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5oo LEUTE KRANKGESCHRIEBEN! - - - Der erste Tag nach dem Streik!

by AEG posted on 07.03.2006 23:51 last modified 16.08.2008 17:28 —

Sehr begeistert wirkten die Kollegen heute nicht, als Wechsler und Dix heute vor dem Werkstor feierlich das Ende des Streiks begehen wollten. Da nützte auch der Alt-Rocker Eray nichts, der mit seinem Song "Fight for the AEG" eher peinlich war. Nein, es gab nichts zu feiern! Und die meisten hielten sich sowieso im Streik-Zelt auf, und kamen erst heraus, wie die Reden vorbei waren. Daß es wenig Beifall gab, fiel sogar der Presse auf.

Auch im Betrieb fing alles recht lustlos an. Über 500 AEG-ler (von 1750!) sind krankgeschrieben. Und das waren keineswegs nur die Nicht-Gewerkschafter, die den Streik mit Krankenschein überbrückt hatten, - auch viele IGM-Mitglieder fehlten.

Während Meister und Vorarbeiter das meist noch mit Grinsen zur Kenntnis nahmen, kamen dann der Reihe nach immer höhere Vorgesetzte und liefen besorgt die Bänder entlang. Am Schluß kam sogar Lange persönlich.

Ein netter Anlaß für einen längeren Spaziergang war dann auch die Betriebsratswahl in der Kantine. Viel lief heute nicht, und wenn, dann langsam.

Wechsler meinte heute morgen: "Es wird nichts mehr so in der AEG sein, wie früher". Da hat er recht! - Und er hat aber auch recht, wenn er zum Tarifabschluß sagte: "Jeder wird dazu noch zu eigener Bewertung kommen". Das ging heute schon los:

Es gab viele Diskussionen um den Sozialtarifvertrag, wobei immer wieder klar wurde, daß viele ihn noch gar nicht verstanden haben und deswegen falsche Rechnungen aufmachen. So ist z.B. noch nicht allen klar, daß die Vorruhestandsregelung nur für eine Minderheit gilt. Das ist aber kein Wunder: Der Text des Tarifvertrags ist ja immer noch nicht in türkisch und griechisch übersetzt. Aber es spricht sich langsam rum, daß ein Haufen Mist drinsteht, und vieles nur schöner Schein ist.

Und auch von der "Beschäftigungs"-Gesellschaft lässt sich kaum jemand beeindrucken: Ein paar griechische Kolleginnen machten sich auf dem Weg zur U-Bahn den Spaß, Reime mit dem Namen GPQ zu bilden. Sie einigten sich dann auf "GPQ - Blöde Kuh"!

(3) Kommentare

AEG 08.03.2006 14:59
"Auf den Streik folgt jetzt Dienst nach Vorschrift" schreiben heute die Nürnberger Nachrichten www.nn-online.de/artikel.asp?art=467660&kat=3&man=3
Anonymer Benutzer 08.03.2006 18:20
im NN Artikel vom 8.4. war auffällig, daß Dix und Wechsler
als klammheimlich erfreut, wenn nicht sogar als augenzwinkernde
Einpeitscher des "Dienstes nach Vorschrift" dargestellt werden.

Es ist seltsam, wenn die zwei sich an die Spitze des
Protestes gegen einen Tarifvertrag setzen wollen, den sie selbst
mit durchgepeitscht haben.
AEG 09.03.2006 20:36
Eine tiefen Einblick in das Denken und den Charkater von Jürgen Wechsler vermittelt eine kleine Geschichte, die uns eine Kollegin per mail berichtet.

Guten Morgen,

gestern (7.3.), so kurz vor acht Uhr, hatte ich im Streikzelt noch die
"Begegnung der dritten Art".

Außer einigen Presseleuten am Nachbartisch befand sich niemand mehr im
Zelt.
Um die Zeit bis zu meinem Arbeitsbeginn zu überbrücken, bin ich
zeitunglesend im
Zelt geblieben, bis Herr Wechsler an meinem Tisch auftauchte.

Freundlich, wie er nun mal ist, sagte er zu mir – ohne "Guten Morgen"
versteht sich:
"Ja, und?"
Ich schaute von meiner Zeitung auf und fragte ebenfalls: "Was, ja und?"
Er: "Nix arbeiten?"
Ich: "Doch, um acht Uhr!"
Er: "Warum gehen Sie dann nicht ins Werk?"
Ich: "Ich nix AEG, ich andere Baustelle!"

Woraufhin der Nachbartisch anfing laut zu lachen, na und ich sowieso.
Sein Gesichtsausdruck war schon einmalig.
Was hätte er gemacht, wenn ich gesagt hätte, daß ich von dem
Abstimmungsergebnis
nichts halte und weiter streiken werde?

Hielt er mich für ein abtrünniges Schäfchen, daß sich "seinen"
Anordnungen widersetzt?

Das hat man nun von seiner Solidarität! :–))