Sie sind hier: Startseite Projekte NetLeiwand Aktuelles und Chronik PSE: "Wir wollen uns von Ihnen trennen!"

PSE: "Wir wollen uns von Ihnen trennen!"

by Galadriel posted on 02.03.2009 07:50 last modified 19.04.2011 22:50

In unterschiedlichen Formulierungen hören diesen Satz derzeit viele der 2400 KollegInnen in der Software-Entwicklung (SIS PSE) der österreichischen Siemens AG. Die KollegInnen werden von ihren Vorgesetzten mehr oder weniger drastisch angehalten, ihr Dienstverhältnis über Abfindungen, eine Arbeitsstiftung, Altersteilzeit-Regelungen oder bezahlte Freistellungen "freiwillig" zu lösen. Die Firma will sich auf diese Weise aber nicht nur von 150 KollegInnen trennen sondern auch von der einheitlichen Organisation der SIS PSE: Ab 1. April 2009 soll die SIS PSE in einem größeren IT- und einem kleineren Technologie- Teil auf- bzw. untergehen. Wir berichten im folgenden, welche Planungen uns bekannt wurden und wie der Betriebsrat damit umgegangen ist.

Trennungswünsche äußerten die Vorgesetzten gegenüber ihren MitarbeiterInnen auch schon in der Vergangenheit immer wieder. Doch der am 6.11.2008 von SIS PSE Betriebsrat und Gewerkschaft GPA-djp organisierte Marsch für die Zukunft der Siemens PSE, an dem sich österreichweit etwa 2000 KollegInnen der SIS PSE beteiligten, ließ bei vielen die Hoffnung aufkommen, dass man gemeinsam vielleicht mehr für die Erhaltung des eigenen Arbeitsplatzes bei SIS PSE erreichen kann.

Doch heute ist diese Hoffnung wieder geringer geworden: Mit dem "Marsch" wurde zwar erreicht, dass es durch einen neuen Sozialplan bis 31.03.2009 weiterhin nur freiwillige Abgänge und keine betriebsbedingten Kündigungen geben kann. Aber die seit Herbst 2008 andauernden Presse-Meldungen über geplanten, hohen Personalabbau nach Auslauf des Sozialplans zehren an den Nerven der KollegInnen. Darüberhinaus schockiert und irritiert jetzt die Entschlossenheit, mit der die Firma die Dienste nicht nur langjähriger sondern auch behinderter KollegInnen aufkündigen will.

Um die heutige Situation der SIS PSE KollegInnen besser verstehen zu können, möchten wir im folgenden zunächst noch einmal Revue passieren lassen, was seit dem "Marsch für die Zukunft von Siemens PSE" alles geschehen ist.

Medienberichte über Auflösung von 475 Dienstverhältnissen

Bereits wenige Wochen nach dem "Marsch" gab es neuerlich zahlreiche Medienberichte, die die PSE im Zusammenhang mit hohen Personalabbauzahlen nannten. Obwohl der damals noch bis 15.12.2008 gültige Sozialplan nur einvernehmliche Lösungen vorsah, soll diesen Berichten zufolge dem AMS (österreichisches Arbeitsmarktservice) im Rahmen des Frühwarnsystems die geplante Auflösung von 475 Arbeitsverhältnissen angezeigt worden sein. Nachfragen beim AMS konnten diese Meldungen aber nicht bestätigen.

Drohung mit der "Aktion München" vom Betriebsrat abgesagt

Die Vorstandsvorsitzende der Siemens AG Österreich (SAGÖ) Brigitte Ederer trug jedenfalls in keiner Weise zur Beruhigung der verunsicherten KollegInnen bei: Sie gab weder das geforderte Bekenntnis zur Zukunft der SIS PSE ab noch wollte sie bis zum 24.11.2008, dem Tag der deutschen Wirtschaftsausschusssitzung in München, mit dem Betriebsrat über eine "österreichische Lösung" zum Erhalt der Arbeitsplätze sprechen. Daraufhin drohte der Betriebsrat mit der "Aktion München", einem Besuch hunderter SIS PSE-KollegInnen am vermeintlichen Ort dieser Sitzung in der deutschen Siemens-Zentrale am Münchner Wittelsbacherplatz. Spätere Recherchen haben jedoch ergeben, dass der Wirtschaftsausschuss weder in München tagte noch die Zukunft der österreichischen SIS PSE zum Thema hatte. Die "Aktion München" wurde daher vom Betriebsrat wieder abgesagt.

Flugblatt-Aktion zur Information der deutschen BR-KollegInnen

Stattdessen organisierte der Betriebsrat am 20.11.2008 eine Flugblatt-Aktion auf der Betriebsräteversammlung des Siemens Gesamtbetriebsrats im luxuriösen Berliner Estrel Hotel. An dieser Versammlung nahmen auch Vorstandsvorsitzender Löscher, Personalvorstand Dr. Russwurm und andere Vorstandsvertreter des weltweiten Siemens-Konzerns teil. Obwohl die drei offiziell nicht eingeladenen SIS PSE-Betriebsratsmitglieder nur am Eingang des Konferenzsaales ihre Flugblätter an die 600 deutschen Betriebsratsmitglieder verteilen durften und mehrmals von der Security des Saales verwiesen wurden, gelang es ihnen, mit namhaften deutschen Vorstandsvertretern über die Sorgen der SIS PSE-KollegInnen zu sprechen. Dabei wurde deutlich, dass aus Sicht des deutschen Vorstands die Teilung der österreichischen SIS PSE in einen Corporate Technology (CT) - und einen Siemens IT Solutions and Services (SIS) - Teil bereits beschlossene Sache ist.

../netleiwand/chronik/russwurm/

Siemens Personalvorstand Dr. Russwurm in Berlin

Erstes Vorstandsgespräch - Ergebnis "nicht akzeptabel"

Am Vormittag des 25.11.2008 fand dann das erste Gespräch des Betriebsrats mit dem österreichischen Siemens-Vorstand über die künftige SIS PSE-Struktur statt. Das Ergebnis war nach den Worten des Betriebsrats nicht akzeptabel: Der Vorstand in Österreich bestätigte zwar, dass die SIS PSE in mindestens zwei Teile geteilt werden soll - ein Teil sollte einer noch zu gründenden österreichischen CT-Abteilung zugeschlagen werden, der andere bei SIS verbleiben und eventuell mit SIS CEE (ehemalige SBS Österreich) zusammengelegt werden. Aber vor der Teilung sollten wiederum 475 MitarbeiterInnen abgebaut werden. Weitere Details wurden nicht bekanntgegeben. Der Betriebsrat machte hingegen deutlich, dass er jegliche Gespräche über einen erzwungenen Personalabbau ablehnt solange ihm die geplante SIS PSE-Struktur nicht im Detail bekannt gegeben wird. Der Betriebsrat befürworte zwar grundsätzlich die Gründung einer CT in Österreich. Diese sollte allerdings nur aus einer kleinen Anzahl von etwa 100 wissenschaftlich arbeitenden SIS PSE MitarbeiterInnen bestehen, damit die restliche SIS PSE noch überlebensfähig bleibt - egal ob innerhalb oder außerhalb der österreichischen Siemens AG. Nachdem eine Beteiligung des Betriebsrats an der detaillierten Planung der SIS PSE-Aufteilung von Frau Ederer abgelehnt wurde, verlangte der Betriebsrat unter Hinweis auf seine Beratungsrechte nach §109, 111 und 112 Arbeitsverfassungsgesetz die Übergabe genauer Planungsunterlagen bis zum nächsten Vorstandsgespräch am 5.12.2008.

Betriebsversammlung gegen Personalabbau und Zerteilung der PSE

Aus Protest gegen die unzureichende Information über die geplante SIS PSE-Struktur einerseits und gegen die bereits verlautbarten Pläne zu Abbau und Teilung der SIS PSE Belegschaft andererseits rief der Betriebsrat die KollegInnen noch am selben Nachmittag des 25.11.2008 zu einer Betriebsversammlung am Standort Gudrunstraße auf: Unser Ziel bleibe nach wie vor, eine Zerteilung der PSE zu verhindern, hieß es in einer entsprechenden Info-mail vom Betriebsrat.

../netleiwand/chronik/gebaeude-gud/

Protestversammlung am SIS PSE Standort Gudrunstraße

An der spontan organisierten Versammlung, über die auch die Medien berichteten, nahmen mehr als 1.000 KollegInnen teil. Erneut lehnte der Betriebsratsvorsitzende Samadani den geplanten Personalabbau von 475 KollegInnen ab, weil einerseits die Struktur der zukünftigen SIS PSE noch immer unklar sei und andererseits der Verdacht bestehe, dass die SIS PSE von vorhandenen Siemens-Aufträgen absichtlich abgeschnitten wird, um sie "auszuhungern". Schließlich wurde auf der Versammlung ein mail des Betriebsrats an den Leiter der CT Herrn Achatz verlesen, in dem er diesen aufforderte, auf MitarbeiterInnenversammlungen für die Führungskräfte vorerst zu verzichten, solange die Beratungen mit dem Betriebsrat noch nicht abgeschlossen sind.

Firmen-Veranstaltung für die Führungskräfte

Trotzdem fand noch am Nachmittag des 25.11.2008 eine Führungskräfte-Veranstaltung statt, zu der CT-Chef Achatz eingeladen hatte. Klare Botschaft in diesem Meeting war, dass die Aufteilung der PSE-MitarbeiterInnen zwischen CT und SIS beschlossene Sache ist. Im Gegensatz zur restlichen SIS PSE sollte in der CT jedoch kein Geschäft mehr mit externen Siemens-Kunden sondern nur noch mit internen Siemens-Kunden, den Sektoren, gemacht werden. In einer gemeinsamen mail am 25.11.2008 informierten die Chefs von SIS und CT, Kollatz und Achatz, auch die anderen SIS PSE MitarbeiterInnen (siehe auch wallstreet:online am 24.11.2008).

Zahlreiche Solidaritätserklärungen aus Deutschland und Österreich

Durch die Flugblattaktion auf der deutschen Siemens BetriebsrätInnenversammlung und die Informationen des Betriebsrats an die Medien konnten viele Menschen sowohl innerhalb als auch außerhalb von Siemens die Vorgänge um die SIS PSE mit großer Betroffenheit verfolgen. Insbesondere zahlreiche deutsche BetriebsrätInnen aber auch die Fraktion sozialdemokratischer Gewerkschafter (FSG), die SPÖ und die Siemens-Betriebsratskörperschaft von Wien Floridsdorf, wo die österreichische Siemens Zentrale beheimatet ist, erklärten SIS PSE Betriebsrat und Belegschaft ihre Solidarität.

Zweites Vorstandsgespräch – BR verzichtet auf juristische Schritte

Die zweite Gesprächsrunde mit dem Vorstand am 5.12.2008 war laut Betriebsrat offenbar ...

... geprägt vom ernsthaften Bemühen aller Beteiligter, eine konstruktive Gesprächsbasis und darauf aufbauend, akzeptable Lösungen für die aktuellen Probleme der PSE zu finden. … Wir wollen daher auch zum jetzigen Zeitpunkt keine juristischen Schritte unternehmen, sondern voll und ganz auf weitere konstruktive Gespräche setzen. Im Fall, dass diese Gespräche nicht zum Erfolg führen, bereitet das Aktionskomitee die großen Verteidigungsaktionen für Jänner vor. Parallel dazu bereitet das Betriebsrats-Präsidium unverzüglich alle in Österreich und in der EU möglichen rechtlichen Schritte vor. Es gilt unter allen Umständen eine Betriebsänderung der PSE zu verhindern, die die vorhandenen Projekte und die Arbeitsplätze zusätzlich gefährdet!

Gründung der CT in Österreich - Größe bleibt vorerst offen

Am 9.12.2008 beschloss der österreichische Aufsichtsrat der Siemens AG, dass die CT als interne Zentralstelle gegründet werden soll. Laut Betriebsrat wurde mit dem Vorstand jedoch im letzten Gespräch vereinbart, dass ...

... sowohl die Projekte und Themen als auch die Zahl der MitarbeiterInnen, die von der PSE zur CT wechseln sollen, offen gelassen werden. Diese Punkte werden erst nach eingehenden Beratungen zwischen dem Vorstand und dem Betriebsrat festgelegt.

Neuer Sozialplan verlängert betriebsbedingtes Kündigungsverbot

Am 12.12.2008 wurde der drei Tage später auslaufende, alte Sozialplan um weitere 3 Monate verlängert. Damit konnte auch das Prinzip der Freiwilligkeit bei einvernehmlichen Lösungen des Dienstverhältnisses (= Verbot betriebsbedingter Kündigungen) bis 31.03.2009 ausgedehnt werden. Der Betriebsrat begründete seine Zustimmung zur Verlängerung des Sozialplans wie folgt:

Wir haben bereits im September eine Verlängerung des damals gültigen Sozialplans bis zum 15.12.2008 ausverhandelt, um der SAGÖ Zeit zu geben, die offenen Fragen über die zukünftige Ausrichtung der PSE zu klären. Dabei haben wir auch klar zum Ausdruck gebracht, dass wir über einen neuen Sozialplan nur dann Verhandlungen führen, wenn Klarheit über die Struktur der PSE herrscht. Die Firmenseite wollte aber unabhängig von der Strukturfrage unbedingt 475 KollegInnen abbauen und dabei unser Prinzip der Freiwilligkeit außer Kraft setzen. Diese Forderung haben wir klar und deutlich zurückgewiesen – kein Sozialplan ohne Klärung der Strukturfrage, kein Sozialplan ohne Freiwilligkeitsprinzip! Die Verantwortlichen konnten oder wollten die Frage nach der Zukunft der PSE bis zum heutigen Tag nicht beantworten. Der wirtschaftlichen Lage der PSE ist dieser Status nicht zuträglich, von der psychischen Belastung für die Beschäftigten wollen wir gar nicht reden. … Da der 15.12.2008 nun gekommen ist, die Strukturfrage noch nicht geklärt ist, und eine "sozialplanlose" Zeit die Verunsicherung in der Belegschaft weiter erhöht hätte, haben wir rechtzeitig signalisiert, dass wir mit einer neuerlichen Verlängerung des Sozialplans einverstanden sind, wenn die wesentlichen Eckpunkte erhalten bleiben:

  • keine unfreiwillige Trennung von 475 KollegInnen
  • Beibehaltung des Angebots 4.3 (PSE-Rentenmodell)
  • Verbesserung der Stichtage (u.a. der Gültigkeit des neuen Sozialplans bis 31.03.2009). Wir haben weiters die ...
  • Errichtung einer (Siemens-externen) Arbeitsstiftung ...

vorgeschlagen, um der nicht eben optimal gelaufenen (SIS PSE-internen) Aus- und Weiterbildungsoffensive Rechnung zu tragen und die Qualifizierung auf eine (Siemens-externe) professionelle Basis zu stellen.

Nachdem die Firmenleitung allen genannten Eckpunkten des Betriebsrats zugestimmt hatte, verkündete sie dies am 17.12.2008 in einer gemeinsamen mail mit dem Betriebsrat an die KollegInnen.

Siemens hält weiterhin am "Abbau von 470 Mitarbeitern" fest

Kaum war die Einigung auf den neuen Sozialplan mit seinem Verbot betriebsbedingter Kündigungen verkündet, betonte ein Siemens-Sprecher erneut in der Presse vom 23.12.2008 , ...

... dass das Management sehr wohl weiterhin am Abbau von 470 Mitarbeitern festhält.

Der PSE-Betriebsrat nahm dazu in einer Info-mail am 17.12.2008 wie folgt Stellung:

Diese Aussage kann nicht unwidersprochen in der Öffentlichkeit stehen bleiben, da sie in keiner Weise den Vereinbarungen und Tatsachen entspricht. … Im verlängerten Sozialplan wird – nach dem bisherigen Verständnis der Gesprächspartner – nicht festgeschrieben, um welche Zahl der Mitarbeiterstand verringert werden soll. Nach den Erfahrungen der letzten Monate wird von etwa 150 KollegInnen ausgegangen, die den Sozialplan in den nächsten 3 Monaten auf freiwilliger Basis annehmen werden.

Arbeitsstiftung - Sozialplanangebot mit Ausbildungsmöglichkeit

In einer gemeinsamen mail der SIS PSE-Leitung und des Betriebsrats vom 23.12.2008 wurden dann die Details der eingerichteten Arbeitsstiftung „Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfond“ (WAFF) den KollegInnen bekannt gegeben:

Im Rahmen einer Arbeitsstiftung wird etwa 100 KollegInnen die Möglichkeit geboten, nach Beendigung des Dienstverhältnisses eine individuelle Aus- und Weiterbildung zu absolvieren, die bis zu 3 Jahre dauern kann. Für das notwendige Bildungsbudget wird seitens des Unternehmens für jede/n TeilnehmerIn ein fixer Betrag in die Stiftung eingezahlt. Zusätzlich kann jede/r, die/der in die Arbeitsstiftung eintritt, bei Bedarf einen Eigenbeitrag leisten. Um diesen Eigenbeitrag zu ermöglichen, wird die freiwillige Abfertigung für alle MitarbeiterInnen, die das WAFF-Paket in Anspruch nehmen, deutlich erhöht. Neben den bereits bekannten Zahlungen von gesetzlicher Abfertigung, Abgeltung von Urlauben, Zeitausgleich und fiktiver Kündigungsfrist wurde der Alterzuschlag verdoppelt (altersabhängiger Faktor laut Tabelle). Auf die Inanspruchnahme des WAFF-Pakets besteht kein Rechtsanspruch. Die TeilnehmerInnen sollen im Einvernehmen zwischen PSE-Leitung und Betriebsrat festgelegt werden.

Drittes Vorstandsgespräch – PSE Fortführung kategorisch abgelehnt

Im dritten Gespräch mit dem Vorstand am 13.01.2009 wurde klar, dass die SIS PSE KollegInnen mit ihrer Forderung, die Einheit, Stärke und Größe der PSE abzusichern, offenbar beim Vorstand auf Granit bissen: In seiner BR-Info vom 23.01.2009 berichtet der Betriebsrat dazu folgendes:

Die Frage, was mit dem Rest der PSE (ohne abgespaltenen CT-Teil) geschehen soll, wurde leider auch am 13.01. nicht befriedigend beantwortet. … Im weiteren Verlauf des Gesprächs ist zumindest herausgekommen, welche Szenarien seitens des Vorstandes überlegt werden: Da seitens des Konzerns eine Fortführung der PSE in der jetzigen Struktur und Aufstellung, was eine intelligente Lösung wäre, kategorisch abgelehnt wird, gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten, zumindest einen Großteil der Arbeitsplätze der heutigen PSE zu erhalten:

  • sofortiger Verkauf der PSE oder
  • Integration der Rest-PSE in die SIS CEE (SIS Österreich, ehem. SBS).

Allerdings gibt es Gerüchte und Hinweise, dass die gesamte SIS früher oder später (eher früher) komplett „abgestoßen“ werden soll. Ein Verkauf der PSE – oder zumindest eines möglichst großen Teils – hat nur dann die Chance auf Erfolg, wenn damit nachhaltig die Möglichkeit eröffnet wird, Geschäft zu machen. Dafür sind viele Voraussetzungen zu erfüllen, auch ein Vertrieb wäre unbedingt notwendig. Es gibt ernstzunehmende Interessenten, die die PSE International – so wie wir heute aufgestellt sind – kaufen wollen. Allerdings wirken die gegenwärtig diskutierten Umstrukturierungspläne eher dämpfend auf das Kaufinteresse, da sie die Grundstruktur der -(Rest-)PSE sehr verändern würden.

Solidaritätserklärung des Zentralbetriebsrates

Nachdem der Zentralbetriebsrat(ZBR) am Tag des "Marsches für die Zukunft von Siemens PSE" (6.11.2008) weder mündlich noch schriftlich den besorgten PSE-KollegInnen seine Unterstützung bekundet hatte, folgte spät aber doch noch am 21./22.01.2008 die ersehnte Solidaritätserklärung. Darin heißt es:

Der Zentralbetriebsrat der Siemens AG Österreich erklärt sich ... solidarisch mit dem PSE-Betriebsrat und den Kolleginnen und Kollegen der PSE, die in großer Sorge über ihre Zukunft die Geschehnisse um die PSE verfolgen. Der Zentralbetriebsrat respektiert die demokratischen Willensbekundungen der Belegschaft, gemeinsam mit dem PSE-Betriebsrat die existenzbedrohenden Angriffe abzuwehren.

Absicht zur Beendigung von 150 Dienstverhältnissen angezeigt

Am 23.01.2009 verständigte die Firmenleitung das AMS über die beabsichtigte Beendigung von 150 Dienstverhältnissen, obwohl im Sozialplan gar kein konkretes Ziel für eine Personalreduktion vereinbart wurde. Namenslisten wurden jedoch keine abgegeben.

Viertes Vorstandsgespräch – erste Unterlagen überreicht

Das vierte Vorstandsgespräch am 26.01.2009 war laut BR-Info vom 27.01.2009 ...

... diesmal vom konstruktiven Bemühen der Beteiligten geprägt, eine tragfähige Lösung für die aktuellen Probleme der PSE zu finden. Frau Ederer hat uns über den aktuellen Stand der Planungen berichtet. Es wurde vereinbart, dass der Betriebsrat SIS (also Betriebsrat SIS PSE und Betriebsrat SIS PSE Graz) alle für die Bildung der CT (Corporate Technology) notwendigen Informationen erhält, um dadurch eine solide Basis für seine Entscheidungen zu haben. … Wir haben mittlerweile bereits Unterlagen erhalten, die wir in der heutigen Betriebsrats-Sitzung ausführlich beraten haben. … Der Betriebsrat hat heute beschlossen, alles zu unternehmen, um die Zukunft der heute in der PSE beschäftigten KollegInnen in der CT oder in der SIS zu sichern. Die Grundlage dafür kann nur in einer Auftragssicherung in beiden Bereichen liegen. Die potenziellen Interessenten, die für einen Kauf der gesamten PSE (Österreich und Regionen) in Frage gekommen wären, haben sich zurückgezogen.

4-Augen-Gespräch mit Vorstand Ederer in entspanntem Klima

Laut BR-Info vom 5.2.2009 ...

... entspannt sich inzwischen das Gesprächsklima zwischen dem Vorstand der SAGÖ und dem Betriebsrat weiter. Im Anschluss an die Führungskräfteveranstaltung hat es (am 30.01.2009) ein ausführliches 4-Augen-Gespräch zwischen Frau Ederer und BR-Vorsitzendem Samadani gegeben, das sehr konstruktiv verlief und eine deutliche Annäherung der Standpunkte auf dem Weg zu einer zukunftsorientierten Lösung für die PSE brachte … Bisher schien eine möglichst große und starke PSE als beste Strategie, um einen Ausweg aus der existenzbedrohenden Krise zu finden. Dabei haben wir immer darauf hingewiesen, dass ein Wegfall des Sektorengeschäfts den verbleibenden Rest für einen möglichen Käufer unattraktiv machen würde. Nachdem nun tatsächlich die potenziellen Kaufinteressenten abgesprungen sind, gilt es jetzt, unter den geänderten Voraussetzungen ein Optimum aus der Lage herauszuholen. Im Moment hindert die Unsicherheit über die Zukunft der PSE viele potenzielle Auftraggeber, Projekte an uns zu vergeben, auch wenn sie von der hervorragenden Qualität unsere Arbeit überzeugt sind. In dieser Situation kann eine Zusammenlegung der Abteilungen, die nicht für die Sektoren arbeiten, mit der SIS CEE vielleicht Rettung bringen, in dem dadurch zumindest ein rascher Zugang zu vorhandenen Vertriebsstrukturen geschaffen wird.

Vorstandsdiskussion mit BR-Mitgliedern in "offener Atmosphäre"

Am Abend des 9.2.2009 kam es im Rahmen einer Klausur des Betriebsrats zu einer Diskussion von Frau Ederer mit allen Mitgliedern des österreichischen SIS PSE Betriebsrates. Das Gespräch sei laut BR-Info vom 12.02.2009 ...

... in einer offenen und konstruktiven Atmosphäre (verlaufen). … Frau Ederer hat die Wichtigkeit der Software-Entwicklung für den Standort Österreich betont. Die Lage ist aber schwieriger denn je, da zu den strukturellen Problemen (wie z. B. der zu starken Abhängigkeit von der NSN als Auftraggeber) noch die globale Wirtschaftskrise dazukommt.

Trennungsgespräche - "Wir wollen uns von Ihnen trennen!"

Seit 9.2.2009 sprechen die Vorgesetzten einzelne KollegInnen an, um ihnen unter Berufung auf das Sozialplanangebot mit der Arbeitsstiftung das freiwillige Verlassen der Firma nahezulegen. Die mitgeteilten Gründe haben unterschiedlichen Wahrheitsgehalt und reichen von angeblich fehlender Beauftragung über angeblich fehlende Qualifikation bis hin zum angeblich zu hohen Gehalt. Durch die Befristung des Sozialplanangebots bis zum 31.03.2009 fühlen sich die KollegInnen jedoch massiv unter Zeitdruck gesetzt, weil sie bei Ablehnung mit einer Kündigung nach dem 31.03.2008 rechnen müssen. Der Betriebsrat nahm dazu wie folgt Stellung:

Aus der Tatsache, dass MitarbeiterInnen von ihren Vorgesetzten angesprochen werden, ein Angebot (z. B. WAFF-Paket) anzunehmen, ist aber keinesfalls abzuleiten, dass die betroffenen KollegInnen dieses Angebot annehmen müssen. Das heißt, jede/r kann dies ablehnen. … Jede KollegIn auf dieser Liste kann, wenn er/sie damit einverstanden ist, am WAFF teilnehmen, es besteht aber kein Zwang dazu. Wir empfehlen allen KollegInnen, die von ihren Vorgesetzten bereits angesprochen wurden oder in den nächsten Tagen in diese Richtung angesprochen werden, sich von einem/r Betriebsrat/rätin des Vertrauens beraten zu lassen und mit ihm/ihr gegebenenfalls die Gründe für eine Ablehnung des Angebots zu diskutieren. In diesem Fall findet ein Gespräch zwischen dem Betriebsrat und dem verantwortlichen (Geschäftsgebiets-)Leiter statt, wo die Firma ihre Beweggründe für den Wunsch nach einer einvernehmlichen Auflösung des Dienstverhältnisses darlegen wird. Wir werden alle KollegInnen, für die aus sozialen, wirtschaftlichen oder anderen berücksichtigungswürdigen Gründen eine Annahme eines Sozialplanangebots nicht in Frage kommt, unterstützen und wenn notwendig auch rechtliche Mittel ergreifen. Wichtig ist: In unserem Sozialplan ist eine Kündigung aufgrund der Ablehnung eines Angebotes nicht vorgesehen!

Alle KollegInnen sollen sich in neuer Struktur wiederfinden!

Am 26.02.2009 informierte der Betriebsrat über die laufenden Gespräche zur zukünftigen Struktur des Softwareentwicklungsbereichs der SAGÖ in einer BR-Info wie folgt:

Es ist weiterhin geplant, die Umstrukturierung mit 01.04.2009 umzusetzen. Die Planungen für die CT sind bereits weit gediehen. … Im Moment wird die sog. "Transferliste", also die Liste aller KollegInnen, die in Zukunft die CT bilden, erstellt und anschließend mit dem Betriebsrat abgestimmt. Alle KollegInnen, die nicht in die CT wechseln, verbleiben in der SIS. Dort wird eine neue Einheit "SIS System Development & Engineering" geschaffen, die einen Großteil der PSE-KollegInnen aufnehmen und eine ähnliche Struktur wie die jetzige PSE haben wird. In den Gesprächen wurde vereinbart, dass alle MitarbeiterInnen der jetzigen SIS PSE am 01.04. auch eine organisatorische Heimat entweder in der CT oder in der SIS haben werden. Es ist geplant, alle KollegInnen der SIS PSE noch vor der Umsetzung in einer großen Betriebsversammlung ausführlich zu informieren. An dieser Veranstaltung nehmen auch die nationalen und internationalen Verantwortlichen teil.

(5) Kommentare

Anonymer Benutzer 03.03.2009 19:36
Wenn man sich diesen ellenlangen Artikel durchliest, fragt man sich: "WAS WILL ER UNS DAMIT SAGEN?"
Ist das nun eine Werbung für oder gegen den Betriebsrat?

Es ist zwar begrüßenswert, dass nach fast 4 Monaten wieder einmal ein Artikel auf NetLeiwand erscheint. Man bekommt irgendwie den Eindruck, dass sich hier nur eine handvoll Personen aktiv betätigt.

Die chronologische Auflistung ist im Wesentlichen korrekt und vollständig. Damit alleine ist es aber nicht getan. Es findet momentan der größte Um- bzw. Abbau statt, den es in der über 40 jährigen Geschichte der PSE je gegeben hat. Das ganze erfolgt ohne grosses Aufsehen in der Öffentlichkeit bzw. in den Medien.

Was ist mit all den "großen Verteidigungsaktionen für Jänner" oder "juristischen Schritten"?
Der PSE-Betriebsrat agiert als verlängerter Arm der Firma, wie es einmal mehr in der letzten BR-Mail vom 2.3.2009 nachzulesen ist. Vielleicht ist es doch wahr, dass der Vorsitzende des PSE-Betriebsrats Ataollah S. in ATZ geht. Dieses "Gerücht" wurde zwar vor kurzem dementiert; das ist aber meistens ein Indiz dafür, dass es doch stimmt.
Anonymer Benutzer 03.03.2009 22:32
Wir wollen keine Werbeveranstaltung sondern eine offene Austauschplattform sein.

Ja, wir wollen, dass mehr KollegInnen aktiv werden und ihre Interessen selbst und gemeinsam wahrnehmen statt auf die "großen Verteidigungsaktionen" und "juristischen Schritte" des Betriebsrats zu warten. Am Ende sollte es egal sein, ob Ataollah S. in ATZ geht oder nicht.

Bitte ...
- posted unter den Artikeln Eure Kommentare,
- leistet im Forum Eure Diskussionsbeiträge: http://www.netzwerkit.de/projekte/netleiwand/foren/offen oder
- schickt Eure Gedanken an die mail-Adresse von NetLeiwand: galadriel@labournet.info; sie finden dann wieder Eingang in den Artikeln.

Ja, wir wollten mit dem Artikel sagen, dass den Beschäftigten von SIS PSE nach dem "Marsch" fortgesetzt Unrecht angetan wird aber z.Zt. wirklich "ohne grosses Aufsehen in der Öffentlichkeit bzw. in den Medien". Das muss nicht so bleiben.

Wir werden uns bemühen, künftig schneller und kürzere Artikel zu veröffentlichen.

NetLeiwand
Anonymer Benutzer 01.04.2009 20:58
Es ist leider nicht egal, ob Ataollah S. in ATZ oder sonst wo hin geht.

Wer am 30.3.2009 an der Propaganda-Veranstaltung in der Messehalle teilgenommen hat, wurde nicht nur durch die Aussagen der Manager verunsichert sondern war auch vom Auftritt des PSE-Betriebsrats-Vorsitzenden Ataollah S. schockiert.

Vom alten, kämpferischen S. ist überhaupt nichts mehr vorhanden. Er ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Die Firma hat hier ganze Arbeit geleistet. Sie hat es in den letzten Monaten geschafft, einen Verhandlungspartner heranzuzüchten, der absolut zahnlos ist. Er ist sozusagen die bildliche Darstellung der aktuellen Lage der PSE (bzw. deren Nachfolgeorganisationen).

S. hat total wirres Zeug geredet, ohne dass ein Zusammenhang erkennbar war. Z.B. hat er zuerst ein rotes Pfeiferl, dann ein schwarzes Pfeiferl hergezeigt. Anschließend hat er seinen Namen gesagt.
Was wollte er uns damit sagen?
Vielleicht wollte er auf einen politischen Hintergrund (SPÖ und ÖVP) hinweisen oder er wollte damit andeuten, dass er selbst eine Pfeife ist.

S., GEH' NACH HAUSE!
Wenn du noch etwas für deine Kollegen tun möchtest, dann tritt zurück und überlasse deinen Posten einem jüngeren, dynamischen und kämpferischen Betriebsrat-Kollegen.
Galadriel 03.04.2009 04:56
Noch einmal:

Wir wollen auch keine Werbeveranstaltung für oder gegen einen "jüngeren, dynamischen und kämpferischen Betriebsrat-Kollegen" sein sondern eine offene Austauschplattform. Und wir wollen, dass mehr KollegInnen aktiv werden und ihre Interessen selbst und gemeinsam wahrnehmen anstatt auf den "jüngeren, dynamischen und kämpferischen" Retter zu warten.

NetLeiwand
Anonymer Benutzer 03.05.2009 15:41
Noch einmal:

Wie soll das funktionieren?

Ich denke nicht, dass jemand auf einen Erlöser oder einen "jüngeren, dynamischen und kämpferischen" Retter wartet. Natürlich sollte jeder über seine Rechte und Pflichten bescheid wissen.

Andererseits sind wir nur gemeinsam stark. Wir haben nur dann eine Chance, wenn wir geschlossen auftreten. Was man so bewirken kann ist z.B. hier beschrieben: http://www.netzwerkit.de/[…]/netzwerkch240509