IGM auf den Spuren des ADAC? - - - Zur Tarifbindung bei den Electrolux-GmbHs
Die Vertriebs-GmbH wird aufgespalten. Design, Buchhaltung, Reisestelle, Personalabteilung und EDV kommen in eine neue Dienstleistungsgesellschaft zu IGM-Bedingungen. In den anderen Bereichen werden nur Gewerkschafts-Mitglieder des Innendiensts nach dem IGM-Tarifvertrag bezahlt. Der Rest nach dem niedrigeren Tarif des Groß- und Außenhandels.
Was soll eigentlich diese kleinkarierte Unterscheidung zwischen Mitgliedern und Nicht-Mitgliedern? Grundlegendes Prinzip gewerkschaftlicher Arbeit sollte die Solidarität und die Gegenwehr aller Betroffenen gegen die Unternehmer sein. Gewerkschaften müssen Sammelpunkte des Widerstands gegen die Gewalttaten des Kapitals sein. Wenn die DGB-Gewerkschaften sich nur noch als Versicherungs-Gesellschaften für die eigenen Mitglieder verstehen, wenn sie nicht weiter den Anspruch haben, für alle Arbeiter und für Arbeitslose zu kämpfen dann haben sie ihren Zweck verfehlt. Dann sind sie wirklich nur noch ein "Allgemeiner Deutscher Arbeitnehmer-Club (ADAC)"!
**Und übrigens: Außendienst, Marketing und Controlling bleibt komplett im Tarif des Groß- und Außenhandels. Da wurde noch nicht mal für Gewerkschaftsmitglieder die Rückkehr in den IGM-Tarifvertrag durchgesetzt!**
1. Mittelbar profitieren von den Gewerkschaftsleistungen (Tarif!) vielfach alle Arbeitnehmer, unabhängig von der Mitgliedschaft,
2. Gewerkschaften sind Interessenvertretungen ihrer Mitglieder, der Arbeitnehmer. Die Kraft und Durchsetzungsfähigkeit hängt alleine von der Zahl der Mitglieder und Engagierten ab.
3. Finanziert werden die Gewerkschaften ausschließlich durch Mitgliedsbeiträge. Werbeeinnahmen etc. darf es aus Gründen der Unabhängigkeit nicht geben.
4. Der Zusammenschluss aktiver Arbeitnehmer (=Gewerkschaft) ist dafür verantwortlich, dass es heute Tarifverträge, Entgeltfortzahlung usw. gibt. Nichts ist den Arbeitnehmern geschenkt worden - ein Blick auf die letzten 150 Jahre genügt.
5. Ganz aktuell: Seit Jahren stehlen sich Arbeitgeber (unter wohlwollendeder Betrachtung der Politik) aus den Tarifverträgen. Mangels Mitgliederzahlen und aktiver Leute können die Gewerkschaften diese Entwicklung nicht verhindern. Resultat heute, z.B. im Dienstleistungsbereich: Stundenlöhne ab 2.- €, oftmals um die 5.- €! Bei 40 Std. pro Woche bedeutet dies rd. 865.- € brutto!!
Ich denke das reicht. Wir brauchen keine Nörgler, die sich darüber beschweren, dass sie nichts umsonst bekommen. Wer sich nur ein wenig mit der Geschichte und der aktuellen Politik beschäftigt, kapiert sehr schnell wie wichtig es ist, aktiv für seine Interessen einzutreten. Also nicht meckern, sondern mitmachen.
Werner Röll - Kempten