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Schöne Meldung auf Yahoo

erstellt von dave — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:01
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Schöne Meldung auf Yahoo

Abgeschickt von dave am 5.November 2006 01:13
Zurück aus dem Kino (Niveauloser Klamauk "Borat") - freue ich mich über die Meldung auf yahoo, daß BenQ-Kollegen die Brecht-Vorstellung "Heilige Johanna der Schlachhöfe" für ihre Sache genutzt haben. Hätte Brecht sicher mächtig gefreut! Na, nun freuts halt mich mächtig!! Gruß Friederike

Re: Schöne Meldung auf Yahoo

Abgeschickt von dave am 5.November 2006 10:16
"Hätte Brecht sicher mächtig gefreut!" Da bin ich mir aber gar nicht so sicher, es kommt doch auch immer entscheidend darauf an, was man vertritt und aus welchen Gründen. In Spiegel online steht: " "Auf dieser Bühne sehen Sie ein Stück über die Defizite des Kapitalismus. Es ist auch unsere Sache, die auf dieser Bühne verhandelt wird", sagte ein Sprecher der Abordnung." Brecht hätte das sicherlich nicht für ein "Defizit des Kapitalismus" gehalten, weil er wußte: so funktioniert der Kapitalismus. Wer das als Defizit sieht, hat weiterhin ein gute Meinung zum Kapitalismus und glaubt, es müßte ihn auch ohne die Defizite geben können. Das ist aber verkehrt. Darüber hätte sich Brecht überhaupt nicht gefreut. Und deswegen haben die Betroffenen mit Klassenkampf nichts am Hut.

Re: Schöne Meldung auf Yahoo

Abgeschickt von dave am 5.November 2006 11:12
Brecht hatte ziemlich viel Ahnung davon, wie die Menschen lernen anhand ihrer eigenen Erfahrungen. Kannst Du in jedem Stück verfolgen. Er war wirklich der Letzte, der auf scholastische Weise Leute anhand ihrer Äußerungen des Irrtums überführen wollte. Ebenso wie ihm Arroganz gegenüber dem wirklichen Leben völlig fremd war. Gruß Friederike

Re: Schöne Meldung auf Yahoo

Abgeschickt von dave am 5.November 2006 13:43
"Brecht hatte ziemlich viel Ahnung davon, wie die Menschen lernen anhand ihrer eigenen Erfahrungen." Der Punkt ist aber, was kann man überhaupt aus eigenen Erfahrungen lernen? Aus der Erfahrung selbst kann man nämlich nichts lernen. Es kommt schon entscheidend darauf an, was im Kopf damit passiert. Beispiel: Was braucht einer in der Welt, in der es alles nur gegen Geld gibt und er keins hat? Ganz klar: Einen, der was gegen Verrichtung von Diensten bezahlt: einen Arbeitgeber. Worauf verzichtet einer, der meint einen Arbeitgeber zu brauchen, damit er leben kann, wenn der Arbeitgeber die Rechnung aufmacht: weniger Geld oder Job weg? Ganz klar: auf Geld. Genau das sind die berühmten Erfahrungen der "Arbeiterklasse". Es kommt das raus, was in den letzten 100 Jahren (letzlich) rausgekommen ist: das Denken im System, also Anpassung an die Notwendigkeiten des Kapitalismus = Unterwerfung unter die Rentabilitätsrechnungen/Kalkulationen des Kapitals, Anerkennung der Freiheit des Eigentums...... Also k e i n Klassenkampf. Und so ist es mit dem Unterschied zwischen "Defizit" und "Notwendigkeit": Die, die ein "Defizit" ausmachen, wollen im Kapitalismus leben, weil sie glauben, sie könnten doch auf ihre Kosten kommen. Die, die "Notwendigkeiten" ausmachen, wollen ihn weg haben! Wer meint, mit "Erfahrungen" könnte der Schritt von "Defizit" zu "Notwendigkeiten" erfolgen, liegt schief. Warum hat sich denn ein Marx die Arbeit gemacht, den Kapitalismus zu erklären? Wenn die "Erfahrungen" doch alles richten?

Re: Schöne Meldung auf Yahoo

Abgeschickt von dave am 5.November 2006 15:35
In einem muss ich Dir recht geben: Nicht jeder der Veränderung will will deshalb gleich den Kommunismus. Viele fanden sich im früheren Kapitalismus noch zurecht, aber nicht mehr im Kapitalismus des Globalisierungszeitalters. Nun müssen wir aber über zwei Aspekte diskutieren: Über das Ziel, und über den Weg dahin. Was das Ziel anbetrifft, habe ich mit dem Kommunismus genau dasselbe Problem wie mit jeder anderen Form von "Religion": Das Problem liegt im Unterschied zwischen schöner Theorie und realer Praxis. Ich kenne kein einziges reales kommunistisches System, das nicht zugleich Faschismus, Unterdrückung der Menschen, Funktionärsdiktatur bedeutet hätte. Dasselbe Prinzip, dessen sich Religionsführer ALLER Religionen zum Zweck des persönlichen Machterhaltes bedient haben und bedienen. Das ist für mich auch nicht das Allheilmittel zur Lösung all unserer Probleme. Und was den Weg anbetrifft: Die wirkungsvollste Veränderung bewirkt man, indem man die Spielregeln, die man ändern will, zu diesem Zweck nutzt, sie gegen sich selbst richtet. Hat schon Adolf lernen müssen: Mit Gewalt kam er nicht an die Macht, dann hat er sich halt demokratisch wählen lassen um die Demokratie abzuschaffen. Hat prima geklappt, freilich mit den bekannten Folgen. Ich denke, auch die Diktatur des Geldes kann man nur bekämpfen, wenn man erstmal ihre Spielregeln befolgt. Nur zwei Beispiele, und mit etwas Nachdenken würden mir sicher noch mehr einfallen. Zum Beispiel hat mal ein Chef (war's nicht bei der Lufthansa?) in einer Krisensituation gesagt: "Nein, ich werde niemanden kündigen, das wäre zu teuer, das kann sich die Firma in dieser Situation nicht leisten". Tatsächlich kündigen auch überwiegend Firmen (wie Siemens, Deutsche Bank etc.), denen es zu gut geht. Merke: Wenn man dafür sorgt, dass Personalerhalt billiger ist als Personalabbau, geht der Zug schon in die richtige Richtung. Anderes Beispiel: Kürzlich stellte ein Frühmerker fest, es sei deutlich preiswerter die Umwelt gar nicht erst zu zerstören, als die zerstörte Umwelt nachher wieder aufzupäppeln. Wenn hier das Verursacherprinzip konsequent durchgezogen würde, würde das unser gesamtes Gesellschaftssystem schon heftig verändern, und übrigens auch massig neue, völlig neuartige Arbeitsplätze schaffen. Ich könnte noch fortsetzen, aber um's kurz zu machen: Solange die Entscheidungsträger in unserer Welt nur nach Geld-Aspekten entscheiden und handeln, müssen wir eben dafür sorgen, dass das, was wir nicht wollen, für sie am teuersten wird, und das, was wir wollen, am billigsten. Nur so kann's gehen, wenn man nicht gleich Umsturz, Mord und Totschlag will. Ein mühsamer und langsamer, aber nicht unmöglicher Weg.

Re: Schöne Meldung auf Yahoo

Abgeschickt von dave am 5.November 2006 19:47
"Nun müssen wir aber über zwei Aspekte diskutieren: Über das Ziel, und über den Weg dahin." Na mal nicht so schnell und nicht den zweiten Schritt vorm ersten tun: Stimmen wir denn in unseren Kritiken am Kapitalismus überein? "Viele fanden sich im früheren Kapitalismus noch zurecht, aber nicht mehr im Kapitalismus des Globalisierungszeitalters." 99,9% wollen sich auch heute noch zurecht finden. Nur was sagt das denn darüber aus, ob der Kapitalismus heute ein anderer ist als vor 40 Jahren? Haben sich die Zwecke dieser Wirtschaft geändert? Hat sich was daran geändert, daß Lohnarbeit Mittel des Kapitals ist? Das ist die Alternative, die der Kapitalismus den abhängig Beschäftigten läßt: - überflüssig, weil teurer als die Konkurrenz aus dem Osten oder anderswo - oder billiger sein als die Konkurrenz also Hungerlohn Kann es für Betroffene eine radikalere Systemkritik geben als die, die die Realität selbst liefert? Da mit der Iddee zu kommen, den Kaoitalismus zu "überlisten" ("Merke: Wenn man dafür sorgt, dass Personalerhalt billiger ist als Personalabbau, geht der Zug schon in die richtige Richtung.") Naja, wenn man nur billig genug ist behält man seinen Arbeitsplatz! Kommt es dir nicht komisch vor, daß du wegen Geld arbeiten gehst und dann darauf verzichten willst, um das Kapital zu überlisten? Mit dem Zug fahr besser mal allein.

Re: Schöne Meldung auf Yahoo

Abgeschickt von dave am 10.November 2006 23:48
Lieber BT, ich habe mir lange überlegt, was ich an Deiner Antwort nicht richtig finde. Ich finde es nicht richtig, sich dem Geld-Prinzip zu beugen. Es gibt andere Prinzipien in unserer Gesellschaft, die schon ziemlich viel Bewegung hervorgerufen haben. Sie haben auch schon theoretisch und praktisch bewiesen, daß sie diesem Prinzip überlegen sind. Man muß dem "Pack" nicht dienen - man kann ihm auch den Marsch blasen. Gruß Friederike

Re: Schöne Meldung auf Yahoo

Abgeschickt von dave am 11.November 2006 12:35
"Ich finde es nicht richtig, sich dem Geld-Prinzip zu beugen." Kannst du das bitte mal erläutern was das Geld-Prinzip sein soll? "Es gibt andere Prinzipien in unserer Gesellschaft, die schon ziemlich viel Bewegung hervorgerufen haben." Was meinst du damit? Nationalismus oder was?? "Sie haben auch schon theoretisch und praktisch bewiesen, daß sie diesem Prinzip überlegen sind." Kannst du mal alle Rätsel auflösen? Oder bin ich der einzige der da nix versteht?

Re: Schöne Meldung auf Yahoo

Abgeschickt von dave am 11.November 2006 22:57
Du bist nicht der einzige, der da nix versteht. Aber es gibt eine Menge von Kolleginnen und Kollegen, die Dir sagen könnten, worin das Rätsel z.B. des Prinzips der Solidarität besteht und das Rätsel seiner Überlegenheit. Für manche bleibts immer ein Rätsel - für die Anderen ist es das Normalste und Logischste der Welt. Gruß Friederike

Re: Schöne Meldung auf Yahoo

Abgeschickt von dave am 12.November 2006 02:35
Ist das alles, was auf meine Fragen kommt? Hälst du sie damit für beantwortet? Ich halte deine Antwort mehr für heiße Luft: Warum schickst du Kollegen vor, die haben da ja nix behauptet. Und übrigens kann man auch für verkehrte Zwecke solidarisch sein. Wenn die Gebeutelten ganz materialistisch ihr Interesse vertreten würden, wäre das ausreichend und Rufe nach "Höherem" wie bei der katholischen Kirche überflüssig.

Re: Schöne Meldung auf Yahoo

Abgeschickt von dave am 12.November 2006 14:35
> Ist das alles, was auf meine Fragen kommt?
Was soll Friederike denn sonst noch schreiben? Die Antwort ist doch klar und deutlich.
Aber wie sie richtig hinzufügt: "Für manche bleibts immer ein Rätsel".
Und das möchte ich ergänzen mit: Und manche wollen es nicht verstehen.

> Und übrigens kann man auch für verkehrte Zwecke solidarisch sein.
Was uns nicht daran hindern sollte, für das Richtige solidarisch zu sein.
Die Gefahr, dass es verkehrte Ziele gibt, verlangt nur, dass wir uns die Ziele ansehen, bevor wir solidarisch werden. Dies als Ausrede zu nehmen, um sich vor Solidarität zu drücken, find ich feige.

> Wenn die Gebeutelten ganz materialistisch ihr Interesse vertreten würden,
> wäre das ausreichend
Für den Arbeitgeber. Denn dann kann er die Aufmüpfigen mangels Solidarität leicht einzeln entsorgen.

Re: Schöne Meldung auf Yahoo

Abgeschickt von dave am 12.November 2006 17:26
"Was soll Friederike denn sonst noch schreiben?" Eben.

Re: Schöne Meldung auf Yahoo

Abgeschickt von dave am 13.November 2006 00:29
Lieber timemulo, vielen Dank für Deine Unterstützung. Eigentlich war mein Beitrag ja eine kritische Anmerkung zu BTs Überlegungen. Bei ihm bin ich mir sicher, daß er es verstanden hat, denn er ist selber auf die Frage der Denkweise gestoßen, wie das Einstein-Zitat auf der NCI-BR-Seite klar und deutlich zeigt. Gruß Friederike
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