Agenda 2020: „fit for digital“ soll 500 Beschäftigten bei Fujitsu ihren Arbeitsplatz kosten
Agenda 2020: „fit for digital“ soll 500 Beschäftigten bei Fujitsu ihren Arbeitsplatz kosten
Abgeschickt von Anonymous User am 13.Oktober 2016 18:22Was den Arbeitnehmern in Deutschland die Agenda 2010 eines gewissen(losen) Herrn Schröder gebracht hat ist jedem bekannt: Hartz IV.
Jetzt wurde der Belegschaft von Dr. Rolf Werner (Head of Central Europe) mitgeteilt, was das neue Programm Agenda 2020 der Belegschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz bringen wird: um „fit for digital“ zu werden, sollen bis Anfang 2019 in diesen Ländern insgesamt etwa 500 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz bei Fujitsu verlieren.
Was genau heißt das für die Belegschaft in Deutschland?Wird nach der Schließung von Paderborn noch ein Betrieb geschlossen?
Werden IGM und Betriebsräte diesmal für den Erhalt der Arbeitsplätze kämpfen?
Problem der IGM ist, dass Fujitsu jederzeit aus dem Arbeitgeberverband austreten kann. Solche Drohungen hat es bereits bei der Zerschlagung der Kommunikations- und Netzwerksparte bei Siemens gegeben und das Ergebnis kennen wir. Die IGM wird also weiter brav den Forderungen der Arbeitgeber (Siemens, Fujitsu,…) nachgeben, sonst wäre das schöne Leben der IGM-Funktionäre bald beendet. Die immer wieder kommende Begründung ihrer Untätigkeit mit dem niedrigen Organisationsgrad in den Betrieben halte ich für eine billige Ausrede um bei den Mitgliedern die Illusion einer Arbeitnehmervertretung aufrechtzuerhalten.
Die Betriebsräte bei Fujitsu (ist auch bei Siemens so) bekommen sogar von 2 Seiten Druck: da die meisten Betriebsräte auch Mitglied der IGM sind, müssen sie die Wünsche und Forderungen der IGM in den Betrieben durchsetzen: sie betreiben also eher eine Vertretung der Interessen der IGM als die der Arbeitnehmer in den Betrieben.
Dann bekommen die Betriebsräte auch noch den Druck des Arbeitgebers zu spüren wenn sie nicht Spuren: er kann jederzeit Kündigungsgründe konstruieren oder das Gehalt kürzen. Eine andere Möglichkeit des Arbeitgebers, sich Betriebsräte (und hier natürlich besonders die im Gesamtbetriebsrat) gefügig zu machen, sind eigentlich sachlich und auch nach dem BetrVG nicht gerechtfertigte Gehaltserhöhungen; Beispiele dafür gibt es genug, z.B. bei VW oder Siemens (Ralf Heckmann).
Ich möchte mal gerne wissen, welche Gehaltsstufe bei Fujitsu der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrat, Lothar Kuhn, hat; die Gehaltsstufe seines Stellvertreters Paul Riegg wäre auch interessant.
Nicht nur die Vorgehensweise des Unternehmens war fadenscheinig, sondern auch die der Betriebsräte. Durch das Unterschreiben einer Namensliste gemäß §1 Abs. 5 KschG haben die Betriebsräte den dadurch betroffenen Arbeitnehmern in Paderborn eine Kündigungsschutzklage erheblich erschwert und sich zu einem Handlanger des Arbeitgebers gemacht!
Grund für die ausgebliebenen Kündigungsschutzklagen war also nicht eine Bequemlichkeit der Arbeitnehmer oder weil sie mit den Konditionen des Interessenausgleichs so zufrieden waren, sondern der Verrat der Betriebsräte an ihren Wählern.
Fragt sich nur, warum hat der Betriebsrat seine Wähler verraten? Was ist eigentlich aus dem ehemaligen Betriebsratsvorsitzenden in Paderborn, Andreas Ziebarth, geworden?
Ob ein Eintritt in die IGM wegen der Rechtsberatung sinnvoll ist? Ich glaube das nicht, denn viele wissen nicht, dass:
- man keinen Anspruch auf Rechtsschutz hat als IGM-Mitglied: laut Satzung muss man einen Antrag bei der zuständigen Geschäftsstelle auf Gewährung von Rechtsschutz stellen und über diesen Antrag entscheidet dann der Ortsvorstand.
- weiter steht in der Satzung: „Über die Gewährung von Rechtsschutz für die zweite und dritte Instanz entscheidet in der Regel der Vorstand.“ Gemeint ist jetzt aber nicht der Ortsvorstand sondern der Vorstand der IGM!
- man nicht die freie Auswahl eines Rechtsanwalt hat, sondern von irgend einem IGM-Rechtsanwalt beraten wird.
- es fraglich ist, ob der IGM-Rechtsanwalt auch wirklich die Interessen des IGM-Mitglieds vertritt und nicht im Zweifelsfall die Interessen der IGM, die ihn schließlich bezahlt und von der er wirtschaftlich abhängig ist.
- eine unabhängige Rechtsschutzversicherung viel billiger ist und man sich dann seinen Rechtsanwalt selber aussuchen kann.
Auch sonst sehe ich keinen sinnvollen Grund in die IGM einzutreten, denn:
- wo war die IGM beim Entlassungsprogramm Jupiter, als 20% der Belegschaft ihren Arbeitsplatz verloren haben?
- wo war die IGM beim Entlassungsprogramm Mirai, als weitere 20% der Belegschaft ihren Arbeitsplatz verloren haben und der Betrieb in Paderborn geschlossen wurde? Doch, richtig, in Paderborn hat die IGM zusammen mit den Betriebsräten die Belegschaft in deren Freizeit zu Rundgängen um das Betriebsgelände und in der Innenstadt aufgerufen und der Bevölkerung und der Presse das ganze als Protestaktion der IGM verkauft.
- Auch die Einführung von ERA ist kein Grund in die IGM einzutreten, eher im Gegenteil, weil jetzt massenhaft Abgruppierungen erfolgen sollen, natürlich in Zusammenarbeit mit den dann natürlich weiter gut bezahlten Betriebsräten der IGM.
Einzig und allein für Betriebsräte macht es Sinn in die IGM einzutreten, weil sie dann, wenn sie die Interessen der IGM dort vertreten, Karriere machen können. Das sie dabei ihre Wähler, d.h. die Belegschaft, verraten, muss ihnen allerdings egal sein.
@Sonntag 09:19:
... Fragt sich nur, warum hat der Betriebsrat seine Wähler verraten? Was ist eigentlich aus dem ehemaligen Betriebsratsvorsitzenden in Paderborn, Andreas Ziebarth, geworden?
Laut Facebook ist er jetzt Projektsekretär bei der IG Metall NRW:
https://www.facebook.com/public/Andreas-Ziebarth
Also, eine Mitgliedschaft in der IGM kann sich durchaus lohnen, wenn man brav die Interessen der IGM vertritt und nicht die seiner Wähler!
Ich fürchte, es bleibt nicht bei den 500 Stellen: kurz nachdem uns mitgeteilt wurde, dass in Deutschland, Österreich und der Schweiz 500 Stellen abgebaut werden sollen, legte Duncan Tait nach: in den nächsten 3 Jahren soll in EMEIA die Zahl der Angestellten um 3300 reduziert werden. Gleichzeitig sollen 1200 Stellen aufgebaut werden „to strengthen our ability to deliver digital services“.
Ob sich diese 1200 Stellen auf EMEIA beziehen oder gesamt Fujitsu weltweit, sagte er nicht.
Ob versucht wird, diese 1200 Stellen mit bereits Beschäftigten zu besetzen, die sonst die Firma verlassen müssten (wie Du erhoffst), sagte er auch nicht.
Aus welchen Ländern genau diese 3300 stammen werden, sagte er auch nicht.
Der worst case für die Beschäftigten wäre doch:
in den nächsten 3 Jahren müssen 4500 der jetzt Beschäftigten Fujitsu verlassen, gleichzeitig werden 1200 neue Beschäftigte eingestellt „to strengthen our ability to deliver digital services“.
Aus meiner Erfahrung in dieser Firma glaube ich, selbst der worst case wird in den nächsten 3 Jahren nochmal übertroffen.
Woher du deinen Optimismus aus Webtalks, Gesprächen mit Managern und Betriebsräten beziehst, kann ich nicht nachvollziehen, aber vielleicht kannst du uns das ja berichten.
Niemand von uns war dabei ...
Man muss nicht dabei gewesen sein um zu wissen, wer was unterschrieben hat:
Den Interessenausgleich und Sozialplan haben, wie üblich, die Herren Kuhn und Riegg vom Gesamtbetriebsrat unterschrieben.
Teil des Interessenausgleichs und Sozialplans ist eine Namensliste i.S.d. § 1 Abs. 5 KSchG für Beschäftigte aus Paderborn. Verantwortlich für diese Liste ist einzig und allein der örtliche Betriebsrat in Paderborn, niemand anderes!
Wenn, wie du sagst, eine Kündigungsschutzklage für die betroffenen Paderborner sinnlos gewesen wäre, warum gab es dann eine Namensliste? Warum hat der Betriebsrat in Paderborn es nicht den Betroffenen selbst überlassen zu entscheiden, was für sie sinnvoll ist und was nicht? Warum hat sich der Paderborner Betriebsrat als Richter aufgespielt und mit der Namensliste den Betroffenen eine Kündigungsschutzklage erschwert?
Der GBR konnte das Verhandlungsmandat nur an sich reißen, weil der Paderborner Betriebsrat das zuließ, ohne jeden ernsthaften Widerstand. Begründet hat das der Paderborner Betriebsrat damit, dass Anwälte des Arbeitgebers und des GBR die Rechtslage überprüft hätten und zu dem Schluss gekommen sind, das der GBR zuständig sei. Was für ein Wunder! Wusste der Vorsitzende des Betriebsrats in Paderborn zu diesem Zeitpunkt bereits, das er einen neuen Job bei der IGM sicher hat?
Für mich ist dieser neue Job der Judaslohn dafür, dass er die ambitionierten Zeitpläne für die Schließung des Betriebs in Paderborn nie ernsthaft gefährdet hat; vom Management gab es ja anschließend auch noch mal einen ausdrücklichen Dank dafür an die Betriebsräte.
Nix Phantasie,in ihrem letzten Video-Blog dankt Vera Schneevoigt herzlich den Mitarbeitern aus Paderborn, dem Betriebsrat und den Kollegen die das Projekt (= Schließung des Betriebs in Paderborn und Existenzvernichtung hunderter Arbeitnehmer bei Fujitsu) unterstützt haben. Sie sei sehr Dankbar und sie freut sich, dass die Zusammenarbeit bis zum Schluss so gut funktioniert hat.
... Sie hat ja auch in Japan eine Auszeichnung dafür bekommen. Finde ich persönlich ja perfide bis sarkastisch - ändert aber auch nichts daran. Respekt hätte ich dafür gezollt, wenn sie den Preis abgelehnt hätte. Verpasste Chance, um mal das wir etwa zu stärken und ein Zeichen zu setzen, aber so bringt es bestimmt die Karriere noch nach vorne. Die Frage ist nur wo. mit Fujitsu ist es ja bald eh zu Ende.
Warum ist es mit Fujitsu ja bald eh zu Ende?
... Sie hat ja auch in Japan eine Auszeichnung dafür bekommen. Finde ich persönlich ja perfide bis sarkastisch - ändert aber auch nichts daran. Respekt hätte ich dafür gezollt, wenn sie den Preis abgelehnt hätte. Verpasste Chance, um mal das wir etwa zu stärken und ein Zeichen zu setzen, aber so bringt es bestimmt die Karriere noch nach vorne. Die Frage ist nur wo. mit Fujitsu ist es ja bald eh zu Ende.
Laut diesem Forenbeitrag:
https://www.netzwerkit.de/projekte/fts/foren/offen/634008726?b_start=30#290352283
hatte Vera Schneevoigt bereits vor ihrem Einstieg bei Fujitsu Erfahrungen mit der Schließung von Betrieben.
Auch hier:
http://sp.ts.fujitsu.com/dmsp/Publications/public/1402_Fujitsu_Bio_Vera%20Schneevoigt_final.pdf steht:
"She was also the key driver for various transformation and optimization programs".
Von so einer Person kann man kein Mitgefühl gegenüber der Belegschaft erwarten, für so eine Person ist die Belegschaft nur "Mittel zum Zweck", nur "Human Ressources", die ihrer Karriere dienlich sind. Ob du ihr Respekt entgegenbringst oder auch nicht, dürfte ihr ziemlich egal sein.
@Dienstag 23:00:
Nix Phantasie,in ihrem letzten Video-Blog dankt Vera Schneevoigt herzlich den Mitarbeitern aus Paderborn, dem Betriebsrat und den Kollegen die das Projekt (= Schließung des Betriebs in Paderborn und Existenzvernichtung hunderter Arbeitnehmer bei Fujitsu) unterstützt haben. Sie sei sehr Dankbar und sie freut sich, dass die Zusammenarbeit bis zum Schluss so gut funktioniert hat.
Es stellt sich die Frage, für was sich Vera Schneevoigt bei den Mitarbeitern in Paderborn bedankt, mir fällt da nichts ein und sie selber erläutert das auch nicht weiter.
Für mich klingt das so ähnlich, als würde sich der Metzger bei den Lämmern bedanken, dass sie sich so leicht und widerstandslos zur Schlachtbank führen ließen und damit seinen Profit erhöhten.
Für mich klingt das gefühllos und zynisch, eine reine Phrase ohne Sinn und Verstand, so wie wir das vom Management bei Fujitsu gewohnt sind.
Was den Arbeitnehmern in Deutschland die Agenda 2010 eines gewissen(losen) Herrn Schröder gebracht hat ist jedem bekannt: Hartz IV.
Jetzt wurde der Belegschaft von Dr. Rolf Werner (Head of Central Europe) mitgeteilt, was das neue Programm Agenda 2020 der Belegschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz bringen wird: um „fit for digital“ zu werden, sollen bis Anfang 2019 in diesen Ländern insgesamt etwa 500 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz bei Fujitsu verlieren.
Was genau heißt das für die Belegschaft in Deutschland?
Wird nach der Schließung von Paderborn noch ein Betrieb geschlossen?
Werden IGM und Betriebsräte diesmal für den Erhalt der Arbeitsplätze kämpfen?
Jetzt wurde uns von Dr. Rolf Werner und Lothar Kuhn (Vorsitzender des GBR) mitgeteilt, das in Deutschland etwa 330 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz bis Ende März 2019 verlieren werden.
Die Verhandlungen zum Sozialplan und Interessenausgleich sollen bereits seit Wochen laufen und werden voraussichtlich bis Ende März 2017 beendet sein.
Weitere Einzelheiten sollen den Beschäftigten bis dahin nicht mitgeteilt werden, das wurde so vereinbart.
Wir wissen also bis dahin nicht, wer für die Beschäftigten verhandelt, was verhandelt wird, welche Betriebe vom Personalabbau betroffen sind, wieviele Beschäftigte in den einzelnen Betrieben entlassen werden sollen und auch nicht welche Bereiche betroffen sind.