Sinitec verkauft
erstellt von dave
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15.12.2014 23:53
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Liebe Friederike,
leider hast die die heutige Sendung von NCI bei Lora München nicht gehört. Dort sprach jemand von Sinitec. Dann kannst du erkennen, wie recht der Kollege hat - leider. Die Sendung kommt ja wieder auf die NCI Homepage. Du solltest dir die Sendung anhören.
Übrigens Jonas geht es soweit gut. Er ist intensiv auf Jobsuche. wir hoffen, dass bald was klappt. Das ganze Mobbing hat ihn natürlich sehr mitgenommen und er wird noch eine Zeitlang brauchen, sein altes Selbstbewusstsein wieder zu finden.
Lieber Outlaw, ich bin wirklich zu merkwürdigen Zeiten im Internet - nämlich dann, wenn ich mit meiner normalen Tagesarbeit fertig bin. Ich bin auch keiner eurer Geschäftsführer, denn ich muss selbst schreiben und versuchen mich gescheit auszudrücken und um jeden Tippfehler herumzukommen. Auch ich habe von eurer Firmenentwicklung gehört - schon zu Zeiten der Sinitec konnte ich verfolgen, zu welchen Stundensätzen ihr euch mutig gegen die Konkurrenz bewerben musstet. Eure neuen (überwiegend alten) Geschäftsführer kann ich nicht beurteilen, glaube aber, dass es wirklich zu früh und auch unfair wäre den Stab zu brechen. Was mobt ihr an denen so herum - wollt ihr es besser mechen? Euer ehemaliger Dienstherr v. Pierer und dessen Wagenknecht könnte eher das Ziel eurer Kritik sein. Die haben euch doch verkauft? Ob sie euch damit auch verraten haben, weiss ich nicht, dazu fehlt mir wirklich der Überblick. Ich finde es zwar auch alles komisch, aber ich meine, euch ist das beste passiert, was die Situation hergegeben hat. Ich kapiere unsere Politiker auch nicht - und denke deshalb auch nicht an Kündigung. Also wenn es wirklich stimmt, dass ihr tatsächlich Verluste von 100.000 Euro pro Tag erwirtschaftet hattet, dann ist es doch ein Segen, dass ihr noch eine funktionierende Firma und einen Job habt. Ich könnte mir einen solchen Vorfall nicht 1 Tag in 10 Jahren erlauben. Meine Bank hätte mich sofort am Kragen, meine Frau wäre vermutlich weg (wenn sie schlau wäre) und ich könnte auf der Parkbank nächtigen. Ich würde an eurer Stelle um meinen Arbeitsplatz und meine Firma kämpfen, was das Zeug hält, um meiner Familie, meinen Nachbarn und meinen Geschwistern zu beweisen, was ich für ein Kerl bin und dass man mit mir rechnen kann - nein sogar muss. Die Geschäftsführer und die Eigentümer kämen an zweiter Stelle, aber ich würde von diesen konkret und direkt auch vollen, transparenten Einsatz und mal so'nen Zwischenbericht über die nächste Zukunft verlangen und mich überhaupt nicht schämen mit diesen auch darüber direkt zu sprechen. Ihr sitzt doch alle in einem Boot und schöpft gemeinsam ohne Ende das Wasser raus. Ihr seid doch keine kleine Jungens. Ich glaube ihr würdet euch wundern, wie diese sich über selbstbewußte, firmentreue "Kollegen" freuen würden. Denen würde die schwierige Arbeit auch besser von der Hand gehen. Was will ein Arbeitgeber mehr, als aufrechte und ehrliche Mitarbeiter, die nicht aus dem Hinterhalt schießen, sondern Schulter an Schulter mit ihm in eine Richtung gehen und für die er sich einsetzen will, weil er jeden kennt und keinen einzigen verlieren möchte. Hört sich drollig an - nicht wahr? Aber denkt mal drüber nach. Vielleicht fragt ihr eure Geschäftsführer auch einfach mal - so von Mann zu Mann, ob sie auch Gehaltsminderungen hingenommen und sich einer gewinnabhängigen Provision unterworfen haben. Ist doch nichts dabei - so mutig seid doch bestimmt. Oder? Ich würde es tun, eure Frauen und Kinder würden es tun. Was soll's - mal so von Mann zu Mann. Für eure Kolleginnen könnt ihr ja gleich mitreden. Und wenn der Gehaltsverzicht angemessen ist, dann gibt es doch keinen Grund sich weiter zu verweigern oder z.B. zu meckern, dass jemand von denen im Atlantis schläft. Wo denn sonst? Oder glaubt ihr, dass ich z.B. als Kunde "Unternehmer" mich mit denen auf der Bank im Stadtpark oder an der Imbissbude von Szimanski treffen möchte? Ihr schafft das - ich tue in meinem kleinen Laden auch das Beste - und ich hoffe, dass ihr euch nicht untereinander den Mut lähmt und die Kraft nehmt. Denkt an eure Familien und auch an eure Zukunft - auch jetzt unter den derzeitigen Verhältnissen. Ich kann's mir auch nicht aussuchen (bin allerdings auch kein Massstab - bin zu lütt) und ich weiss heute auch nicht was morgen passiert. Wenn ich morgen in die Kreissäge fasse ist bei mir Schluss - wenn ihr euch weiter zerstreitet ist auch Schluss (ohne äußere Gewalteinwirkung und ohne unvorhersehbare Ereignisse). Und ich bin wirklich keiner aus eurer Firma - ganz, ganz ehrlich - aber ich lebe in diesem Land und will hier mit euch bleiben! Muss jetzt für ein paar Tage auf eine Baustelle (450 km weg) - schaue am Wochenende wieder nach euch. Glück auf.
Lieber Ardschuna,
schön, deine Stimme wieder zu hören!
Grüße Jonas ganz herzlich. Wir halten ihm die Daumen, daß er was Gescheites findet.
Zu Sinitec: Die Sendung werde ich mir noch anschauen. Was outlaw zu der Entwicklung dort sagt, finde ich durchaus richtig. Mir gefiel nicht, wie er mit Goofy umging (Geschäftsführer, der aus der Bar kommt). Ich teile Goofy's Sichtweise überhaupt nicht aber sie ist so typisch für jemand in seiner Lage (verbissenes Einzelkämpfertum ohne jede Perspektive) daß es absurd ist, ihm zu unterstellen, daß er was vorspielt.
Sogar sein Verhältnis zu seiner Familie, wie es sich in den Beiträgen wiederspiegelt, entspricht exakt seiner Situation. -
Bei NCI habe ich gelesen, daß es in München eine Frauen-Demo gibt. Das ist die beste Nachricht, die ich seit langem gehört habe. Eine Kraft formiert sich!
Viele Grüße
Friederike
[quote:goofy format="text/plain"]ich bin wirklich zu merkwürdigen Zeiten im Internet - nämlich dann, wenn ich mit meiner normalen Tagesarbeit fertig bin.[/quote]
Mein Vater hatte ein mittelständisches Unternehmen mit zeitweise bis zu 10 Angestellten. Inzwischen hat er sich zur Ruhe gesetzt. Er hat auch oft bis in die Nacht hinein gearbeitet. Es wurde dann schon mal 11 Uhr abends bis er nach hause kam. Aber 3-4 Uhr in der Nacht ist maßlos übertrieben das kam höchstens vor, wenn die Inventur durchgeführt werden musste. Ein solches Arbeiten wie du es betreibst ist auch für einen selbständigen Handwerker maßlos übertrieben. Ich hoffe nicht, dass deine Frau deiner Arbeitskraft „blind vertraut“, wie du schreibst. Du steuerst nämlich geradewegs auf einen Herzanfall zu, wenn du so weitermachst. Was dann?
Das ist übrigens der Unterschied zwischen dir und Arbeitnehmern. Du beutest dich und deine Gesundheit selber aus und vermehrst damit dein eigenes Vermögen. Du hast es selber in der Hand zu sagen: „bis hier geht es und dann ist Schluss“.
Arbeitnehmer dagegen sind abhängig beschäftigt. Wenn sie schlechte Arbeitsbedingungen haben, fühlen sie sich der Situation zunächst hilflos ausgeliefert. Wenn es ihnen zuviel wird, können sie nicht sagen Stopp, hier geht es nicht mehr. Sie müssen weiter machen (Überstunden, Wochenendarbeit …) und ihre Grenzen überschreiten bis hin zu gesundheitlichen Schäden. Spätestens dann sind sie „verbraucht“ und der Arbeitgeber wirft sie als Minderleister raus.
Arbeitnehmer haben aber nur ihre Arbeitskraft, die sie (möglichst teuer) verkaufen können (und müssen) und diese müssen sie erhalten. Also muss man sich als Arbeitnehmer bspw. gegen zu lange Arbeitszeiten wehren. Aus eigener Erfahrung kann ich dir auch sagen, dass jemand, der Software entwickelt, am besten in den ersten Stunden des Tages arbeitet. Am Nachmittag ist man schon wesentlich weniger produktiv und nach 7-8 Stunden ist Schluss, da geht mehr kaputt, als man in den Stunden davor aufgebaut hat. Der Kopf raucht.
Eine Alternative gibt es für die meisten Arbeitnehmer nicht. Einzelne können sich vielleicht – wenn sie ein ganz spezielles Know How haben - als Consultant in einer bestimmten Nische selbständig machen. Aber bei Vielen fehlt es daran oder an den notwendigen Verbindungen. Und der Markt ist überschwemmt mit arbeitslosen Softwareentwicklern.
[quote:goofy format="text/plain"]Die Geschäftsführer und die Eigentümer kämen an zweiter Stelle, aber ich würde von diesen konkret und direkt auch vollen, transparenten Einsatz und mal so'nen Zwischenbericht über die nächste Zukunft verlangen und mich überhaupt nicht schämen mit diesen auch darüber direkt zu sprechen. Ihr sitzt doch alle in einem Boot und schöpft gemeinsam ohne Ende das Wasser raus. Ihr seid doch keine kleine Jungens. Ich glaube ihr würdet euch wundern, wie diese sich über selbstbewußte, firmentreue "Kollegen" freuen würden.[/quote]
Vorsicht! Das sind diejenigen, die damals in der 1. Abbauwelle bei ICN als erste auf der Liste der zu kündigenden Mitarbeiter gelandet sind. Solche Nachfragen beim Management mögen die Herren nicht. Abmahnungen und fristlose Kündigungen sind die Folge. Mitarbeiter, die selbstständig denken und selbstbewusst sind, sind gefährlich für das Management, weil sie Strukturen durchschauen können und gewillt und in der Lage sind, Gegenwehr zu leisten. Das mag in einer kleinen Firma anders sein, aber nicht in einem größeren Unternehmen.
[quote:goofy format="text/plain"]Vielleicht fragt ihr eure Geschäftsführer auch einfach mal - so von Mann zu Mann, ob sie auch Gehaltsminderungen hingenommen und sich einer gewinnabhängigen Provision unterworfen haben. Ist doch nichts dabei - so mutig seid doch bestimmt. Oder?[/quote]
Nichts für ungut, aber eine solche Anfrage würde ich, wäre ich Manager als unverschämt empfinden. In diesem Fall würde ich einen Grund finden, mit dem ich kündigen kann. Gerade wenn ihr an eure Familien denkt, tut es nicht! Ach ja, die Frauen, wenn sie wollten wären durchaus in der Lage auch von Frau zu Mann mit dem Management zu reden, die brauchen nun wirklich keine Chauvis, die ihnen das abnehmen und sie dadurch bevormunden.
Hi Friederike,
ich stelle hier meine Meinung zur Diskussion. Das Mißtrauen ist vorhanden und auch nicht unbegründet. In meiner Argumentation verwende ich bewußt Informationen die für jeden frei im Internet verfügbar sind. Was intern läuft, weiß ohnehin jeder, den es etwas angeht. Da muß nicht noch mehr nach Außen getragen werden.
Meine Skepsis gegenüber goofy halte ich für durchaus berechtigt. Sein Artikel liest sich wie der "A&O; Flyer".
Ich kann mich nun mal nicht mit diesem "Excel-Management" (man schiebt alle Verluste in eine Spalte und streicht die dann weg) anfreunden. Was hinter den Zahlen steckt, wissen wir wohl alle. Bei der Sinitec wurden alle Kosten für Verfahren und Logistik zugeordnet und gleichzeitig geringe Callpauschalen gezahlt, während "Servicepartner" nur das Kosten , was sie auch tatsächlich erhalten. Also diese Verlustrechnung ist reine Zweckpropaganda.
Aber in einem Punkt muß ich goofy schon zustimmen. Die neuen Geschäftsführer zum Feind zu erklären ist nicht unbedingt richtig. Auch wenn ihre Methoden und ihre Informationspolitik wenig Vertrauen aufkommen lassen.
Die eigentlichen Probleme sind schon viel früher entstanden. Jetzt mal meine Theorie dazu. Ich bin mir aber nicht ganz sicher, ob ich wirklich alles richtig verstanden habe.
Unter von Pierer war der Konzern wohl strahlenartig in verschiedene Geschäftsbereiche organisiert. Mit ihm als "Sonne" , versteht sich. Das hat natürlich dazu geführt, das in den Regionen verschiedene "Strahlen" konkurriert haben und es gab auch keinen Anreiz zusammenzuarbeiten, weil aus Sicht der "Sonne" jeder Strahl ein eigenes Ergebnis generiert hat. So sind natürlich immer mehr Leistungen an billigere externe Partner vergeben worden. Die natürlich , als Leistungserbringer auch direkte Kundenkontakte bekamen und damit auch ein beträchtliches Eigengeschäft generieren konnten. Außerdem haben sich innerhalb des Konzerns auch mehrfach die gleichen Strukturen aufgebaut. Wer auch immer darin einen Sinn sieht, ich jedenfalls nicht. Durch ausdünnen des Konzerns, sprich Aufgabe von Geschäftsbereichen , Verkäufen und was auch immer, hat er ein Rekordergebnis produziert und sich mit einem Lorbeerkränzchen auf dem Kopf und einem hochdotierten Aufsichtsratsposten zur Ruhe gesetzt. So ganz nebenbei hat er wohl auch Schröder beim Golf den Quatsch mit dem Fachkräftemangel in Deutschland eingeredet. Eine Idee , die dieser dankbar aufgriff und damit dem "Fachkräfteimport" nach Deutschland Tür und Tor öffnete. Weil es mit dem Inovationswillen der deutschen Industrie wohl doch nicht so weit her war ist in dieser Richtung nicht viel Positives passiert. Da würde ich mal einen Export deutscher Politiker vorschlagen. Wenn die im Ausland auch soviel Mist verzapfen haben wir irgendwann wieder eine Chance.
Jetzt kommt ein gewisser Hr. Kleinfeld ins Spiel. Der hat die entstandenen Überkapazitäten geerbt und kann sich natürlich unmöglich ein schlechteres Ergebnis als sein Vorgänger leisten. Also muß schnell was passieren. Was noch zu verkaufen ist will niemand mehr haben, also muß abgebaut werden.
Der Aufbau regionaler Strukturen ist durchaus sinvoll. So macht man sich wenigstens innerhalb des Konzerns keine Konkurrenz mehr und hat auf jeden Fall auch langfristig eine Perspektive. Das bezieht sich aber leider nur auf den Vertriebs- und Dienstleistungssektor. Was passiert mit den Produktionsstätten ? Hm, verkaufen geht wohl nicht. Ach ja, in Deutschland können ja Firmen , die Betriebe ins Ausland verlagern die Kosten im Inland von der Steuer absetzen. Die Gewinne die im Ausland gemacht werden, kann man dort niedrig versteuern.
Weiß eigentlich jemand , wie man Siemens chinesisch schreibt? Wäre mir schon peinlich, wenn ich den Namen meines ehemaligen Arbeitgebers irgendwann nicht mehr lesen kann.
Das Ganze muß natürlich einigermaßen mit der Politik abgestimmt sein.
Oder glaubt hier irgend jemand an ein zufälliges Zusammentreffen von
Massenentlassungen bei großen Firmen und Hartz IV ?
Also sollten die , die bleiben dürfen, doch dankbar sein für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze ? Die Antwort gibt`s in einem Jahr.
Gruß outlaw
Lieber outlaw,
deine Überlegungen finde ich ziemlich gut. Das mit der Sonne ist herrlich und Siemens auf chinesisch auch. Vielleicht hast du ja recht und er ist ein "Mittelstands-DC".
Aber er kann euch ja niemals wirklich beeindrucken, weil seine Welt eine Andere ist als Eure. Ihr denkt ja von dort aus weiter wo ihr bisher ward, man kann euch ja nicht zurückdrehen auf ein Kleinbetriebs-Denken, im Gegenteil!
Vielleicht sagt er ja selber mal, warum er hier schreibt.
Das Kernproblem bleibt aber nach wie vor: Wird für die Rendite, die Sonne und die Macht gearbeitet oder für die Menschen.
Mit herzlichen Grüßen
Friederike
Hallo Friederike,
also ich arbeite in erster Linie für mich und meine Familie, also für die Menschen.
Und dann war da mal irgendwann auch noch "mein Siemens" für den es sich lohnte zu arbeiten.
Aber bei diesem Managment und dem Umgang mit den Mitarbeitern kommen da Zweifel auf.
Trotzdem werden wir versuchen "unseren Siemens" auf den Beinen zu halten - denn auch da können wir solidarisch sein. Ob Siemens diese Solidarität will, wird sich zeigen.
Gruß
C.
Einen schönen guten Morgen, wünsche ich. Habe soeben nach meiner Rückkehr "gefrühstückt" und habe den Fernsehapparat eingeschaltet. Dabei bin ich auf TV PHOENIX gestoßen. "Kamingespräch" hieß die Sendung. Habe nicht alles verstanden - so im letzten Drittel wurde es mir gelegendlich zu volkswirtschaftlich. Die Sendung wird morgen (Sonntag) 17:00h wiederholt - ich werde sie mir noch einmal ansehen. Fängt ziemlich logisch, aber bedrückend an - hört auch so auf.
Was Prof. Sinn vom Ifo-Institut da so darstellt und vorschlägt wird uns wohl allen mehr oder weniger bevorstehen - ob wir es wahrhaben wollen oder nicht.
Um den Verdacht zu entkräften, ich wäre zu einer bestimmten Interessengruppe zu rechnen, fehlt mir leider die Begabung. Ich will auch niemanden beeindrucken oder in die Denkweise eines "Kleinbetrieblers" verführen. Ich komme mit meiner Situation schon klar. Ich klage ja auch nicht darüber. Ich dachte nur daran, auch einmal eine andere Sichtweise einzubringen; mag sie auch noch so subjektiv gefärbt sein wie meine. Eine Münze hat nicht nur 2 Seiten. Was hilft euch aber das Denken eines Mitarbeiters eines Großbetriebs, wenn man feststellen muss, dass man offenbar gar nicht dazu gehört hat.
So wie ich arbeite, arbeiten auch meine selbstständigen Bekannten. Einer ist Maler + Tapezierer. Jetzt 67 jahre alt. Fängt immer noch um 08:00h an und ist mit seinen Büroarbeiten täglich so gegen 22:00h fertig. Oft auch später. Ein anderer, 49 Jahre alt, führt einen eigenen Meisterbetrieb (Kopierer, Faxe usw.), auch er fängt um 08:00h an. Er sitzt Tag für Tag bis kurz vor Mitternach in seinem Laden. Habe gestern einen Tischler mit 30 Angestellten getroffen. Er jagt den Kunden durch ganz Deutschland hinterher, fährt (so kann man das wohl kaum nennen) tatsächlich durchschnittlich 800 bis 1000 km täglich.
Ich habe das Gefühl, dass euch meine Vorstellungen (auch die gleiche Augenhöhe mit eurten Chefs soll für euch wohl schädlich sein) und meine Angaben zu abenteuerlich vorkommen. Vielleicht sind unsere Welten doch etwas zu unterschiedlich.
Ich wünsche euch alles Gute aus meiner Welt. Ich drücke euch aufrichtig die Daumen, dass euch euer Vorhaben gelingt. Vielleicht ist Abwarten ja auch eine erfolgversprechende Strategie.
Liebe Christa,
nach drei Tagen auf Hiddensee (Geschenk an Oma zum 80igsten: Aufenthalt mit der Familie dort - war wunderschön und hat ihr wohl auch gefallen) - zurück in die harte Seite des Lebens.
Deinen Kampfgeist und deine Haltung zur Solidarität finde ich vorbildlich. Bleib am Ball - zur Zeit entwickeln sich die Dinge ziemlich rasant.
herzliche Grüße
Friederike
Hi goofy,
Du verkennst wirklich die Situation in einem Großbetrieb etwas.
Unsere Chef`s sind nicht wirklich die Chef´s. Die bekommen auch nur ihre
Vorgaben von einer übergeordneten Leitungsebene. Um Ihren Arsch zu retten müssen sie
irgendetwas tuen, damit die Zahlen stimmen. Da sie ihre Pläne im verborgenen ausgetüftelt haben, ist unsere Meinung dazu gar nicht mehr gefragt. Eine offene Diskussion, oder gar eine konstruktive Problemlösung wird da gar nicht angestrebt.
Jeder Wirtschaftsberater wird dir bestätigen , das Personalabbau der schnellste Weg
für Einsparungen ist und das eine Betriebsschließung der schnellste Weg ist um Leute
loszuwerden. Diese zurechtgestrickten Zahlen dienen nur dem Zweck den Weg zu begründen und halten sowieso keiner ernsthaften Überprüfung stand. Darüber will gar niemand reden. Das Ziel steht und wird auch so durchgezogen. Du mußt Dich darum auch nicht wundern , das sich die Kollegen mit "Fluchtgedanken" tragen. Was wir tuen ist eigentlich egal. Bei Gesprächen geht es nur noch darum , wie die "Maßnahmen" am schnellsten umgesetzt werden. Diese dubiosen Firmengründungen haben nur noch das Ziel ein paar Leute zu parken um einige Geschäftsbereiche abdecken zu können. Nachdem der Sozialplan ausläuft, wird man die dann schnell und einfach los, unabhängig von irgendwelchen Betriebszugehörigkeiten. Warum soll man sich dann nicht gleich etwas anderes suchen und vielleicht noch eine Abfindung mitnehmen? Neu anfangen muß man sowieso.
Gruß outlaw
Lieber outlaw,
das "Neu Anfangen" geschieht m.E. unter ziemlich anderen Voraussetzungen als früher üblich. Sämtliche Parameter verschieben sich recht schnell - einerseits in eine Richtung, in der fachliche Fähigkeiten immer weniger zählen andererseits die Fähigkeit, sich im "Gestrüpp" schnell orientieren zu können und sich zusammenzufinden immer wichtiger wird. Dort ist dann auch wieder fachliche Fähigkeit gefragt.
Denn Flucht mag zwar erstmal Schutz bedeuten, für Jonas z.B. lebensnotwendig, aber dann beginnt erst das Bahnen des neuen Weges. Der Alte ist endgültig zu Ende.
Wie seht ihr das?
Gruß Friederike
Lieber Gesetzloser, deine Antworten haben mir stets gut gefallen und ich fühlte mich zu keiner Zeit angegriffen - im Gegenteil, ich dachte dabei immer an den Mitarbeiter in "Augenhöhe". Wenn ich mich ungefragt einmische, muss ich auch die Antworten vertragen. Ich kann es wirklich - ich habe sie auch so ausgelegt, dass sie redlich waren. Eigentlich wollte ich ja zukünftig schweigen, da ich erkennbar nichts wirklich konstruktives beitragen kann. Aber soeben höre ich über den bevorstehenden Verkauf der Siemens-Handysparte an BenQ (Taiwan). Gestern soll v.Pierer bei "Christiansen in der ARD" noch versichert haben, dass er sich vehement für den Erhalt der Arbeitsplätze eingesetzt habe. Ich verstand darunter bisher den ganzen Einsatz seines Könnens, ohne den Blick allein nur auf kurzfristige, unternehmerische Gewinne zu richten, obwohl dies das vorrangige, langfristige unternehmerische Ziel sein muss. Ich war auch immer der Ansicht, dass das Entlassen von Personal zu den allerletzten Lösungen gehört, wenn alle anderen Lösungen versagen. Weil......, dass hätte meine ostpreussiche, bäuerliche Oma auch gekonnt. Dazu gehört eigentlich kein unternehmerisches Können.
Heute hört sich v.Pierers Aussage für mich so an, wie "ich liebe euch doch alle".
Ich gehöre mit meinen Ansichten wohl eher zu den traditionellen Dinos unter den Selbstständigen, die sich fest an Zusagen, auch mündliche, halten und werde zukünftig lieber die "Klappe halten". Mir fehlt sicherlich die Ambition und die Sicht eines wahrhaften "Unternehmers".
Nochmals Glück auf. Heute bin auch ich bedrückt und entschuldige mich für meine langatmigen Vorträge. Ich "lese" euch noch - aber schweigend.
Gruß Goofy.
Hi, wie Frederike schon sehr richtig sagt - der Weg ist zu Ende - wirklich wahr!
- jetzt sollten die 4tec verträge doch noch anders gestaltet werden, weil sie bisher keiner unterschreiben wollte und plötzlich unterschreiben sehr, sehr junge kollegen diesen vertrag, ist doch auch nicht mehr normal.
- was passiert eigentlich mit den mitarbeitern die zu a&o; wechseln und dort einen vertrag bekommen?
- jeden tag kommt eine neue variante!
- was passiert da überhaupt?
- gibt es jetzt neue verträge, oder vieleicht doch nicht?
- wie lange haben die alten verträge noch bestand?
in dem laden weiss glaube ich, keiner mehr was da überhaupt abgeht. die haben sich da eine riesen sache angenommen und blicken kein stück mehr durch. wenn das doch alles so super toll kommen soll, wie Jonas & Co uns das so erzählt haben, warum sind wir dann noch keinen einzigen schritt weiter? es wird weiter entlassen, völlig planlos muß man dazusagen, aber wie es weitergeht, keiner weiss was.
mich wundert es auch in bezug auf diesen besagten "Share Deal", dass es ja eben deshab "sein musste", weil a&o; an die grenzen der expansion gestossen ist. jetzt sind bald 6 monate vorbei! wo sind denn die wahnsinnigen neuen super aufträge von denen sie so geschwärmt haben? bis jetzt hat sich noch keiner gemeldet oder eine anfrage gestellt von wegen "wir brauchen dringenst leute, wir schaffen das sonst nicht mehr". wann kommt diese anfrage? es "brummt" doch angeblich so stark??
nein, stattdessen wird nur noch "chaos-personalpolitik" betrieben. leuten, die wirklich wichtig sein könnten, gibt man eine abfindung. die, die absolute luschen sind und auch schon immer waren (nebenbei gesagt: Gehaltsgruppe 7 und noch ordentlich was dazu), will man behalten. (ich bekommme leider keine abfindung, bin ja auch nur G5.
die, die dableiben müssen, sind echt in den Arsch gefickt! in einem jahr ist der laden sowieso blank, vielleicht dauert es noch ein wenig länger, aber dann ist bestimmt kein geld mehr da!
wie ich hörte, hat sich der Betriebsrat in HH auch bald selber aufgelösst. 3 von 5 - Volker, siggi, thomas - gehen auch mit abfindung (alle G7 natürlich), die rest-kollegen haben dann ja immerhin noch 2 zum fragen. es geht voran! die wissen wohl doch mehr.
Es gab ja schon mal "Kollegen" aus dem Betriebsrat die hatten dann plötzlich einen tollen Job bei Siemens, aber diesen Gedanken, nein - den will ich noch nicht denken.......
Hallo goofy,
es wäre schade, wenn Du nichts mehr schreiben würdest, gerade weil Du aus einer anderen Welt kommst. Ich war von Anfang an in einem Großbetrieb, aber ein Freund von mir ist Geschäftsführer in einem mittelständischen Unternehmen. Wir haben seit Jahren die gleichen Diskussionen wie hier, weil hier zwei Lebenserfahrungen aufeinander prallen (aber wir sind immer noch Freunde!). Das ärgerliche an der (Welt)Wirtschaftspolitik, welche seit über 25 Jahre betrieben wird, ist, dass sie sich nur auf die Großkonzerne konzentriert und der Mittelstand vernachlässigt wird. Dabei macht der Mittestand ca. 70% der Arbeitsplätze aus. Und der Mittestand bedient auch vorwiegend den Binnenmarkt (ca. 80% des Welthandels wird von Großkonzernen beherrscht und sie handeln auch noch vorwiegend untereinander!). Als Ergebnis dieser Förderpolitik für die Großkonzerne sind wir zwar Exportweltmeister aber der Mittelstand nippelt ab (weil sie z.B. keine Kredite bekommen) und der Binnenmarkt wird völlig vernachlässigt.
Gestern bei Christiansen hat H.v.Pierer (zum wiederholten Male) gesagt; „Arbeitsplätze schaffen nicht die Unternehmen, sondern die Kunden“. Das bedeutet aber, dass man die Nachfragenseite stärken muss (Kunde muss Geld haben) und nicht die Angebotsseite (also die Unternehmen). Das ist genau das Gegenteil von dem, was der Prof. (Un)Sinn seit Jahren predigt. Ob H.v.Pierer sich dessen bewusst ist?
Gute Nacht
Kurt Tucholsky
Die freie Marktwirtschaft
Ihr sollt die verfluchten Tarife abbauen.
Ihr sollt auf euern Direktor vertrauen.
Ihr sollt die Schlichtungsausschüsse verlassen.
Ihr sollt alles Weitere dem Chef überlassen.
Kein Betriebsrat quatsche uns mehr herein,
wir wollen freie Wirtschaftler sein!
Fort, die Gruppen - sei unser Panier!
Na, ihr nicht. Aber wir.
Ihr braucht keine Heime für eure Lungen,
keine Renten und keine Versicherungen,
Ihr solltet euch allesamt was schämen,
von dem armen Staat noch Geld zu nehmen!
Ihr sollt nicht mehr zusammenstehn
- wollt ihr wohl auseinandergehn!
Keine Kartelle in unserm Revier!
Ihr nicht. Aber wir.
Wir bilden bis in die weiteste Ferne
Trusts, Kartelle, Verbände, Konzerne.
Wir stehen neben den Hochofenflammen
in Interessengemeinschaften fest zusammen.
Wir diktieren die Preise und die Verträge
- kein Schutzgesetz sei uns im Wege.
Gut organisiert sitzen wir hier...
Ihr nicht. Aber wir.
An Friederike
Flucht bedeutet Schutz ? Vor was, oder wen ?
Ich denke eher , Schutz gibt es vor nichts und niemanden mehr, egal , wie man sich entscheidet.
An goofy
Deine Beiträge fand ich ganz interessant. Sie haben mich zumindest dazu gebracht die Geschichte mal über den eigenen Tellerrand hinaus zu betrachten. Du mußt nicht denken, das wir uns vor irgendwelcher Arbeit drücken wollen. Als Techniker , vor allem in dem Bereich hat man auch manchmal in einer unbezahlten Nachtschicht über fachlichen Problemen zu grübeln. Das gehört einfach dazu.
Gruß outlaw
Lieber outlaw,
bei "Flucht bedeutet eher Schutz", dachte ich vor allem an unseren Kollegen Jonas (nicht zu verwechseln mit dem Chef Jonas), der eben gemobbt wird und im Kleinbetrieb keine Kollegen hat, die ihm helfen.
In eurem Fall ist Flucht eigentlich kein Schutz. Euren Schutz habt ihr aufgebaut durch Organisiertheit, durch NCI und durch dieses Forum. Das ist der einzige Schutz, den man hat: der Zusammenhalt, der stets fortentwickelt werden muß, wie auch die Situation sich stets weiterentwickelt.
Damit wird die große Bedeutung eures Zusammenschlusses schlagartig sichtbar.
Gruß Friederike
Hi Zusammen,
ich arbeite noch bei A&O; [NRW] werden wohl auch ende diesen monat die kündigung kriegen, die machen das repaircenter in Willch zu. Das gleiche haben die auch bei uns gemacht als sie bei ADA das repaircenter übernommen haben die haben 100% ein deal mit ada gehabt da waren nämlich viele mitarbeiter die jahrelang dort beschäftigt waren ist doch für die großen Konzerne günstiger die mitarbeiter so loszuwerden. Das gleich spielchen haben die mit oce gemacht,die haben sich auch dort eingenistet wie heuschnecken haben die mitarbeiter übernommen und nachher alle entlassen und unser betriebsrat ist eh gekauft das sind alle von müller's sippe ich weiß auch nicht was ich machen soll sieht echt beschissen aus. Ob ich klagen kann weiß ich leider auch nicht , vieleicht kann einer rat geben der hat ja noch firmen wo er teoritsch die leute unterbringen muß oder kann ich kenn die rechtlage nicht, wie schaut es aus gibt es da möglichkeiten da vorzugehen? lohnt sich das ? vielen dank im voraus.
MFG
@Kopfgeldjäger,
du arbeitest bei der A&O;, nicht A&O; I-TEC (vormals Sinitec),richtig?
Ob ein Klage erfolg haben kann, weiß ich nicht. Du müsstest dem Arbeitgeber belegen können,dass es für dich eine Beschäftigung in der Firma gibt. Meines Wissens ist die A&O; I-Tec aber eine Eigenständige Firma. Wenn Du Klagen willst solltest Du auf jedem Fall eine Rechtschutzversicherung haben, oder noch besser IG-Metall Mitglied sein. Wenn ich Deinen Beitrag lese bestätigt sich die Abwicklungstheorie immer mehr.
MfG
Hi Stefan,
ja ist die A&O; aber der geschäftsführer müßte noch der gleiche sein oder die waren schon so schlau und haben es geändert dann ständen wir doof da die sind ja nicht ohne. Ein Rechtschutz habe ich leider nicht und im IG Metall bin ich leider auch kein mitglied deswegen bin ich am überlegen ob das was bringt dagegen anzugehen.
MFG
Die Frage ist: Warum wird das RC in Willich geschlossen? Wenn die Arbeit des RC´s Willich durch eine andere Firma von Hr. Müller, z. B. A&O; I-Tec übernommen wird sehe ich da schon chancen. Es wäre in solchen Fällen sicher nicht falsch einfach mal die IGM anzurufen. Vieleicht kannst Du ja noch beitreten, bzw. man gibt dir Tips. Die IGM weis ja durch die Sinitec (A&O; I-Tec) schon gut über die Firma bescheid. Ein Eintrag in diese Forum: http://dialog.igmetall.de/Forum.46.0.html?&cat;_uid=2&conf;_uid=12&page;=4&thread;_uid=23&view;=single_thread
wäre auch interessant.
Gruss,
Hallo,
erst mal besten Dank an die Erfahrungsträger von A&O.; Ich befürchte nur eine Lösung Eurer jetzigen und unserer zukünftigen Probleme kann man hier nicht bieten. Aber die Informationen bestätigen meinen Verdacht. Der Hai hat aber dieses Mal einen Brocken geschluckt, an dem er noch eine Weile zu kauen hat. Die IG Metall ist auf jedem Fall ein guter Tipp. Gegen die Macht eines Konzerns gibt es ansonsten keine auch nur annähernd gleichwertige Kraft. Um es mal mit Marx zu sagen: "Die Idee wird zur materiellen Gewalt wenn sie die Massen ergreift."
Gruß outlaw
[quoteutlaw format="text/plain"]
Der Hai hat aber dieses Mal einen Brocken geschluckt, an dem er noch eine Weile zu kauen hat. [/quote]
Nicht nur dass. Der Hai kann den Brocken nicht verdauen. Er wird nur durch ärztliche Hilfe (Siemens) vor dem ersticken bewahrt. Sobald diese ärztliche Hilfe ausbleibt hat der Hai ein ernsthaftes Problem. Die Hilfe wird vermutlich dann ausbleiben, wenn der Hai für die Ausführung der Arbeiten von Siemens nicht mehr von Bedeutung ist, spricht durch andere Firmen (4TEC) ersetzt werden kann.
Auf Basis von Ploneboard