Den Kampf gegen Massenentlassungen führen - aber wie?
Das "Heimspiel" in Nürnberg war mit 45 TeilnehmerInnen durchschnittlich besucht, wobei neben Leuten aus dem Sozialforum und der revolutionären Linken erfreulicherweise auch einige KollegInnen den Weg ins Nachbarschaftshaus gefunden hatten.
Wir hatten uns vorher überlegt in Nürnberg die Akteure zu Wort kommen zu lassen und damit das übliche Ritual einer Podiumsdiskussion zu durchbrechen. Im Eingangsreferat schilderte XY vom Druckwächter wie es zu der Herausgabe des AEG-Buches gekommen ist. Ziel ist es die Erfahrungen weiter zu tragen und durch die Veranstaltungen in den verschiedenen Städten die Vernetzung voranzutreiben. Bei der Vernetzung von gewerkschaftlichen BasisaktivistInnen hat es in den letzten zwei, drei Jahren gewisse Fortschritte gegeben, zu denen nicht zuletzt auch der Kampf der AEGler beigetragen hat. Ein Ergebnis dieser Arbeit sind die Kontakte zu dem Schweizer "Netzwerk für einen kämpferische ArbeiterInnenbewegung", dass aus dem erfolgreichen Kampf in Bellizona heraus entstanden ist.
XZ ist ein Aktivist dieses Netzwerkes und schilderte zunächst den Verlauf des Streikes in Bellizona. Der Redebeitrag des Netzwerkes für eine kämpferische ArbeiterInnenbewegung räumt mit einigen Glorifizierungen und Mythen über Selbstorganisation und Spontanität auf, die in Deutschlands inbestimmten linken Kreisen über Bellizona entstanden sind. XY betont die langjährige Vorarbeit der klassenkämpferischen Betriebsgruppe sowie das geplante und gut organisierte Vorgehen der Betriebsgruppe unter Führung von Gianni Frizzo bei Auslösung des wilden Streiks und der Betriebsbesetzung.
YZ knüpft daran im Redebeitrag des Revolutionären Aufbaus Schweiz an. Er betont die Notwendigkeit einer Strategie. Die radikale Linke, die üblicherweise von außen an Betriebskämpfe herantritt, müsste eine langfristigen Heransgehenszum Aufbau betrieblicher Gegenmacht von unten entwickeln. Der gängigen Orietierung in der Szene auf Events wie z.B. Streiks stellen sie eine Sichtweise entgegen, die nach Kräfteverhältnissen fragt und deren langfristige Veränderung ins Blickfeld rückt.
Danach kamen die lokalen Akteure zu Wort. Hans Patzelt von Sozialforum fasste nochmal die damalige Unterstützungsarbeit des Sozialforums und den Electroluxboykott zusammen. In Vertretung der verhinderten Franziska schilderte ein Genosse der OA die Stadtteildemo. Der Kollege der ANA (Erwerbsloseninitiative) berichtete nicht nur über die damaligen Aktivitäten, sondern gab auch kritisch zu bedenken, dass man sich als Nürnberger AktivistInnen nicht auf den AEG-Lorbeeren ausruhen darf und die Betriebsarbeit weitergehen müsste. Ein Ex-Kollege der AEG schilderte nochmals die spontanen Proteste und betonte die Notwendigkeit aus dieser Erfahrung zu lernen und bei zukünftigen Kämpfen shcon frühzeitig mit dem Aufbau einer verankerten und stabilen Betriebsgruppe wie in Bellizona zu beginnen, die bei der AEG so schmerzlich gefehlt hat.
Bei der offenen Diskussion gab es dann zahlreiche Nachfragen zu Bellizona und Diskussionsbeiträge zu Selbstorganisation, Spontanität ebenso wie kontroverse Meinungen zum Umgang mit der IGM und ihrem Apparat.