Was planen die Funktionäre?
Nachdem die Verhandlungen hinter dem Rücken der streikenden Kolleginnen und Kollegen über's Wochenende für Aufregung gesorgt haben, mußten die Funktionäre heute früher als geplant aufstehen. Ab 8.00 Uhr informiert Jürgen Wechseler im Streikzelt über den Stand der Gespräche.
An den Gesprächen haben teilgenommen: Straberg, Bygge und Winkler für Electrolux, Stoiber, Huber und ein Vertreter aus der Staatskanzlei, sowie Neugebauer, Wechseler und Dix für die IG Metall. Die Gespräche dauerten 2 Stunden. Die Herren haben also nicht nur Begrüßungsworte ausgetauscht.
Straberg war sichtlich nervös. Er forderte ein sofortiges Ende des Streiks. Insbesondere die Logistik sollte nicht streiken. Weiter beklagte er sich darüber, dass es Electrolux am Markt immer schwerer habe und die Marke AEG beschädigt wird. Mit anderen Worten: Unser Streik und der Boykott tun Electrolux richtig weh.
Die IGM Funktionäre wiederholten ihre Forderung nach Erhalt des Standortes. Wie Wechseler im Streikzelt nochmals klarmachte, bedeutet dies, dass das "Zukunftskonzept" der IGM umgesetzt werden müsse. Zur Erinnerung: Das Konzept der IGM von Mitte November beinhaltet, dass die Hälfte von uns rausgeschmissen wird. **Dafür frieren wir nicht in der Kälte und streiken! Die Streikforderung lautet: Wir bleiben hier - dafür kämpfen wir!**
Das Gespräch endete mit einer Vereinbarung. Electrolux wird ein Angebot vorlegen. Danach wird die IGM das Angebot in formellen Verhandlungen prüfen. Das wird voraussichtlich am Donnerstag geschehen.
IGM Bevollmächtigter Wechseler versichert heute, dass der Streik nicht unterbrochen wird bis ein Ergebnis vorliegt. Über dieses Ergebnis wird "nicht vom Kollegen Neugebauer, auch nicht von der Streikleitung, sondern von euch in einer Urabstimmung entschieden," verspricht Wechseler. Wir werden ihn und alle Funktionäre an diese Worte erinnern.
Bemerkenswert waren noch seine Ausführungen zum Streikbruch im Hafen. Dort hat die Streikleitung zugestimmt, das täglich ca. 4000 Maschinen per Zug abtransportiert werden, was ca. 25% des normalen Umschlages entsprechen soll. *"Wir können verschiedenen Meinung sein und auch diskutieren. Das ist normal. Aber es gilt: wenn die Streikleitung entschieden hat, dann marschieren alle in die vorgegebene Richtung,"* so meint der Funktionär Wechseler.
Wir sind keine Befehlsempfänger von Funktionären, die sich selbst zur unseren Chefs ernannt haben. Solange die Streikleitung unsere Interessen vertritt, werden wir auch ihren Anweisungen folgen. Die Funktionäre sollten aber nicht die rote Linie überschreiten. Wer uns reinlegen will, wird uns kennenlernen. Wir entscheiden selbst! Unsere Forderungen sind:
**Erhalt ALLER Arbeitsplätze bei Electrolux und AEG!**
**Keine Werkschließung!**
soll dann in irgendwelche Langzeit-Maßnahmen, Transfergesellschaft,
u.ä., verfrachtet werden!
Electrolux bzw. Stråberg hat offensichtlich versprochen, allen AEG-lern einen "neuen
Arbeitsplatz" zu beschaffen. Nach den Erfahrungen mit ähnlichen Fällen
in anderen Betrieben, bedeutet das, daß Electrolux entweder
1.) selbst eine Transfergesellschaft gründen will, oder
2.) vorhat eine Electrolux-eigene Zeitarbeits-Firma zu gründen.
Also: Aufpassen, sonst wird uns das Fell über die Ohren gezogen!