UPS Stuttgart: Massenentlassungen trotz Milliardengewinnen
In der UPS Niederlassung Ditzingen bei Stuttgart wurde 44 Doppelschicht-Mitarbeitern eine Änderungskündigung zugestellt, die die Arbeitszeit der Mitarbeiter von 34 Stunden auf 17 Stunden herunterschrauben soll. Begründet werden die Kündigungen mit angeblich erhöhten Fehlzeiten durch Krankheit im Gegensatz zu den Mitarbeitern, die nur eine Schicht arbeiten. Nehmen die Mitarbeiter das Angebot des Arbeitgebers zur Verminderung ihrer vertraglichen Arbeitszeit nicht an, folgt eine fristgemäße Kündigung. Da mehr als 5% der Mitarbeiter betroffen wären, hat UPS bei der Agentur für Arbeit bereits einen Antrag auf Massenentlassung gestellt. Für einige der betroffenen Mitarbeiter würde der geänderte Vertrag wegen wegfallender Nachtzuschläge den Verlust von über 60% ihres Einkommens bedeuten.
Dabei geht es dem Unternehmen auch in der weltweiten Wirtschaftskrise durchaus nicht schlecht: Im vierten Quartal 2009 konnte der United Parcel Service ein deutliches Gewinnwachstum erzielen. Der operative Gewinn stieg von 803 Mio. Dollar auf 1,26 Mrd. Dollar, das Ergebnis je Aktie von 25 auf 75 Cents.
Die Doppelschichtverträge wurden vor Jahren vom Betreiebsratsvorsitzenden Mahmut Gemili ausgehandelt, jetzt will man ihm nach der im Dezember 2009 eindeutig gewonnenen Betriebsratswahl damit offenbar unter Druck setzen. Zudem wurden kurz vor der Wahl unzählige neue Mitarbeiter eingestellt, in der Hoffnung damit die Wahl herumreißen zu können. Aber da man jetzt Personalüberhang hat, versucht man mit der Kündigung der Doppelschichtarbeitsplätze diesen abzubauen und auf elegante Art und Weise sich langjähriger Mitarbeiter zu entledigen. Auch die Gewerkschaft ver.di befürchtet eine Strafaktion gegen die Stuttgarter Belegschaft, weil diese trotz immensen Drucks seitens der Geschäftsleitung wieder mehrheitlich die Liste des Gewerkschafters Mahmut Gemili in den Betriebsrat wählte. Engelbert Reck, der zuständige ver.di Sekretär, hält das Vorgehen der UPS Geschäftsleitung für einen Skandal. Er forderte bei einer Kundgebung vor der Ditzinger Niederlassung: "UPS muss die Arbeit so gestalten, dass man sie bis zum Rentenalter verrichten kann. Die Leute sollten volle Arbeitsplätze erhalten." Die Argumentation der Geschäftsleitung, die 34 Stunden Woche habe sich als zu belastend erwiesen, hält Reck für vorgeschoben und zynisch. "Es geht darum, dass UPS die Leute zu Krüppeln macht und dann wieder rausschmeißt." Tatsächlich arbeiten in vielen Niederlassungen bei UPS Mitarbeiter dauerhaft 40 Stunden oder mehr pro Woche in den Sortierungen, allerdings häufig ohne entsprechende Verträge. Kündigungen kurz vor Ablauf der Probezeit oder Entlassungen nach zwei Jahren Befristung sind bei UPS an der Tagesordnung.
Vielleicht hat sich UPS mit diesem Bestreben aber auch selbst ein Bein gestellt, denn wenn die Arbeit zu schwer ist für einen Doppelschichtler, dann ist sie so schwer, dass sie dafür erhebliche Zusatzzahlungen leisten müsste, was UPS seit Jahrzehnten verweigert, bis hin zu Berufsunfähigkeitsrenten.
Ich kann mir ehrlich keinen Grund vorstellen, weshalb ein Arbeitsrichter der UPS-Argumentation folgen sollte: Wir verkürzen die Arbeit, weil die Arbeit zu schwer ist. Wenn das Praxis würde, müsste jede Baufirma schließen und am Hochofen wird die 50-Minuten-Schicht eingeführt.
UPS-Doppelschichtler: Seid standhaft und lasst euch nicht von Managern verarschen, denen es noch nie um unsere Gesundheit ging, sondern immer nur um das Letzte, was sie aus uns an Arbeitskraft auspressen können!