ist. Sicherlich haben vorher ausgiebige Beratungen durch PA und Vorgesetzten stattgefunden.
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wovon träumt DC wohl in der Nacht????
Sicher wissen PA'ler, was DAS BESTE ist. Das Beste für die Firma muss aber nicht das Beste für den Mitarbeiter sein.
Vorgesetzte haben überhaupt keine Ahnung davon, was das Beste für den Mitarbeiter ist. Inzwischen habe ich eine Reihe von Vorgesetzten kennengelernt, die noch nicht einmal eine Ahnung davon haben, was das Beste für ihr Projekt ist. Mitarbeiterführung ist ebenfalls ein Fremdwort für sie. Hatte mal gedacht, das lernt man in Führungsseminaren, aber so kann man sich täuschen.
[quote:Muck format="text/plain"]
wovon träumt DC wohl in der Nacht????[/quote]
Von einem Nobelpreis natürlich, wovon denn sonst!
Aber wenn man sich so anhört, was die KollegInnen von diversen Personalgesprächen zu berichten haben, ergibt sich ganz klar diese Schlussfolgerung:
Gut, wenn ein Betriebsrat da ist, den man um Unterstützung bitten kann! Selbst wer über ausreichende Deutschkenntnisse verfügt wie die o. g. Concetta, versteht möglicherweise trotzdem nicht so ganz auf Anhieb, was ein Personalprofi meint. Wenn eine Vertrauensperson aus dem BR anwesend ist, verringert das die Gefahr, übereilt etwas zu unterschreiben, ganz erheblich.
Um noch einmal auf den Vergleich mit dem Arzt zurückzukommen: Es ist nicht verkehrt, im Zweifelsfall eine zweite Meinung einzuholen. Das bedeutet in unserem Fall, nicht nur den Vorgesetzten bzw. die PA, sondern auch den BR um seine Einschätzung der Situation und um Vorschläge zu bitten. Das hat absolut nichts mit mangelndem Respekt oder Vertrauen zu tun, sondern es ist völlig normal - oder sollte es zumindest sein.
Zur Betriebsratsfrage:
Ich finde die Stellungnahme von Inken und Chris zur Frage des Rechts auf einen Betriebsrat und auch den praktischen Schritt einer Petition angesichts der Petition der FDP und der anderen Frau, ausgezeichnet.
Da machen zwei Kolleginnen einfach selber Politik.
Beziehen Stellung, belegen die Fakten, und machen das öffentlich.
Da lacht mein Herz!
Gruß Friederike
Heidi, danke fuer das Kompliment, dass Du mich Nobelpreisverdaechtig haelst. Loyaler kann man zu seinem ehemaligen Personalchef nicht sein!
Nun, der BR als "zweite Meinung" ist leider auch umstritten, nicht zu letzt, weil jetzt gefaehrliche Elemente des selbsternannten Mitarbeiternetzes dort mitmischen.
DC raet daher, sich die "zweite Meinung" bei der vom Unternehmen als Tarifpartner anerkannten IGM - IG Metall oder einem Fachanwalt einzuholen.
Der Arbeitgeberverband ist auch eine gute Adresse fuer Personalfragen und beraet sicher gerne.
[quoteC format="text/plain"]Heidi, danke fuer das Kompliment, dass Du mich Nobelpreisverdaechtig haelst. Loyaler kann man zu seinem ehemaligen Personalchef nicht sein![/quote]DC wird größenwahnsinnig - bisher war MB immer sein Chef, jetzt will er plötzlich selber der Personalchef gewesen sein.
[quoteC format="text/plain"]DC raet daher, sich die "zweite Meinung" bei der vom Unternehmen als Tarifpartner anerkannten IGM - IG Metall ... einzuholen.[/quote]Das kann nicht als "zweite Meinung" gelten, dort wird ja nur die Meinung der BL wiedergekäut.
Nein, ich bin nicht Dr. B, sondern ein grosser FAN und Consultant von ihm. Immerhin ziemlich gut, schliesslich werde ich ab und zu von der COM PA ausgeliehen, um wohl den professionellen Draht zu Dr. B - Nobelpreiskandidat - zu pflegen. Bei Karstadt ist uebrigens alles viel einfacher. Deswegen ist Karstadt TOP und COM ein Flop!
Auf Basis von Ploneboard