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SIS SDE Österreich KollegInnen streikbereit

by Galadriel posted on 10.06.2009 08:20 last modified 10.06.2009 08:20

Auf einer Betriebsversammlung des österreichischen SIS&CT Betriebsrats in Wien setzten etwa 1.000 österreichische Siemens-Beschäftigte am 8.6.2009 wieder einmal ein Zeichen, dass sie ihre Arbeitsplätze nicht kampflos hergeben werden. Sie beschlossen eine Protest-Demonstration und erklärten sich bereit, zu streiken.

Siemens Vorstand lächelnd: "Sehr schmerzliche Maßnahmen" ...

Am 5.6.2009 informierte ein lächelnder Siemens-Vorstand die verunsicherten und wütenden KollegInnen im Intranet, dass die dramatische Ausgangssituation ... auch zu drastischen Personaleinsparungen führen müsse. Konkret gehe es darum, 632 Stellen bei SIS SDE in Österreich zu streichen. Es handele sich bei der SIS SDE leider nicht um einen kurzfristigen konjunkturellen Einbruch. Daher müssten sehr schmerzliche Maßnahmen ... in Verantwortung für die Lebensfähigkeit und den wirtschaftlichen Bestand des Gesamtunternehmens durchgeführt werden. Siemens Österreich habe in der Vergangenheit große Erfolge gemeinsam erzielt, stehen wir gemeinsam auch die derzeit schwierigen Zeiten durch.

... aber "Mitte nächsten Jahres geht's wieder bergauf"

Am 17.12.2008 beruhigte der Siemens Österreich Vorstand die KollegInnen noch mit einer optimistischen Presseaussenung:

Erfolgreiches Geschäftsjahr für Siemens Österreich ...

Wir sind gut gerüstet, um die aktuellen großen Herausforderungen zu bewältigen.

Und am 9.6.2009 lässt uns die lächelnde Siemens-Vorstandsvorsitzende Ederer im Kurier sogar wissen ...

Mitte nächsten Jahres geht's wieder bergauf.

Warum sollte die jahrzehntelange Cash Cow der österreichischen Software-EntwicklerInnen also die angeblich notwendigen sehr schmerzlichen Maßnahmen der Siemens AG Österreich jetzt schlucken? fragen sich viele KollegInnen.

Betriebsratsvorsitzender Samadani: "Kahlschlag verhindern!"

Daher kündigte der Betriebsratsvorsitzende Samadani auf der Versammlung an, dass dem zynisch lächelnden Siemens Vorstand diesmal eine Lektion erteilt werde, um den Kahlschlag bei SIS SDE zu verhindern.

Er verglich die relativ gefühllos ausgerichtete Personalabbauplanung durch Vorstandsvorsitzende Ederer mit der Entsorgung von 632 Ziegeln, die bei einer Baustelle übrig geblieben seien.

Die geplanten Kündigungen seien nicht notwendig. Bei einem rund 50%igen Abbau der noch rund 1.750 Software-EntwicklerInnen im Bereich SIS SDE Österreich gehe es anschließend nur noch ums Zusperren des ganzen Bereichs.

Auch die Politik dürfe dem Niedergang der österreichischen Softwareindustrie durch Siemens als größtem privaten Arbeitgeber nicht tatenlos zuschauen:

Wenn eine Baufirma pleite macht, würden von der öffentlichen Hand neue Brücken gebaut, warum gibt es nichts Entsprechendes bei Problemen in der Software-Industrie? meinte Samadani.

Betriebsversammlung beschließt Demonstration und Streik

SIS-CT-Streik-Beschluss-20090608

Die SIS&CT KollegInnen stimmen für Protest-Demonstration und Streik

Die aufgebrachten KollegInnen der Betriebsversammlung fassten schließlich ohne Gegenstimme bei wenigen Enthaltungen folgende zwei Beschlüsse, die die nächsten Wochen bestimmen werden:

  • Die Betriebsversammlung beauftragt den Betriebsrat SIS & CT, alle Vorbereitungen zu treffen, um mit einer Großdemonstration vor dem Parlament auf die Ziele unseres Abwehrkampfes aufmerksam zu machen.
  • Die Betriebsversammlung beauftragt den Betriebsrat, die GPA-djp um die Freigabe des Streiks zu ersuchen. Die Belegschaft ist bereit, zur Durchsetzung ihrer Rechte im Abwehrkampf gegen den von der SAGÖ geplanten Personalabbau im Bereich SIS SDE diesen Beschluss umzusetzen und die Arbeit niederzulegen.

Die nächsten Verhandlungsrunden des Betriebsrats mit der Firmenleitung finden am 10., 22. und 29.Juni 2009 statt.

Abschließend wurde auf der Versammlung noch einmal vom Betriebsrat bekräftigt ...

Wir kämpfen gemeinsam um jeden Arbeitsplatz!

(6) Kommentare

Anonymer Benutzer 14.06.2009 14:03
In den letzten Jahren wurden immer wieder alle möglichen Aktionen vom Betriebsrat angekündigt bzw. entsprechende Beschlüsse gefasst. Wenn es dann soweit war, wurden sie abgeblasen bzw. nicht umgesetzt.
So hat es die Firma geschafft, über 1000 hochqualifizierte Arbeitsplätze bei der PSE in Österreich abzubauen.

Wenn man die letzten BR-Emails betrachtet, könnte man den Eindruck gewinnen, dass der Betriebsrat dieses Mal den Ernst der Lage erkannt hat (es geht auch um seine Existenz). Ob die Manager auf den unteren Ebenen das auch bereits erkannt, ist fraglich.

In nächsten Tagen und Wochen werden wir genau sehen, ob der Betriebsrat seine Ankündigungen umsetzt:
- morgige Protestaktion (siehe http://futurezone.orf.at/stories/1604240/)
- Großdemonstration vor dem Parlament am 23.6.
- in weiterer Folge Streik

Die SIS SDE Österreich KollegInnen sind streikbereit, ist es der Betriebrat auch?
Oder wird er dieses Mal wieder tatenlos zusehen, wie die Firma hunderte Arbeitsplätze vernichtet?
Kniesel 14.06.2009 22:14
Die Frage ist nur, ob ein Streik die Firma vom geplanten Personalabbau abhalten kann. Ich habe da mein Zweifel. Aber man kann sich damit halt möglichst teuer verkaufen.
Wobei: Wenn ein Streik wirklich weh tun soll, müsste er z.B. eine Woche dauern. Wenn das aber z.B. NSN dann zu spüren bekommt, kann das aber auch nach hinten los gehen, weil dann fliegt die Rest-PSE bei den NSN-Projketen umso schneller raus.
Anonymer Benutzer 16.06.2009 19:15
Was schlägst du vor? Sollen wir uns lieber zu Tode fürchten?

Solange wir uns nicht wehren, indem wir alle Möglichkeiten ausschöpfen werden wir nie wissen, ob sie zum Erfolg führen. Alles andere ist reine Spekulation.
Abgesehen davon hat sich Siemens bereits von der Telekommunikation verabschiedet und mit NSN geht es massiv bergab. Es ist höchste Zeit, dass wir auf ein anderes Pferd setzen.

Nur wenn wir zusammenhalten und niemand den Aufhebungsvertrag o.ä. unterschreibt, haben wir eine Chance. Dann müsste Siemens hunderte MitarbeiterInnen kündigen und mit hunderten Klagen vor dem Arbeitsgericht rechnen. Das wird Siemens mit Sicherheit nicht riskieren.

Wir kämpfen um jeden Arbeitsplatz!
Anonymer Benutzer 13.07.2009 19:31
Nun ist es soweit: http://wien.orf.at/stories/374789
"Siemens meldet 600 zur Kündigung an. ... zuständige Betriebsrat Ataollah Samadani hat einen Streik für den Zeitpunkt angekündigt, an dem die ersten Mitarbeiter beim AMS zur Kündigung angemeldet werden."

Wann erfolgt der Aufruf zum Streik?
Auf was will der Betriebsrat noch warten?

Anonymer Benutzer 15.07.2009 16:23
Offensichtlich schon, denn der Aufruf zu den Standortversammlungen zwecks konkreter Streikbeschlüsse folgte 20 min nach der SDE-Mittelung am 13.7.
"Dazu müssen wir zunächst an allen Standorten Versammlungen abhalten.
Am 20. Juli unmittelbar nach der Sozialplanverhandlung mit der SAGÖ beginnen wir mit den Standortversammlungen in Wien und setzen sie am 21. und 22. Juli in den Bundesländern fort. Die Einladung und die Tagesordnung folgen morgen."

gleicher Tag 22:30
"In den Standortversammlungen werden wir über die endgültige Art und Dauer der Arbeitsniederlegungen entscheiden. Der Beginn dieser Abwehrmaßnahmen ist in der ersten Augustwoche."

Und dann das scheinbar grosse Zurückrudern des Mangements:
14.7.09 11:00
"Liebe Kolleginnen und Kollegen,

nach intensiven Verhandlungen seitens der GPA-djp und nachdem es auch gelungen ist, den ZBR-Vorsitzenden für unsere Sache zu sensibilisieren, hat der Vorstand der SAGÖ einen mit uns abgestimmten Vorschlag der GPA-djp akzeptiert und setzt ein Expertenteam ein.

Diesem Team werden interne und externe Experten, Vertreter der GPA-djp, des Betriebsrates und die SDE-Leitung angehören. Sie werden die Situation der SIS SDE durchleuchten und in einem angemessenen Zeitraum (etwa 1/2 Jahr) Vorschläge zur Rettung der Arbeitsplätze ausarbeiten. Die Firma verzichtet in dieser Zeit auf Kündigungen."

Also worüber beschwerst Du dich?

Anonymer Benutzer 18.07.2009 13:29
Offensichtlich ist der Betriebsrat nicht streikbereit.
Wie in der Vergangenheit hat der ex-PSE-Betriebsrat auch dieses Mal einen Rückzieher gemacht und von seinen ursprünglich Aussagen abstand genommen.

Wer ständig etwas ankündigt bzw. androht und dann nicht durchzieht, wird mit der Zeit unglaubwürdig. So ein Verhandlungspartner wird nicht ernst genommen.

Der ex-PSE-Betriebsrat wird von der Firma nach Strich und Faden verarscht, lässt sich auf faule Kompromisse ein und er merkt es noch immer nicht. Die Rolle des ZBR-Vorsitzenden in diesem Drama ist auch eine sehr bedenkliche.

Glaubt der Betriebsrat wirklich, dass die Firma von den geplanten Abbaumaßnahmen abweicht und das Expertenteam alle Probleme lösen wird?
Oder geht es nur darum, dass die Betriebsräte ihren Urlaub ungestört fortsetzen können?

Wäre es nicht sinnvoller, zuerst eine schriftliche Zusage zu bekommen, in der die Firma den ex-PSE-Betriebsrat als Interessensvertretung der ex-PSE anerkennt?