Tor 4 baut Galgen für Straberg - Urabstimmung als Farce - 600 Entlassungen zum 1. Juli
Während die IGM Funktionäre ihre Wunschvorstellungen von "einmaligem Erfolg und breiter Zustimmung" verbreiten, zeigen die Kolleg/innen ihre Gefühle in kleinen und großen Gesten. Eindrücke eines absurden Sonnenaufgangs in Muggenhof.
Die Urabstimmung beginnt um 5.00 Uhr. Viele fragen sich, was soll die Show? Die Funktionäre tun alles, damit jede/r versteht, wo das Kreuz zu machen ist. Der Windschutz ist schon am Wochenende in den Feuertonnen verbrannt, Streikzelte sind abgebaut worden. Das Abschiedsfest am Samstag wurde von den Kolleg/innen boykotiert. Dafür werben zwei neue Streikzeitungen um Zustimmung.
Die größte Einzelgewerkschaft der Welt, wie sich die IGM stolz nennt, bringt es nicht fertig, den Vertrag in die im Werk gesprochenen Sprachen zu übersetzen. Dafür wird aber ein Wahlzettel gedruckt, auf dem es 3 Kreise für Kreuze gibt: Ich stimme dem Tarifergebniss vom 3. März zu - Ja, Nein und Die Tarifkommission empfiehlt JA (bereits angekreuzt). **Für wie blöd halten die uns eigentlich???**
Die Kolleg/innen üben sich derweil in passiven Widerstand. Die DGB Aufkleber "Solidarität statt Zerstörung - AEG Nürnberg muss leben" sind überall geklebt. Die Streikposten an Tor 4 bauen den Galgen für die Straberg-Puppe wieder auf. Der mußte vor einigen Wochen auf Druck der IGM entfernt werden, da das zu radikal sei. Diesmal ist der Galgen so massiv, dass man da nicht nur die Puppe aufhängen kann, wie Streikposten trocken bemerken.
Derweil geht die Verarschung in die nächste Runde. Die Aasgeier der GPQ lauern im Zelt auf ihre Beute. Herbert Hansel bemüht sich um 7.00 einer 54-jährigen Kollegin die Vorzüge einer Ausbildung schmackhaft zu machen. "Wenn wir das durchkriegen, bist du schon 3 Jahre abgesichert". Die Frage, was danach kommt, läßt Herbert großzügig aus. **Für wie blöd halten die uns eigentlich???**
Die Verarschung geht weiter. Die Presse meldet das Ergebniss der Urabstimmung, bevor diese überhaupt angefangen hat. So schreibt die Nürnberger Zeitung Breite Zustimmung für Streik-Ende. Aber vielleicht kennen die ja bereits das Ergebniss? Die Auszählung findet praktischerweise heute nacht statt, wenn keiner zuschaut.
Im gleichen Artikel steht, dass Electrolux für 120 Mitarbeiter das Versprechen abgegeben, sie in andere Stellen zu vermitteln. Gleichzeitig berichten die Nürnberger Nachrichten, dass *"fast 600 Beschäftigte noch in diesem oder im nächsten Monat ihre Kündigung erhalten. Sie sollen bis 1. Juli 2006 von der AEG-Gehaltsliste verschwunden sein,..."*. Bislang war immer nur von 477 Stellen die Rede, die zum 1. Juli wegfallen.
Welche 120 Spezies bekommen einen neuen Job? Wer wird die Namenslisten zusammenstellen für die 600 Kolleg/innen, die so schnell wie möglich verschwinden sollen?
**Glaubt ihr wirklich, wir sind so blöd und verstehen nicht, welches Schmierentheater hier gespielt wird?**