Betriebsversammlung vom 26.Sep 2005
Es war zwar viel Prominenz aufgefahren: neben Jürgen Wechsler, (2. Bevollmächtigter der IGM-Nürnberg) und der Geschäftsleitung war zum ersten Mal auch Werner Neugebauer, (Bezirksleiter der IG Metall Bayern) in der AEG. Über Informationsgehalt und Qualität mancher Redebeiträge könnte man sich aber streiten. Genauere Informationen und Zahlen brachte eigentlich nur Harald Dix (Betriebsratsvorsitzender der AEG):
Seiner Information nach baut Electrolux seit Sommer 2004 in Polen, (für insgesamt 75 Millionen Euro) zwei neue Fabriken für Spüler und Waschmaschinen auf. Ursprünglich waren diese neuen Werke für die Belieferung des Ost-Europäischen Markts bestimmt, sind aber schon jetzt nicht ausgelastet.
In der AEG-Nürnberg haben wir folgende Lage: Von 2003 bis 2005 sank die Zahl der produzierten Geräte von 1,8 Millionen Maschinen, über 1,6 Mill. (2004) auf 1,5 Millionen.
Der derzeitige Beschäftigungssicherungs-Vertrag in der AEG endet am 31.DEZ 2005.
Voraussichtlich wird dann ein Personal-Überhang von 16-18% bestehen. (Ungefähr 300 Arbeiter-Innen) Dazu kommen, mit dem Ende der Trockner-Fertigung zusätzlich etwa 200 Leute.
Weiter informierte Dix über die Studie des INFO-INSTITUTS (Saarbrücken):
Laut Info-Institut liegen die bisherigen Probleme der AEG nicht bloß im Preisverfall bei Hausgeräten, sondern ELECTROLUX hätte Marktanteile auch durch eine verfehlte Markenpolitik verursacht. (Der Name AEG sei bekannter wie "Electrolux")
AEG-Nürnberg hätte im Vergleich zu anderen Standorten eine hohe Qualität und Flexibilität. (Flexibilität ist gerade bei kleinen Stückzahlen und schnellen Aufträgen wichtig.)
Ein weiteres Problem sind die zu hohen Fixkosten, die vom Konzern auf die AEG umgelegt werden. (z.B. Entwicklung, Marketing) Ansonst gibt es bei den Kosten kaum Unterschiede zwischen z.B. Nürnberg und Electrolux-Italien
Folgerungen des INFO-INSTITUTS:
- Die Rechnung von Electrolux darf nicht isoliert von den Kosten betrachtet werden: z.B. sind die Spüler in Nürnberg ertragreich. Eine Verlagerung würde sich durch die Verlagerungskosten erst nach 10 bis 15 Jahren lohnen.
- Die durch die Stockholmer Zentrale zugeteilten Fixkosten müssen weg oder gesenkt werden.
- Nürnberg sollte nicht geschlossen werden, sondern die Erhaltung sei zu prüfen. ES GEBE KEINE BETRIEBSWIRTSCHAFTLICHE NOTWENDIGKEIT FÜR EINE SCHLIESSUNG.
- Es müssten interne Optimierungen in Nürnberg gesucht werden. Aber das Produktions-Volumen in Nürnberg darf auf keinen Fall gesenkt werden.
Vorschläge der IG-Metall:
An Electrolux soll signalisiert werden, dass die IGM am Standort Nürnberg zu Einsparungen von 15 Millionen Euro, vor allem bei den Lohnkosten, bereit wäre. (9 Mill. durch Arbeitszeit, 2 Mill. Lohnnebenkosten, 1 Mill. Sozialleistungen)
Im Gegenzug fordert die IGM von Electrolux:
- Standortsicherung bis 31. Dezember 2010
- Weitere Investitionen
- Stückzahlgarantie von mindestens 1,2 Millionen Geräten
- Keine Betriebsbedingten Kündigungen
Da durch die Presse die Ente verbreitet wurde, dass der Aufsichtsrat bereits Beschlüsse zu Nürnberg gefasst hätte, wies Dix darauf hin, dass es keine solche Beschlüsse des Aufsichtsrats gegeben hätte.
Der Konzern hat offensichtlich zugesagt die vorgelegten Unterlagen bis Mitte Oktober zu prüfen. Eine Entscheidung fällt vielleicht doch später wie ursprünglich geplant. (Ursprünglich 24.Oktober 2005) War aber noch unklar.
Aussagen von Harald Dix, an die wir ihn notfalls in Zukunft errinnern werden, falls er sie vergessen sollte:
- "Der Dix ist nicht der König. Der Dix entscheidet nicht über die Zukunft der Fabrik"
- "Wir entscheiden gemeinsam"
- "Was machen wir, wenn Electrolux das Aus der Fabrik entscheidet? Wenn wir sagen, wir akzeptieren die Schliessung nicht..... dann werden wir als Arbeitnehmer kämpfen, kämpfen und kämpfen!"