Bericht von der Betriebsversammlung am 5.12.2005
Die Betriebsversammlung am Montag dauert von 9.00 bis 11.15 Uhr und endet mit einem 15 minütigen Protest vor dem Tor zur Mittagspause. Im wesentlichen werden die altbekannten Forderungen der IGM und des Betriebsrates wiederholt. Sollte Electrolux nicht vor Weihnachten eine Entscheidung zugunsten einer "Werkssanierung" fällen, droht die IGM mit einer "Verlängerung des Weihnachtsurlaubes"; also einem Streik ab 2. Januar.
Als erster spricht BR-Vorsitzender Dix. Er fordert eine Standortsicherung bis zum 31.12.2010 über einen Ergänzungstarifvertrag. Dieser soll eine Jahresstückzahl von 800.000 Geräten, verbindliche Investitionen und eine Regelung über Werkverträge und Leiharbeit enthalten.
Gärtner berichtet anschließend von einem Krankenstand von 20% an einzelnen Tagen. Man kann das auch so sehen, dass die Kolleginnen und Kollegen schon einmal individuell mit dem Streik anfangen, nachdem die Gewerkschaft uns immer nur vertröstet hat.
IGM Chef Jürgen Wechseler spuckt dann wieder laute Töne. Die Arbeit beginnt nach dem Weihnachtsurlaub am 2. Januar, wenn das Werk erhalten bleibt. Wenn es zu keiner Werkssanierung kommt, dann wird der Urlaub eben verlängert, also gestreikt werden.
Dann geht er auf die Kritik an seinem Kurs der Spaltung und Teilschließung ein. Wenn hier bestimmte Kreise der IGM Betrug vorwerfen, dann sei er gern bereit sich intern oder extern auseinanderzusetzen. **Das Angebot nehmen wir gerne an: Wie wäre es mit einer öffentlichen Diskussion über den richtigen Weg zum Erhalt aller Arbeitsplätze bei der AEG?**
Am Schluss der Rede gibt es starken Beifall zu der Frage: Was machen wir am 2. Januar? Alle zu Hause bleiben. Die Stimmung ist immer noch so, dass die Kolleginnen und Kollegen den Streik wollen und darauf warten, dass die Gewerkschaft endlich loslegt.
Danach macht ein Kollege seinem Ärger Luft. Das 800 Arbeitsplätze von der Gewerkschaft/BR preisgegeben werden, ist das allerletzte. Das Vereinbarung zur Standortsicherung ist nicht das Papier wert, auf dem sie geschrieben wird. Man darf keinen einzigen Arbeitsplatz freigeben. Sonst ist nur noch die Hälfte da.
Wechseler jault auf wie ein getroffener Hund. Er gebe keine Arbeitsplätze frei. Es gehe hier um die Frage, welche Kompromisse man bereit ist einzugehen. Man soll auf seinen Sprachgebrauch achten. Wir, die IGM, sind nicht Schuld daran, dass 800 entlassen werden.
Wie schon auf der Mitgliederversammlung Ende Oktober gibt es nach den endlos langen und langweiligen Reden der Funktionäre keine Wortmeldungen. Eine Sache begreifen wir aber nicht. Wie kommt Dix bei diesem Ablauf der Betriebsversammlung zu dem Schluss, die große Mehrheit habe sein Konzept der Entlassung von 800 Kollegen gebilligt?
Mikrofone zu leise eingestellt waren. (Den Gärtner hab ich fast überhaupt
nicht verstanden.)
Aber der Wechsler hat keinen Streik nach dem 2.Januar angekündigt, sondern
dazu aufgefordert, für die Woche nach dem 2.Januar Urlaub bzw. Freischichten
zu nehmen!
Das ist natürlich kompletter Unsinn! Wenn 1700 Leute gleichzeitig Freischichten
oder Urlaub beantragen, wird das kein Vorarbeiter genehmigen!
Der Vorschlag von Wechsler geht an der Realität vorbei, und offensichtlich hat er
keine Ahnung über normale Abläufe im Betrieb.
Die Schreibtische in der Verwaltungsstelle der IGM sind scheinbar zu weit
vom Fließband entfernt?