SIS SDE Österreich KollegInnen streikbereit
Auf einer Betriebsversammlung des österreichischen SIS&CT Betriebsrats in Wien setzten etwa 1.000 österreichische Siemens-Beschäftigte am 8.6.2009 wieder einmal ein Zeichen, dass sie ihre Arbeitsplätze nicht kampflos hergeben werden. Sie beschlossen eine Protest-Demonstration und erklärten sich bereit, zu streiken.
Siemens Vorstand lächelnd: "Sehr schmerzliche Maßnahmen" ...
Am 5.6.2009 informierte ein lächelnder Siemens-Vorstand die verunsicherten und wütenden KollegInnen im Intranet, dass die dramatische Ausgangssituation ... auch zu drastischen Personaleinsparungen führen müsse. Konkret gehe es darum, 632 Stellen bei SIS SDE in Österreich zu streichen. Es handele sich bei der SIS SDE leider nicht um einen kurzfristigen konjunkturellen Einbruch. Daher müssten sehr schmerzliche Maßnahmen ... in Verantwortung für die Lebensfähigkeit und den wirtschaftlichen Bestand des Gesamtunternehmens durchgeführt werden. Siemens Österreich habe in der Vergangenheit große Erfolge gemeinsam erzielt, stehen wir gemeinsam auch die derzeit schwierigen Zeiten durch.
... aber "Mitte nächsten Jahres geht's wieder bergauf"
Am 17.12.2008 beruhigte der Siemens Österreich Vorstand die KollegInnen noch mit einer optimistischen Presseaussenung:
Erfolgreiches Geschäftsjahr für Siemens Österreich ...
Wir sind gut gerüstet, um die aktuellen großen Herausforderungen zu bewältigen.
Und am 9.6.2009 lässt uns die lächelnde Siemens-Vorstandsvorsitzende Ederer im Kurier sogar wissen ...
Mitte nächsten Jahres geht's wieder bergauf.
Warum sollte die jahrzehntelange Cash Cow der österreichischen Software-EntwicklerInnen also die angeblich notwendigen sehr schmerzlichen Maßnahmen der Siemens AG Österreich jetzt schlucken? fragen sich viele KollegInnen.
Betriebsratsvorsitzender Samadani: "Kahlschlag verhindern!"
Daher kündigte der Betriebsratsvorsitzende Samadani auf der Versammlung an, dass dem zynisch lächelnden Siemens Vorstand diesmal eine Lektion erteilt werde, um den Kahlschlag bei SIS SDE zu verhindern.
Er verglich die relativ gefühllos ausgerichtete Personalabbauplanung durch Vorstandsvorsitzende Ederer mit der Entsorgung von 632 Ziegeln, die bei einer Baustelle übrig geblieben seien.
Die geplanten Kündigungen seien nicht notwendig. Bei einem rund 50%igen Abbau der noch rund 1.750 Software-EntwicklerInnen im Bereich SIS SDE Österreich gehe es anschließend nur noch ums Zusperren des ganzen Bereichs.
Auch die Politik dürfe dem Niedergang der österreichischen Softwareindustrie durch Siemens als größtem privaten Arbeitgeber nicht tatenlos zuschauen:
Wenn eine Baufirma pleite macht, würden von der öffentlichen Hand neue Brücken gebaut, warum gibt es nichts Entsprechendes bei Problemen in der Software-Industrie? meinte Samadani.
Betriebsversammlung beschließt Demonstration und Streik
Die SIS&CT KollegInnen stimmen für Protest-Demonstration und Streik
Die aufgebrachten KollegInnen der Betriebsversammlung fassten schließlich ohne Gegenstimme bei wenigen Enthaltungen folgende zwei Beschlüsse, die die nächsten Wochen bestimmen werden:
- Die Betriebsversammlung beauftragt den Betriebsrat SIS & CT, alle Vorbereitungen zu treffen, um mit einer Großdemonstration vor dem Parlament auf die Ziele unseres Abwehrkampfes aufmerksam zu machen.
- Die Betriebsversammlung beauftragt den Betriebsrat, die GPA-djp um die Freigabe des Streiks zu ersuchen. Die Belegschaft ist bereit, zur Durchsetzung ihrer Rechte im Abwehrkampf gegen den von der SAGÖ geplanten Personalabbau im Bereich SIS SDE diesen Beschluss umzusetzen und die Arbeit niederzulegen.
Die nächsten Verhandlungsrunden des Betriebsrats mit der Firmenleitung finden am 10., 22. und 29.Juni 2009 statt.
Abschließend wurde auf der Versammlung noch einmal vom Betriebsrat bekräftigt ...
Wir kämpfen gemeinsam um jeden Arbeitsplatz!
So hat es die Firma geschafft, über 1000 hochqualifizierte Arbeitsplätze bei der PSE in Österreich abzubauen.
Wenn man die letzten BR-Emails betrachtet, könnte man den Eindruck gewinnen, dass der Betriebsrat dieses Mal den Ernst der Lage erkannt hat (es geht auch um seine Existenz). Ob die Manager auf den unteren Ebenen das auch bereits erkannt, ist fraglich.
In nächsten Tagen und Wochen werden wir genau sehen, ob der Betriebsrat seine Ankündigungen umsetzt:
- morgige Protestaktion (siehe http://futurezone.orf.at/stories/1604240/)
- Großdemonstration vor dem Parlament am 23.6.
- in weiterer Folge Streik
Die SIS SDE Österreich KollegInnen sind streikbereit, ist es der Betriebrat auch?
Oder wird er dieses Mal wieder tatenlos zusehen, wie die Firma hunderte Arbeitsplätze vernichtet?